Motorradfahren lernen - Unfälle vermeiden

Die meisten Umfragen unter Motorradfahrern, wovor sie Angst haben, kommen zu Ergebnissen, die sich wesentlich davon unterscheiden, was die wirklich auftretenden Gefahrenmomente betrifft. Dazu ein paar Zahlen:

• Ungefähr ein Drittel der Unfälle mit einspurigen Kraftfahrzeugen sind Alleinfahrerunfälle, passieren also ohne dokumentierten Einfluss anderer.
• Zwei Drittel der Unfälle mit Personenschaden passieren durch eine Kollision.
• Der größte Anteil der Unfälle bei Kollisionen einspuriger Kraftfahrzeuge mit anderen passiert im Kreuzungsbereich.
• Bei ungefähr zwei Drittel der Kollisionen im Kreuzungsbereich ist nicht der Lenker des einspurigen Kraftfahrzeugs schuld, sondern der Autofahrer.
• Der Anteil der Unfälle im Gegenverkehr wächst bei den Unfällen mit tödlichem Ausgang gegenüber dem Anteil der Unfälle im Gegenverkehr aller Kollisionen dramatisch, nämlich von 8% auf 33%.
• Der Anteil der Alleinfahrerunfälle mit tödlichem Ausgang ist ebenfalls ungefähr ein Drittel aller tödlichen Unfälle.
• Die tödlichen Unfallzahlen bei PKW gehen seit Jahrzehnten massiv und kontinuierlich zurück trotz höherer Zulassungszahlen. Das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit den höheren Sicherheitsstandards bei den PKW und bei der Verkehrsinfrastruktur sowie der stringenteren Verkehrsüberwachung und der umfangreicheren Ausbildung für die Erlangung des Führerscheins geschuldet.
• Die absoluten tödlichen Unfallzahlen bei Motorrädern stagnieren seit Jahrzehnten trotz höherer Zulassungszahlen.

Entgegen der in Massenmedien verbreiteten Meinung sind Motorradfahrer also nicht prinzipiell risikoaffine Adrenalin-Junkies oder Organspender, wie sie oft bezeichnet werden. Viele Unfälle passieren auch durch Fehler anderer Verkehrsteilnehmer, nur Motorradfahrer trifft es halt krasser, was die Unfallfolgen betrifft. Welche Schlüsse kannst du jetzt aus dieser beschriebenen Risikolage ziehen, wie kannst du dein Unfallrisiko minimieren?

Durch Training deiner Fahrtechnik, durch Üben des richtigen Einschätzens aller Bedingungen und durch die Anpassung deiner Geschwindigkeit in der jeweiligen Situation kannst du Alleinfahrerunfälle vermeiden. Schätze daher immer alles richtig ein und trainiere das sowie deine Fahrtechnik, am besten unter professioneller Begleitung! Natürlich musst nicht nur du fit sein, sondern auch dein Bike. Technische Fehlleistungen der bewegten Eisen sind aber mit immer unter 1% heutzutage sehr gering. Trotzdem solltest du dir immer bewusst sein, was dein Motorrad kann und du solltest es durch regelmäßige und richtige Wartung und Kontrolle bereit für jede Ausfahrt halten!

Wie kannst du dein Unfallrisiko bei Gegenverkehr minimieren? Kollisionen im Gegenverkehr kommen vor allem bei Überholfehlern vor sowie, wenn du in den Gegenverkehr ungeplant kommst oder wenn der Gegenverkehr ungeplant auf deinen Fahrstreifen kommt. Hier die drei Strategien, wie du diese Situationen sicherer bewältigst:

• Überhole nur, wenn du dir ganz sicher bist!
• Bleibe besonders in Rechtskurven immer auf deinem Fahrstreifen. Dafür sind die richtige Einschätzung der Kurve, der Griffigkeit, deiner Fahrtechnik, deines Motorrads notwendig sowie eine präzise, passende Fahrlinie.
• Halte dir besonders in Rechtskurven immer Reserven, sodass du gegebenenfalls die Fehler der Entgegenkommenden durch die Abänderung deiner Fahrlinie ausgleichen kannst.

Und passe deine Geschwindigkeit den Rahmenbedingungen, besonders den einsehbaren Sichtverhältnissen an! Natürlich kann dir auch in Linkskurven ein fehlerhaft gelenktes Fahrzeug entgegenkommen. In solchen Situationen gilt sinngemäß dasselbe: Habe Reserven zur Korrektur der Fehler anderer! Du darfst freilich niemals ungewollt in den Gegenverkehr abdriften!

Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Egal wer schuld ist, du am Motorrad hast die größeren Probleme! Wie gehst du damit um, um dein Unfallrisiko zu minimieren? Sehr viele Unfälle im Querverkehr passieren, weil andere einen Fehler machen. Es nützt dir in einer solchen Situation gar nichts, wenn du Vorrang gehabt hättest. Du kannst dir dann vielleicht auf deinen Gips schreiben ich hatte Vorrang, aber du hast sicher große Probleme. Die Ursache solcher Kollisionen sind meistens: Du wirst nicht gesehen und andere kommen in deine Bewegungslinie, obwohl sie Nachrang hätten. Du oder deine Annäherungsgeschwindigkeit werden von anderen falsch eingeschätzt. Das ist schlicht und ergreifend ein Faktum, damit müssen wir Motorradfahrer leben. Wie gehen wir mit diesem Fakt nun um? Hier die drei häufigsten Unfallszenarien in diesem Zusammenhang und was du machen kannst:

Für uns Motorradfahrer ist das natürlich ein Horrorszenario. Denn bei einem Unfall bedeutet es einen Frontalcrash mit der Summe der Geschwindigkeiten beider Fahrzeuge und wir können gar nichts dafür. Warum passiert so etwas? Der Lenker des abbiegenden Fahrzeugs hat dich oder deine Annäherungsgeschwindigkeit falsch eingeschätzt. Er hat dich nicht richtig gesehen. Das kann mit den Lichtbedingungen zu tun haben (Hatte er Gegenlicht?), das kann mit dem Straßenverlauf zu tun haben (warst du im Blickschatten seiner A-Säule, also diesem Karosserieteil zwischen Windschutzscheibe und Seitenfenster?), meistens liegt es aber daran, dass der Lenker deine schmale Silhouette oder deine Annäherungsgeschwindigkeit einfach nicht richtig wahrgenommen hat. Was kannst du dagegen tun? Du kannst einmal deine optische Präsenz durch auffällige Kleidung erhöhen oder durch Zusatzscheinwerfer. Diese haben den weiteren Vorteil, dass wahrnehmungspsychologisch die Annäherungsgeschwindigkeit von Objekten mit zwei Lichtquellen wesentlich besser eingeschätzt werden kann als von jenen mit einer Lichtquelle, also etwa deines serienmäßig verbauten Abblend-/Tagfahrlichts. Das ist übrigens auch der Grund, warum Honda seit vielen Jahren die Blinker immer leuchten lässt. Einige andere Hersteller machen das heute auch schon so, etwa BMW.

Deine Bereitschaftshaltung und daraus folgend das Anpassen deines Verhaltens schon vorher ist das Wichtigste. Wenn sich ein Fahrzeug auf deiner Bewegungslinie nicht so verhält, wie es hier zu erwarten wäre, dann ALARM! Du musst dir zwei Fragen stellen: Was macht der jetzt? Und: Was mache ich, wenn der jetzt links abbiegt?. Also, wenn ein dir entgegenkommendes Fahrzeug seine Geschwindigkeit verringert, dann wird das einen Grund haben. Schau dir in diesem Fall an, wo du Platz für etwaige Ausweichmanöver hättest. Wenn dafür kein Platz vorhanden ist, dann paß deine Geschwindigkeit sowie deine Bremsbereitschaft so an, dass du auf den Linksabbieger mit einem Notbremsmanöver rechtzeitig reagieren könntest! Die erfolgreiche Einschätzung und Durchführung einer solchen Notaktion kann durch Übung verbessert werden. Dafür gibt es entsprechende Fortbildungsangebote.

Das passiert leider sehr häufig. Sei es bei benachrangten Querstraßen, sei es bei Parkplatzausfahrten. Warum passiert so etwas? Der Lenker des hereinkreuzenden Fahrzeugs hat dich oder deine Annäherungsgeschwindigkeit falsch eingeschätzt. Er hat dich nicht richtig gesehen. Das kann mit den Lichtbedingungen zu tun haben (Hatte er Gegenlicht?). Meistens liegt es aber daran, dass der Lenker deine schmale Silhouette oder deine Annäherungsgeschwindigkeit einfach nicht richtig wahrgenommen hat. Ja, es gibt sogar Unfallschilderungen, wonach ein Fahrzeuglenker sehenden Auges, also mit Blickkontakt zum Motorradfahrer, von einem Supermarktparkplatz auf die Hauptstraße des Motorradfahrers gefahren ist. Was kannst du dagegen tun? Du kannst einmal deine optische Präsenz durch auffällige Kleidung erhöhen oder durch Zusatzscheinwerfer. Diese haben den weiteren Vorteil, dass wahrnehmungspsychologisch die Annäherungsgeschwindigkeit von Objekten mit zwei Lichtquellen wesentlich besser eingeschätzt werden kann als von jenen mit einer Lichtquelle, also etwa deines serienmäßig verbauten Abblend-/Tagfahrlichts.

Grundsätzlich sollten auch da die Alarmglocken schrillen. Also, wenn ein benachrangtes, seitlich sich annäherndes Fahrzeug nicht langsamer wird bis zur Haltelinie (oder der optischen Sichtachse, wie es im Fahrschuljargon heißt), dann wird das einen Grund haben. Schau dir auch in diesem Fall an, wo du Platz für etwaige Ausweichmanöver hättest. Wenn dafür kein Platz vorhanden ist, dann passe deine Geschwindigkeit sowie deine Bremsbereitschaft so an, dass du auf das benachrangt herausfahrende Fahrzeug mit einem Notbremsmanöver rechtzeitig reagieren könntest!

Das passiert leider sehr häufig. Das blöde dabei: Teilweise ausjudiziert ist in solchen Fällen deine Teilschuld. Eine moralische Schuld trifft dich hier aber auf jeden Fall! Du hast nämlich zwei Grundsatzfragen des Motorradfahrens dabei missachtet: Grundsatzfrage 1: Sieht mich der? Und Grundsatzfrage 2: Rechnet der mit mir? Bevor wir weiter analysieren: Denke immer daran, dass es aus Selbsterhaltungsgründen DEIN Job ist, dich darum zu kümmern, dass du gesehen wirst! Denke auch daran, dass andere Verkehrsteilnehmer bei engen Platzverhältnissen nicht damit rechnen, dass da etwas kommen kann, das schmäler als ein Auto ist! Warum passiert so etwas? Der Lenker des hereinkreuzenden Fahrzeugs hat dich nicht gesehen oder nicht mit dir gerechnet. In einer solchen Situation hätte er ein Auto gesehen, beziehungsweise könnte bei Gegenverkehr ein Auto gar nicht so knapp an dem einbiegenden Fahrzeug vorbeifahren. Was kannst du dagegen tun? Du kannst deine Fahrlinie so wählen, dass dich andere Verkehrsteilnehmer auch in unübersichtlichen Verkehrssituationen früher wahrnehmen.

Und auch hier gilt, dass Du wissen musst: Was mache ich, wenn der jetzt in meine Straße hineinragend fährt?. Am besten ist, wenn du in einer solchen Situation den Abstand zum vorherfahrenden, abbiegenden Fahrzeug erhöhst. Schau dir in diesem Fall an, wo du Platz für etwaige Ausweichmanöver hättest. Wenn dafür kein Platz vorhanden ist, dann passe deine Geschwindigkeit sowie deine Bremsbereitschaft so an, dass du auf alle möglichen Aktionen der betreffenden Fahrzeuge mit einem Notbremsmanöver rechtzeitig reagieren könntest!

Wie kannst du beim Überholen und bei mehrspurigen Fahrsituationen Unfälle vermeiden? Richtungsverkehr bedeutet nichts anderes, als dass du und dein Unfallgegner in dieselbe Richtung fahren. Das ist vor allem beim Überholen oder bei mehrspurigen Fahrsituationen der Fall aber auch beim Hintereinanderfahren. Also, wenn du hinter anderen Fahrzeugen, die in derselben Richtung unterwegs sind, fährst oder an diesen vorbei fährst oder diese überholst, also bei folgenden Situationen:

• Auffahrunfälle
• Mehrspuriger (Kolonnen-)Verkehr
• Überholen

Auffahrunfälle vermeidest du, indem du deinen Abstand erhöhst und/oder deine Sichtposition verbesserst, wie in den entsprechenden Kapiteln beschrieben. Beim mehrspurigen (Kolonnen-)Verkehr spielt die Berücksichtigung des toten Winkels (der anderen) eine große Rolle. Wie du diesen berücksichtigst und damit umgehst, wird hier beschrieben.

Du wirst wahrscheinlich leider nicht immer bei optimalen Bedingungen unterwegs sein. Alles wird schwieriger und gefährlicher, wenn die Straße nicht optimal eben und griffig ist, wenn die Verkehrssituation komplex ist, wenn die Wetterbedingungen schlecht sind, wenn du nicht fit bist, wenn dein Motorrad irgendwelche Nachteile im Vergleich zu optimal technisch machbaren Werten und Leitungen hat. Festhalten an dieser Stelle kann man: In jedem Fall schränkt jede Verschlechterung der Bedingungen deinen Handlungsspielraum ein. Du musst also noch vorausschauender oder langsamer fahren!

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!