Gebrauchte Supersport-Raketen im Test 2017

4 gebrauchte Japan-Sportler im Test bei Limbächer in Deutschland

Wären Motorräder immer nur logisch durchdacht und nicht auch mir Herz und Seele entwickelt und gefahren, würde es dicke Harleys, teure Bimotas und gertenschlanke Supermotos schon lange nicht mehr geben. Zum Glück gibt es aber Enthusiasten, die sich gerade wegen ihrer Eigenheiten in diese Motorräder verliebt haben. Ähnlich läuft es mit den 600er-Supersportlern, die trotz ihrem einzigartigen Handling immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Deshalb widmen wir diesen Supersport-Raketen ein Gebraucht-Special!

Mit Luxus verbinde ich normalerweise 150 Meter-Yachten, Privatjets sowie Autos und Motorräder im mindestens sechsstelligen Bereich, eher im siebenstelligen. Luxus kann aber auch etwas viel kleineres und billigeres sein, wie etwa das Eisstanitzel mit einer Kugel um einen Euro nach dem Mittagessen. Jeder hat so seinen persönlichen Luxus. Mein Luxus ist, dass ich als Journalist in der Regel die neuesten Motorräder fahren darf. Da spielt die Preisklasse grundsätzlich keine Rolle, ob eine Mash Black Seven um 2700 Euro oder eine Harley-Davidson Fat Boy S um 27.000 Euro - beiden gemein ist, dass ich sie mit rund 500 Kilometer bekomme, manchmal gar erst mit 10 Kilometern auf der Uhr - aber keine Sorge, ich darf sie ja ohnehin nicht behalten.

Ist die "alte" Supersport-Technologie immer noch erste Wahl?

Somit ist es für mich schon ziemlich erfrischend und aufregend, dass ich bei Limbächer & Limbächer in Deutschland zusammen mit den Kollegen K.OT, Nasty Nils und unserem Kamerakind Käptn Kuki vier Gebrauchte ausfassen darf, um auszutesten, wie gut ehemalige Spitzentechnologie nach einigen Jahren immer noch funktioniert. Damit diie vier Kontrahentinnen vergleichbar bleiben, wählen wir vier japanische Supersportler vergangener Tage im Preissegment zwischen 4000 und 5000 Euro.

Bei der Suzuki GSX-R 600 erkennt man die Änderungen im Design sehr gut

Die älteste im Bunde, die Suzuki GSX-R 600 ist mit ihren 14 Jahren am Buckel zwar nur ein Modelljahr älter als die nächstjüngere, die Honda CBR600RR von 2004, dennoch liegt zwischen den beiden eine ganze Modellgeneration. Grund ist, dass die Honda CBR600RR mit dem internen Kürzel "PC 37" im Jahre 2003 neu präsentiert wurde, während die 2003er Suzuki GSX-R 600 "K3" als zweite Baureihe bereits seit 2001 ihren Dienst verrichtete und erst 2004 als GSX-R 600 "K4" völlig neu aufgelegt wurde. Daher sieht man vor allem bei der hochgezogenen Auspufflösung der Honda, dass sich in dieser Zeit designtechnisch schon einiges getan hat.

Nur der Auspuff der Yamaha YZF-R6 entlarvt ihr höheres Alter

Noch etwas jünger ist die Yamaha YZF-R6 der Modellreihe "RJ 09" von 2005, die in ihrem zeitlos schwarzen Kleid immer noch eine gute Figur macht, obwohl bereits die Baureihe RJ 05 aus dem Jahr 2003 so ausgesehen hat. Auch hier ist es wieder trotz immer noch gelungenem Design dieser lange, seitlich verlegte und mit keierlei Schnickschnack versehene runde Auspufftopf, der darauf hinweist, dass diese R6 nun schon 12 Jahre alt ist.

Die Kawasaki ZX-6R passt ausgezeichnet auch noch in die heutige Zeit

Die Jüngste im Supersport-Quartettt ist die grüne Giftspritze Kawasaki ZX-6R Ninja "ZX 600 P" mit Baujahr 2008 und sie wirkt tatsächlich noch am ehesten in die heutige Zeit passend. Das liegt aber nicht etwa an der geringen Laufleistung der Kawa, denn mit 22.275 Kilometern am Tacho hat sie sogar mehr auf der Uhr als die Yamaha YZF-R6 mit 16.655 Kilometern, nur geringfügig weniger als die Honda CBR600RR mit 24.495 Kilometern und sogar fast genauso viel wie die Suzuki GSX-R 600 mit 23.924 Kilometern. Vielmehr liegt es an den Features, mit denen die ZX-6R zu gefallen weiss: Ganganzeige im Cockpit, radial verschraubte Nissin-Bremszangen, Upside-Down-Gabel (lediglich die Yamaha R6 hat ebenfalls radiale Bremszangen und eine Upside-Down-Gabel) und die hoch im Heck verlegte Auspuffanlage, die den freien Blick auf die fesche geschwungene Schwinge in verwegenem Schwarz ermöglicht.

Die Kraft kommt bei Supersportlern immer sehr spät

Stellt sich nur die Frage, ob die ZX-6R auch beim Fahren voll punkten kann. In Sachen Motor auf alle Fälle, mit 125 PS bei 14.000 Umdrehungen ist sie nicht nur die stärkste im Bunde, sondern auch die souveränste, was die Leistungsentfaltung angeht. Wir sprechen hier nämlich von 599 Kubik aus vier Zylindern, da ist es vorprogrammiert, dass es hohe Drehzahlen braucht, um flott voran zu kommen. Untertourig ist da kein Preis zu gewinnen, 66 Newtonmeter Drehmoment bei 11.700 Touren lassen eindeutig erkennen, dass man im Alltag nicht allzu viel Spaß hat - es sei denn man dreht auch in der Stadt die Erste voll aus, womit man zu Recht bald anecken wird.

Dennoch bietet die Kawa in unserem Quartett am meisten Souveränität, lediglich die Yamaha kommt mit ihren 120 PS bei 13.500 Touren an dieses Niveau heran. Die 66,4 Newtonmeter Drehmoment bei 12.000 Umdrehungen spielen so wie bei der Kawasaki eine untergeordnete Rolle, dennoch bringt auch die Yamaha schon von weiter unten mehr Schub auf das Hinterrad als die Honda oder die Suzuki. Letztere ist mit ihren 116 PS bei 13.000 Umdrehungen sogar etwas stärker als die Honda mit 114 PS bei ebenfalls 13.000 Touren und 64 Newtonmeter Drehmoment bei 11.000 Umdrehungen.

Unfassbar einfaches Handling beim Supersport-Quartett

Das beeindruckende an den 600er-Geschossen ist aber eben nicht die Leistung, sondern das unfassbar einfache Handling - und da haben die "alten" Geräte nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Mit Gewichten unter 200 Kilo im vollgetankten Zustand kann man davon ausgehen, dass anders als bei vielen anderen Motorradkategorien nahezu jeder Kurvenradius und vor allem das schnelle Umlegen in Wechselkurven ein absolutes Vergnügen darstellen.

Die Suzuki GSX-R 600 kann trotz hohem Alter noch sehr gut mithalten

Und da steht die Suzuki trotz höchstem Alter den Konkurrentinnen in Nichts nach, auch sie läßt scih unfassbar leicht einlenken und präzise um die Ecken werfen. Denn das besonders Tolle an diesen Supersportlern vergangener Tage ist, dass sie noch immer mit heutigen Motorrädern mithalten können. Die Technologie der kleinen Raketen war damals schon so modern, dass sie auch nach 14 Jahren noch äußerst präzise und transparent funktioniert. Klar, damals waren eben auch die 600er noch Prestige-Objekte und Aushängeschilder der Hersteller, da haben sich vor allem die Japaner nicht lumpen und die Technik der genialen 1000er in die kleineren Klassen einfließen lassen.

Honda CBR600RR - wenig verändert, immer noch sehr gut

Das sieht heute leider ein wenig anders aus, Honda hat die CBR600RR zuletzt vor vier Jahren aufgefrischt und das nur optisch, die technische Basis ist bereits seit 10 (!) Jahren im Einsatz. Bei der Suzuki GSX-R 600 läuft es ganz ähnlich, die Updates seit 2011 beschränken sich auf geänderte Lackierungen. Kawasaki probierte wenigstens 2013 die ZX-6R 636 mit ABS, Traktionskontrolle und Leistungsmodi interessanter zu machen, wobei sich das Fehlen von Leistungsmodi und Traktionskontrolle am ehesten noch auf einer 600er-Supersportlerin verkraften ließe.

Lediglich Yamaha traut sich eine neue YZF-R6 - leider sehr teuer!

Und mit der heurigen Änderung auf die Euro4-Norm werden diese Modelle nur noch abverkauft, Nachfolger sind fraglich. Lediglich Yamaha wagt den Schritt und bringt eine brandneue YZF-R6 im herrlichen Stil der großen YZF-R1 samt ABS, verstellbarer Traktionskontrolle, Leistungsmodi und weiteren Elektronik-Features. Durch dei Überarbeitung auf Euro4 gehen einige PS verloren, noch stärker wird wohl aber der hohe Preis schmerzen: Yamaha will für eine YZF-R6 tatsächlich mindestens 13.995 Euro in Deutschland, 14.990 Franken in der Schweiz und 15.999 Euro in Österreich!

Die vier Gebrauchten sind überraschend gut in Schuss

Und da kommen wieder unsere Gebrauchtbikes ins Spiel. Zwar ohne Elektronilk-Helferlein (die für viele potentielle Kunden ohnehin verzichtbar sind), dafür mit nahezu gleicher Leistung und dank niedrigem Gewicht auch ganz ähnlich spielerischem Handling. Die ausgereifte Technik leidet vor allem bei japanischer Wertarbeit kaum unter dem höheren Alter, alles funktioniert so, wie es gehört, alles läuft so rund wie am ersten Tag. Natürlich haben jeweils rund 20.000 Kilometer Motor, Bremsen und Kupplung beansprucht und vor allem bei der Suzuki hat die Zeit und Nutzung an der Lackierung der Verkleidung und der Felgen unübersehbare Spuren hinterlassen.

Leichter geht´s kaum - wenig Motorrad für wenig Geld!

Dafür wird bei Limbächer & Limbächer bei jedem Gebrauchtbike ein umfangreicher Funktionscheck durchgeführt und alle Bauteile kontrolliert. Für die kleine Gixxer rufen die Deutschen am wenigsten auf, während die Yamaha YZF-R6 mit 5389 Euro, die Kawasaki ZX-6R Ninja (die einfärbig giftig grüne Lackierung hat es mir nun mal angetan) mit 5289 Euro und sogar die Honda CBR600RR mit 5189 Euro den gesteckten Rahmen von 5000 Euro leicht sprengen, sorgt die Suzi mit nur 3989 Euro wenigstens für einen Durchschnittspreis von knapp unter 5000 Euro.

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Bericht vom 24.05.2017 | 30.972 Aufrufe

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