Motorradfahren lernen - professionelle Tipps!

Manche sehen es als Seelenausgleich, manche als Fortbewegung unter freiem Himmel, manche als reinen Zweck, manche als Teil des sozialen oder individuellen Lebens. Für viele ist Motorradfahren einfach eine Lebenseinstellung in einem faszinierenden Kosmos. Eins aber vereint wohl all diese Zugangsformen: Wir alle lieben das Gefühl, wenn wir den Fahrtwind spüren und all diese Eindrücke der unvergleichlichen Geschwindigkeitsbeherrschung erleben, wenn wir diese Selbstermächtigung fühlen, dass wir mit unserem Körper diese Maschine präzise steuern und eins werden mit ihr.

Bitte nicht enttäuscht sein! Wir müssen gleich zu Beginn die Bremse ziehen. Niemand kann dir die Lehrkilometer abnehmen, die notwendig sind, um dein fahrerisches Niveau auf ein höheres Level zu bringen. Wir können dir nur Irrwege ersparen, indem wir dir die wichtigsten Punkte nennen, die dir bei deinem Weg zum sicheren, schnellen Fahren helfen.

Aus unserer Erfahrung kommt der Drang, schneller zu fahren, meist aus zwei Ecken. 1.) Man sieht ja, dass andere schnell fahren, es können und Spaß dabei haben. Besonders wenn sie nach der Ausfahrt mit strahlenden Gesichtern von ihren Erlebnissen berichten. Und 2.) lieben manche Persönlichkeitsnaturen einfach dieses Gefühl, das sicher mit Adrenalin, Endorphin oder dem Ausstoß anderer Glückshormone zu tun hat, dieses herrliche Gefühl, das scheinbar mit dem Beherrschen höherer Geschwindigkeiten gesteigert wird. Der Vergleich mit anderen Motorradfahrern kann dich weiterbringen, er birgt aber zumindest eine Gefahr in sich: Die Gefahr, dass du vielleicht einen Moment lang vergisst, dass DIE ANDEREN sehr lange gebraucht haben, bis sie das können, was du so gerne auch können willst. Bedenke daher immer, dass Können von Übung kommt!

Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Mehrtägige Touren in der Gruppe haben mindestens zwei Vorteile. Erstens ist die Lernkurve, wenn man etwas oft, gerne und lange macht, extrem steil. Dein Hirn braucht sich auf solchen Touren, wenn sie locker gestaltet und gut geplant sind, nur auf eines konzentrieren: das Fahren. Durch die oftmalige Wiederholung all der umfangreichen Einschätzungen und Umsetzungen, die speziell beim Kurvenfahren ständig notwendig sind, werden dein Hirn, dein Körper und deine Sensorik sowie deine Motorik trainiert. Du wirst schon am zweiten Tag ein besseres Gefühl haben und das Motorradfahren wird dir viel leichter von der Hand gehen, sodass du zusätzlich noch Glücksempfinden erleben wirst.

Zweitens kannst du, speziell wenn du im Schlepptau eines erfahrenen Reiters bist, einige Aufgaben von deinem Vorreiter erledigen lassen. Gemeint ist hier speziell das setzen der Bremspunkte und das bestimmen der Geschwindigkeit. Du bekommst dann ganz beiläufig ein Gefühl für Geschwindigkeit, Schräglage sowie Bremswege und automatisierst die beim Fahren notwendigen Aktionen, etwa das Schalten, das Bremsen oder das ans Gas Gehen. Beobachte deinen Vorreiter und versuche, wenn nötig durch nachträgliches Fragen, heraus zu finden, warum er an einer bestimmten Stelle so agiert hat!

Du musst beim Hinterherfahren allerdings darauf achten, dass du nicht sämtliche Entscheidungen von deinem Frontmann erledigen lässt! Fahre daher dazwischen immer wieder auch ganz vorne als erster (mit einer Geschwindigkeit, die du als sicher und locker handhabbar empfindest), damit du den richtigen Blick und die richtige Einschätzung nicht verlernst! Achte außerdem darauf, dass die Person, der du hinterher fährst, ungefähr auf gleichem technischen Material unterwegs ist! Also ungefähr ein Motorrad derselben Kategorie und mit gleichwertigen Reifen, Bremsen sowie Elektronikhilfen! Beim Hinterherfahren solltest du niemals Angst haben! Ein guter Indikator, dass du den Speed deines Vordermanns nicht mitgehen kannst, ist, wenn du beginnst Kurven zu schneiden, die der vordere ausfährt. Dann fährt er schneller, als du kannst oder willst. Dann musst du ihn ziehen lassen und deinen eigenen Speed fahren! Ihr habt euch sicher vorher ausgemacht, dass er bei der nächsten Abzweigung auf dich wartet.

Deine Lernkurve kannst du verbessern, indem du dir bei jeder Kurve eine konkrete Fahrlinie vornimmst und dann überprüfst, wie präzise du sie tatsächlich gefahren bist. Damit du das überhaupt machen kannst, brauchst du rechts und links der vorgenommenen Fahrlinie eine Platzreserve. Wähle daher auf den ersten 5.000 Kilometern stets eine Fahrlinie, bei der du rechts und links gegebenenfalls (weil du noch nicht so präzise fahren kannst) 50-100 cm risikolose Platzreserven hast! Je präziser du deine vorgenommene Linie halten kannst, desto schwierigere Aufgaben kannst du dir stellen. Beim Setzen der Bremspunkte halte dir ebenfalls Reserven parat! Eine Bremsung sollte immer stressfrei und auf jeden Fall kontrolliert ablaufen. Andernfalls hast du zu spät zu bremsen begonnen.

Wenn du wissen möchtest, warum andere so fahren, wie sie fahren, warum sie das können, was sie können, dann sei dir die Teilnahme an einem Fahrtechniktraining empfohlen. Dort werden von erfahrenen Instruktoren Grundlagen erklärt, Fehler erkannt und behoben sowie Tricks genannt und vorgezeigt. Außerdem kannst du deine Performance und die deines Eisens danach besser einordnen.

Wenn du wirklich auf der Suche nach dem Grenzbereich bist, dann wähle dafür nicht öffentliche Verkehrsflächen! Als Einstieg gibt es Trainingsanbieter, die spezielle Kurse abhalten, die den Fokus auf Fahrtechnik, Linienwahl und die Grundlagen des Highspeedfahrens legen. Nächster Schritt danach: Das Trainieren auf abgesperrten (Renn-)Strecken bietet viele Vorteile, etwa optimierte Sturzräume, kein Gegenverkehr und medizinische Versorgung sowie Streckenüberwachung zur Nachfolgeverkehrswarnung vor Ort. Bei den 1000PS-Trackdays etwa kannst du geführte Runden mit Instruktoren fahren, die davor und danach selbstverständlich für Tipps und Fragen zur Verfügung stehen.

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!