Kawasaki Z1000SX Test 2017 mit Bildergalerie und Video!

Die gelungene Evolution des sportlichen Tourings

Seit 2011 bereichert die Kawasaki Z1000SX das Segment der Sporttourer - bis heute blieb sie sich sowohl in Sachen sportlicher Auslegung als auch unverkennbarer Optik treu. Die brandneue Version ist mit LED-Scheinwerfern, besserem Komfort und einem kompletten Elektronik-Paket dennoch die bisher beste und schönste SX, die es jemals gab.

Gutes noch besser zu machen, ist gewiss keine leichte Aufgabe, allerdings ist es auch eine sehr schöne und verantwortungsvolle Aufgabe - der die Kawasaki-Ingenieure für das Projekt Z1000SX 2017 offenbar sehr penibel nachgingen. Die Ziele und Vorgaben waren wohl klar abgesteckt, auch beim neuen Modell ist nach wie vor klar, dass es um das Thema Sport und Touring geht - das Kürzel SX im Namen steht ja auch für "Sports Crossover", also eine gelungen Mischung aus Sport und Touring.

Ein supersportlicher Auftritt - die neue Kawasaki Z1000SX

Den Sport zelebriert die neue Z1000SX schon alleine wegen ihrer coolen Optik, die nun noch mehr an die supersportlichen Geschwister, im Speziellen an das Superbike ZX-10R angelehnt ist. Vor allem die aggressiven LED-Scheinwerfer machen einiges her und leisten sogar praktische Dienste: Das LED-Licht leuchtet noch heller und braucht dabei sogar weniger Strom - weshalb nun immer beide Scheinwerfer an der Front aktiv sind, egal ob Abblend- oder Fernlicht eingeschaltet ist. Also Schluss mit dem einäugigen Blick älterer Modelle, die aus Gründen der Battrerieschonung nur mit einer Lampe leuchteten. Das Überholprestige im Rückspiegel ist dabei enorm.

Praktische Verkleidung für Sport und Touring

Dennoch bleibt die neue Kawasaki Z1000SX dank ihrer gedrungenen und bulligen Verkleidung an der Front eindeutig als solche erkennbar. Für gesteigerten Komfort und WIndschutz wurde die Verkleidung jedoch etwas breiter und das größere Bubble-WIndschild ein wenig höher. Die Möglichkeit, das WIndschild dreifach zu verstellen bleibt erhalten, funktioniert allerdings nur bei Betätigung eines Hebels unter dem Cockpit, was wiederum die Bedienung während der Fahrt erschwert, da man beide Hände vom Lenker nehmen muss. Gedacht ist es klarerweise so, dass man es nur im Stand macht, um nicht vom Fahrgeschehen abgelenkt zu sein, denn eine Einhandbedienung wäre bestimmt möglich gewesen.

Die Kawasaki Z1000SX ist kein kleines Spielzeug

Ich habe es aber auch so geschafft, das Schild während der Fahrt zu verstellen und damit bin ich auch schon beim stabilen Fahrverhalten der neuen Kawasaki Z1000SX: Die Maschine macht dem Segment der Sporttourer alle Ehre, das Handling ist sehr stabil, das zwar in Kurven nicht ganz so agil einlenkt und -kippt, wie man es vielleicht von kompakten Naked Bikes erwarten darf, nicht aber von einem sportlichen Tourer, der auch auf weiten Strecken eine gute Figur machen soll. Immerhin ist die Z1000SX kein kleines Spielzeug sondern hat ernste Absichten auf Reisen und weiteren Touren.

Hochwertige Komponenten beim Fahrwerk der Z1000SX

Angenehm akribisch wurde das Fahrwerk abgestimmt - es gibt sich ausgesprochen komfortabel und lässt harte Stöße nicht bis zum Fahrer durchdringen, bleibt aber dennoch sportlich straff, wie man es von einem Sporttourer erwarten kann und bietet sich somit auch für beherzte Landstraßen-Räubereien an. Denn da kann das hochwertige Fahrwerk voll punkten - sehr sensibel und präzise arbeiten die guten Komponenten, vorne eine voll verstellbare 41 Millimeter-Upside-Dowm-Gabel, hinten ein Monofederbein in horizontaler Back-Link-Bauweise, ebenfalls voll verstellbar. Damit kann ein weites Spektrum an Fahrerwünschen abgedeckt werden, vom sportlich hart bis reisetauglich komfortabel.

Gezielte Verbesserung - noch mehr Komfort am Hintern

Einem gesteigerten Komfort kommt auch der neu gestaltete Sattel zugute, der nun noch besser gepolstert ist und ich kann ganz ehrlich behaupten, dass ich auf den rund 300 Kilometern überhaupt keine Probleme hatte, obwohl ich meine Sitzposition nur selten wechselte und nicht auf der SX herumturnte, um keine Unruhe in die Fuhre zu bekommen - immerhin war ich den gesamten ersten Tag auf nasser Fahrbahn unterwegs. So ist das offensichtlich, wenn Engel reisen - sie nehmen das Wetter von daheim mit, leider auch das schlechte! Also war es am ersten Tag eine vollkommene Regenpartie, in der sich aber eindeutig zeigte, dass die neue Kawasaki Z1000SX eine großartige Maschine ist, die auch bei widrigen Verhältnissen ausgezeichnet werkt - ich fühlte mich nie unwohl oder hatte gar Angst, dass etwas außer Kontrolle geraten könnte.

Verleumdung - die Bremse ist weder giftig noch brachial!

Das wiederum liegt zum einen an der tollen Bremse, die uns der Kawasaki-Sprecher während der Präsentation als etwas giftiger beim ersten Kontakt beschrieb. Meine Angst vor einer brachialen Anlage, die eher auf die Rennstrecke passen würde, wurde aber zerstreut, die Dosierung der Petal-Doppelscheibe mit 300 Millimeter Durchmesser samt Monobloc-Vierkolbenbremssätteln verzögert hervorragend und es gab keinerlei Probleme.

Das bullige Triebwerk der Kawasaki Z1000SX bleibt erhalten

EIn weiterer positiver Fakot für dieses Wohlfühlklima auf der Z1000SX ist das Herzstück, der bekannte Reihen-Vierzylindermotor mit 1043 Kubik Hubraum und ordentlich Schmalz in allen Lebenslagen. 142 PS bei 10.000 Touren und 111 Newtonmeter bei 7300 Umdrehungen machen bereits am Papier klar, dass es offensichtlich sehr kraftvoll zur Sache gehen muss und zeigen, dass die Euro4-Norm keinen negativen EInfluß auf die Performance des Triebwerks hat. Der Motor benimmt sich damit so agil und von unten druckvoll, wie ich es gewohnt bin und so sehr an der Z1000SX schätze.

Die Armaturenbeleuchtung dürfte heller sein

Nach wie vor ist die Getriebeabstufung sehr markant, man will auch im höchsten Gang nochmals hochschalten, weil die Gänge so kurz erscheinen. Und da kommt nun endlich ein neues Feature an der Z1000SX zum tragen - eine serienmäßige Ganganzeige im Cockpit! Wobei da wiederum eine kleine Schwäche bei schlechten Lichtverhältnissen auffällig wird: Die Armaturen sind ordentlich geschlichtet und die reversive Anzeige der Daten, also helle Schrift auf dunklem Hintergrund ist auch sehr übersichlich, allerdings ist die Hintergrundbeleuchtung ein wenig schwach. Bei normalen Lichtverhältnissen passt es tadellos, bei düsterem Wetter oder in der Dämmerung könnte es allerdings etwas besser sein. Der analoge Drehzahlmesser ist aber problemlos ablesbar und passt somit sehr gut zu diesem souveränen Charakter, den die Z1000SX so gekonnt verkörpert und vertritt.

Nun befindtet sich auch die Kawasaki Z1000SX in der Hand der Bits und Bytes

Der letzte Faktor, der die Z1000SX zur bisher besten SX macht, ist auch der umfangreichste - die Elektronik wurde massiv aufgerüstet. Über sechs Freiheitsgrade (Längs-, Quer- und Hochachse sowie Roll-, Nick- und Gierrate) verarbeiet die IMU (Inertial Meassurement Unit) von Bosch blitzschnell alle Inputs der Sensoren und versorgt ABS-Bremse, Motor und Traktionskontrolle mit Aufgaben. KCMF (Kawasaki Cornering Management Function) überwacht Motor- sowie Fahrwerkparameter durch die gesamte Kurve von der Einfahrt bis zum Scheitelpunkt und zur Ausfahrt und moduliert dabei die Bremskraft sowie die Motorleistung, um einen ausgewogenen Übergang von Beschleunigung zu Bremsen und zu erneutem Beschleunigen zu ermöglichen.

IMU, KCMF, KTRC? Der Computer weiß schon, was er macht...

Weiters hat die Z1000SX die bekannte KTRC (Kawasaki TRaction Control), die dreifach verstellt oder ganz deaktiviert werden kann. In Betriebsart 1 und 2 ermöglicht die ausgeklügelte Programmierung einen gewissen Schlupf der zur größtmöglichen Beschleunigung notwendig ist. Das ideale Schlupfverhältnis variiert je nach Bedingungen. Das System berücksichtigt Drehzahl des Vorder- und Hinterrads (Schlupf) und verschiedene Eingangsparameter von Motor, Maschine und Fahrer werden überwacht - eine Art Slidecontrol ist also auch mit an Bord.

Kawasaki Intelligent Braking System - wir nennen es Kurven-ABS

Besonders erfreulich ist nun KIBS (Kawasaki Intelligent Braking System), ein intelligentes ABS, das auf dem gleichen System wie auf der Ninja H2 und der Ninja ZX-10R basiert. Damit ist das ABS nun hochsensibel und baut beim Betätigen in der Kurve gezielt den Bremsdruck ab, damit es nicht zum Blockeiren kommen kann - wir nennen das KIBS ganz lapidar Kurven-ABS, Kawasaki umschreibt es da schon so kompliziert, dass ich euch die Wortwahl nicht vorenthalten möchte: " Durch die Rückmeldung von der IMU bietet das KIBS eine neue Funktion: die Kurvenbremskontrolle. Sollten Fahrer die Bremsen über den Kurvenbeginn hinaus (d. h. beim Anbremsen bis zum Kurvenscheitelpunkt) oder mitten in der Kurve (z. B. zum Ausweichen vor einem Hindernis) einsetzen, wird die Bremskraft moduliert, um der Aufrichtungstendenz des Motorrads beim Bremsen entgegenzuwirken. Dadurch wird der Fahrer beim Halten seiner Spur in der Kurve unterstützt."

Erinnert mich an so manchen Gesetzestext, der scheinbar absichtlich kompliziert formuliert wird, damit ihn der kleine Mann oder die kleine Frau erst gar nicht zu verstehen versucht. Im Falle des ABS aber tatsächlich egal, es funktioniert unauffällig und tadellos. Für das Herausbeschleunigen nach der Kurve gibt es schleißlich auch noch eine Wheelie-Control, die das Aufsteigen des Vorderrades effektiv unterdrückt.

Gut, dass es ihn gibt, den Low-Power-Mode braucht man aber nicht unbedingt

Die Kraft für solche Ausbrüche ist zweifellos da, allerdings benimmt sich das Triebwerk vorrangig kultiviert und läßt sich schließlich auch noch mit zwei verschiedenen Mappings betreiben. Neben dem vollen Output im Full-Power-Mode mit 142 PS gibt es auch noch einen um 30 Prozent reduzierten Low-Power-Mode, der dann eben rund 100 PS an das Hinterrad läßt - diesen Modus habe ich dank der angenehmen Kraftentfaltung und Dosierbarkeit aber nicht einmal im stärksten Regen verwendet.

Für wen eignet sich die Kawasaki Z1000SX nun?

In Sachen Touring und Reisen muss sich die Z1000SX wohl oder übel mit der Armada an großen Reise-Enduros messen, denn Komfort und angenehme Sitzposition wird in diesem Segment ganz groß geschrieben. Da tritt sogar aus den eigenen Reihen eine harte Konkurrenz auf den Plan, die Versys 1000. So wie die Z1000SX mit dem seidigen und kraftvollen Vierzylinder-Motor ausgestattet, hat auch sie sich eine ordentliche Fangemeinde aufgebaut. Kommt aber jemand aus dem sehr sportlichen Bereich, war also bisher vorrangig mit mehr oder weniger unbequemen Supersportlern unterwegs und möchte nun etwas mehr in Richtung Touring gehen, wird er mit den hochbeinigen Enduros nichts anzufangen wissen - und ist bei der Z1000SX goldrichtig. Der Preis von knapp über 16.000 Euro in Österreich geht anhand des weiten Einsatzspektrums ebenfalls in Ordnung, eine Enduro auf diesem Niveau kostet mindestens das gleiche.

Fazit: Kawasaki Z1000SX 2016

Das aktuelle Modell der Kawasaki Z1000SX ist schon ein herrlich ausgewogenes Motorrad, das sowohl mit seinen sportlichen Reizen, als auch mit den Komfortfeatures und der Langstrecken-Tauglichkeit punkten kann. Dennoch macht das neue Modell 2017 alles noch besser: Verfeinerter WIndschutz, komfortablere Sitzbank, besseres Zubehör und eine Vielzahl an Elektronik-Helferlein, die das Fahren auch bei widrigen Verhältnissen sicher und souverän machen. Am sportlichen Charakter des kräftigen Motors musste nichts geändert werden, die Optik ist mit den LED-Scheinwerfern und den vielen Kanten fast auf dem Niveau eines Supersportlers - insgesamt eine absolut gelungene Weiterentwicklung.


  • souveräner, kraftvoller Motor
  • tourentaugliche Verkleidung
  • sportliche Auslegung
  • gute Elektronik-Features
  • Traktionskontrolle
  • Kurven-ABS
  • angenehm komfortabel
  • gut integriertes Koffersystem.
  • in engen Kurven etwas steifes Handling
  • Armaturen nicht optimal hinterleuchtet

Bericht vom 03.11.2016 | 74.924 Aufrufe

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