Motorradfahren lernen - der richtige Umgang mit Seitenwind
Was du bei Seitenwind unbedingt beachten musst!
Seitenwind ist beim Motorradfahren unangenehm. Motorräder sind anfälliger auf Seitenwind als etwa Autos. Wie du damit umgehst und was es zu beachten gilt, damit du auch bei Seitenwind sicher fährst.
Seitenwind kommt uns nicht nur unangenehm vor, er ist es auch. Durch die vergleichsweise hohe seitliche Windangriffsfläche und durch den Umstand, dass wir nur auf zwei Rädern balancieren müssen und weniger Masse haben, spielt Seitenwind für uns eine größere Rolle als für mehrspurige Fahrzeuge. Seitenwind ist eine größere Herausforderung, aber wenn du sie richtig einschätzt und richtig damit umgehst, kannst du auch in solchen Situationen dein Risiko minimieren.
Die häufigsten Situationen, in denen Seitenwind eine Herausforderung ist
- Wenn du für deine Fahrlinie nur wenig Platz hast. Weil du dementsprechend wenig seitliche Reserven hast, um Seitenwindeffekte zu korrigieren!
- Wenn er plötzlich auftritt. Weil, wenn er ständig aus derselben Richtung mit derselben Stärke bläst, korrigiert dein Gleichgewichtssinn während der Fahrt die Linie automatisch. Wenn sich aber einer der beiden Faktoren ändert, musst du schnell etwas tun (können)!
- Wenn er so stark ist, dass du dein Motorrad nicht mehr im Gleichgewicht halten kannst. Weil dir alles mit der notwendigen Schräglage, mit der du dich gegen den Seitenwind stemmst, nicht geheuer ist!
- Wenn dir dein Windschild nichts mehr nützt bei Regen. Weil der Regen von der Seite kommt!
- Wenn dir der Seitenwind ein gefährliches Hindernis in den Weg weht. Weil du damit nicht rechnest!
- Wenn du dir deines automatischen Seitenwindkorrekturverhaltens während der Fahrt nicht bewusst bist. Weil du dann im Stehen umfallen kannst!
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!
Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!
Situation: Unangenehmer Seitenwind, wenn du wenig Platz hast
Bei Windstille ist es leichter, die geplante Fahrlinie zu erreichen. Deshalb traust du dir schnellere Geschwindigkeiten zu, auch wenn du aus welchen Gründen auch immer (optimale Kurvenlinie, Fahrbahnverengungen, ständig wechselnde Griffigkeits- und Neigungsverhältnisse) eine präzise Fahrlinie erreichen musst und entsprechend deines Fahrkönnens auch realisieren kannst. Bei Seitenwind kommt allerdings ein zusätzlicher Störfaktor hinzu. Das heißt, speziell bei wechselnden Seitenwindverhältnissen liegt die Fahrlinie nicht in deiner Hand, sondern du musst darauf reagieren. Und diese Reaktion braucht Platz. Den musst du haben. Reduziere daher in solchen Situationen deine Geschwindigkeit und erhöhe dadurch deinen Handlungsspielraum bei der Korrektur von möglichen Seitenwindstörungen! Willst du in Langsamfahrt zwischen zwei Objekten hindurch oder auf einem schmalen Grat balancieren, dann lass das lieber bei Seitenwind. Verlade dein Motorrad ein andermal über die Rampe auf deinen Hänger! Vermeide im Gelände solche Situationen ohne seitliche Abstützmöglichkeiten! Stell dich bei Staukolonnen hinten an!
Situation: Plötzliche Änderung der Stärke und der Richtung des Seitenwinds
Richtung und Stärke können sich durch zwei Faktorengruppen ändern: 1.) Der Wind dreht sich oder ist böig. Das ist leider kaum vorherzusehen, wobei böiger Wind selten plötzlich von einem Moment auf den anderen kommt, meist ist es böig oder nicht. 2.) Der Wind verändert sich, weil das Gelände, Bauwerke oder andere Fahrzeuge das bedingen. Das ist vorhersehbar, wenn du die entsprechende Erfahrung hast. Zum ersten Punkt: Wenn der Wind böig ist, musst du deine Geschwindigkeit und deine Linienwahl daran anpassen. Du musst ein Gefühl dafür bekommen, wie viel Platz du zum Korrigieren bei welcher Geschwindigkeit brauchst. Dementsprechend wählst du deine Linie und deine Geschwindigkeit. Wenn die Bedingungen zu wechselhaft und dein verfügbarer Platz zu klein ist, dann musst du notfalls auch mal stehen bleiben! Zum zweiten Punkt: Die häufigsten Seitenwindveränderungen, die du voraussehen kannst: Grundvoraussetzung, dass du diese Seitenwindeffekte vorwegnehmen kannst, ist, dass du weißt aus welcher Richtung der Wind in ungefähr welcher Stärke bläst. Deshalb beobachten Motorradfahrer auch Windkraftwerke, Fahnen und Sträucher viel bewusster, tu das auch! Mit dem genannten Wissen musst du jetzt versuchen, alle Objekte, die den Wind ablenken, kanalisieren oder abhalten, als solche zu erkennen. Das sind meistens: Lärmschutzwände, Zäune, Mauern, Gebäude, Hügel, Felswände, dichte Vegetation. Oder andere Fahrzeuge, vor allem große Kfzs, also LKWs, Lieferwägen oder Busse.
Wind von rechts, Abdeckung endet. Was ist mit Düseneffekt gemeint?
In einem solchen Fall musst du die Windabdeckung rechts von dir beobachten. Endet plötzlich eine Lärmschutzwand oder eine Mauer oder ein Hügel oder ein dichter Wald, dann kannst du ja bei Wind von rechts damit rechnen, dass er danach viel stärker von rechts bläst. Kommt bald danach dann wieder eine Abdeckung, musst du sogar mit noch stärkerem Wind rechnen, weil die Luftmassen gebremst von den beiden aufeinander folgenden Abdeckungen trotzdem vorbei wollen und dementsprechend in diesem Kanal wie durch eine Düse schneller von rechts drücken. Lies bei Wind von rechts den Straßenrand und das Relief! Denke dir, wie die Luft dort strömt und nimm auch den Düseneffekt vorweg! Du weißt dann rechtzeitig, dass gleich Druck von rechts kommt und kannst deine Schräglage und deine Lenkung rechtzeitig korrigierend einsetzen!
Freilandgeschwindigkeit, Wind von links, Abdeckung endet oder ein LKW kommt dir entgegen.
Unterschätze niemals die Luftmassen, die ein großes Fahrzeug bei schneller Fahrt verdrängt! Natürlich gilt alles, was zur Straßenrandbeobachtung bei Wind von rechts gesagt wurde auch bei Wind von links, nur halt auf der anderen Straßenseite und nicht so stark, weil die Abdeckung durch die größere Entfernung (meist ist ja links mindestens eine Gegenverkehrsspur zwischen dir und dem luftabhaltenden Objekt) nicht so effektiv ist. Aber, hier lauert die Gefahr im Gegenverkehr. Bei gleichmäßigem Wind von links reguliert dein Geleichgewichtssinn deine Lenkung und deine Schräglage so, dass du fast unbewusst deine geplante Fahrlinie triffst, ohne dass du das als gefährlich oder anstrengend empfindest. Nur leider schiebt ein entgegenkommender LKW einen großen Luftpolster vor sich her. Genau dieser trifft dich dann von links zusätzlich, weil der ständige Seitenwind ihn in deine Richtung drückt. Da du vielleicht 100 km/h fährst und der LKW, sagen wir, 80 km/h ergibt das einen erheblichen Versatz deines gesamten Motorrads inklusive dir von oft bis zu einem Meter nach rechts! Deshalb: Rechne damit! Lege schon vorher deine Fahrlinie etwas mehr nach links und halte deinen Lenker, kurz bevor der LKW in der anderen Fahrtrichtung an dir vorbeifährt, fest! So hast du bei Versatz mehr Reserven und er wird auch nicht so groß ausfallen, wenn du deine Lenkrichtung gegen die Luftmassen stemmst. Wenn du dich duckst, verminderst du zusätzlich die Windangriffsfläche und damit die Heftigkeit des Versatzes!
Situation: Wenn der Seitenwind so stark ist, dass du dein Motorrad nicht mehr im Gleichgewicht halten kannst
Das kommt sehr selten vor. Eine andere Rolle spielt es bei schlechten Griffigkeitsverhältnissen. Natürlich brauchst du viel Erfahrung, damit du auf einer Sandpiste bei starkem Seitenwind die Spur hältst. Wenn du das nicht kannst, reduziere die Geschwindigkeit oder bleib stehen!
Situation: Wenn dir dein Windschild nichts mehr nützt bei Regen und Seitenwind
Da kannst du gar nichts machen, außer deine Kleidung schon vor deiner Abfahrt so wählen, dass sie wasserdicht ist, egal woher die Tropfen kommen!
Situation: Wenn dir der Seitenwind ein gefährliches Hindernis in den Weg weht
Meist ist es ein großes Folienteil. Aber auch Äste werden bei starkem Wind auf die Fahrbahn geweht. Das weißt du. Deshalb musst du, ähnlich wie bei Wildwechsel, den Straßenrand genauer beobachten, langsamer und vorausschauender fahren! Dein Vorteil: Du weißt bei Seitenwind zumindest, woher die Gefahr kommen kann.
Situation: Wenn du dir deines automatischen Seitenwindkorrekturverhaltens während der Fahrt nicht bewusst bist
Das ist deswegen relevant, weil dieses Korrekturverhalten im Stehen nicht mehr funktioniert. Du kannst nicht unterbewusst deine Schräglage korrigieren, wenn du im Stand irgendwohin lenkst. Du stehst. Deshalb passieren mitunter peinliche Umfaller an der Ampel, weil manchen Motorradfahrern erst im Stand bewusst wird, wie stark der Wind eigentlich weht. Auch deshalb: Beobachte deine Umgebung und versuche Windstärke und Windrichtung richtig einzuschätzen!
Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet
Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.
Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:
Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!
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Bericht vom 07.09.2024 | 4.274 Aufrufe