Motorradfahren lernen - Fahren mit Beifahrer
Was du beachten solltest, wenn jemand am Sozius sitzt!
Das herrliche Gefühl des Motorradfahrens zu zweit genießen? Worauf es beim Soziusbetrieb ankommt und wie du mit einer zweiten Person im Sattel hinter dir sicher unterwegs bist!
Das Körpergewicht hat beim Motorradfahren einen wesentlich größeren Anteil am Gesamtgewicht als beim Autofahren. Daraus ergibt sich der Umstand, dass eine Person mehr am Fahrzeug wesentliche Veränderungen bedeutet: Mehr Masse, andere Gewichtsverteilung. Außerdem kann sich auch die kleinste Bewegung des Beifahrers auf die Dynamik und Fahrtrichtung des Motorrads auswirken. Deshalb ein paar Punkte, die du dabei berücksichtigen solltest:
Deine Verantwortung: Was am Sozius passiert, musst du kontrollieren!
Hast du einmal die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt, also dich versichert, dass dein Fahrzeug auf zwei Personen zugelassen ist und dass die mitfahrende Person das erforderliche Mindestalter hat und körperlich sowie geistig dazu in der Lage ist, musst du schon vor dem Aufsteigen einige Dinge klären. Was es da zu besprechen gibt, bezieht sich vor allem auf das Verhalten des Beifahrers in verschiedenen Situationen, etwa: Beim Aufsteigen, beim Bremsen, beim Beschleunigen, in Schräglage, in Langsamfahrt.
Alle Berichte der umfassenden Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS:
Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech als 1000PS-Partner!
Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!
Vorsicht schon beim Aufsteigen!
Am komfortabelsten für den Beifahrer ist sicher, wenn er sich an deinen Schultern oder (so vorhanden) an einem günstig gelegenen Haltegriff deines Motorrads festhält und (wenn er von links aufsteigt) mit dem linken Fuß auf seinen Fußraster steigt und dann wie auf ein Pferd aufsteigend das rechte Bein über den Sattel und den Körper in den Sattel schwingt. Das sollte aber erst geschehen, wenn du bereit bist. Durch den Druck auf die Fußraste zu Beginn hat das im schlechtesten Fall eine derartige Hebelwirkung, dass ihr beide im Stand umfallt. Deshalb musst du festen Stand mit möglichst weit nach außen gestreckten Beinen am griffigen Erdboden haben und du musst den Lenker entschlossen und fest im Griff haben, den Tank mit deinen Innenschenkeln zusätzlich stabilisierend. Im Sattel könnt ihr dann das Besprochene präzisieren. Wo hält sich der Beifahrer besonders beim starken Beschleunigen an? Wie kann er sich bei stärkeren Bremsungen abstützen? Was macht er in Schräglage?
Muss der Beifahrer auf die Fußraste steigen?
Die Alternative ist nur bei wenigen Modellen ohne Topcase möglich: Der Beifahrer hat so lange Beine, dass er ohne Fußrastentritt aufsteigt. Manch mitdenkende Fahrer stellen ihr Motorrad wenn möglich in der Nähe von Erhöhungen ab, etwa Bürgersteigkanten oder Betonplateaus, die oft als Sockel für Zapfsäulen verbaut werden. So wird auch dem Beifahrer ein leichteres Besteigen des Sattels ermöglicht.
Die Möglichkeiten der Stabilisierung des Beifahrers unterwegs
Wie sitzt er oben? Wo stützt er sich ab? Wo hält er sich an? Im Grunde gibt es zwei Varianten, die bei Soziusfahrten erfolgversprechend sind: 1.) Der Beifahrer hält sich am Fahrer an. Der Beifahrer legt die Arme um den Fahrer sanft (nicht das Mittagessen herauspressen!) aber entschlossen herum an dessen Hüfte oder Bauch und macht mit leichtem Kontakt zwischen Fahrerrücken und Beifahrerbrust die Bewegungen des Fahrers mit. Der Nachteil dieser Methode ist, dass bei schärferen Bremsungen das gesamte Oberkörpergewicht des Beifahrers den Fahrer zusätzlich nach vorne drücken würde. Das wäre sehr unvorteilhaft, weil der Fahrer noch mehr Masse vom Lenker weghalten, ja wegstemmen müsste. In diesem Fall wäre es günstig, wenn der Beifahrer durch kräftigen Knieschluss diesen Effekt so weit wie möglich mindert oder sich mit seinen Händen am Tank abstützt. Außerdem braucht der Fahrer bei stärkeren Beschleunigungen effektiven Knieschluss und Bauchmuskel, denn nur an diesem Bereich hält sich der Beifahrer fest. Der Vorteil: diese Technik ist schnell erklärt und verhindert ungeplante seitliche Massenverschiebung durch freie Bewegungen des Beifahrers.
2.) Der Beifahrer findet genug Haltegriffe, an denen er sich in jeder Fahrsituation richtig festhalten kann. Dabei wird er nahezu Eins mit dem Motorrad. Bei manchen Touringmodellen oder großen Adventure-Motorrädern gibt es sogar Topcase-Varianten mit Rückenlehne, die das nach hinten Rutschen des Beifahrers verhindern. In einem solchen Fall wäre die Bedienungsanleitung des Equipments zu studieren, besonders die Belastungsgrenzen, auf die der Koffer und die Verbindungsplatte ausgelegt sind. Der Vorteil dieser Variante: Der Fahrer fährt, als hätte er einfach mehr Gepäck. Der Nachteil: Dem Beifahrer muss bewusst gemacht werden, dass jede seiner Bewegungen Auswirkungen auf die Fahrlinie haben kann. Auch wenn er nur ein wenig neben dem Helm des Fahrers plötzlich auf der anderen Seite vorbeischauen will. Das spürt der Fahrer! Der Beifahrer muss möglichst starr mit Körperspannung am Motorrad sitzen! Jeder Beifahrer muss vorher von dir eingeschult werden, welche Konsequenzen seine Bewegungen haben!
So findest du die beste Sitzposition deines Beifahrers! Auch für die Füße
Fahrer und Beifahrer sind ein Team. Sie müssen sich koordinieren. Man kann auch nach ein paar Kilometern stehen bleiben und sich gemeinsam für eine bessere Variante der Sitzposition entscheiden. Bei der Fußstellung sollte man sich auch abstimmen. Bei kompakt gebauten Motorrädern und einer Besatzung mit großen Stiefeln kann es schon sein, dass die Fußspitze des Beifahrers die Ferse des Fahrers bei gewissen Manövern stört. Das sollte nicht sein! Natürlich will auch der Beifahrer so komfortabel sitzen wie möglich. Im Zubehörhandel gibt es möglicherweise höhere Sättel oder Beifahrerfußrasten, die eine bequemere Beinstellung ermöglichen. Schließlich kann es auch beim Sitzen mit spitzem Kniewinkel am Sozius zu Durchblutungsschwierigkeiten des Unterschenkels kommen.
Höherer Schwerpunkt, mehr Gewicht. Zulässiges Gesamtgewicht?
Durch die 2. Person wird also alles schwerer. Der Schwerpunkt erhöht sich geringfügig und ist weiter hinten. Das bedeutet auch: ein anderes Fahrverhalten. Die Fuhre wird träger, vor allem in der Kurve, sie fällt langsamer in Schräglage. Sie lenkt auch anders. Beim Beschleunigen wird das Vorderrad früher leicht. Und das alles bremst anders. All diese Veränderungen des Fahrverhaltens deines Motorrads solltest du kennen und beherrschen. Durch eine deutliche Schwerpunktverlagerung nach hinten kann eher der Negativeffekt Pendeln eintreten. Außerdem ist noch zu beachten, wie viel Gepäck man zu zweit mitnehmen kann. Für jedes Motorrad gibt es eine Angabe zum zulässigen Gesamtgewicht und davon abhängig ist auch die Menge der Zuladung. Nicht alle Motorräder erlauben daher zwei schwere Menschen im Sattel plus viel Gepäck, das solltest du vor Abfahrt überprüfen!
Bezüglich der veränderten Gewichtsverteilung ist noch etwas zu berücksichtigen: Fahrwerksadaption auf den Soziusbetrieb
Ganz vereinfacht gesagt: das Motorrad neigt sich mehr nach hinten, wenn da hinten noch jemand drauf sitzt. Dadurch federt der Hinterraddämpfer mehr ein und der Lenkkopfwinkel wird flacher. Auch wenn man sich bei Fahrwerkseinstellungen nicht genau auskennt: Um wieder die vom Hersteller vorgesehene Nivellierung, also die Lage des Motorrads im neutralen Fahrbetrieb, zu erreichen, solltest du, wenn das geht, die sogenannte Federvorspannung zumindest des Hinterrads verstellen. Elektronische Fahrwerke haben oft den Vorteil, dass sie das automatisch machen, die Betriebsanleitung weiß mehr, lies sie!
Geht die Kurvenfahrtechnik Drücken auch zu zweit?
Nicht nur die Kurvenfahrtechnik Drücken braucht ein eingespieltes Team am Motorrad. Deshalb musst du dir als Fahrer, wenn du zum ersten Mal mit einem neuen Beifahrer unterwegs bist, immer mehr Reserven bei deinen Fahrmanövern halten. Durch Üben und das aufeinander Abstimmen wird dir das Fahren mit Beifahrer immer leichter von der Hand gehen, deine Linien werden präziser und sicherer werden. Drücken geht auch zu zweit, aber es erfordert ein aufeinander eingestelltes Team!
Kommuniziere mit deinem Beifahrer!
Man kann sich natürlich haptische Zeichen ausmachen, um während der Fahrt miteinander zu kommunizieren, etwa Klopfen auf den Oberarm. Auf einem Roller bei langsamen Geschwindigkeiten mit Jethelm könnte man vielleicht sogar laut miteinander reden. Viele eingespielte Fahrer-Beifahrer-Paare wählen die angenehmere aber technisch aufwendigere Form: Intercom. Es gibt zahlreiche Lösungen mit Helmmikrofon und Helmlautsprecher, die das miteinander Reden während der Fahrt ermöglichen. Alle anderen müssen halt in den Pausen ihre Eindrücke und Wünsche kommunizieren. Das ist nicht unüblich und steigert auf jeden Fall Komfort, Sicherheit und die Freude beim Fahren zu zweit.
Langsam fahren zu zweit
Ein Spezialfall ist die Langsamfahrt. Wir haben schon besprochen, dass das Balancieren bei langsamer Fahrt schwierig ist. Deshalb empfiehlt es sich, dass der Beifahrer in solchen Fahrsituationen besonders ruhig am Motorrad sitzt und keine plötzlichen Bewegungen macht. Es gibt wenig Peinlicheres, als eine Crew der Goldwing-Klasse, die an der Ampel auf den Porsche daneben stürzt oder am Parkplatz bei 3 km/h zur Seite kippt!
Das Helmpeppeln. Wie kann man es vermeiden?
Vielleicht hast du schon davon gehört, vielleicht hast du es schon erlebt. Beim Gangwechsel oder eigentlich bei jeder ruckartigen Geschwindigkeitsänderung, kann es vorkommen, dass die Helme von Fahrer und Beifahrer aneinander klopfen oder peppeln, wie Motorradfahrer im Alpenraum sagen. Das ist eigentlich ein Zeichen dafür, dass der Fahrer nicht mitgedacht hat oder dass der Beifahrer zu wenig Körperspannung hatte. Also Fahrer: Nimm die Motorcharakteristik deines Eisens vorweg und ändere nur sanft die Geschwindigkeit. Besonders beim Gangwechsel ist das weiche Einkuppeln bei der richtigen Drehzahl des nächsten Gangs entscheidend. Das kannst du üben! Und Beifahrer: Sitz nicht wie ein Wackelpudding am Sozius. Halte deine Körperspannung, denn manchmal muss der Fahrer abrupt bremsen!
Nachschlagewerk: So geht das! Wie man was findet
Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.
Die umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS im Überblick:
Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!
Berichtgrid mit allen weiteren Berichten
Bericht vom 30.08.2024 | 4.810 Aufrufe