Ducati 999 & 999 S (2003-2006) Gebrauchtberatung

Im Jahr 2003 schockierte Ducati die Welt, als der Hersteller den Nachfolger für sein beliebtes Superbike vorstellte. Die von Pierre Terblanche entworfene 999 hatte keinerlei optische Ähnlichkeit mit der kultigen 916-Silouette, die fast ein Jahrzehnt lang das Markenzeichen von Ducati gewesen war. Radikal und herausfordernd, ging die 999 für viele einen Schritt zu weit, und anstatt sie als das zu würdigen, was sie war - ein Sprung nach vorn im Design von V-Twin-Superbikes - wurde sie für ihren Mangel an optischer Attraktivität gescholten. Heutzutage haben sich die Emotionen gegenüber der 999 gemildert und sie erhält die Anerkennung, die sie verdient.

Der Desmo-V-Twin der 999 ist einfach herrlich und hat all die Leistung und das Drehmoment, die du von einem solchen Motorrad erwartest. Ducati hat es geschafft, die Kraftstoffeinspritzung auf den Punkt zu bringen und als Straßenmotorrad gibt es kaum etwas zu bemängeln, abgesehen von dem typischen Stottern eines großen V-Twins bei sehr niedrigen Drehzahlen. Die erste Generation der 999 ist für sich genommen in Ordnung, aber wenn du entweder die S aus diesem Jahr oder die aktualisierte 999 von 2005 ausprobierst, wirst du etwas enttäuscht sein. Die 999 aus den Jahren 2003 und 2004 ist im Vergleich dazu ziemlich leistungsschwach und wenn du die Wahl hast, ist es besser, ein späteres Motorrad zu kaufen. Wenn du jedoch den Preisunterschied berücksichtigst, könntest du stattdessen die frühere S kaufen, die fast die gleiche Leistung hat wie die aktualisierte 999 und mit einem Öhlins-Fahrwerk (aber nicht mit Leichtmetallrädern) ausgestattet ist. Wenn sich das Motorrad besonders träge anfühlt, überprüfe den Kraftstofffilter, da sich gerne an der Innenseite des Tanks der 999 Rost bildet, der dann in den Kraftstoff fällt und den Filter verstopft, wodurch das Motorrad an Leistung verliert.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ja, die 999 ist ziemlich teuer, was die Wartung angeht. Alle 10.000 Kilometer (oder jährlich) muss sie gewartet werden und alle zwei Jahre oder 20.000 Kilometer müssen neue Nockenwellenriemen und das Ventilspiel beim "Desmo Service" überprüft werden. Und dann sind da noch die Probleme mit der Zuverlässigkeit...

Der Kabelbaum der 999 hat Probleme im Bereich des Batteriekastens, wo er durch die Hitze und das eindringende Wasser des Motors korrodiert, das Benzinpumpenrelais (das sich in diesem Bereich befindet) fällt mit schöner Regelmäßigkeit aus und das Scheinwerferrelais (das sich in der Scheinwerfergruppe befindet) ebenfalls. Die vordere Zündspule ist ebenfalls anfällig für Korrosion, aber das ist kein großes Drama. Solange sie regelmäßig gewartet wird, ist die 999 ein sehr zuverlässiges Motorrad, denn der Testastretta-Motor ist ein bewährtes Aggregat ohne nennenswerte mechanische Probleme - anders als die älteren 916/996-Modelle! Wenn du etwas mehr Leistung willst, ist ein Nachrüstauspuff eine gute Option, denn die 999 reagiert sehr gut darauf, wenn man sie atmen lässt. Vor allem, weil der Originalauspuff ein etwas seltsames Design hat (das Rohr eines Zylinders hat einen größeren Durchmesser als das des anderen) und außerdem durch Katalysatoren verstopft ist. Wenn du kannst, solltest du dir ein Motorrad mit einer bereits eingebauten Anlage suchen (idealerweise eine Termi oder Leo Vince), denn sie sind sehr teuer im Zubehör, aber auch in der Montage und auf dem Prüfstand usw.

Eines der besten Dinge, die du an einer 999 tun kannst, ist das Fahrwerk von einem Fachmann einstellen zu lassen, da dies das Fahrgefühl deutlich verändern kann. Viele Besitzer versuchen es, aber sie vermasseln es fast immer und manche fangen sogar an, die Fahrhöhe, den Lenkkopfwinkel und die Größe der Hinterreifen zu verändern, indem sie einen größeren 190/55er Reifen aufziehen, um die Kurvenfahrt zu verbessern. Lass dir von einem Profi helfen, es ist die Investition wert. Selbst eine gut abgestimmte 999 wird nie das schnellste Motorrad der Welt sein und wenn du von einem japanischen Reihenvierer auf eine 999 springst, wird sie sich träge anfühlen. Aber der Kompromiss ist einfach eine hervorragende Balance in der Kurvenmitte und das war schon immer die Stärke von Ducati. Dieses Motorrad überzeugt in schnellen und fließenden Kurven, nicht in engen Stop-and-Go-Kurven - also wähle deine Strecke so, dass sie ihren Stärken ausspielen kann. Auf der richtigen Straße belohnen dich nur wenige Motorräder mit einem ähnlichen Fahrerlebnis wie die 999 und sie lässt sich deutlich besser handhaben als ihre Vorgänger mit V-Twin.

Ducatis haben sich schon immer auf die Bremsen von Brembo verlassen und an den "konventionell" montierten Bremssätteln der ersten Generation der 999 und 999S gibt es nicht viel auszusetzen, zumal Stahlflex-Leitungen zur Serienausstattung gehören. Mit dem 2005er Update erhielt die S radiale Bremssättel, die zwar cooler aussehen, aber im Straßenverkehr nicht spürbar effektiver sind. Wenn du das Gefühl hast, dass es den Bremsen an Biss fehlt, liegt das wahrscheinlich an den alten Belägen. Reinige die Scheiben mit Bremsenreiniger und reibe sie leicht mit einem Schleifpad ab, um das alte Belagmaterial zu entfernen. Einige Besitzer rüsten einen Aftermarket-Hauptzylinder nach - Brembo ist sehr beliebt.

Die Wegfahrsperre der 999 ist keine Fahrerhilfe im eigentlichen Sinne, aber sie ist sehr störanfällig. Deshalb solltest du das Motorrad immer ein paar Mal starten und abstellen, um sicherzugehen, dass sie funktioniert, und nach dem roten Hauptschlüssel Ausschau halten, der beim Erstkauf dabei ist. Was das Zubehör angeht, ist alles, was aus dem offiziellen Ducati Teilekatalog stammt, sowohl optisch als auch im Hinblick auf den Wiederverkaufswert eine gute Nachricht. Wenn du die 999 optimieren möchtest, solltest du dich für die Kupplung entscheiden, die mit einem Nachrüst-Nehmerzylinder ausgestattet ist, der den Kraftaufwand am Hebel verringert.

Obwohl die Ducati 999 zu ihrer Zeit viel geschmäht wurde, ist sie ein wirklich tolles Motorrad und ihr spezielles Aussehen hat sich mit dem Alter sicherlich gemildert. Die Tatsache, dass sie umstritten war, trägt ein wenig zu ihrer Mystik bei, und obwohl sie nie als so elegant wie die 916-Generation gelten wird, ist sie dennoch ein herausragendes Modell in der Geschichte von Ducati. Der Preis ist etwas überhöht, aber wenn du eine zu einem vernünftigen Preis findest, wirst du vom Fahrerlebnis nicht enttäuscht sein. Und sie sieht sogar in Gelb sehr cool aus, was nur wenige Motorräder schaffen. Hier alle Angebote: Gebrauchte Ducati 999 kaufen.