Yamaha MT-07 vs. MT-07 35 kW A2 / A beschränkt

Wie viel Power braucht man, um Spaß zu haben?

Kaum ein anderes Motorrad schafft es so wie die Yamaha MT-07 mit vergleichsweise wenig Leistung so viel Spaß zu bereiten! Die etwas mehr als 73 PS reichen für richtig gute Fahrleistungen und ermöglichen Wheelies förmlich am Fließband. Reichen da vielleicht sogar die A beschränkt- bzw. A2-tauglichen 48 PS auf dieser herrlichen Spaßmaschine?

Man sollte sich seiner Sache niemals allzu sicher sein. Das musste ich bei meinem Besuch bei Yamaha Schweiz wieder mal eingestehen, denn ich war zu 100 Prozent überzeugt davon, dass ich die Yamaha MT-07 mit ihren 73,4 PS bereits ab den ersten Metern von der gedrosselten Version mit nur 48 PS unterscheiden werde können. Tja, weit gefehlt, erst ein direkter Umstieg im Marquez-Style offenbarte die 25 PS Mehr-Power der offenen MT-07 gegenüber der Variante, die auch von all jenen genutzt werden darf, die (noch) den A2-Schein (EU) bzw. A beschränkt (Schweiz) besitzen.

Die gedrosselte Yamaha MT-07 kann erstaunlich lange mithalten!

Und genau deshalb muss ich völlig verblüfft festhalten, dass es zumindest bei der MT-07 von Yamaha kein arger Nachteil ist, den beschränkten Führerschein zu besitzen. Denn abgesehen davon, dass die restlichen Komponenten wie Chassis, Fahrwerk, Bremsen uns sogar die fesche Optik völlig identisch sind, kann eben auch der gedrosselte Motor erstaunlich lange auf dem Niveau der starken Version mitspielen. Und das liegt vor allem daran, dass die MT-07 mit einem relativ erwachsenen Hubraum ausgestattet ist. 689 Kubik aus zwei Zylindern in Reihe sind ja doch rund 200 Kubik mehr als der Großteil der Bikes in der A2-Liga.

Die MT-07 ist in beiden Versionen ein herrliches Wheelie-Eisen

Dementsprechend gering ist daher der Unterschied beim maximalen Drehmoment, den 67 Newtonmeter bei 6500 Umdrehungen der offenen Version stehen 62 Nm bereits bei 4250 Touren der gedrosselten Version gegenüber. Aus diesem Grund kann man auch die gedrosselte MT-07 gleich gut wheelen wie die offene 7er-MT, die sich ja wie kein anderes Motorrad dieser Klasse dermaßen easy auf´s Hinterrad stellen lässt. Denn genau da erwartete ich im Vorfeld meine große Chance, die schwächere Version herausfiltern zu können - weshalb ich Silvano Dragonetti von Yamaha Schweiz bat, mir beide Versionen in die Hand zu drücken, ohne mir zu verraten, welche die Stärkere und welche die Schwächere sei. Sein verschmitzter Grinser hätte mir allerdings zu denken geben müssen.

Werden die Kurvenradien weiter, schlägt die Stunde der starken MT-07

Den großen Unterschied merkt man nämlich tatsächlich erst beim beherzten Ausdrehen der Motoren, denn da liefert die gedrosselte Variante ihre nur 48 PS bei 7750 Touren ab, während die offene Version ihre über 25 PS mehr bei 8750 Umdrehungen, also exakt 1000 Touren später abdrückt. Klar macht die offene MT-07 damit auf Landstraßen mit weiteren Kurvenradien noch mehr Spaß, die gedrosselte Version kann sich aber auch dort durchaus sehen lassen.

Die Yamaha MT-07 will niemanden erschrecken, kann aber auch sportlich

Die restlichen Komponenten an den beiden MT-07 unterscheiden sich, wie bereits erwähnt, kein bisschen - und lassen nicht nur Einsteiger über die Quirligkeit dieser leichtfüßigen Maschine jubeln, sondern können sogar erfahrene Piloten erfreuen. Die Sitzposition ist zwar sportlich, aber nicht unangenehm weit nach vorne orientiert. Das Handling ist enorm spielerisch, was man bei 184 Kilo fahrfertig tatsächlich bereits anhand der Daten am Papier erwarten darf. Aber auch die Bremse und das Fahrwerk passen hervorragend in das Bild des Einsteigerbikes, das niemanden erschrecken will, aber so manch sportlichen Piloten nicht im Stich lassen möchte - die beiden 298er-Scheiben an der Front sowie die konventionelle Gabel und das Monofederbein ohne Verstellmöglichkeiten sind also auch bei sportlicherem Andrücken nicht sofort am Limit.

Yamaha setzt an den richtigen Stellen auf moderne Features

Umfangreiche Elektronik-Features sucht man an der MT-07 nach wie vor vergeblich, ein herkömmliches ABS ist verbaut, fertig. Allerdings kann gerade solch eine Reduktion auf das Wesentliche das reine Fahrerlebnis bereichern, denn bei einer so gut und leicht kontrollierbaren Maschine bedarf es nicht zwangsläufig elektronischer Helferlein, die das schiere Kraftpotential im Zaum halten. Stattdessen setzt Yamaha an den richtigen Stellen auf moderne Features, der Scheinwerfer ist nun als besonders minimalistisches LED-Licht ausgeführt und die ausgezeichnet ablesbaren LED-Armaturen werden reversiv, also weiß auf schwarz dargestellt, auf eine praktische Ganganzeige wurde erneut nicht vergessen.

Die gedrosselte MT-07 kann von außen nicht entlarvt werden!

In jedem Fall passt dieses kompakte Cockpit mit den nötigsten Infos natürlich besser zur minimalistischen Front als ein überfrachtetes Riesendisplay. Die Optik hat durch die Überarbeitung überhaupt enorm gewonnen, endlich passt der kleine Scheinwerfer zum restlichen kantigen Look der MT-07. Womit ich abschließend noch einmal die schwächere Version loben muss: Nicht einmal ein Aufkleber entlarvt die gedrosselte MT-07!

Fazit: Yamaha MT-07 2021

Kaum ein anderes Motorrad der sogenannten Einsteigerklasse macht dermaßen viel Spaß wie die Yamaha MT-07. Sogar die, auf 48 PS gedrosselte Version kann durch den vergleichsweise großen Hubraum länger mit der Vollversion mithalten, als man vermuten würde. Die restlichen Komponenten schlagen sich ebenfalls wacker, sowohl die Bremse als auch das Fahrwerk wollen niemanden mit zu viel Härte erschrecken, kommen aber auch bei sportlicheren Piloten nicht sofort ans Limit. Die Optik ist nun stimmiger, der minimalistische LED-Scheinwerfer passt bestens zum kantigen Look.


  • quirliger, kräftiger Motor
  • guter Sound
  • angenehme Sitzposition
  • gute Bremsanlage
  • Armaturen gut ablesbar
  • Fahrwerk nicht verstellbar

Bericht vom 25.04.2021 | 66.923 Aufrufe

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