Moto Guzzi MGX-21 Flying Fortress Test 2016 mit Video

Das edelste Motorrad aus Italien?

Moto Guzzi baut die Palette der großen Cruiser aus - und wie! Das neue Flaggschiff der California 1400-Reihe ist eine ebenso imposante wie elegante Erscheinung, die bei Technik und Antrieb auf Bewährtes vertraut, in Sachen Design aber neue Maßstäbe setzt. Und die Fahrdynamik ist mit dem riesigen Vorderrad ebenfalls mit nichts vergleichbar!

Moto Guzzis Part im Piaggio-Konzern ist geklärt, alle sportlichen Geräte kommen von Aprilia, die günstigen und praktischen Roller von Vespa und Piaggio selbst und die Cruiser kommen von Moto Guzzi. Schluss mit relativ sportlichen Naked Bikes, Schluss mit (tatsächlich sehr gut funktionierenden) Reiseenduros, Konzentration auf das Wesentliche. Immerhin passt dieser Stil zu einer fast 100 Jahre alten Traditions-Motorradschmiede sehr gut. Um dem noch mehr Ausdruck zu verleihen, schicken die Italiener nun ein neues Top-Modell, quasi ein Prestige-Objekt feinster Güte ins Rennen.

Moto Guzzi MGX-21 Flying Fortress - das neue Flaggschiff der Italiener

Und bereits der Name MGX-21 Flying Fortress fällt auf, passt er doch so gar nicht in die übliche Namensgebung bei Moto Guzzi. Tatsächlich wurde abgesehen vom genialen Zweitnamen "Flying Fortress", also fligende Festung für das neue Flaggschiff der Projektname beibehalten - weil er einfach extrem cool klingt und sogar Sinn macht: MG steht für Moto Guzzi, das X für die Tatsache, dass es sich um ein (damals noch geheimes) Projekt handelt und 21 gibt den Durchmesser des Vorderrades an. Für alle Moto Guzzi-Kenner und -Liebhaber sei erwähnt, dass der Name mit dem Moto Guzzi-Gründungsjahr 1921 nichts zu tun.

Das Handling der Moto Guzzi MGX-21 passt perfekt - anders als die anderen!

Die 21 im Namen bezeichnet also das riesige Vorderrad, das zwar schon im Stand mächtig etwas hermacht und mit der Karbonblende in der Felge herrlich stylish wirkt, im Fahrbetrieb macht sich das riesige Wagenrad aber noch stärker bemerkbar. Positiv im Sinne von Laufeigenschaften wie Spurtreue und Abrollkomfort, allerdings auch gewöhnungsbedürftig in Kurven und bei sehr langsamem Tempo. Die Moto Guzzi-Techniker haben zwar gute Arbeit geleistet, die MGX-21 kippt dank ausgeklügeltem Lenkungsdämpfer nicht völlig unerwartet in den Radius und lässt sich durchaus behände bewegen, das Handling erfordert aber doch eine gewisse Routine, für Anfänger ist die MGX-21 wohl eher nicht zu empfehlen.

Die MGX-21 hat von allem mehr - mehr Prestige, mehr Schräglage, mehr Gewicht

Einen weiteren positiven Effekt hat das riesige Vorderrad auf die Schräglagenfreiheit, ausgestattet mit Fussrasten ohne Trittbretter kann man schon ganz ordentlich umlegen, bevor die Raster am Asphalt kratzen. Somit konnte ich die MGX-21 angenehmer fahren, als ich es nach dem ersten Aufstellen der Maschine vom Ständer vermutet habe - vollgetankt über 360 Kilo Lebendgewicht sind schon beeindruckend und waren sogar für mich schweren Brocken ein noch schwererer Brocken.

Auch an einem Lifestyle-Bagger finden sich praktische Elemente

Da muss man dann sehr nüchtern feststellen, dass die absolut geile Carbon-Verkleidung nicht immer zur Gewichtsreduktion beiträgt. Für die Optik ist sie aber unverzichtbar, so elegant, glatt und reduziert sieht kaum ein anderer Bagger aus, der Star-Designer Miguel Galluzzi hat eindeutig sein Bestes gegeben. Die praktischen Aspekte dieser Form mit den beiden Koffern im Heck ist natürlich auch nicht von der Hand zu weisen, für den Wochenendausflug reichen die beiden "Gepäckabteile" durchaus. Die vordere Verkleidung verzichtet der Optik wegen auf ein hohes Windschild und begnügt sich mit einer ausladenden Maske, mit der Batman seine helle Freude hätte. Auch hier wurden wieder praktische Elemente integriert - die Musikboxen sitzen vorne an den Sieten und beschallen den Fahrer so gut, wie es die Bauweise der MGX-21 ohne hohe Scheibe ermöglicht.

Bewährte Technik gibt keine Rätsel auf

An der Technik selbst gibt es nichts zu meckern, immerhin nutzt die MGX-21 Flying Fortress als Basis die California 1400-Baureihe mit dem bombastischen, längs eingebauten V2-Motor mit 1380 Kubik und enorm viel Charisma. Knapp 97 PS bei 6500 Touren reichen für alle Lebenslagen, 121 Newtonmeter Drehmoment bei nur 3000 Touren zeugen von mächtig Dampf schon weit unten im Drehzahlband - und somit eine absolut souveräne Performance.

Mit gewohnt umfangreichem Elektronik-Paket

An Elektronik wird auch bei der neuen MGX-21 nicht gespart, da kann man im Piaggio-Konzern ja aus dem Vollen schöpfen. Daher besitzt sie drei einstellbare Motormanagement-Modi (Veloce als schärfster Modus, Turismo für ein sanfteres Ansprechen und Pioggia für nasse Fahrbahn) sowie eine drefach einstellbare Traktionskontrolle, die auch abgeschaltet werden kann - bei einem 360 Kilo-Bomber nicht unbedingt ratsam. ABS ist ja mittlerweile Standard, die Bremsanlage selbst mit 320 Millimeter-Scheiben und Vierkolben-Bremssätteln kommt mit der schweren Fuhre anständig zurecht.

Kleine Macken - typisch italienisch

Bei den Bedienelementen gibt es ebenfalls kaum Kritik, alles ist hübsch angerichtet und bis auf den Joystick der Musikanlage, der etwas indirekt zu bedienen war, funktioniert alles sehr gut. Ich wundere mich nur über den Notaus-Schalter, der genau zwischen dem Umschaltknopf für das Display und dem Startknopf, der während der Fahrt als Wählschalter für die Leistungsmappings dient, sitzt. Eine Fehlbedienung ist da nicht ganz auszuschliessen. Auch das grüne Lämpchen, das die Aktivität der Cruise Control anzeigt, blinkt ständig, kaum von der Blinkerleuchte zu unterscheiden und man vermutet im ersten Moment, vergessen zu haben, den Blinker abzuschalten. Das sind allerdings wirklich nur Kleinigkeiten, auf die wahre Moto Guzzi-Fans antworten werden: Na wenn sonst nix ist...

Prestige lässt sich nun mal gut bezahlen

Wo sich die MGX-21 am wohlsten fühlen wird, ist klar, sie ist ein Gleiter, der die weiten Strecken mag. Amerika ist also das erklärte Ziel für Moto Guzzi, wenn auch die Flying Fortress in unseren Breiten eine Menge Spass machen kann. Noch besser kann sie bei uns allerdings als Prestigeobjekt dienen, mit einem Preis von fast 28.000 Euro in Österreich ist man schon in der Oberliga und darf sein Geld in Form der betörend gut aussehenden Moto Guzzi MGX-21 Flying Fortress anlegen.

Fazit: Moto Guzzi MGX-21 2016

Mit der MGX-21 bringen die Italiener nun ein absolutes Highlight auf den Markt - sowohl für Moto Guzzi als auch für die gesamte Motorrad-Industrie. Das Design des begnadeten Miguel Galluzzi ist dezent und auffällig zugleich und die Carbon-Elemente verstärken den elitären Touch. Zur Gewichtsreduktion, wie man es von Carbon gewohnt ist, tragen sie aber nichts bei, mit über 360 Kilo vollgetankt ist die MGX-21 ein richtig schwerer Brocken. Im Fahrbetrieb benimmt sie sich dennoch sehr berechenbar, lediglich das riesige 21 Zoll-Vorderrad ist etwas gewöhnungsbedürftig. Motor und Chassis stammen aber von der bekannten California 1400-Reihe und verrichten daher ihren Dienst ausgezeichnet. Der Preis von rund 28.000 Euro in Österreich macht aber klar, dass die Moto Guzzi MGX-21 Flying Fortress gewiss nicht für jedermann zu haben sein wird.


  • einzigartige Optik
  • hochwertige Carbon-Elemente
  • integrierte Koffer
  • bewährte Technik
  • kräftiger Motor
  • standfeste Bremsen
  • Musikanlage
  • verstellbare Leistungsmodi
  • einstellbare Traktionskontrolle
  • eingenwilliges Fahrverhalten
  • hohes Gewicht
  • hoher Preis

Bericht vom 17.09.2016 | 50.721 Aufrufe

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