Motorradfahren lernen - Kurvenfahren next Level!

Was wir Motorradfahrer gar nicht gerne haben, ist, wenn sich der Kurvenradius verkleinert, wenn die Kurve enger wird. Manche sagen auch Schnecke zu so einer Art Kurve. Das Unangenehme liegt auf der Hand. Deine derzeitige Kurvengeschwindigkeit passt nicht mehr zum neuen engeren Radius. Du musst also, wenn du diese Reserven hast, schräger fahren oder du musst langsamer werden.

Die Herausforderungen dabei sind nahezu dieselben, wie beim Hineinbremsen in Kurven. Mit einem Vor- oder Nachteil wie immer man es auch sieht: Du bestimmst den Einlenkpunkt nicht selbst, denn du hast schon eingelenkt. Du kannst nur noch deine Linie korrigieren, indem du gerade so viel verzögerst, wie es die derzeitige Schräglage erlaubt. Geringe Verzögerungen lassen sich mit der Hinterradbremse insofern leichter umsetzen, weil die Chance, dass dadurch dein Motorrad mehr nach innen kippt, größer ist. Bei Motorrädern mit Bremsaufstellmoment in der Schräglage musst du diesen Effekt durch starkes nach vor Drücken des kurveninneren Lenkerholms reduzieren. Generell sollten Bremsmanöver in der Kurve noch weicher begonnen werden.

Viele Probleme ersparst du dir, wenn du vorausschauend fährst. Wenn du deine Geschwindigkeit so anpasst, dass du auf ein plötzlich in einer uneinsichtigen Rechtskurve auftauchendes Hindernis mit einer Notbremsung reagieren könntest, dann darf eine enger werdende Kurve kein Problem für dich sein. Aber natürlich, es gibt optische Täuschungen. Deshalb ist es so wichtig, dass du dein Hirn und deinen Körper trainierst, dass er auf alle Änderungen der Rahmenbedingungen sicher und präzise reagieren kann. Der Blick erleichtert dir also wieder einmal das Leben. Kenne und praktiziere die richtige Blicktechnik in der Kurve! Und ebenfalls nicht zum ersten Mal der Tipp: Habe in Schräglage die Reserven, dass du deine Geschwindigkeit noch reduzieren kannst! Um diese Reserven zu haben, musst du dein Motorrad, deine Reifen, die Oberfläche und deine aktuelle Geschwindigkeit kennen! Fahr nicht am Limit!

Ein großes Projekt verlangt nach großen Partnern - weshalb wir uns entschieden, für unsere Berichteserie Motorradfahren lernen mit hochwertigen Herstellern wie Honda, Metzeler, Stadler und SW-Motech zusammen zu arbeiten. Für einen feinen Querschnitt durch die aktuellen Motorradkategorien haben wir von Honda eine einsteigerfreundliche CB500 Hornet, eine sportliche CBR650R sogar mit E-Clutch (muss man mal probiert haben!) und als Referenz für das Adventure-Segment eine CRF1100L Africa Twin Adventure Sports mit elektronisch verstellbarem Fahrwerk gewählt. Bestückt wurden alle Bikes mit Taschen oder Tankrucksäcken von SW-Motech, damit wir diverse Utensilien, die wir bei unseren Fotofahrten brauchten, gut verstauen konnten. Da wir natürlich nicht wussten, wie das Wetter wird, vertrauten wir bei der Kleidung auf Highend-Ware von Stadler Bekleidung, die dank GoreTex-Material und innovativen SASS-Belüftungsöffnungen sowohl bei nasskaltem als auch bei heißem Wetter ausgezeichnet funktionieren. Schließlich wollten wir auch bei den Reifen nichts dem Zufall überlassen, für unsere Vorführ-Fahrten wurden auf allen drei Maschinen Qualitäts-Pneus von Metzeler aufgezogen. Und ja, richtig vermutet, natürlich hat mit allen vier Herstellern alles problemlos funktioniert!

Statistisch gesehen ist das nicht so ein großes Problem. Du musst einfach beschleunigen, also Gas geben, dann treibt es dich nach außen. Es gibt schon Fälle, wenn du bergauf einen zu niedrigen Gang eingelegt hast, dass dein Motorrad nicht so beschleunigt, wie du es jetzt bräuchtest. Aber das sollte wirklich nur ein Thema sein, wenn du dich ohnehin schon zu weit hineingelegt hast und unkonzentriert fährst beziehungsweise das Motorrad und dessen Lenkverhalten nicht genug im Griff hast, weil du müde oder ungeübt bist. Auch in diesem Fall könntest du kurzfristige und kleine Linienkorrekturen mit der Technik Drücken, aber eben in die andere Richtung, umsetzen. Wie gesagt, das kommt sehr selten vor, denn eigentlich wartest du ja auf das Ende der Kurve und die Gerade, also bist du üblicherweise vorbereitet darauf, dass du nach der Kurve das Motorrad in eine senkrechtere, weniger schrägere Lage bringst. Natürlich gilt immer: Vorausschauend fahren, dann passiert so etwas nicht!

Von den Herausforderungen bei jeder Art von Wechselkurven seien die drei größten und häufigsten genannt:

• Konzentration und Reaktion nehmen früher ab
• Die Linie ist komplizierter zu planen
• Kommst du aus einer Kurve heraus, hat dein Motorrad eine andere Lage als auf der Geraden

Kurvenfahren strengt dich mehr an, weil du viel mehr gefordert bist und mehr tun musst. Vor allem dein Hirn. Es gibt zwar Motorradfahrer, die nach 100 Autobahnkilometern mehr gerädert sind als nach 100 Kurvenkilometern. Das mag daran liegen, dass die Bewegung am Motorrad beim Kurvenfahren belebend wirkt, weil dein Körper besser durchblutet ist und dir keine Gliedmaße einschläft. Sei dir trotzdem bewusst, dass deine Konzentration und deine Reaktionszeit bei Überforderung schneller abbauen. Was tust du dagegen? Mach mehr Pausen oder fahre bei Anzeichen des Leistungsabfalls einfach noch weniger am Limit sondern gemütlicher, sicherer. Höre auf dein Bauchgefühl! Du gewinnst keinen Pokal, wenn du um fünf Minuten früher am Ziel bist! Beobachte dich immer wieder beim Fahren. Hast du die Linie so präzise eingeschätzt und getroffen, wie sonst? Vermeide größere Fehler, indem du die kleineren ernst nimmst!

Wenn du bei jeder Kurve den idealen Bremspunkt, Einlenkpunkt, Scheitelpunkt und Auslenkpunkt bestimmen musst, dich dabei und bei der Einschätzung für die richtige Scheitelgeschwindigkeit nicht irren darfst, dann bist du sowieso schon einmal gefordert. Kompliziert wird es, wenn der Einlenkpunkt vom Auslenkpunkt der letzten Kurve mitbestimmt wird. Besonders, wenn du auch noch die Entscheidung treffen musst, welche Art der Kurvenlinie du für welche Kurve wählst. Der ideale Auslenkpunkt der ersten Kurve macht es dir manchmal unmöglich oder schwierig, den idealen Einlenkpunkt der zweiten Kurve zu erreichen. Du musst also einen Kompromiss machen und kannst nicht bei beiden Kurven den größtmöglichen Radius fahren. Den Kompromiss findest du aber nur, wenn du die zweite Kurve bei der ersten bereits mitdenkst. Das geht natürlich nur, wenn du dementsprechend vorausschauend fährst.

Suche dir prinzipiell, wenn sonst nichts dagegen spricht, die Mitte deines Fahrstreifens als geplante Linie aus und konzentriere dich mehr auf das großzügige Vorausschauen, dann hast du mehr Zeitreserven für die Umsetzung deiner geplanten Linie. Wenn du so fährst, hast du einerseits mehr Reserven zum Linienkorrigieren und andererseits immer einen ganz klaren Plan. Überprüfe, wie genau du deine geplante Linie triffst. Wenn du dabei große Abweichungen bemerkst, reduziere dein Tempo generell!

Du hast auch mehr Schalt-, Brems- und Beschleunigungsmanöver. Aber dadurch wird der Bewegungsablauf dieser Aktivitäten geschult und passiert immer selbstverständlicher. Verwechsle das Kurvenland nicht mit einer Rennstrecke! Motorradfahren macht genauso viel Spaß, wenn du auf deinem Fahrstreifen, oder noch besser, auf genau deiner geplanten Linie bleibst! Noch ein Tipp: Lass dich von der aktuellen Kurve nicht ablenken, kümmere dich um die nächste!

Dabei federt dein vorderer Stoßdämpfer aus und dein Motorrad lenkt plötzlich anders. Sei dir dessen bewusst! Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt. Hast du bis ans Ende einer enger werdenden Kurve bremsen müssen, fährt dein Motorrad danach auch eine andere Linie, als du sie nach einer lastfreien Kurvenfahrt gewohnt bist.

Andernfalls können sie unter Umständen deinen Handlungsspielraum beim Einlenkmanöver in die nächste Kurve einschränken. Taste dich mit Reserven an diese fahrdynamischen Zustandsänderungen heran, soll heißen: Fahre viele Wechselkurven aber bleib locker! Erinnere dich immer an die drei Grundsätze: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle! Wenn du einmal überascht bist, weil dein Motorrad etwas anders macht, als du wolltest, dann reduziere die Geschwindigkeit generell und geh es locker an. Jedes Schalt-, Brems und Beschleunigungsmanöver muss leicht und selbstverständlich von der Hand gehen. Stress dich nicht! Das oberste Ziel heißt auch hier: Das Motorrad soll dorthin fahren, wohin du wolltest. Und nicht umgekehrt! Arbeite an der Präzision deiner Linie. Wie genau kannst du dorthin fahren, wo du hin wolltest?

Auch eine häufige Unfallsituation: Du siehst eine Gerade und freust dich darüber, dass du endlich Feuer geben kannst. Dabei bist du, ausgelöst durch diese freudenspendende Beschleunigungsleistung, möglicherweise so euphorisch, dass du komplett vergisst, die nächste Kurve genau genug zu inspizieren. Das musst du aber! Immer! Lass dich nicht ablenken von Hoch-Schaltmanövern und dergleichen, kümmere dich ums Wesentliche. Deinen Plan, deine Linie, die Straße! Daher der Tipp: Am Kurvenausgang ist nicht die Gerade interessant, sondern die Kurve danach! Schau sie dir so früh wie möglich an und triff deine Entscheidungen!

Grundsätzlich ist das bergab Fahren gefährlicher. Weil du einen längeren Bremsweg hast. Es ist daher unbedingt notwendig, dass du über den Grad des Gefälles bescheid weißt. Vielleicht nicht in Winkelgraden aber, du solltest eben doch zumindest eine Dimension davon haben, wie sehr es hier bergab geht. Einen Nachteil beim Kurvenfahren bergab gibt es noch: eine der letzten Eingriffsmöglichkeiten, um die unkontrollierbare Motorleistung ungefährlich zu machen, nämlich das Auskuppeln, kann man in steilen bergab Kurven nicht verwenden. Du wirst nämlich ausgekuppelt schneller. Daher ist es grundsätzlich vorteilhaft, wenn du deinen Motor über die richtige Gangwahl und mittels routinierter Gasgriffbedienung kontrollieren kannst. Fahre aus all diesen Gründen bergab mit noch mehr Reserven!

Grundsätzlich nicht, Motorradfahrer lieben bergauf Kurven. Es gibt natürlich den seltenen Fall, dass du in einer sehr engen Kehre bergauf einen zu hohen, falschen Gang eingelegt hast und nach innen kippst, weil die Gasannahme in niedrigen Drehzahlen eben mau ist. Aber um die Kurvengeschwindigkeit in solchen Situationen und damit deine Stabilität zu erhöhen, kannst du dir mit einem Kontrollblick eine etwas weitere Linie wählen! Aber ja: Auch bergauf solltest du ungefähr eine Dimension davon haben, wie steil hier die Steigung ist.

Auch wenn das 1000PS Nachschlagewerk nicht auf einmal sondern bis Ende des Jahres immer weiter ergänzend erscheint, ist es am Ende eine große, einem Lexikon ähnliche, Database, in der man nach Kapiteln und Absätzen geordnet auf die häufigsten Fragen, die in den 1000PS-Foren in den letzten Jahren gestellt wurden, eine Antwort findet.

Entdecke unsere umfassende Serie "Motorradfahren lernen" auf 1000PS, in der wir alle Aspekte des Motorradfahrens behandeln. Von der Wahl des richtigen Motorrads, über die korrekte Bedienung von Kupplung und Bremsen, bis hin zur optimalen Körperposition und Kurventechnik. Wir zeigen dir, wie du moderne Fahrassistenzsysteme nutzt, bei Nacht oder auf nasser Fahrbahn sicher fährst und sogar wie du Notmanöver meisterst. Egal ob du Anfänger bist oder deine Fähigkeiten verbessern möchtest, unsere Serie bietet wertvolle Tipps und Ratschläge für jeden Fahrer. Tauche ein in die Welt des Motorradfahrens mit 1000PS!