Bestes Superbike? Honda Fireblade, BMW S 1000 RR oder Yamaha R1?
Tuning Projekte im Duell - wir haben für Euch in Brünn getestet
Ein echtes Highlight zum Abschluss der Saison 2022! Wir hatten drei top aktuelle Superbikes im Duell der ultimativen Rennstrecken-Maschinen bei unseren 1000PS Trackdays in Brünn. Die Fahrzeuge waren dabei natürlich nicht von der Stange, sondern einzig und allein für schnelle Rundenzeiten umgebaut und abgestimmt.
Die beste Basis für einen Rennstreckenumbau?
Spaziert man mit offenen Augen durchs Fahrerlager, begegnen einem in der Riege von 1000ccm Superbikes bei Trackday Events und Hobby Rennveranstaltungen im DACH-Raum viele Yamahas und BMWs. Doch auch die letzte Evolution von Hondas Fireblade mit dem Kürzel RR-R am Schluss, erfreut sich zusehends an Beliebtheit als potente Plattform für einen Racing-Umbau. Der perfekte Anlass für uns um zu klären, welches Fahrzeug die beste Basis bietet und wo die Vorzüge eines jeden Bikes liegen.
Ein Glück, dass sich zwei dieser Motorräder bereits im 1000PS Redaktionsfuhrpark befinden. Das Honda Fireblade Projekt von Nasty Nils, sowie das aktuelle BMW S 1000RR TuneUp sind astrein aufgebaute Renngeräte aus der kundigen Hand von Martin Bauer. Eine Yamaha R1 im Racing-Trimm holten wir uns kurz entschlossen, samt fähigem Fahrer, von den Kollegen des PS Magazins dazu. Die nachfolgenden Einschätzungen in unserem Test übernimmt Fabian Dresler, seines Zeichens Motorradjournalist und ambitionierter Racer in Amateur Klassen, sowie im deutschen R3 und R7 Cup.
Eindrücke zur Honda Fireblade RR-R von Nasty Nils
Obwohl sie, dank offener Akrapovic Anlage und entsprechendem Mapping, in der Mitte deutlich mehr Power hat als das Serienmodell, fühlt sie sich hier im Trio insgesamt noch am schwächsten an. Die Stärke der Fireblade liegt jenseits von 11.000 Umdrehungen, wenn der Motor richtig anpackt und gefühlt unendlich Drehzahlreserven preisgibt. Man fährt die Honda in Brünn stets einen Gang tiefer als die beiden Konkurrenz-Bikes. Trotz des hohen Drehzahlniveaus nimmt sie am Scheitelpunkt das Gas sanft an, hier merkt man, dass die Elektronik von Martin Bauer richtig gut abgestimmt wurde. Die Traktionskontrolle habe ich persönlich im Fahrbetrieb gar nicht gespürt, was ebenfalls ein Kompliment an die Abstimmung ist aber auch zeigt, wie viel Grip die Fireblade beim Beschleunigen aufbaut. Am Kurvenausgang, wenn das Bike lang wird, bleibt sie im Vergleich außerdem auf der engsten Linie.
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Dass auch die Geometrie inkl. Ergonomie - die Fireblade von Nasty Nils fühlt sich schmal und sehr gestreckt an - vom Profi ausgefeilt wurde, zeigt sich in Schräglage, wo die Honda mit unglaublich sattem Anlehngefühl der Linie stoisch folgt. Nicht zuletzt sicher auch ein Verdienst der perfekt arbeitenden Highend Öhlins FGR 250 Gabel.
Eindrücke zur Yamaha R1 vom PS Magazin
Das kompakteste Bike in diesem Vergleich positioniert den Fahrer extrem nah am Vorderrad. Auf der R1 fühlt man sich dem Asphalt am nächsten und bekommt beim Einfahren in die Kurve besonders viel Feedback von der Front. Das schafft viel Vertrauen am Kurveneingang. Das Öhlins-Fahrwerk braucht bei passendem Setup keinerlei weitere Überarbeitung, um dieses Vertrauen weiter zu stärken. Die Bremse - in unserer Konfiguration mit Magura HC3 Pumpe, Brembo T-Drive Scheiben und Brembo Z04 Belägen - lässt sich über den gesamten Hebelweg ausgesprochen fein dosieren, was das Verzögern in Schräglage erleichtert. Im Hanging-Off gefällt mir in Sachen Ergonomie auch die Unterstützung der hohen Tankhaube sehr gut, welche mich als eher großgewachsenen Fahrer etwas gestreckter über dem Bike Platz finden lässt.
Von den anderen beiden Tuning-Bikes hebt sich die R1 durch ihre Racing-Elektronik (GYTR-Kit) ab, die eine sehr detaillierte Justierung von Traktionskontrolle und Motormapping ermöglicht. Außerdem spricht der Crossplane Reihenvierzylinder damit im Scheitelpunkt sehr direkt an, was für ein Racebike wichtig und wünschenswert ist, ohne dabei aber ruppig zur Sache zu gehen. Der Motor ist zwar nach wie vor nicht der stärkste aber er gibt mit Kit-Elektronik und unserer Abstimmung das direkteste Feedback.
Am Kurvenausgang neigt die R1 stets dazu, über Wellen hart mit dem Lenker auszukeilen. Das verschafft dem Lenkungsdämpfer besonders in Brünn eine Menge Arbeit. Weiterer Feinschliff am Setup von Öhlins Cartrige und dem TTX GP Federbein könnten hier vielleicht noch Abhilfe schaffen.
Die BMW S 1000 RR von Mex
Wie schon im Serientrimm zeichnet sich die BMW vor allem durch ihre Zugänglichkeit aus. Ergonomisch nicht ganz so radikal wie die anderen Tuning-Bikes kommt das Arrangement vor allem großen Fahrerinnen und Fahrern entgegen. Der schon in der Drehzahlmitte sehr kräftige Motor bietet das breiteste nutzbare Drehzahlband und fordert deutlich weniger Schaltarbeit als die anderen beiden Antriebe. Trotzdem fehlt es ihm keineswegs an Spitzenleistung. An der Serien-Elektronik gibt es auch nichts auszusetzen, sie regelt sehr sensibel und lässt sich fein einstellen. Erst wenn es richtig engagiert zur Sache geht, würden man sich bei der Traktionskontrolle vielleicht noch eine Erweiterung in sportliche Richtung wünschen, aber das ist Kritik auf hohem Niveau.
Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, mit der die S 1000 RR Geschwindigkeit abbaut. Und das nicht nur wegen der feinen Brembo Hardware mit vernickelten GP4-RX Sätteln und der PR19x16 CNC Radial Bremspumpe. Beim harten Ankern merkt man das gelungene Chassis-Setup, das Bike bleibt unbeirrt in der Spur und trifft beim Einlenken auf der Bremse den Scheitelpunkt exakt, wenngleich sie dafür auch etwas mehr Kraftaufwand fordert als die R1. In Schräglage fühlt sich das Vorderrad zudem etwas weiter entfernt an. Die Öhlins FGRT Gabel liefert in Schräglage trotzdem sehr detailliertes Feedback an den Lenker und beschleunigt den Aufbau von Vertrauen in die Front. Beim Beschleunigen zeigt sich das Federbein nicht ganz so souverän und neigt zu leichtem Pumpen. Mit einem streckenspezifischen Setup und etwas Detailarbeit wäre das bestimmt noch zu beheben.
Bericht vom 12.09.2022 | 36.647 Aufrufe