Hyper Nakeds auf der Rennstrecke 2021 - Aprilia Tuono V4 Factory

Das nackte Italo-Superbike gegen BMW, Ducati, KTM und Triumph

Unser Landstraßen-Test der ultimativen Hyper-Naked Bikes ließ erahnen, dass einige dieser Raketen auch auf der Rennstrecke eine unglaublich gute Figur machen werden! Vor allem die Aprilia Tuono V4 1100 Factory kann auf der Piste ihre starke Verwandtschaft zum Superbike RSV4 in die Waagschale werfen.

Die Aprilia Tuono V4 Factory kam, sah und siegte! Kein anderes Naked Bike ist so nahe an dem hauseigenen Superbike dran, immerhin teilt sie sich ganz professionell das Chassis mit der RSV4 1100 Factory. Damit gehen schon mal die Geometrie und das elektronisch einstellbare Öhlins-Fahrwerk den richtigen Weg, das Tüpfelchen auf dem i ist der vergleichsweise niedrig angebrachte Lenker, der klarerweise die beste, weil am meisten gestreckte Sitzposition aller fünf Hyper-Nakeds auf der Rennstrecke erlaubt.

Der V4-Motor der Aprilia Tuono V4 Factory ist eine Wucht!

Die giftige, aber gut dosierbare Bremse passt ebenfalls bestens zum Racing-orientierten Charakter der aktuellen Tuono. Schließlich ist auch der Motor eine Wucht, dass der mächtige V4 auf der Landstraße etwas verspätet Fahrt aufnimmt, fällt auf der Rennstrecke erwartungsgemäß überhaupt nicht mehr auf und so kann man sich sowohl an der brachialen Gangart der 175 PS und 121 Newtonmeter Drehmoment als auch an diesem unfassbar guten Sound ergötzen.

Die Tuono V4 1100 Factory ist eigentlich ein nacktes Superbike

Nun gut, die Ducati Streetfighter V4 S hat eindeutig noch mehr Punch, die BMW S 1000 R ist noch einfacher zu fahren, die KTM 1290 Super Duke R ist noch quirliger und die Triumph Speed Triple 1200 RS ist für mich persönlich sogar die noch bessere Wahl auf der Rennstrecke. Die Aprilia Tuono V4 1100 Factory bietet aber ein richtig ernstzunehmendes Potential und die restlichen Tester scheinen auch von dem nackten Italo-Superbike überzeugt zu sein.

Klausi Grammers Meinung zur Aprilia Tuono V4 1100 Factory:

Der 1100 Kubik-V4 und eigentlich das Motorrad in seiner Gesamtheit kann die genetische Abstammung nicht verleugnen - und das ist gut so! Mit dem für Naked Bikes sehr tief angebrachten Lenker entsteht ein Fahrverhalten, das ein bisschen an die RSV4 Factory erinnert. Die Orientierung Richtung Vorderrad hilft beim Einlenken und sorgt für ein gutes Gefühl für die mögliche Schräglage bzw. die Kurvengeschwindigkeit. In Verbindung mit der ausgefeilten Elektronik und dem sehr elastischen Motor kommen die guten Rundenzeiten fast von selbst. Dies ist deshalb so wichtig, weil im Gegensatz zur gutbürgerlichen Meinung dabei sein ist alles am Ende eben doch die Rundenzeit die einzige Währung ist, die auf der Rennstrecke zählt!

Zonkos Meinung zur Aprilia Tuono V4 1100 Factory:

Auf der Rennstrecke ist der Werksthunfisch noch immer in Führung. Auf keinem anderen Naked ist es so einfach, schnelle Runden zu fahren. Das Chassis ist rennorientiert stabil, das Gefühl für das Vorderrad unerreicht, der V4 einfach göttlich. Die Konkurrenz hat allerdings aufgeholt.

Tolle Einheitsbereifung Pirelli Diablo Supercorsa SP

Als Einheitsbereifung diente uns beim großen Hyper-Naked Bike-Test auf der Rennstrecke der Pirelli Diablo Supercorsa SP, ein Pneu, der sich bestens für den Dienst auf der Piste eignet, allerdings dank Straßenzulassung auch auf Achse anreisen kann. Die Straßen sollten dann zwar möglichst trocken sein, denn Silica wurde in der Gummimischung nicht verarbeitet, umso besser benimmt sich der Supercorsa SP aber auf der Rennstrecke. Hohe Temperaturen machen ihm also nicht so viel aus wie reinen Straßenreifen, was bei modernen Hyper-Nakeds mit bis zu unfassbaren 208 PS natürlich durchaus eine Rolle spielt. Lobenswert ist auch die kurze Aufwärmphase des Supercorsa SP, Gelegenheits-Rennstreckenfahrer können ihn auch gerne ohne Reifenwärmer nutzen.

Tibors Meinung zur Aprilia Tuono V4 1100 Factory:

Sound genial, Bremserei Top, die Italienerin geht in die Euro5-Runde und bringt noch mehr Leistung mit. Vorsicht beim Umgang mit der Drehbewegung der rechten Hand!

Mex´ Meinung zur Aprilia Tuono V4 1100 Factory:

Speziell auf der Rennstrecke immer noch eine Macht. Trotz motorischer Unterlegenheit in Sachen Leistung, versteht es die Tuono V4 Factory auf Anhieb schnell zu sein. Keine Andere vermittelt so viel Rückmeldung und Präzision im Sattel. Die nahe Verwandtschaft zur RSV4 Superbike-Schwester ist in jedem Moment deutlich spürbar. Die Sitzposition gestaltet sich, sowohl durch die frontorientierte Oberkörperhaltung, als auch durch den spitzen Kniewinkel etwas kompromissloser als bei den anderen Bikes im Testfeld. Doch genau damit schafft sie sich auf der Rennstrecke den entscheidenden Vorteil für ein exaktes Einlenkverhalten. Zudem glänzt sie mit unübertroffener Stabilität und hoher Schräglage-Freiheit in den Kurven.

Fazit: Aprilia Tuono V4 1100 Factory 2021

Der Motor der Aprilia Tuono V4 1100 Factory gewinnt zwar durch die Änderung auf die Euro5-Konformität an Präzision, bleibt im Wesen aber unverändert - ein potenter Geselle, der gedreht werden möchte! Auch das Handling bleibt sportlich und fordernd, gemütlich können´s ruhig die anderen angehen. Das elektronisch verstellbare Öhlins-Fahrwerk werkt ausgezeichnet und das Elektronik-Paket ist State-of-the-Art. In Sachen Optik orientiert sich die neue Tuono V4 1100 Factory nun an der kleinen Tuono 660, vor allem die Front mit den hochgezogenen LED-Tagfahrleuchten sieht hinreißend aus. Insgesamt also eine großartige Evolution eines ohnehin guten Motorrads.


  • kräftiges V4-Triebwerk
  • herrlicher Sound
  • sportliche Sitzposition
  • ausgezeichnetes, elektronisches Öhlins-Fahrwerk
  • umfangreiches Elektronik-Package
  • hübsche Optik
  • lässt sich aus dem Drehzahlkeller etwas bitten

Bericht vom 10.09.2021 | 21.152 Aufrufe

Empfohlene Berichte

Pfeil links Pfeil rechts