Classic Enduro Mühlen 2019

Das wahrscheinlich größte Offroadmuseum live in Action!

Echter und ehrlicher kann man Enduro nicht erleben. Keine Poser oder Hipster im Fahrerlager, nur originale Helden und deren Motorräder finden sich beim Classic Enduro in Mühlen ein, und natürlich solche die diesen Flair ebenso genießen, um Teil davon zu sein mit dem nötigen Respekt vor den alten Haudegen.

Obwohl das Classic Enduro auch ein Rennen ist, entschleunigt ein Besuch oder Teilnahme an dieser Veranstaltung ungemein. Es ist fast wie eine Zeitreise, was die Endurosenioren (veranstaltender Verein unter Leitung von Alfred Steinwidder) hier in Mühlen alle zwei Jahre ins Leben rufen und für mich von der Strecke und Landschaft her das schönste Enduro in Österreich. Nebenbei wird von den Endurosenioren noch eine kleine und feine Meisterschaft übers ganze Jahr organisiert wird. Das Classic Enduro in Mühlen hat mittlerweile solche Dimensionen angenommen, dass ein Startplatz beim international besetzten Starterfeld mit 250 TeilnehmerInnen schwerer zu bekommen ist als beim legendären Erzberg!

Mühlen, quasi der Erzberg für alle Classic Enduro Fans

Die Location in Mühlen trägt auch ihres dazu bei. Eine Gegend mit viel Motorsport Tradition, denn in den 70er und 80ern wurden dort schon viele Meisterschaften und sogar die Sixdays ausgetragen. Und jetzt fahren zum Teil dieselben Fahrer mit ihren Motorrädern wieder Rennen nach klassischen Modus in Mühlen. Eine Runde im Fahrerlager ist, als wenn man ein Geschichtsbuch des Geländesports aufschlägt. Keine Marke aus der Vergangenheit die nicht vertreten wäre. Jeder Teilnehmer ist dankbar etwas über sein Schmuckstück an Interessierte preisgeben zu können. Nur ein Beispiel, Arnulf Teuchert aus Deutschland, Jahrgang 1948 auf seiner originalen hellblauen Hercules, mit der er 1980 bis 1983 deutscher Meister wurde. Ein Motorrad das nur dreimal gebaut wurde, kniet am Morgen des ersten Renntages im taufeuchten Gras vor "seiner" Hercules, prüft nochmals den Luftdruck im Dämpfer, dreht den Benzinhahn auf, zupft kurz am Vergaser und mit dem ersten Dritt läuft die kleine blaue Maschine. Gang rein und Herr Teuchert verschwindet im süßlich blauen 2 Takt Rauch in Richtung Parc ferme. Sorry, aber wem da nicht die Gänsehaut aufsteigt, sollte sich lieber in den Hobbykeller verziehen und die Briefmarkensammlung wieder rausholen. Und so läuft es bei fast jedem Bus und Autoanhänger im gesamten Fahrerlager ab. In der Szene kennt man sich und die üblichen Verdächtigen pilgern die feinsten Classic Veranstaltungen in ganz Europa ab.

Das Rennen

Der Start erfolgt im Minutentakt wobei immer 3 Motorräder auf die Strecke geschickt werden. Die beiden Moderatoren überschlagen sich bei Stars der Offroadszene der letzten 40 Jahre förmlich mit Geschichten und Anekdoten. Alleine schon die beiden sollten hierzu ein Buch schrieben! Die Wertung beginnt damit schon mit der Startprüfung. Für junge Fahrer heute fast nicht vorstellbar, aber bei diesen alten Motorrädern ist es nicht immer so einfach die Mühle innerhalb einer Minute zum Laufen zu bringen. Kurz darauf folgt auch schon die Beschleunigungsprüfung gleich hinter dem Fahrerlager, danach beginnt auch schon die 55km lange Runde. Gefühlt mit 95% Offroadanteil schlängelt sich die Strecke durch Wald und Wiesen. Bei der Tonnerhütte auf 900mSH gab es dann noch eine kurze Trialprüfung und eine Stärkung, bevor der zweite Teil der Runde in Angriff genommen wurde. Und wer glaubt hier wird auch nur auf Schotterstraßen spazieren gefahren, täuscht sich. Im Wald sind Auffahrten wo bei normalen Enduro Rennen sicher ein Drittel des Starterfeldes schwerste Probleme hätte. Für mich fast unvorstellbar, wie die vielen Teilnehmer, zum Teil über 70 Jahre alt, mit den alten Motorräder dort hoch fahren. Übrigens der älteste Teilnehmer war 82! Am Ende der Runde stand dann die Endurosonderprüfung direkt am gegenüberliegenden Hang am Programm. Dort konnte man erst sehen, wie schnell manche der alten Motorräder immer noch sind. Bernhard Walzer, lokaler KTM Händler, x-facher Endurostaatsmeister zeigte eindrucksvoll, dass man mit einem fast 30 Jahre altem Motorrad wahrscheinlich nicht viel langsamer ist als mit einem aktuellen. Hier wäre ein Vergleich mal richtig interessant!

Am ersten Tag waren zwei Runden zu fahren, am zweiten Tag dann nochmals eine Runde bevor das Ergebnis fest stand. Doch dies steht bei der Veranstaltung nicht so im Focus, auch wenn der Ehrgeiz bis ins hohe Alter scheinbar erhalten bleibt. Erstaunlich auch die Begeisterung der Bevölkerung vor Ort. Vor den meisten Häusern saßen vom Kleinkindern bis Großeltern viele vor den Häusern und feuerten die Fahrer ordentlich an. Ich erwischte mich auf der Runde immer wieder dabei, wo ich mich fragte, ob ich das auch wirklich war ist, oder nur eine Wunschvorstellung ist in Österreich?

Fazit:

Ehrlicheren Offroad Sport und ein cooleres Rundherum gibts in Österreich kaum. Wenn man etwas für alte Motorräder übrig hat, dann ist das Classic Enduro in Mühlen eine Pilgerstätte und immer noch ein Geheimtipp. Einziges Manko, es findet nur alle zwei Jahre statt und die Startplätze sind sehr schnell ausverkauft!

www.endurosenioren.at

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Bericht vom 06.06.2019 | 8.423 Aufrufe

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