Motorradfahren lernen - elektronische Helferlein Offroad
So nutzt du deine Assistenzsysteme auch Offroad optimal
Umfangreiche Wahlmöglichkeiten per Elektronik, um die Einstellungen auf den jeweiligen Einsatzbereich und Untergrund zu optimieren? Hier erfährst du, wie du damit im Gelände arbeiten kannst und worauf du achten solltest!
Fahrmodi, ABS-Einstellungen, Traktionskontrollenstufen, worauf muss ich da im Gelände achten? Einige Motorradmodelle bieten mittlerweile umfangreiche Einstellmöglichkeiten. Teils sind diese in vorprogrammierten Fahrmodi zusammengefasst, teils sind sie individuell einstellbar. Bei großzügig ausgestatteten Modellen verliert man da leicht den Überblick, bei günstigeren oder älteren denkt man sich vielleicht, dass man da irgendetwas vermisst oder entbehren muss. Großzügig ausgestattete Modelle adaptieren in den einzelnen Fahrmodi mitunter sogar die Gasannahme, die Federkomponenten und die schräglagenabhängige Traktionskontrolle und Bremse. Offroad spielt vor allem die Wirkungsweise zweier elektronischer Helferlein eine Rolle - ABS und Traktionskontrolle. Warum? Weil du speziell auf losem Untergrund wissen solltest, was diese Systeme machen und was das für dich im Fahrbetrieb bedeutet.
ABS Offroad, was bedeutet das?
Die drei deutlichsten Phänomene, die bezüglich der Wirkungsweise von Antiblockiersystemen Offroad auffallen:
- Es ist höchst ungewöhnlich, dass du auf Schotterwegen geradeaus mit modernem ABS voll in die Eisen greifen kannst und dein Motorrad verzögert erstaunlich effizient aber auf jeden Fall stabil!
- Wie gut dein ABS Offroad verzögert, ist auch davon abhängig, welche Einstellungen du gewählt hast und aus welcher technischen Entwicklungsgeneration dein ABS stammt.
- Gerade Offroad arbeiten manch routinierte Reiter mit dem Effekt, dass das Hinterrad blockiert. In manchen Situationen hat man damit auch einen größeren Handlungsspielraum, der nur gegeben ist, wenn das ABS das zulässt. Ob es das tut, kann von der Konzeption und von deinen gewählten Einstellungen des Systems abhängen.
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!
Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!
Produkttipps
Gewöhn dich an die Bremseffekte deines ABS etwa auf Schotterwegen!
Gerade Generationen, die Motorradfahren ohne ABS gelernt haben, müssen sich erst daran gewöhnen, dass man etwa auf geraden Schotterwegen mit modernem ABS erstaunlich kurze Bremswege erzielen kann. Aus Vorsicht würde man ohne ABS viel weniger bremsen. Mit ABS aber kann man praktisch sorglos zulangen, das ABS löst die Bremse um so viel schneller und präziser, als es Durchschnittsfahrer könnten, und man bremst einfach angstbefreit, besser, kürzer!
Die unterschiedlichen Antiblockiersysteme, wie gut arbeiten sie Offroad?
Grundsätzlich wurden Antiblockiersysteme einmal entwickelt, sodass Notbremsungen auf durchschnittlich griffigem Asphalt möglichst gefahrlos und optimal realisiert werden können ohne dass ein Reifen blockiert und somit unkontrolliert rutscht. Offroad freilich ist mit anderen Rahmenbedingungen zu rechnen. Das heißt, dass günstige oder ältere Antiblockiersystemen damit nicht so gut zurechtkommen und die Intervalle, bis das System die Bremse löst oder es die Bremsung wieder erlaubt, können gegenüber einer optimal durchgeführten manuellen Bremsung am Schlupf manchmal nachteilig lang ausfallen. Deshalb bieten höher entwickelte Systeme die Möglichkeit, diesen Umstand zu berücksichtigen und mittels elektronischer Einstellungen feiner und passender anwendbar zu machen. Es gibt also Systeme, bei denen man sagen kann, dass mit weniger Grip Offroad zu rechnen ist und dass sie dementsprechend später und präziser eingreifen. Bei manchen kann das der Reiter auch individuell festlegen. Wichtig ist nur, dass du dein ABS und wie es unter bestimmten Bedingungen arbeitet, kennst und deine Fahrweise dementsprechend, vor allem bezüglich des Bremswegs, anpasst!
Warum kann ich bei manchen Motorrädern das ABS deaktivieren?
Auf zivilen Straßen haben moderne Antiblockiersysteme in der Praxis bei einer Notbremsung kürzere Bremswege. Es gibt allerdings zumindest eine Situation, wo das ABS den Bremsweg verlängert. Nämlich, wenn du steil bergab auf einem sehr losen Untergrund hinten deine Bremse nutzen möchtest. Das ABS würde bei jeder kleinsten Abweichung von der Rollgeschwindigkeit zur tatsächlichen Umdrehungsgeschwindigkeit deines Hinterrads die Bremse lösen und schlimmstenfalls wirst du bergab immer schneller. Würde dein Hinterrad aber in einer solchen Situation blockieren, besteht die Möglichkeit, dass du dir dadurch einen Haufen des losen Untergrunds (Schotter, Sand, Erde, etc.) aufschaufelst und dadurch einen bremsenden Hügel generierst. Außerdem gibt es routinierte Fahrer, die mit dem blockierenden, rutschenden Hinterrad, etwa beim Supermotard, fahrdynamische Zustände generieren, mit denen sie besser, schneller und kontrollierter durch die folgende Kurve kommen.
Was bedeutet die Möglichkeit, mein ABS zu deaktivieren, für mich?
Es gibt Systeme, da kannst du den Vorderradschlupf auf ein Maximum einstellen oder gar das komplette ABS deaktivieren, es gibt Systeme, da kannst du nur das Hinterrad-ABS deaktivieren. Unser Tipp: Deaktiviere es nur, wenn du extreme Offroad-Trails mit steilen, losen Abfahrten fährst, kenne aber in diesem Fall das Verhalten deines Motorrads bei einem blockierenden Rad! Achtung beim diagonalen Bergab-Bremsen! Blockierende Hinterräder rutschen der Physik und der Scherkraft folgend unwillkürlich ins Tal, das kann deine Linie und dein Gleichgewicht erheblich stören!
Und die Traktionskontrolle, was muss ich da Offroad beachten?
TCs funktionieren ähnlich, nur in die andere Richtung. Dreht sich dein Antriebsrad beim Beschleunigen zu schnell, unterbindet die TC den Vortrieb. Das kann in seltenen Situationen dazu führen, dass du etwa aus einem halbgriffigen Erdloch nicht mehr weiter kommst, weil die Traktionskontrolle dir ständig bei geringfügig durchdrehendem Hinterrad die Leistung abdreht. In solchen Situationen musst du dich entscheiden: Entweder du schaffst es trotzdem, indem du durch Gewichtsverlagerung den Anpressdruck erhöhst und ohne krassem Durchdrehen der Reifen weiter kommst. Oder, wenn möglich, du deaktivierst/reduzierst kurzfristig die TC und gräbst dich aus dieser Lage mit spritzendem Erdgut heraus. Natürlich gibt es ABS und TC, in einigen Modellen auch schräglagenabhängig regelnd. Aus unserer Erfahrung braucht es schon einen hohen Fahrtechniklevel und fein arbeitende Systeme, dass du dieses Feature nutzen und genießen kannst.
Achtung beim Nutzen der Traktionskontrolle!
Nur wenn du gewohnt bist, mit Schotter schaufelnden Reifen los zu fahren, nur dann wird dir bei aktivierter TC etwas beim Beschleunigen fehlen. Ansonsten arbeitet das relativ brauchbar. Verliere trotzdem nicht den Bezug zur Physik und den Griffigkeitsbedingungen! Elektronische Helferlein sollen dir im zivilen Betrieb nicht das Fahren abnehmen, sondern sollen dich vor allzu großen und gefährlichen Fehlern schützen! Im Gelände solltest am besten DU wissen: Wie viel Leistung bringe ich hier unter diesen Bedingungen auf den Boden!
Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet
Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.
Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:
Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Bericht vom 11.11.2024 | 2.305 Aufrufe