Jorge Martinez: Jedes Rennen muss wie ein Finale gefahren werden

Teamchef Jorge Martinez "Aspar" spricht im Interview über die bisherige Saison seiner Teams und erklärt, warum manche Wechsel notwendig waren.

Jorge Martinez: Jedes Rennen muss wie ein Finale gefahren werden

Die Weltmeisterschaft geht in den Endspurt, wie würden Sie das Aspar Team einschätzen?
Jorge Martinez: Es war ein hartes Jahr, anders. Vielleicht sind wir zu gewöhnt an den Erfolg der vergangenen Saisonen, aber es gab auch einige Änderungen, mit denen wir 2012 zurechtkommen mussten. Die 125cc-Klasse änderte sich zur Moto3, in der MotoGP wechselten wir von der Ducati zu einem CRT-Bike mit Aprilia und wir holten viele neue Fahrer. Vor der Saison lief es in allen Klassen gut, wir absolvierten die geplante Arbeit, aber sobald das offizielle Training losging, wendete sich alles zum Schlechteren - vor allem in der Moto3. Das erste Rennen war wie eine kalte Dusche - wir hatten nicht so schlechte Ergebnisse erwartet. Es ist wichtig, solche Momente zu prüfen und zu analysieren, wie diese Situation entstehen konnte. Ich dachte, das Material und die technische Belegschaft waren konkurrenzfähig, also gab es keinen echten Grund, dass so etwas passieren sollte.

Was ist in der Moto3 passiert?
Jorge Martinez: Mit dem aktuellen Konzept der Weltmeisterschaft in der Moto3, wo in punkto Maschinen, Reifen, Teile und Benzin alles ausgeglichen ist, da ist der Fahrer die größte Variable und nicht das Material. Das Material oder die Maschine können hier und da eine Zehntelsekunde bringen, doch der Fahrer kann eine halbe Sekunde wert sein. Die Fahrer müssen wissen, wann sie Risiken nehmen und müssen das Meiste aus einer Möglichkeit holen, wenn sie sich ergibt - nicht nur für sich, sondern für das Team, die Mechaniker, die Sponsoren und so weiter.

Und in der Moto2
Jorge Martinez: Naja, Nico [Terol] ist auf dem richtigen Weg. Er ist ein sehr hart arbeitender, methodischer Fahrer, der sich progressiv entwickelt und sicherstellt, dass er jeden Schritt auf dem Weg versteht. Er ist ein Kämpfer und auch wenn es vielleicht etwas länger als erhofft dauert, bis er sich an die Moto2 anpasst, so arbeitet er weiter mit der gleichen Intensität. Ohne Zweifel die größte Überraschung für uns war Toni [Elias]. Ich bin mir sicher, als er sich entschloss, beim Aspar Team in der Moto2 zu unterschreiben, machte er das mit der Absicht, um Siege zu kämpfen. Das war sein Ziel und das war auch unseres, doch es ging nicht auf.

In der MotoGP lief es aber sehr gut...
Jorge Martinez: In der MotoGP sind wir sehr glücklich. Es ist nur schade, dass die neue CRT-Klasse nicht die Bedeutung erhält, die sie verdient. Ich glaube, wir haben uns vom Saisonstart bis jetzt stark verbessert. Die ART wird jedes Mal besser und wir nähern uns allmählich den Prototypen an - wir waren bei einigen Rennen sogar vor ihnen. Randy de Puniet begann in der Vorbereitung sehr stark und hat einen großen Vorsprung auf den Rest aufgebaut. Er hatte hier und da Stürze und mechanische Defekte, doch er hat eine tolle Saison. Aleix zweifelte zu Beginn wegen der Lücke zu Randy etwas und das sah man, doch Schritt für Schritt hat er gleichgezogen, wenn nicht sogar etwas überholt. Sie liegen beide an der Spitze der CRT-Meisterschaft und ich freue mich für das Team.

Auf was hoffen Sie zwischen jetzt und dem Ende der Saison?
Jorge Martinez: Wir haben noch fünf Rennen und bei den letzten paar Grands Prix haben wir einige gute Verbesserungen gesehen. Ohne Zweifel war Jonas Folger eine ausgezeichnete Verpflichtung für unser Moto3-Projekt und in drei Rennen hat er einen dritten Platz und einen Sieg geholt. Ich will nur, dass die Fahrer in den verbleibenden Rennen 120 Prozent geben. Das ist sehr wichtig für sie, das Team und natürlich die Sponsoren. In der Moto2 kommt Nico näher und näher an die Spitze, dort will er sein und dort wollen wir ihn sehen. Ich verlange von allen Aspar-Fahrern, dass sie die letzten fünf Rennen wie Meisterschafts-Finali betrachten. Wir sollten die Weltmeisterschaft beenden, indem wir um Podeste und Siege kämpfen.

Hatten Sie wirklich erwartet, dass Folger mit einem Podest und einem Sieg loslegen würde?
Jorge Martinez: Das war eine angenehme Überraschung. Seit dem Rennen in Katalonien war ich überzeugt, dass wir eine Maschine und ein Team haben, die funktionierten und dass wir entsprechende Ergebnisse holen sollten. In Indianapolis war es eine Überraschung, ihn ankommen und das erste Training anführen zu sehen - er brauchte nicht einmal Eingewöhnungs-Zeit. Der dritte Platz war ein toller Moment und den brauchten wir, denn einige Bereiche in den Medien hinterfragten schon unseren Professionalismus, weil wir mitten in der Saison die Fahrer gewechselt haben. Ich will absolut klarstellen, dass das Aspar Team und seine Sponsoren immer das Beste für die Fahrer wollen, doch wir sind ein Siegerteam, das bei jedem Rennen um das beste Ergebnis kämpfen und am Ende jeder Saison Weltmeister-Titel feiern möchte. Ob wir das erreichen oder nicht, ist eine andere Sache, aber wir müssen darum mitkämpfen und wir können es nicht erlauben, dass es weiter die Situation gibt, dass wir nahe am hinteren Teil des Feldes fahren.

Wurden Sie diesbezüglich in der Moto3 bestätigt?
Jorge Martinez: Kein Zweifel. Ergebnisse sind das, was zählt und man muss ermitteln, ob Entscheidungen richtig sind oder nicht. Ich habe 33 Jahre Erfahrung in dieser Weltmeisterschaft und auf dem Top-Level dieses Sports. Dabei habe ich eine Sache gelernt, man ist nur so gut wie sein letztes Ergebnis. Daher muss man annehmen, dass unsere Änderungen die richtigen waren.

Bestätigen diese Podestplätze die Kalex-KTM auch als starkes Paket, auch wenn es Andeutungen in die Gegenrichtung gab?
Jorge Martinez: Ich habe nie daran gezweifelt, denn es gibt da einen anderen Fahrer, der eine tolle Saison auf einer Kalex-KTM hat. Er kämpft jedes Wochenende um das Podest oder den Sieg und sitzt auf der gleichen Maschine wie wir. Wenn es da draußen keine Maschine gäbe, die identisch zu unserer ist, dann hätte man zweifeln können, doch das war nicht der Fall.

Welche Fahrer haben Sie für 2013 im Auge? Wird die Teamstruktur die gleiche bleiben?
Jorge Martinez: Momentan ist alles weit offen. In der Moto3 möchten wir einen Siegfahrer aus Spanien und einen anderen Fahrer mit echten Chancen, selbst wenn er woanders herkommt. Es ist schwierig, Namen zu nennen, denn es gibt noch nichts Konkretes. In der Moto2 werden wir weiter Nico unterstützen und warten noch ab, wen wir neben ihm einsetzen. In der MotoGP möchten wir mit unseren aktuellen Fahrern weitermachen. Wir stehen in der entscheidenden Phase der Verhandlungen mit den Fahrern und Sponsoren, also können wir hoffentlich bald alles ausdefinieren. Theoretisch wird die Teamstruktur gleich bleiben, mit zwei Maschinen und zwei Fahrern in jeder Klasse. Es ist die Absicht, mit den gleichen Herstellern weiterzumachen, auch wenn wir einige Angebote am Tisch haben.

Glückwunsch zum Erfolg des jüngst abgehaltenen Aspar Team Open Day für die Sponsoren des Teams...
Jorge Martinez: Das war eine tolle Erfahrung. Ich denke, wir müssen weitere Events wie diesen organisieren, denn das bringt das Team, die Fahrer und die Sponsoren zusammen. Wir können uns in einer entspannten Umgebung unterhalten und die Sponsoren konnten sich gegenseitig kennenlernen, daher gibt es einen ersten Kontakt, bevor die Verhandlungen beginnen.

Glauben Sie, dass das Aspar Team das Konzept des Sponsorings mit solchen Initiativen neu definiert?
Jorge Martinez: Wir haben immer versucht, auf viele Arten innovativ zu sein und das ist eine davon. Den Aspar Team Open Day gibt es schon einige Zeit und das Feedback dazu ist immer positiv. Wir haben ein paar neue Ideen und ich hoffe, dass wir sie zu Beginn des nächsten Jahres in die Praxis umsetzen können.

Wie lässt sich in wirtschaftlichen harten Zeiten so eine gute Beziehung zu den Sponsoren halten?
Jorge Martinez: Es ist sehr wichtig, ihnen zu zeigen, dass man professionell und ruhig ist und die Beziehung auf Basis konstanter Kommunikation aufrechterhält. Man muss offen sein und die Sponsoren müssen wissen, warum bestimmte Dinge innerhalb des Teams passieren. Natürlich zählen im Sport die Resultate, aber wenn die nicht kommen, wie bei uns in dieser Saison, dann muss man so reagieren, wie ich vorher erklärt habe. Ich hoffe, unsere Sponsoren glauben weiter an uns wie bisher, denn ich bin mir sicher, wir können sie wieder ganz an die Spitze bringen.

Werden die Aspar-Maschinen nächstes Jahr wieder in den blauen und roten Farben unterwegs sein?
Jorge Martinez: Natürlich ist dies das, was ich will. Wir werden seit vielen Jahren von Mapfre unterstützt und wir freuen uns über die Beziehung zu ihnen: professionell, persönlich, geschäftlich und bei allem, was wir gemeinsam machen. Hoffentlich geht das noch lange so weiter. Wir arbeiten erst seit einem Jahr mit Power Electronics und wir haben eine starke Beziehung aufgebaut. Wir sind auf persönlicher Ebene sehr glücklich. Ich kannte die Salvo-Familie nicht und ich war überrascht, wie aufmerksam und großzügig sie ist. Mapfre und Power Electronics sind zwei multinationale Spitzenunternehmen in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen und ihre Unterstützung ist dementsprechend Spitzenklasse. Das Ziel des Aspar Teams ist es, dieses Niveau an Extraklasse auf der Strecke zu zeigen. Wie mit Mapfre und Power Electronics hoffe ich, wir können mit unseren vielen anderen Partnern weiterarbeiten, die uns schon so viele Jahre unterstützen. Wir machen gerade unsere Pläne fertig, um sie ihnen demnächst zu zeigen.

©adrivo Sportpresse GmbH
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Foto: ©Fritz Glänzel

Bericht vom 25.09.2012 | 1.795 Aufrufe

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