Motorrad-Quartett: Aprilia V4 1100 RR Test
4 Fahrer, 1 Motorrad. Die 1000PS-Redaktion testet
Das 1000PS Motorrad Quartett: 4 Fahrer, 10 Motorräder. K.OT, NastyNils, Vauli und Zonko fahren die Bikes der Roadshow on Tour 2016.
Ich versuche, mich immer diplomatisch auszudrücken, weil ich weiß, dass kein Motorrad nur schlecht und keines ohne Fehler ist. Das gilt auch für Motoren, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Jeder von uns bevorzugt eine Bauart, nicht nur dem eigenen Einsatzzweck und der persönlichen Fahrweise wegen. Bei manchen Motoren spürt man eine gewisse Harmonie, den Einklang mit seinem inneren Rhythmus. Bei mir heißt dieser Motor V4.
Von der SV650 auf die V4 Tuono
Beim 1000PS Motorrad-Quartett fuhren 4 Redakteure 12 Motorräder an einem Tag. Begonnen habe ich diesen mit der Suzuki SV650, da ich diese noch nicht kannte und man es frühmorgens ja nicht übertreiben muss. Ich hatte ohne Vorbehalte richtig viel Spaß und war vom basslastigen und drehmomentstarken V2 äußert positiv überrascht. Mit einem Leergewicht von unter 200 kg fährt sich die anfängerfreundliche SV spielerisch und spritzig. Ich war wiedermal so weit, zu sagen: Wer braucht mehr Leistung? Dann stieg ich auf die Tuono.
Heilige Maria, Mutter Gottes! Was ist das nur für ein entsetzlicher Schub! Manchmal reicht eine kurze Entwöhnungsphase, um sich um Jahre zurück zu katapultieren, als man bei 100 PS noch die Hosen voll hatte. Diese Desensibilisierung nimmt zwar genau so schnell wieder ab, wie sie aufgebaut wurde, aber in den ersten Momenten erlebt man den blanken Horror und versteht wieder, was 175 PS in einem 205 kg leichten Naked Bike bedeuten.
Echter Sport statt Show
Den kompromisslos sportlichen Anspruch seines Donnerbolzens zeigt Aprilia nicht nur mit einer messerscharfen wie polarisierenden Optik an, sondern auch in der Benennung der Fahrmodi, die da heißen Sport, Track und Race. Dabei handelt es sich nicht nur um reine Angeberei, wie das voll einstellbare Fahrwerk, Stahlflex-Bremsleitungen und Brembo monoblocs und ein serienmäßiger Schaltautomat beweisen.
TC, WC, LC und ABS
Weitere elektronische Fahrassistenzsysteme wie Traction Control, Wheelie Control, Launch Control und das dreistufige, abschaltbare ABS dienen im Ernstfall der situationsbedingten Zähmung dieser einspurigen Urgewalt. Wer es auch mal gern entspannt angeht und das Motorrad ohne viel Aufregung laufen lassen möchte, der sollte sich eine andere Spielkameradin suchen. Im 825 mm hohen Sattel der Tuono ist die Haltung schon eine aggressivere, vorderradorientiertere als auf anderen Naked Bikes. Man sitzt etwas gebückt, den breiten, fast geraden Lenker in Händen und den analogen Drehzahlmesser sowie das LC-Display im Blick.
Nichts erklären, nur starten
Um die Faszination für die Tuono zu verstehen, muss man nicht viel erklären, sondern einfach nur den Startknopf drücken. Wenn der Starter anläuft und der V4 zum ersten Mal aufbrüllt wie ein roter italienischer Sportwagen, stellen sich die Nackenhaare auf, die Finger beginnen zu kitzeln und der Puls dreht in den roten Bereich. Die Spannung steigt, die emotionalen Speicher werden voll aufgeladen und wenn man zum ersten Mal beschleunigt, fährt dir der Blitz voll ins zentrale Nervensystem. Dann hörst du nur noch den lauten, mächtigen Donner.
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KOT
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Fazit: Aprilia Tuono V4 1100 RR 2016
Wer auch in höheren Preisklassen auf sein Geld achten muss, ist mit der Tuono V4 1100 RR besser bedient als mit der Factory-Version - weil sie weniger bietet: Das Fahrwerk spricht nur geringfügig weniger sensibel an als die teureren Öhlins-Komponenten der Factory, bietet dafür auf Rüttelpisten noch etwas mehr Komfort und der schmälere Reifen (190/55-17 auf der RR statt 200/55-17 auf der Factory!) kann in Spitzkehren das Zünglein an der Waage sein. Über das harmonisch fahrbare V4-Kraftwerk, das so unglaublich viel Freude bereitet, verfügt auch die RR-Version. Insgesamt kann die "billigere" Tuono immer noch mehr, als viele direkte Konkurrentinnen.- gelungene Optik
- unglaublich starker und einfach beherrschbarer Motor
- gutes Fahrwerk
- bequeme Sitzposition
- gute Aerodynamik
- transparente Bremsen
- spitzen Auspuff-Sound
- hoher Preis
- hoher Verbrauch
Bericht vom 25.06.2016 | 15.443 Aufrufe