Kawasaki Z650RS gegen Z900RS Vergleich 2022

Retro war noch nie so schön

Wir haben uns schon öfters gefragt, ob es immer das teurere Modell sein muss. Kann man nicht einfach Geld sparen und genauso viel Freude erleben? Dieser Frage stellten wir uns im markeninternen Duell zwischen Kawasaki Z650RS und Z900RS. Fiel die Entscheidung leicht?

Bereits 2020 stellten sich Technikschwestern zu unseren Retrobikes, die Z650 und Z900, dem markeninternen Duell. Damals war das Ergebnis nicht einheitlich: Für Poky musste es die Z900 werden, ich hingegen stellte mich gerne mit der kompakteren Z650 zufrieden. Doch glaubt nicht, dass es bei diesem Duell einen ähnlichen Ausgang gibt. Tatsächlich könnte man bei diesem Wettkampf von einem Herzschlagfinale sprechen!

Kawasaki Z650RS und Z900RS im Preisvergleich

Beginnen wir zunächst mit dem vielleicht wichtigsten Punkt: Dem Preis. Um diesen Vergleich fair zu gestalten muss man festhalten, dass sich diese zwei Motorräder in zwei gänzlich unterschiedlichen Klassen bewegen. Wertungen bei Leistung, Fahrwerk oder Verarbeitung müssen also in Relation gesehen werden - ansonsten könnte die kleine 650er sofort einpacken. Doch wie positionieren sie sich preislich? Hier die Aufschlüsselung:

DeutschlandÖsterreichSchweiz
Kawasaki Z650RSab 7.995 €ab 8.799 €ab 8'990 CHF
Kawasaki Z900RSab 11.995 €13.299 €ab 13'190 CHF

Preise können mit anderen Farbgebungen abweichen, Stand Juni 2022

Wir halten fest: Zwischen 650er und 900er liegen rund 4.000 Euro. Wie macht sich der Preisunterschied in der Praxis bemerkbar?

Optisch schenken sich die Retro-Geschwister nichts

Zunächst einmal großes Lob an die Kawasaki-Designabteilung. Im Design müssen nämlich keinerlei Abstriche bei der günstigeren Z650RS gemacht werden. Beide Kawas sind wahre Kunstwerke auf zwei Rädern und treffen den Retro-Gedanken perfekt. Es sind nicht nur die Formgebung und die klassischen Lackierungen - auch die Details werden elegant gelöst. Vorrangig die analogen Armaturen, die einen mittig platzierten LC-Display behausen. Kawasaki hätte auch den einfachen Weg gehen können und die TFT-Displays der Z-Nakeds montieren können, doch man wollte auch im Sattel den Oldschool-Vibe versprühen. Bravo, Kawasaki!

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68 PS gegen 111 PS - ist das überhaupt fair?

Nein. Natürlich wollen wir nicht die reinen Beschleunigungs- bzw. Höchstgeschwindigkeitswerte vergleichen. Der 649 ccm große Reihenzweizylinder hätte hier keine Chance gegen den 948 ccm großen Vierzylinder der Z900RS. Dennoch darf die 650er nicht unterschätzt werden! Wer einen absolut berechenbaren Motor sucht, der ohne Spitzen sauber bis in den Drehzahlbegrenzer dreht, ist hier genau richtig. Mit der angenehmen Gasannahme und der Anti-Hopping-Kupplung, die beim Runterschalten zusätzliche Sicherheit gibt, ist dieser Motor sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Biker ein Quell der Freude.

Startet man hingegen den Reihen-Vierer der Z900RS bewegen wir uns in einem ganz anderen Gefilde. Mit einem dumpfen Klang, der mit steigender Drehzahl Gänsehaut produziert, fahren diese 948 Kubik direkt ins Herz. Dass das deutliche Leistungsplus gegenüber der 650er klar zu spüren ist, braucht wohl nicht erwähnt werden. Was soll man noch sagen? Kawasaki weiß, wie man Vierzylinder baut und im klassischen Kleid der Z900RS fühlt sich dieses Aggregat pudelwohl!

Kawasaki Z650RS vs Z900RS: Fahrwerksvergleich

Erneut kann man hier sagen: Man bekommt das, was man bezahlt. Nimmt man nämlich im 820 mm Sattel der Z650RS Platz, spürt man gleich die weiche Abstimmung der Fahrwerkskomponenten. Dennoch schafft es Kawasaki einen guten Kompromiss zu finden, der das Retro Bike bei sportlicher Fahrweise nicht unterdämpft wirken lässt. Schwere Piloten könnten die Grenzen vielleicht früher ausloten, doch wir mussten bei unserem Test keine großen Abstriche machen.

Schwingt man sich auf die Z900RS mit 835 mm Sitzhöhe erkennt man sofort den Unterschied: Anstatt eines lediglich in Federvorspannung einstellbarem Federbein, sind Gabel und Federbein der 900er vollständig verstellbar. Doch selbst im Grundsetting wirkt die Z900RS deutlich erwachsener und schafft den Spagat zwischen Sportlichkeit und alltagstauglichem Komfort.

Welches Kawasaki Retro-Bike für wen?

Wie man herauslesen kann, macht die Z650RS sehr vieles sehr gut - nur macht es die teurere 900er eben besser. Ein absolut logischer Schluss, doch das bedeutet nicht unbedingt, dass man eben auch zum größeren Motorrad greifen muss. Schließlich präsentiert sich die Z650RS mit ihren 187 Kilogramm deutlich kompakter und wendiger als die 215 Kilogramm schwere Z900RS. Somit eignet sie sich perfekt für kleinere und unerfahrene Piloten, oder für alle, die das Gefühl von kleinen, wendigen Motorrädern schätzen.

Große oder schwere, beziehungsweise erfahrene Piloten sind mit der Z900RS wahrscheinlich besser beraten. Sie ist das deutlich erwachsenere Motorrad, mit dem auch längere Etappen zu zweit entspannter möglich sein werden. Außerdem wird man wohl nicht mehr auf den Zweizylinder wechseln wollen, wenn das Aggregat der 900er erlebt hat. Das einzige Hindernis: Man braucht rund 4.000 Euro / CHF mehr am Konto.

Vaulis Senf zum Vergleich der beiden Retro-Bikes Kawasaki Z900 RS und Z650 RS

Das teaminterne Duell zwischen den beiden Retro-Kawas ist für mich persönlich recht schnell entschieden - nein, es muss definitiv nicht die Große sein! Denn schon alleine von der Optik her steht die kleine Z650 RS zwar der großen Z900 RS nach, allerdings nicht so sehr, dass sie ins Abseits geraten könnte. Für mich wirken beide Maschinen so clean und glaubwürdig, dass ich Kawasaki großes Lob dafür aussprechen möchte, dass auch die kleine Z650 RS so wirkt, als wären die Techniker und Designer bereits bei der Planung der Z650 davon ausgegangen, dass es auch eine retro-orientierte RS-Version geben wird. Dass es die Z900 RS mit ihrer größeren Liebe zum Detail nochmals besser macht, ist würdig und recht, wer über 4000 Euro oder Franken mehr ausgibt, will auch in allen Belangen eine bessere Maschine bekommen. Doch schon alleine die Armaturen mit zwei Analog-Rundinstrumenten und einem kleinen LCD dazwischen ist bei beiden Maschinen extrem gelungen, wodurch die kleine Z650 RS zumindest beim Cockpit gegenüber der großen Schwester auf nichts verzichten muss.

Bild von Vauli
Vauli

"Die Kawa Z900 RS ist in fast allen fahrtechnischen Belangen besser, die herrliche und sehr ähnliche Optik rückt die Z650 RS aber gefährlich nahe an die große Schwester heran!"

Beim Fahren selbst ist es hingegen sofort klar, auf welcher der beiden man sitzt - eigentlich reicht es schon, sie zu starten. Denn der kleine Reihen-Zweizylinder der 650er klingt eher blechern, während der Reihen-Vierer der 900er dermaßen sonor und kernig klingt, dass es für Sound-Fetischisten doch unbedingt die Große sein müsste. Die Frage, welche nun besser fährt, stellt sich ebenfalls nicht wirklich, mit 111 PS und 98,6 Newtonmeter Drehmoment ist die Z900 RS der Z650 RS mit 68 PS und 65,7 Newtonmeter weit überlegen. Auch das Fahrwerk ist bei der Großen hochwertiger und die Bremsen naturgemäß besser. Bei der Elektronik kann sich die 900er aber nicht sonderlich weit absetzten, gerade mal die serienmäßige Traktionskontrolle hat sie zusätzlich. Ich hätte mir bei ihren sportlichen Fähigkeiten eigentlich einen Schaltassistenten gewünscht, den hat Kawa aber nicht einmal gegen Aufpreis im Programm. Bei der Sitzposition rücken die beiden Retroeisen allerdings wieder näher zusammen, auf beiden sitzt man sehr bequem und gemütlich, fast schon langstreckentauglich. Die Z650 RS hat sogar ein, im ersten Eindruck sehr weiches, aber doch angenehm stabiles Fahrwerk und erstaunlich gute Bremsen. Das Handling ist durch den schmäleren 160er-Hinterreifen und das, um über 30 Kilo leichtere Gewicht sogar einfacher als bei der Z900 RS. Und damit wiederhole ich mich gerne - nein, es muss nicht immer die Große, es darf ruhig auch mal die Kleine sein!

Horvaths Fazit zum Kawasaki Vergleich

Ehrlich gesagt fällt man Fazit ähnlich aus: Nein, es muss nicht die Große sein. Tatsächlich würde ich wahrscheinlich immer zum Schlüssel der Z650RS greifen, wenn ich die Wahl hätte. So sehr die Z900RS mit ihrem großartigen Motor und den hochwertigeren Komponenten begeistert, trifft die "Kleine" eher meinen Geschmack. Kompakte Ausmaße, niedrigeres Gewicht und der schmälere 160er Hinterreifen geben ihr das Plus an Wendigkeit, das ich vor allem im Alltag, wenn es auch einmal durch die Stadt geht, schätze. Außerdem reichen mir 68 PS auch auf der Landstraße aus, um flott unterwegs zu sein. Die Z900RS ist in meinen Augen weiterhin ein wahres Traumbike seitdem sie präsentiert wurde, doch nun hat Kawasaki sich mit der Z650RS einfach zu gute Konkurrenz geschaffen.

Fazit: Kawasaki Z900 RS 2022

Die Z900 RS erfreut sich an einer großen Fangemeinde und auch im Jahrgang 2022 stellt sie erneut unter Beweis, wieso sie solch eine Beliebtheit erfährt. Der kraftvolle Motor punktet mit Durchzug und einem herrlichen Sound, der aber nicht zu aufdringlich ist. Das Handling fühlt sich natürlich an und stellt vor keine Herausforderung. Einzig ein Quickshifter würde dem Motorrad noch stehen - auch wenn das nicht ganz zum Retro-Gedanken passt.


  • wunderschönes Design
  • kraftvoller Motor
  • stabiles Fahrverhalten
  • kräftige Bremse
  • bequeme Sitzposition
  • analoge Anzeigen
  • verstellbare Hebel
  • kein optionaler Quickshifter erhältlich

Fazit: Kawasaki Z650 RS 2022

Mit der RS beweist Kawasaki, dass man die Kunst der Retro Bikes beherrscht. Dass unter dem hübschen Kleid die normale Z650 steckt vergisst man sofort, da dank der richtigen Details das Retro-Design überzeugend durchgesetzt wurde. Im Sattel erfreut man sich an der Zugänglichkeit, die man von der Technikschwester kennt. Ein Retro Bike, mit dem sowohl Einsteiger, als auch erfahrene Biker eine wahre Freude haben werden!


  • perfekt umgesetztes Retro Design
  • analoge Anzeigen
  • quirliger Motor,zugängliches Handling
  • kräftige Bremsen
  • bequeme Ergonomie
  • verstellbare Hebel
  • wahrer Eyecatcher
  • etwas nüchtener Sound

Bericht vom 04.07.2022 | 29.881 Aufrufe

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