Rea über WSBK- und MotoGP-Elektronik: Völlig verschiedene Wege

Jonathan Rea konnte nach dem Aragon-Rennen eine recht interessante Analyse zum Unterschied zwischen SBK- und MotoGP-Elektronik anstellen.

Rea über WSBK- und MotoGP-Elektronik: Völlig verschiedene Wege

Jonathan Rea hatte in den vergangenen Wochen als Ersatzfahrer von Casey Stoner die Möglichkeit, einen intensiven Vergleich zwischen Superbike und MotoGP anzustellen, immerhin wechselte er im Wochenrhythmus zwischen den beiden Fahrerlagern hin und her. Nach dem Rennen in Aragon war es besonders interessant, zu hören, was er zu den unterschiedlichen Elektronik-Systemen zu sagen hatte, immerhin hatte er beim Rennen in Spanien viel mit den Einstellungen herumgespielt, um nach der wenigen Trainingszeit einen Modus zu finden, mit dem er auch mit abbauenden Reifen zu Rennende gut fahren konnte.

"Während des Rennens habe ich alle Elektronik-Optionen an der Maschine ausprobiert. Ich habe viel mit den Einstellungen zur Traktionskontrolle gespielt, außerdem mit den Motor-Kennfeldern und der Motorbremse", berichtete Rea im Anschluss. Irgendwann hatte er sich dadurch selbst verwirrt, konnte einfach nur noch Gas geben und selbst die Linien wählen. Für ihn war das nach seiner Meinung eine wichtige Lektion, was er zu tun hat, wenn Reifen und Benzin weniger werden. "Mit mehr Zeit verstehe ich das, aber für einen großen Teil des Rennens war ich etwas verwirrt, ob ich das Richtige mit den Knöpfen mache oder das Falsche."

In der MotoGP ist Durchdrehen gefragt

Sein Hauptproblem war, dass die Reifen und die Maschinen in Superbike und MotoGP so unterschiedlich sind, dass er mit der Traktionskontrolle eine völlig andere Strategie wählen musste. "In der World Superbike würde ich während des Rennens normalerweise die Traktionskontrolle raufdrehen, damit die Elektronik mehr Kontrolle hat. Man versucht da einfach, den Reifen am Ende des Rennens zu konservieren. Hier läuft es anders herum, man muss die Traktionskontrolle reduzieren und den Reifen mehr durchdrehen lassen, weil der Motor die Maschine zu sehr verlangsamt", meinte Rea.

In Aragon nahm er die Traktionskontrolle zur Halbzeit des Rennens beinahe ganz weg, allerdings rutschte er für sein Empfinden zu stark. Daher drehte er sie wieder auf und merkte, dass er nicht wirklich schneller wurde. "Am Ende fuhr ich mit einer recht niedrigen Einstellung. Das lief OK, aber es ist anders herum als in der Superbike und es war hart, das in den Kopf zu bringen." Schwierig war auch, dass er zunächst einfach nicht merkte, welcher Weg nun der schnellere ist und er deswegen weiter probierte, als er versuchte, Alvaro Bautista einzuholen. Dadurch fuhr er sehr inkonstant und verpasste auch die eine oder andere Kurve.

Zu wenig Zeit

Da laut seiner Aussage die elektronischen Möglichkeiten auf einer GP-Maschine praktisch endlos sind, hatte er jedenfalls einiges zu tun und durch die verregneten Trainings wusste er kaum, was passiert, wenn der Reifen nachlässt. "In den Qualifyings in Misano und Aragon hatte ich nicht die Zeit, 20 Runden zu fahren und zu verstehen, was die Traktionskontrolle macht, weil ich um einen Startplatz kämpfte. In Brünn war es so, als ob ich wieder Fahrradfahren lerne, also zählt das nicht als Test. Die eineinhalb Tage hier, das war, als ich übte, eine MotoGP-Maschine zu fahren, aber ich habe immer noch viel zu lernen."

Weil die Elektronik in der MotoGP so eine große Rolle spielt, glaubte Rea, dass der Fahrer in der Superbike noch einen größeren Unterschied machen kann, wohingegen in der MotoGP viel Elektronik notwendig ist, um mit den starken Motoren die Reifen überhaupt bis ins Ziel zu bringen. "Das war für mich am schwersten zu verstehen, das kann man einfach nicht lernen, ohne eine Renndistanz zu fahren. Sollte ich das wieder machen, dann würde ich viel mehr Zeit auf alten Reifen verbringen und mir mehr Gedanken über die Elektronik machen, damit ich das verstehe", meinte der Brite. Für ihn wäre es deswegen auch durchaus interessant, die MotoGP-Elektronik auf seinem Superbike zu haben, da er es faszinierend findet, was die HRC da an Elektronik geschaffen hat.

Der Programmierer machts

"Wir müssen genau lernen, wie sie das machen. Wenn man eine ECU hat oder ein Elektroniksystem kauft, dann kauft man das in einer Schachtel und es wird nur so gut sein, wie die ECU-Programmierer es hinbekommen. Da haben wir in der Superbike die echten Probleme. Daher brauchen wir ein viel ausgeklügelteres System. Auf der anderen Seite glaube ich, dass das Superbike viel angenehmeren Drive aus der Kurve hat. Wenn ich mit dieser Maschine [MotoGP] das Gas aufmache, dann passiert nicht direkt etwas, wohingegen ich am Superbike viel mehr Verbindung zwischen Gas und Hinterreifen spüre. Es gibt da Vor- und Nachteile, aber wir können sicher viel aus diesem Fahrerlager lernen", sagte Rea.

©adrivo Sportpresse GmbH
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Foto: ©Honda

Bericht vom 02.10.2012 | 2.434 Aufrufe

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