Aprilia Tuareg 660 2021?

Die kleine Reiseenduro mit Elektronik-Overkill!

Endlich setzt der Piaggio-Konzern nicht nur auf teure Roller oder edle Retro-Eisen sondern auf das sportliche Pferd im Stall: Aprilia darf beim Projekt 660er-Reihenzweizylinder weiterhin ordentlich Gas geben. Nachdem wir erst gestern die fertige Tuono 660 vorstellen konnten, fuhr uns nun ein Erlkönig der Tuareg 660 vor die Linse!

Bei der ersten Sichtung der neuen Aprilia Tuareg 660 auf der EICMA 2019 in einem extravaganten Glaskasten hinter Pflanzen versteckt, waren es noch ganz wenige Details wie der stark profilierte 21 Zoll-Vorderreifen mit dem tief angebrachten Kotflügel, die eindeutig auf eine Reiseenduro hindeuteten. Damals wagte ich die Prognose, dass als Motor das Triebwerk der RS660 in einer 95 PS-Version zum Einsatz kommen könnte - aufgrund der gestrigen Präsentation der Tuono 660 mit 95 PS scheint das nun tatsächlich der Fall zu sein, immerhin wird die Tuareg 660 wohl öfter als A2-Version mit 48 PS verkauft werden als die zumindest optisch supersportliche RS660.

Der Motor der neuen Aprilia Tuareg 660 mit den Genen des Superbikes

Überhaupt wird die Tuareg 660 das wohl wichtigste und stückzahlenträchtigste Modell auf dieser 660er-Basis sein, aufgrund der weltweit etwas chaotischen Zustände ist es aber fraglich, ob die Tuareg 660 wirklich noch 2021 auf den Markt kommt. Der von uns auf geheimen Testfahrten erwischte Prototyp weist nämlich an mehreren Stellen auf ein noch recht frühes Entwicklungsstadium hin. So dürfte der kleine Rundscheinwerfer einer Lösung weichen, die sich viel stärker an die 660er-Schwestermodelle anlehnt und auch die klobigen gelben Schutzbügel werden einer eleganteren Version weichen. Dennoch sind die wichtigsten Merkmale bereits sehr gut zu erkennen: Der Reihentwin, der ja wie bei der RS660 von der vorderen Zylinderbank des V4-Kraftwerks aus dem RSV4-Superbike abgeleitet ist, wird auch in der Tuareg als tragendes Element in einem jedoch modifizierten Rahmen dienen.

Der Trend geht zu mehr Versionen - auch bei der Tuareg 660?

Dadurch, dass auch die Krümmerführung leicht modifiziert wurde und zudem in einer völlig neu konstruierten Auspuffanlage mündet, entsteht hinter dem Motor Platz für eine völlig neu konstruierte Schwinge, die nun noch robuster ausgelegt scheint - was wiederum zusammen mit der Bereifung (21 Zoll-Vorderrad und 18 Zoll-Hinterrad) ein Hinweis auf zumindest leichte Offroad-Fähigkeiten des Bikes sein dürfte. Spekulativ, jedoch durchaus dem Trend in dieser Liga entsprechend, erscheint da die Auffächerung in mehrere Modellvarianten der Tuareg 660: Eine Version mit längeren Federwegen und noch grobstolligerer Bereifung als jene Metzeler Karoo Street auf dem von uns erwischten Prototypen mit höherem Fokus auf Geländefähigkeit und eine Einstiegsversion mit 19 Zoll-Vorderrad. Auch eine Travel-Version mit größerem Tank scheint denkbar.

Der geringe Hubraum darf nicht täuschen: Elektronik-Overkill!

Beim Einstiegspreis sollte man sich nicht vom vergleichsweise geringen Hubraum täuschen lassen, er wird sicherlich oberhalb einer Yamaha Ténéré 700 liegen. Jedoch kann der Kunde dann bereits in der Basis eine Reiseenduro mit Elektronik-Overkill sein Eigen nennen! Wie in der Tuono 660 werden also auch in der Tuareg 660 all die coolen Features der RS660 Einzug finden: Voll-LED-Scheinwerfer, TFT-Instrumente mit Handykonnektivität, Ride by Wire, Traktionskontrolle ATC, Wheeliecontrol AWC, Tempomat ACC, Kurven-ABS und Fahrmodi.

Warum sollte eine Aprilia Tuareg 660 keinen Schaltassistenten haben

Ob der Schaltassistent mit Blipper auch in der Tuareg 660 kommen wird, können wir noch nicht mit völliger Sicherheit sagen, der Prototyp fuhr uns nur mit der rechten Seite vor die Linse. Ganz abwegig wäre es allerdings nicht, ein Schaltassi mit Blipper hat auch auf einer Reiseenduro seine absolute Berechtigung. Lediglich die fünf Riding Modes müssten auf der Tuareg 660 anders benannt werden mit Challenge könnte man auf einer sehr sportlichen Reiseenduro vielleicht noch etwas anfangen, aber Time Attack wäre dann wohl doch etwas übertrieben. Alles in allem scheint Aprilia hier ein richtig gutes Paket in einem immer wichtiger werdenden Marktsegment zu schnüren, um so die hohen Erwartungen, die aufgrund der gelungenen RS660 an die Tuareg 660 gestellt werden, erfüllen zu können. Und das wäre den, in der Vergangenheit modellpolitisch oftmals unglücklich agierenden Italienern definitiv zu wünschen.

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Bericht vom 08.01.2021 | 38.236 Aufrufe

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