Erste Ausfahrt CFMOTO 700CL-X Adventure

CFMOTO schiebt ein attraktives Scrambler-Modell nach.

Ist die Retrowelle schon totgeritten? Nein, wenn es nach dem chinesischen Hersteller CFMOTO geht, der jetzt auch eine 700er Scrambler im Lineup hat. Die erste Testfahrt war leider nur sehr kurz, ein markanter Punkt fährt aber sofort ins Herz.

Test CFMOTO 700CL-X Adventure
Die erste Scrambler von CFMOTO macht eine gute Figur

Immer wieder frage ich mich: Wer kauft sich eigentlich ein Scrambler-Motorrad? Ist es nicht das SUV der Zweiradfraktion? Schaut ein bisschen nach Gatsch aus, aber eigentlich will man damit nicht in den Dreck. Der Style ist eine Mischung aus retro und rustikal, aber ich gebe zu: Scrambler holen mich ab, ich schau immer noch ein zweites Mal hin. So auch bei der 700CL-X Adventure von CFMOTO. Denn deren Scrambler mischt die Gatschoptik mit eher moderner Linienführung, poppigen, kontrastreichen Farbgebung und das ganze Bike steht eher neoretro vor einem: Oldschool aber modern interpretiert.

Test CFMOTO 700CL-X Adventure
Das Fahrverhalten der CFMOTO ist total einfach

CFMOTO 700CL-X Adventure – die Bass-Maschine

Gerade mal 20 Minuten dauerte die erste Ausfahrt im Sattel der CFMOTO-Scrambler. Aber hey, besser als gar nix. Aufsatteln, starten, losrollen, fährt, alles sehr unauffällig. Wobei: Das Design ist schon eher auffällig. Die goldene USD-Gabel sticht sofort ins Auge. Die KYB-Gabel mit 41mm-Standrohrdurchmesser ist voll verstellbar, jedoch - typisch Scrambler - eher auf der weichen Seite und mit 150 mm Federweg auch für leichtes Gelände ausgelegt. Dazu rollt die 700CL-X auf offroad-orientierten Pirelli Scorpionrally STR im Format 110/18 R18 (vorne) und 170/60 R17 (hinten) auf scramblertypischen Drahtspeichenrädern. Das Federbein von KYB ist ebenfalls verstellbar und bietet auch 150 mm Federweg. Mit einer Sitzhöhe von 830 mm sollte man nicht zu klein gewachsen sein, obwohl der Schrittbogen angenehm schmal ausfällt. Der Lenker ist sehr hochgezogen und man sitzt richtig bequem auf dem Bock mit geradem Rücken. Um nicht den vollen Winddruck zu spüren, sitzt auf dem LED-Scheinwerfer ein mächtiger Windschild. Dahinter versteckt sich ein delikates Mono-LCD-Rundinstrument, welches alle wichtigen Infos zu bieten hat. Beim ersten Losrollen ist alles noch einfach und gewöhnlich, aber zupft man etwas beherzter am Gashahn, dann passiert etwas mit der Chinesin: Urplötzlich dürfte eine Klappe im Auspuff aufgehen und der Paralleltwin mit 693 Kubik darf richtig bassig, rotzig und ultraselbstbewusst in die Umwelt brüllen. Herrlich! Da werden manche Ducati-Fahrer neidisch rüber blicken an der Ampel, denn deren Euro 5-Bikes bollern nicht so voluminös.

Test CFMOTO 700CL-X Adventure
Ein großer Pluspunkt der 700CL-X: die gute Ausstattung

Motto: entspannt und easy

Mit einem Leergewicht von 203 Kilogramm ist die CFMOTO schön in der Mitte für Scrambler-Modelle positioniert. Der Paralleltwin wuchtet seine 61 Newtonmeter direkt auf das Hinterrad, der Antritt ist durchaus bärig und lässt mehr Schmalz im Kessel vermuten. Dazu der potente Sound - das fühlt sich alles nach mehr an als es tatsächlich ist. Die rund 70 PS liegen bei 8.500 Umdrehungen an und beschleunigen die 700CL-X fein dosierbar vorwärts. Zwei Modi stehen zur Auswahl: Street und Offroad. Ob der kurzen Fahrzeit konnte ich nur den Streetmodus ausprobieren. Der präsentiert sich unauffällig gut. Die Gasannahme ist weich und nicht übertrieben direkt, sondern passt gut zum gemütlichen Charakter des Motorrads. Auffällig solide verzögert die Bremsscheibe an der Front, obwohl sie nur 300 mm misst und von einem J.Juan-Bremssattel gepackt wird. ABS ist natürlich mit an Bord, eh klar. Jedoch mit einem praktischen Feature für Offroader: Es reicht ein Knopfdruck, um das ABS am Hinterrad sofort abzuschalten. Bietet auch keim Hersteller so praktikabel an.

Test CFMOTO 700CL-X Adventure
Reisetauglichkeit ist im Sattel der 700CL-X Adventure gegeben

Reisetauglichkeit mit kleinem Manko

So wedelt es sich nach kürzester Zeit sehr selbstsicher und harmonisch durch die Radien, ohne dass man sich jemals über- oder unterfordert fühlt. Die CFMOTO 700CL-X Adventure präsentiert sich von einer sehr zugänglichen, unkomplizierten Seite und gibt dem Reiter gar keine Rätsel in Sachen Bedienung oder Fahrverhalten auf. Der Tank fasst 13 Liter. Das könnte für Reisende etwas zu wenig sein, wobei wir leider ob der kurzen Fahrzeit keine Verbrauchswerte ermitteln konnten. Praktisch sind die vorbereiteten Kofferhalter links und rechts am Heck, um Packtaschen oder eben Koffer schnell montieren und demontieren zu können. Auch die Soziussitzpostion fällt entsprechend gemütlich aus und lässt einem auch zu zweit gemütlich über Schotter- oder Asphaltpisten in den Sonnenuntergang cruisen. Apropos Cruisen: Die CFMOTO 700CL-X Adventure hat genau dafür ein klassenuntypisches Feature verbaut: eine Cruise Control bzw. einen Tempomaten. Und wer möchte, kann mittels App und installierter T-box am Motorrad alle wichtigen Fahrzeugdaten am Smartphone ansehen.

Test CFMOTO 700CL-X Adventure
Macht auch im Gatsch eine gute Figur: CFMOTO 700CL-X

Preise CFMOTO 700CL-X Adventure

In Deutschland kostet die Scrambler 7.990 Euro, in Österreich 8.999 Euro und in der Schweiz 7.990 CHF. Für die gebotene Ausstattung und die Leistung sind das sehr attraktive Preise. Da darf man echt nicht meckern und fährt bei der Konkurrenz deutlich teurer vom Hof. Bei der Farbauswahl ist man beschränkt, es gibt nur eine Farbkombination, die nennt sich Aurora Blau.

Fazit: CFMOTO 700CL-X 2023

CFMOTO zeigt einmal mehr, dass man mit sehr guter Verarbeitung, zugänglicher Fahrbarkeit und guter bis sehr guter Ausstattung nichts falsch machen kann. Dazu der attraktive Preis und der potente Sound – da wird sich die etablierte Scrambler-Konkurrenz fragen lassen müssen, warum ihre Gatsch-Straßen-Hybride mitunter deutlich mehr kosten.


  • super Sound
  • sehr gute Verarbeitung
  • coole Optik
  • gute Ausstattung
  • Tempomat
  • kleiner Tank
  • nur eine Farboption

Bericht vom 30.03.2023 | 23.137 Aufrufe

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