BMW S 1000 RR Almeria

Test in Almeria. Ist die S 1000 RR nochmal besser geworden? Klaus Grammer und NastyNils berichten.

Feintuning für 2012. Das bayrische Superbike wurde nochmal besser. Intensive Tuchfühlung auf der Strecke in Almeria.

 

BMW S 1000 RR 2012

Ab einem gewissen Alter möchte man es sich ja nicht mehr unnötig schwer machen. 1000PS Nebenerwerbsredakteur Klaus Grammer hat den 40er überschritten, ist mehrfacher Staatsmeister und möchte 2012 eine sorgenfreie und erfolgreiche Saison absolvieren. Seine Wahl fiel daher auf die S 1000 RR 2012. Kann das Motorrad die Ansprüche des ambitionierten Racers erfüllen?

Der erste Eindruck in der Garage brachte zuerst Ernüchterung. Die nach unzähligen Saisonen auf japanischen Sportmotorräder abgestimmte Werkzeugkiste, bringt Dich bei der BMW nicht weiter. An der hinteren Achse ist eine 34er Nuss erforderlich, die vordere Achse braucht einen 24er Innensechskant und die Verkleidung sowie sämtliche Anbauteile sind mit Torx-Schrauben befestigt. Doch der zweite Eindruck ist durchaus positiv. Liegt das Werkzeug erstmal bereit, kommt man mit einer überaus kleinen Werkzeugkiste aus. Den alle Verkleidungsschrauben haben die gleiche Größe und man hat das Gefühl man könnte das gesamte Bike mit nur 3 unterschiedlichen Werkzeugen zerlegen. Diese Arbeit geht auch flott voran. Das Heck ist schnell entfernt, die Verkleidungsdemontage ist keine Fummelei und geht leicht von der Hand. Alles wirkt hochwertig, nix bricht ab, keine Kratzer am jungfräulichen Motorrad versauen die Schrauberstimmung.

Den ersten Rollout absolvierte NastyNils bereits am Pannoniaring. Doch beim BMW Test Camp in Almeria konnten wir zwei Tage lang alle Komponenten des Motorrades auf Herz und Nieren prüfen. Wir starteten bei 5 Grad frühmorgens und aktivierten sofort die Stufe zwei der Griffheizung. BMW hat in die S 1000 RR die wohl günstigste Saisonverlängerung aller Zeiten eingebaut. Herrliche Runden auf der Strecke sind nun quasi ab knapp über dem Gefrierpunkt möglich. Man könnte nun unken, dass die S 1000 RR mit diesen Griffen zum Tourenbike mutiert, doch das Gegenteil ist der Fall. Der Gasgriff ist um 5 Grad kurzhubiger als beim Vorgängermodell, was sich auf der Rennstrecke ausgesprochen deutlich und positiv bemerkbar macht. Nachteile bringt der neue "Racinggasgriff" nicht mit sich, da das ausgezeichnete Motormanagement auch so ein präzises dosieren des Motors ermöglicht. In Sachen Spitzenleistung hat sich im Vergleich zum Vorgängermodell eigentlich nix getan. Doch BMW hat zwei höchst effektive und dabei sehr unspektakuläre Tuningmaßnahmen umgesetzt. Das Motorrad ist um einen Zahn kürzer übersetzt als früher und passt damit mal perfekt für kurze Trackdays Ausflüge auf die Rennstrecke. Kein Hobbypilot wird hier 2012 die Übersetzung ändern müssen. Weiters wurde die Drehmomentkurve im unteren und mittleren Bereich angehoben. In Verbindung mit der kürzeren Übersetzung fühlt sich das Motorrad am Kurvenausgang nun stärker an als die 2011er Ausgabe.

 

Eine Onboardrunde im Sattel der S 1000 RR in Almeria mit NastyNils.


HP Race Power Kit bringt 4 PS und spart 6,8 Kilo


 

Die S 1000 RR war führend was die elektronischen Fahrhilfen ABS und DTC betraf. Doch auch die Gegner haben gute Ingenieure und daher hat BMW für 2012 nachgelegt. Die Regelung ist nun feiner und am Kurvenausgang hat die Elektronik die fast 200 PS noch besser im Griff. Klaus Grammer wird für seinen Einsatz im Superstock 1000 Cup den "HP Race Power Kit " einsetzen. Dieser beinhaltet eine Akrapovic Komplettanlage sowie eine neue ECU. Dieses Paket erhöht die Spitzenleistung um 4 PS und macht die Regelungskurven von ABS und DTC deutlich schärfer. Ganz nebenbei spart man 6,8kg ein, was bei der mittlerweile mächtigen Wampe von Grammer durchaus Sinn ergibt. Der Kit hat sich in der Praxis schon bewährt. Ayrton Badovinis gewann damit 2010 den FIM Superstock 1000 Cup. Die Entwicklungsarbeit floss direkt in das nun fertige Produkt.

Apropos Entwicklungsarbeit. In Kombination mit dem HP Race Calibration Kit kann man sich die S 1000 RR noch mehr für seine persönlichen Bedürfnisse an der Rennstrecke weiterentwickeln. Grammer wird dabei von den Erfahrungen seiner Spezis Fritz Schwarz und Michael Ranseder profitieren können. Denn das Geschäftsmodell der Tuningschmiede vom "Fritz-Tuning" ist es nun mal, das gesammelte Wissen von der Rennstrecke direkt an zahlende Kunden weiterzugeben.

Begeistert zeigte sich sowohl Grammer als auch die langsameren Piloten hier in Almeria von der Bremse. Selbst die IDM-Truppe rund um Ranseder wird wieder mit den Serienbremsen, gepaart mit SBS Racing Bremsbelägen zum Einsatz bringen. Auf das ABS wird er auf der Rennstrecke aber offen gesagt verzichten. Das Tool trägt den Namen "Race ABS" bestimmt zurecht und hat hier in Almeria womöglich dutzende Stürze verhindert. Doch Toppiloten in nationalen Meisterschaften welche über jahrelange Erfahrung verfügen, verzichten trotzt eventueller Vorteile im Nassen auf das ABS. Denn dieses hat beim Rennsport-Einsatz auf hohem Niveau einen systembedingten Nachteil. Die Leitungen müssen von der Bremspumpe einen Umweg über die Steuereinheit nehmen und können damit den Druckpunkt nicht so konstant halten wie eine herkömmliche Bremsanlage. Zusätzlich werden durch die Demontage 3 kg eingespart.

   

Ein harter Arbeitstag im Dienste der Leser!


1000PS Redaktionsduell


 

Grammer selbst wird bei seinem Einsatz zwar auf ein K-Tech Fahrwerk setzen. Nur das feinste vom Feinsten ist gut genug für den Rennstrecken-Sir. Er hat ja auch einen edlen Teamchef und Sponsor zur Seite, der die Rechnung brennt. Doch zum Vorteil aller "Selber-Zahler" wird das Serienfahrwerk 2012 einen noch breiteren Einsatzbereich abdecken. Bei den ersten Turns in Almeria standen Zug- wie Druckstufe auf der Gabel auf Stufe "4". Beim Duell mit NastyNils wurde Grammer fürchterlich durchgereicht und er weinte bitterlich in der Boxengasse. (Links: Videobeweis) Er musste sich Dinge wie "ein Stern verglüht" anhören oder Sachen wie "der Beginn einer neuen Zeitrechnung". Er meinte er hatte beim Anbremsen einfach keine Chance, weil seine BMW immer so stark einsank und er sein Vertrauen verlor. Das man an der BMW S 1000 RR für das Einstellen vom Fahrwerk keine Werkzeugkiste braucht und auch kein diplomierter Ingenieur sein muss, entdeckte er erst am zweiten Tag. Das Fahrwerk lässt sich ganz geschmeidig mit der "Schraubendreher-Spitze" des Zündschlüssels einstellen. Bloß 3 Clicks an der Druckstufe vorne beseitigten das Problem am Kurveneingang und besiegelten das Schicksal von NastyNils - der bei der Wiederholung des epischen Duells vom Vortag laut Klaus Grammer binnen zwei Runden mehrere Sekunden in Rückstand geriet. Zeugen welche dies bestätigen können, finden sich nach einer gönnerhaften Einladung an der Hotelbar von NastyNils an alle anwesenden Personen jedoch keine mehr.

Wir fuhren auf der Rennstrecke in Almeria den Metzeler Racetec K3. Also nicht die ganz scharfe Mischung, aber perfekt für diese Temperaturen und für diesen Einsatz. Der Reifen ist einfach in der Handhabung, kommt rasch auf Betriebstemperatur und bietet ein gutes Feedback. Das Serienfederbein hat auch über längere Distanzen keinerlei Mühe mit dem aufgebauten Grip. Die Fuhre kühlt hier beim Testevent in Almeria ja quasi niemals aus und das Federbein bot eine konstante, sehr zufriedenstellende Performance. Sobald die scharfen Slicks montiert werden, gehen bei forscher Fahrweise aber natürlich auch diesem hochwertigen Teil die Reserven aus. NastyNils fuhr mit seiner S 1000 RR am Pannoniaring mit dem Serienfahrwerk 2:05er Zeiten, die flotteren Burschen knackten regelmäßig die 2:00er Marke. Wer noch mehr will muss eben investieren.


Zweifel an der Wahl?


 

Der Feind des Guten ist das Bessere. BMW hat durch kosmetisch wirkende Eingriffe in die Fahrwerksgeometrie des 2012er Modells der bereits sehr gut funktionierenden Vorgängerin die Rute ins Fenster gestellt. Die S1000RR sieht nicht nur aus wie eine sechshunderter sie fährt mittlerweile auch so. Nachlauf, Lenkkopfwinkel und Schwingendrehpunkt alles wurde im Hinblick auf ein flinkes Handling bei gleichbleibender Stabilität nicht nur geändert sonder auch verbessert.
Alles in Allem ist Grammer glücklich mit seiner Wahl für die Rennsaison 2012. Doch schon in zwei Wochen könnte er eventuell zu zweifeln beginnen. Denn dann testet er für 1000PS die neue Panigale von Ducati im sonnigen Abu Dhabi.

S 1000 RR - Die Technik der neuen BMW im Video


 

BMW S 1000 RR - Technische Daten


Interessante Links:

Text: NastyNils, Fotos: racepixx.de

Fazit: BMW S 1000 RR 2012

Der Feind des Guten ist das Bessere. BMW hat durch kosmetisch wirkende Eingriffe in die Fahrwerksgeometrie des 2012er Modells der bereits sehr gut funktionierenden Vorgängerin die Rute ins Fenster gestellt. Die S1000RR sieht nicht nur aus wie eine sechshunderter sie fährt mittlerweile auch so.


  • Komplettes, elektronisches Rüstzeug
  • gute Bremsanlage
  • starker Motor
  • extrem schnell unterwegs
  • angemessene Optik
  • gute Leistung.
  • Fahrwerk etwas kompliziert und sehr gewöhnungsbedürftig.

Bericht vom 09.02.2012 | 8.557 Aufrufe

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