Aprilia Dorsoduro 900 Test 2017

Das Fun-Sportgerät mit mehr Hubraum!

So schnell kann´s gehen - vor knapp einem Jahrzehnt war die Aprilia Dorsoduro eine hippe Alternative unter den zahlreichen Supermotos, schon ist sie ein exotischer Klassiker. In der neuesten Version als Dorsoduro 900 mutiert sie mit mehr HUbraum, PS und Elektronik zur erfrischenden Alternative zu den unzähligen Naked Bikes am Markt - Funfaktor pur!

Das Gejammere war groß - auch mein eigenes, muss ich zugeben - als bekannt wurde, dass Aprilia sämtliche Zweizylinder-Motoren aus dem Programm nehmen würde. Die Hürde der Euro4-Abgasnorm wäre zu hoch, die Umbaumaßnahmen würden sich nicht rentieren. So weit so schlecht, die beiden großvolumigen V2-Modelle Caponord 1200 und Dorsoduro 1200 wurden tatsächlich ersatzlos gestrichen - und hinterlassen eine Vielzahl fassungsloser Fans.

Mehr Hubraum in der Aprilia Dorsoduro 900

Dafür können alle Freunde der kleineren V2-Baureihe aufatmen, vormals Shiver 750 und Dorsoduro 750 bleiben weiterhin im Programm und wurden mit dem heurigen Jahrgang sogar zur Shiver 900 (zum Test der Shiver 900) und zur Dorsoduro 900 - also vergrößerten die Techniker im Zuge der Überarbeitungen für die Euro4 auch gleich den Hubraum ordentlich von 749 auf 896 Kubik.

Ein Geheimnis zum Erfolg der Dorso 900

Bei der Dorsoduro 900 steigen damit sowohl Leistung als auch Drehmoment an, die Leistung zwar nur um knapp 3 PS auf 95 PS bei 8750 Umdrehungen, das Drehmoment dafür gleich um 8 Newtonmeter auf ein maximales Drehmoment von 90 Newtonmeter bei 6500 Touren. Vielleicht nicht DAS Geheimnis zum Erfolg, aber gewiss ein gutes Argument für die Dorso 900, denn durch die knapp 150 Kubik mehr kommt bereits von weit unten der nötige Punch, der gerade bei einem Zweizylindermotor so viel Spaß macht und vor allem zu einer wendigen Supermoto passt.

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Auf der Aprilia Dorsoduro 900 thront man

Wobei wendig im Falle der Dorsoduro 900 relativ ist, alle Komponenten, die an einem Motorrad für Stabilität sorgen, sind auch stabil ausgelegt. Rahmen und Chassis sowie das Fahrwerk geben viel Vertrauen und erlauben zielsicheres Einlenken in Kurven. Vor allem die Federelemente, vorne eine 41er USD-Gabel von Kayaba, hinten ein Sachs-Monofederbein, sprechen hervorragend an und können bei Bedarf in Federvorspannung und Zugstufe justiert werden. Für meinen Geschmack haben die Aprilia-Techniker aber bereits ab Werk eine gute Einstellung vorgenommen, die vor allem überrascht, wenn man bedenkt, dass die Dorsoduro mit 160 Millimeter Federweg vorne und hinten ziemlich hochbeinig daher kommt. Die Sitzhöhe ist mit 870 Millimeter auch dementsprechend hoch - man thront auf der Dorso, während man auf der Schwester Shiver 900 sitzt.

Auch im engen Winkelwerk ist Stabilität gefragt

Dadurch kommt man also nicht nur flink sondern auch sehr linientreu um diverse Radien und kann diese typische Supermoto-Wendigkeit voll genießen, obwohl das fahrfertige Gewicht von 212 Kilo nicht unbedingt ein Handlingwunder vermuten ließe. Die hohe und aufrechte Sitzposition ermöglicht zusammen mit dem breiten Lenker aber Richtungswechsel mit wenigen Impulsen, sodass sich die Dorsoduro 900 auch im engen Winkelwerk wohl fühlt.

Die Aprilia Dorsoduro 900 zelebriert Supermoto!

Lediglich beim Bremsen taucht die Front stärker ein als etwa bei der Shiver 900, die über die gleiche Bremsanlage verfügt. 30 Millimeter mehr Federweg wirken sich nun mal aus, mich persönlich stört diese Tendenz aber keineswegs - die Dorso 900 ist nun mal keines der vielen Naked Bikes sondern eine Supermoto! Instabil wird die Fuhre ohnehin auch beim Bremsen nicht, die zwei schwimmend gelagerten 320er-Scheiben an der Front werden von radial montierten Vierkolbensätteln gepackt - da wäre es fast schon ein Wunder, wenn die Anlage nicht ordentlich zupacken könnte. An einer feinen Dosierbarkeit mangelt es aber nicht und so kann man vor der Kurve fest anbremsen, fest umlegen und auch wieder fest herausbeschleunigen.

Volles Elektronik-Paket auf der Aprilia Dorsoduro 900

Dank vollem Sicherheitspaket kann dabei auch (fast) nichts passieren, ein abschaltbares ABS ist mit an Bord und auch eine dreifach verstell- und ebenfalls abschaltbare Traktionskontrolle zähmt im Fall der Fälle das Hinterrad. Die Elektronik funktioniert überhaupt auf der Dorsoduro 900 besser denn je, das Ride-by-Wire-System mit drei verstellbaren Modi (Sport, Touring, Rain) hat ein Level erreicht, bei dem man das ruppige Ansprechen der Vorgängerin Dorsoduro 750 endgültig vergisst.

Der Schaltblitz ist der neue Drehzahlmesser

Dass es Aprilia mit der Dorsoduro 900 absolut ernst meint und nicht nur die Dorsoduro 750 leicht aufwärmt, merkt man auch an den neuen Armaturen. Wie bei der Shiver 900 informiert nun ein TFT-Farbdisplay über alle relevanten Daten wie Geschwindigkeit, Drehzahl, Kilometer, Tageskilometer, Tankinhalt, Reichweite, ABS, Traktionskontrolle, Modi und mehr. Der digitale Drehzahlmesser ist in Sachen Ablesbarkeit zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, der programmierbare Schaltblitz fungiert aber mit seinen farblich abgestimmten Leuchtdioden sehr praktisch und gut erkennbar als Alternative.

Die Aprilia Dorsoduro 900 ist die letzte ihrer Art

So wie schon die Schwester Shiver 900 bleibt auch die Dorsoduro 900 beim Design nahezu unverändert. Da sie sich als letzte ihrer Art aber zwangsläufig nur noch mit Naked Bikes messen muss, ist sie mit ihrem Supermoto-Stil ohnehin einzigartig. Der rot lackierte Gitterrohrrahmen, die goldene Kayaba-Gabel und die vielen schwarzen Anbauteile verstärken den sportlichen Charakter noch weiter und machen aus der neuen Dorsoduro 900 eine richtig gute Partie vor dem Eissalon. Auf der Hausstrecke sowieso...

Fazit: Aprilia Dorsoduro 900 2017

Die Dorsoduro 900 kann alles besser als ihre Vorgängerin Dorsoduro 750. Die Elektronik mit einstellbaren Modi, ABS und Traktionskontrolle funktioniert tadellos, das Triebwerk hat nun auch von unten heraus den nötigen Punch, der eine Zweizylinder-Supermoto so spaßig macht. Dank der hohen Sitzposition ist sie wendig genug, bleibt aber immer stabil und präzise. Die Optik ist zwar nur wenig gegenüber der Dorso 750 verändert, da die Konkurrenz aber unisono aufgegeben hat, ist die Dorsoduro 900 die letzte ihrer Art und somit das einzige Supermoto-Funbike am Markt.


  • kräftiges Triebwerk mit gut abgestimmter Elektronik
  • abschaltbare Traktionskontrolle
  • gute Bremsen mit abschaltbarem ABS
  • stabiles Handling
  • einzigartige Optik
  • aktive Sitzposition
  • relativ hohes Gewicht
  • schlecht ablesbarer Drehzahlmesser

Bericht vom 16.08.2017 | 95.957 Aufrufe

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