Honda CBR500R vs. Yamaha YZF-R3

A2 Vergleich Honda CBR 500R vs. Yamaha YZF-R3

Der Zweiradvirus ist ein Hund. Meist wird man in jungen Jahren infiziert und weiß lange nicht, wie schlimm es einen eigentlich wirklich erwischt hat. Bis zur Diagnose vergeht einige Zeit und es ist oftmals schon zu spät. Befund: Motorradwunsch im Endstadium. Irreversibel.

Als Behandlung gilt es zuerst solange praktische und theoretische Tests über sich ergehen zu lassen, bis man endlich das Verordnungsschreiben für ein Heilmittel in Händen hält. Und dann steht man vor einer schwerwiegenden Entscheidung: welches Eisen soll den Zuckungen der rechten Hand nun endlich einen Sinn geben?

Aus den zahlreichen Behandlungsmöglichkeiten für den Motorradvirus gilt es nun die passende Motorradkategorie auszuwählen. Eine Gattung lässt bei dieser Entscheidung wahrscheinlich keinen Motorradfahrer wirklich kalt. Weder Chopper noch Roller kämpfen bei der MotoGP um die Bestplatzierungen. Nein. Das erledigen natürlich Supersportler, kompromisslose Maschinen, die nur eine Bestimmung haben: möglichst schnell um die Eck´n zu heizen.

Ein MotoGP Bike ist aber leider in der Regel für den Otto Normalmotorradfahrer nur in Plakatform erhältlich was nun? In Mugello in die Boxengasse einbrechen? Nein. Zum Glück gestaltet sich der Einstieg in die Welt der Supersportler erheblich leichter. Man kann den Spirit bereits schnuppern und spüren, ohne gleich überfordert oder gar verschreckt zu werden - weder finanziell noch fahrtechnisch. Genau diesen Spagat versuchen die Honda CBR 500R und die Yamaha YZF-R3 zu meistern. Wie zwei Medikamente mit ähnlicher Wirkung aber unterschiedlichen Wirkstoffen.

Ein unfairer Kampf?

Wer jetzt aufgrund der Modellbezeichnung der beiden Motorräder einen gewissen Hubraumunterschied vermutet, liegt auf keinen Fall falsch, soll sich dadurch aber nicht zu vorschnellen Schlussfolgerungen verleiten lassen. Während in der Honda CBR 500R ein 471 ccm Motor werkelt, muss sich die Yamaha YZF-R3 mit lediglich 321 ccm begnügen. Wenig überraschend sind auch die Leistungsdaten unterschiedlich. Die Honda produziert mit ihren 48 PS die maximal erlaubten Pferdchen der A2 Motorradklasse, bei der Yamaha wird diese Grenze mit ihren 42 PS nicht erreicht. Da drängt sich die Frage auf, ob die Ingenieure von Yamaha denn nicht in der Lage waren, die fehlenden 6 PS aus dem Motor zu kitzeln?

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Leistung versus Gewicht

Natürlich wäre mehr Leistung aus dem Hubraum technisch möglich, nur wäre die R3 aufgrund des geringen Gewichts dann schlicht und einfach nicht A2 tauglich. Mit ihren 169 kg fahrbereit ist die Yamaha R3 ein wahres Leichtgewicht und braucht sich deshalb vor einem Vergleich mit der stärkeren, aber mit 194 kg doch deutlich schwereren, CBR 500R nicht zu fürchten. Die harten Zahlen am Papier zeigen ein defacto gleiches Leistungsgewicht von 4 kg pro PS. Dass diese Zahlen nicht lügen hat der Praxistest bestätigt, bei den Überholmanövern konnte sich die Honda keinen Millimeter absetzen, die R3 ist ihr am Heck geklebt wie angetackert.

Bei der Yamaha sollte man aber eher den richtigen Gang eingelegt haben, um Gasgriffbefehle auch direkt in Vortrieb umsetzen zu können. Denn die Maximalleistung liegt bei der R3 erst bei 10750 U/min an, bei der CBR 500R schon bei 8500 U/min. Dennoch bietet der Motor der YZF-R3 einen dynamischeren und supersportähnlicheren Gesamteindruck, da er sich viel höher drehen lässt. Der rote Bereich beginnt erst bei 12500 U/min und reicht bis 13 500 U/min, während er bei der Honda schon bei 8500 U./min beginnt und bei 10 000 U./min ist auch schon wieder endgültig Schluss mit lustig. Die R3 überrascht also trotz dem kleineren Hubraum mit einem wirklich sportlich fahrbaren Motor, in Verbindung mit dem geringen Gewicht liefert sie eine erstaunliche Performance ab.

Spielerisches Handling

Die Motorräder fahren sich äußerst spielerisch, beide Fahrwerke verdienen das Prädikat einsteigertauglich. Wie bei der Motorisierung gibt es aber auch hier deutliche Unterschiede. Während die Yamaha YZF-R3 leichter in den Radius zu bewegen ist und sich eher in Schräglage korrigieren lässt, kann man der Honda CBR 500R eher ein etwas stabileres aber dennoch wendiges Fahrgefühl zuschreiben. Wenn man also vom Moped oder einer 125er auf die R3 umsteigt, wird man sich sofort wohl fühlen und grinsend durch die Gegend heizen. Beim Umstieg von der CBR500R auf die Yamaha wirkt die R3 aber etwas kippeliger und fühlt sich in puncto Handling etwas weniger nach Motorrad an.

Optik – ein klares Rennen?

Wenn man jedes der beiden Bikes einzeln und für sich allein stehend betrachtet, kommt man unweigerlich ins Staunen. Das Design wirkt stimmig und formschön, es ist ein Wahnsinn, welche Optik den Einsteigern in dieser Preisklasse schon geboten wird. Im direkten Vergleich gewinnt aber eindeutig die CBR 500R. Sie schaut mehr nach Motorrad aus, man würde ihr durchaus mehr Kubik zutrauen. Die Formsprache ist näher am Puls der Zeit und alles in allem detailreicher gelöst.

Dieser Eindruck entsteht in erster Linie an der Front, durch die sportlichen und nach unten gezogenen LED-Scheinwerfer. Aus den kantigen Seitenverkleidungen ragen in unserer Farbvariante die golden lackierten Motorabdeckungen und vollendet wird das Design durch die seitlichen Lufteinlässe des Sozius. Bei der R3 sind zwar gut verarbeitete Teile verbaut, wie etwa die Fußrasten, alles in allem schaut sie aber weniger wertig aus. So ist etwa die Tankabdeckung aus Kunststoff, die Maske im Vergleich nicht mehr zeitgemäß. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die schmälere Serienbereifung der R3, mit der man vor der Eisdiele weniger auftrumpfen kann.

Ausstattung und Ergonomie

Schaltautomaten darf man sich in dieser Preisklasse (noch?) nicht erwarten, ganz nackt kommen die Zwei aber auch nicht daher. Beide haben serienmäßiges ABS und die Federbeine sind in der Federbasis verstellbar. Die Honda verfügt zusätzlich über verstellbare Bremshebel, eine in der Vorspannung verstellbare Gabel und die schon erwähnten LED Scheinwerfer. Auch die Yamaha hat einige Zuckerl zu bieten: eine Ganganzeige mit Schaltblitz und einen analogen Drehzahlmesser, der einfach sportlicher und leichter ablesbar ist. Die Sitzhöhe ist mit 785 mm bei der Honda und 780 mm bei der Yamaha ähnlich, die Lenker verhältnismäßig breit mit langstreckentauglichen, weil wenig geneigten Lenkerenden. Auf Honda hat man als etwas größerer Fahrer mit über 1,80 aber einen angenehmeren Kniewinkel.

Fazit von Maikel GI

Ein doch deutlicher Unterschied blieb bis zuletzt noch unbeleuchtet, der Preis. Die Honda CBR 500R kostet in Österreich 6990 € (Deutschland: 6090 €), während die Yamaha mit 5999 € in Österreich (Deutschland: 5395 €) doch deutlich billiger ist. Das relativiert die ausgewachsenere Optik der Honda doch etwas, denn 1000 € Unterschied sind nicht gerade wenig. Die Entscheidung zwischen den beiden wird schlussendlich durch ein Probesitzen und das Geldbörsel getroffen werden. Die Essenz des Motorradfahrens garantieren beide Motorräder. Ein eindeutiger Behandlungstipp von 1000PS für den Motorradvirus im Anfangsstadium.

Fazit von Thomas Proksch

Zwei tolle Motorräder hatten wir da zum Testen bekommen. Zu meiner Verwunderung war der Unterschied zwischen den Motorrädern größer als gedacht. Die Yamaha R3 ist zwar günstiger, hat somit aber leider auch Nachteile. Besonders negativ ist mir das viele Plastik aufgefallen, das verbaut wurde wie z.B. der Tank, der mit Plastik ummantelt ist. Die Honda CBF500R punktet für mich durch das Design, unter anderem die besonders schicken LEDs, die das ganze Motorrad modern und sehr wertig wirken lassen. Beide Motorräder lassen sich super fahren. Die Yamaha hat ein sehr sportliches Gefühl beim Fahren, und die Honda liegt sehr angenehm auf der Straße. Wenn ich mich für eins der Bikes entscheiden müsste, wäre es die Honda CBR500R.

Fazit von Horvath

Die Honda CBR500R ist eindeutig das erwachsenere Motorrad im Vergleich. Schon beim Blick auf die technischen Daten fällt das auf. Größerer Motor, mehr Gewicht und breitere Reifen machen sie rein theoretisch zum Sieger des Vergleichs. Auch die Optik ist mit den LED-Lichtern vorne und hinten unschlagbar. Man kann sagen, sie findet einen guten Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit und Fahrspaß am Wochenende. Die Yamaha R3 ist im Gegensatz dazu eher ein Spielzeug, aber im positiven Sinne. Der Motor dreht höher und sie geht auch viel spielerischer um die Kurven. Will man ein Motorrad, mit dem man am Wochenende einen Adrenalinrausch nach dem anderen hat, ist die Yamaha das bessere Eisen im Vergleich.

Autor
Michael G. Fox

MICHAEL G. FOX

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Bericht vom 07.06.2016 | 40.889 Aufrufe

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