Motorrad-Reifen tauschen leicht gemacht - 1000PS Schraubertipps

Tipps zum Reifenwechsel am Motorrad

Die Reifen am Motorrad gehören regelmäßig getauscht. Macht man das selbst, kann man sich schon viel Geld und die Fahrzeit zur Werkstatt fahren. Es gibt aber auch einige Dinge zu beachten. Was das ist und wie man den Reifentausch richtig macht, erfährst du in dieser Folge der 1000PS Schraubertipps.

Bei der 1000PS Schraubertipps-Berichteserie konzentrieren wir uns auf einfache Servicearbeiten am Motorrad. Erfahrene Schrauber führen die einfachen Wartungsarbeiten an ihrem Motorrad auch im Schlaf durch, doch für Schrauber-Neulinge gibt es oft selbst bei den einfachsten Schritten viele Fragezeichen. Unser 1000PS-Hobbyschrauber Arlo legt bei allerhand Fahrzeugen auf seinem Landbetrieb selbst Hand an und zeigt dir, wie der Reifenwechsel per Hand am besten gelingt.

Das brauchst du für den Reifenwechsel am Motorrad

  • Schraubenschlüssel/Nusssatz: In den passenden Dimensionen für die Achsen deines Motorrads und zum Kette-Spannen
  • Drehmomentschlüssel: Um die Achse mit dem korrekten Drehmoment anzuziehen
  • Rabaconda: Verringert den notwendigen Kraftaufwand und erleichtert den Reifenwechsel immens
  • Montiereisen: Hauptwerkzeug beim händischen Reifenwechsel
  • Reifenschmiere: Damit der Reifen besser über die Felge rutscht
  • Luftpumpe/Kompressor
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Straßenmotorrad-Reifen wechseln - Darauf musst Du achten!

Arlo hat zum Herzeigen des Reifenwechsels den Stollenreifen auf dem Enduro-Moped seines Sohnes getauscht. Viele von euch werden aber Straßenreifen auf dem Motorrad aufgezogen haben. Der Wechsel funktioniert prinzipiell gleich, doch es gibt ein paar Eigenheiten. Der größte Unterschied ist, dass man bei Straßenmotorrädern deutlich mehr auf die Felgen achtet. Im Gegensatz zu den Speichenfelgen auf Offroad-Motorrädern, die sowieso während der Fahrt auch leiden, möchte man sich die lackierten Gussfelgen am Straßenmotorrad eher nicht zerkratzen. Deshalb muss man bei der Verwendung von Montiereisen viel behutsamer vorgehen und braucht auch extra Equipment. Es gibt zum Beispiel gummierte Aufsätze, um den Felgenrand vor Kratzern zu schützen. Auch das Rabaconda-System für Straßenreifen ist anders gestaltet, als das im diesen Bericht abgebildete Universal-Rabaconda.

Ausbau des Rads am Motorrad - Reifenwechsel richtig machen

Welches Werkzeug zum Lösen der Radachse benötigt wird, unterscheidet sich stark zwischen den verschiedenen Motorradmodellen. Das Grundprinzip bleibt aber gleich. Zuerst wird die Achsmutter auf der einen Seite gelöst, dann der Kettenspanner gelockert. Auch hier gibt es die unterschiedlichsten Systeme. Zum Lösen von festgezogenen Schrauben und Muttern bitte nicht den Drehmomentschlüssel verwenden, da die starke Belastung langfristig die Genauigkeit des Schlüssels beeinträchtigen kann. Stattdessen eine normale Ratsche verwenden. Ist der Kettenspanner lose, kann die Achse vorgeschoben werden, die Kette entspannt sich und kann per Hand vom hinteren Ritzel abgezogen werden. Danach ziehst du die Achse aus dem Rad und legst sie an einem sauberen Ort ab, damit kein Dreck auf der eingefetteten Stange kleben bleibt. Falls vorhanden, kann man sie z.B. durch Offroadfußrasten ohne Gummieinsatz einhängen. Beim Ausfädeln des Rads muss man noch auf die Distanzhülsen zwischen Rad und Schwinge achten, da diese gerne herunterfallen. Hier am besten gleich anfangs nachsehen und notieren, wie die Distanzhülse an der Radachse steckt, damit man beim Zusammenbau nicht plötzlich rätseln muss.

Motorradreifen richtig tauschen
Die Distanzhülsen zwischen Rad und Schwinge fallen gerne heraus. Achte auf ihre Positionierung, damit beim Einbau keine lästigen Fehler passieren.

Rabaconda - Motorrad Reifenwechsel einfacher machen

Das Rabaconda fungiert als Reifenhalterung, Montagebank und erleichtert mit dem langen Hebel das Lösen der Reifenkarkasse von der Felge. Wie oben erwähnt gibt es hier unterschiedliche Systeme für Offroad- oder Straßenreifen, doch wieder ist das Grundprinzip gleich. Das Rabaconda muss zuerst aufgebaut und auf den Felgendurchmesser eingestellt werden. Danach wird der zentrale Metallstab durch das Achsloch geschoben. Nun hängt der Reifen drehbar "in der Luft" und ist leichter zugänglich. Die weiteren Schritte sind aber wieder universell gültig, auch für Reifenwechsler ohne Rabaconda.

Erste Schritte beim Motorrad Reifenwechsel

Ohne Rabanconda legt man den ausgebauten Reifen am besten auf ein Tuch oder weicheren Untergrund am Boden. Es empfiehlt sich dabei den Reifen mit dem scharfkantigen Ritzel nach unten hinzulegen, um das Verletzungsrisiko bei möglichen Abrutschern zu verringern. Als nächstes wird die Luft ausgelassen. Möchte man nicht mehrere Minuten lang per Hand aufs Ventil drücken, kann man dieses auch mit einem Ventilschlüssel komplett abschrauben. Zusätzlich noch die Ventil-Mutter abschrauben. Als nächstes müssen etwaige Reifenhalter gelöst werden. Auf Offroadreifen verhindern solche Reifenstopper das Verrutschen des Reifens auf der Felge. Die Mutter des Reifenhalters muss nur gelockert, nicht komplett abgeschraubt werden.

Reifenmantel von der Motorradfelge lösen

Nachdem die Luft aus dem Reifen ausgewichen ist, muss die erste Seite der Reifenkarkasse aus ihrer Position in der Felge gedrückt werden. Mit dem Rabaconda geht das ganz einfach, ohne braucht es etwas mehr Kraft. Liegt der Reifen auf einer weichen, kratzsicheren Oberfläche, kann man z.B. mit dem Körpergewicht auf die Seite des Reifens steigen, falls man es ansonsten von der Kraft her nicht schafft. Sobald der Reifen an einer Stelle von der Felge gesprungen ist, arbeitet man sich stückweise im Kreis vor. Danach kommen die Montiereisen zum Einsatz. Der Startpunkt ist dabei immer beim Ventil, da von der anderen Seite ausgehend der unter Spannung stehende Reifenrand aufs Ventil drücken könnte. Das erste Montiereisen zwischen Felge und Reifen einfädeln und mit dem Ende des Eisen an der Karkasse einhaken. Das gleiche mit einem zweiten und dritten Montiereisen im Abstand von wenigen Zentimetern wiederholen. Nun das erste Eisen in Richtung Radmitte kippen, dadurch wird der Reifen über den Felgenrand gehoben. Um das erste Montiereisen zu fixieren, am besten unter der Bremsscheibe einhängen. Mit den anderen beiden Montiereisen wiederholt man diesen Prozess und arbeitet sich stückchenweise im Kreis weiter. Wichtig ist dabei, dass man das Montiereisen nicht zu tief hineinsteckt und dann beim Aushebeln den Reifenschlauch, sofern vorhanden, einzwickt und beschädigt. Hat man ca. die Hälfte des Reifens über die Felge gehebelt, sollte sich der Rest per Hand über die Felge ziehen lassen.

Motorrad Reifenwechsel
Das erste Montiereisen setzt auf der Höhe des Ventils an und wird unter der Bremsscheibe eingeklemmt. Dann mit den anderen zwei Eisen Stück für Stück voranarbeiten.

Reifenschlauch entfernen und Demontage des Motorrad-Reifens

Fahrer von schlauchlosen Reifen haben es einfacher, die anderen müssen nun noch ihren Reifenschlauch entfernen, bevor der Reifen komplett von der Felge getrennt werden kann. Am besten gegenüber des Ventil mit den Finger unter den Reifen greifen und den Schlauch vorsichtig herausziehen. Beim Ventil muss man das Gewinde noch durch das Loch in der Felge drücken, bevor der Schlauch komplett entfernt wird. Dann den Reifen plus Felge umdrehen, sodass das Antriebsritzel nach oben zeigt. Mit dem Rabaconda oder mit dem Körpergewicht und bei Bedarf etwas Hilfe von den Montiereisen noch den zweiten Rand des Reifens von der Felge drücken. Nun sollte man die Felge alleine in der Hand halten bzw. am Rabaconda haben. Bei der Gelegenheit lohnt es sich, das Felgenbett und Felgenband auf Beschädigungen und Schmutz zu inspizieren.

Montage des neuen Motorrad Reifens auf der Felge

Jetzt ist der alte Reifen unten und der neue gehört aufgezogen. Damit der Rand des neuen Reifens besser über die Felgenkante gleitet, empfiehlt Arlo Reifenmontagepaste, die er mit einem Pinsel außen auf beiden Rändern des Reifens aufträgt. Er drückt den ersten Rand des Reifens mit dem Körpergewicht und Montiereisen auf die Felge. Hier kommt das Rabaconda auch recht, da man an den verbauten Aufnahmen die Montiereisen bequem einhängen kann. Achtung auf die Laufrichtung des Reifens! Ist die erste Mantelhälfte auf der Felge, kommt der Schlauch zurück in den Reifen. Auch hier kann man sich die Sache erleichtern, indem man den Schlauch mit Babypuder oder Silikonspray glitschiger macht. So wird die Wahrscheinlichkeit minimiert, dass der Schlauch zwischen Felge und Reifen eingeklemmt wird. Mit den Händen das Ventil einfädeln und dann den Schlauch behutsam in den Reifen legen. Ist der Schlauch im Reifen, am besten etwas Luft reinpumpen, damit er schon mal die richtige Position einnimmt und nicht verdreht im Reifen liegt.

Motorrad Reifenwechsel
Vorsichtig den Reifenschlauch in den Reifen stecken. Achte darauf, dass sich der Schlauch dabei nicht verdreht.

Nun wird die zweite Hälfte des Reifens über die Felge gestülpt. Konträr zur Demontage, also beginnend gegenüber des Ventils, werden wieder die Montiereisen eingefädelt und angesetzt. Wieder aufpassen, dass der Schlauch hier nicht mit dem Eisen eingeklemmt wird. Das erste Eisen umlegen, dadurch den Reifenmantel auf die Felge befördern und so das Montiereisen fixieren. Der Rabaconda macht das einfacher, ohne geht es aber auch. Stück für Stück im Kreis durcharbeiten, gegen Ende wird der Reifen immer widerspenstiger und spannt sich über die Felge. Doch mit etwas Geduld und in kleinen Schritten springt auch dieses letzte Stück schlussendlich in die Felge. Nächster Schritt: Luft in den Reifen pumpen. Bei schlauchlosen Reifen muss man darauf achten, dass der Reifen schön im Felgenbett liegt und sich am Felgenhorn einhängt, sonst entweicht die Luft über etwaige Spalten zwischen Reifen und Felge. Mit einem Schlauch hat man kein Problem. Sobald Luft hineingepumpt wird, dehnt sich der Schlauch aus und drückt den Reifen an die richtige Stelle. Bei härteren Reifen kann es aber notwendig sein, dass mehr Luftdruck eingefüllt wird, als dann später im Reifen sein soll. Ventilmutter und etwaige Reifenhalter wieder festziehen und schon ist das Rad bereit für den Einbau ins Bike.

Rad ins Motorrad einbauen - Reifenwechsel Tipps & Tricks

Vorsichtig das Rad zwischen die Schwinge oder die Gabelbeine schieben. Um die Bremsscheibe leichter in die Bremsen zu bekommen, kann man diese vorher sanft mit einem Schraubenzieher auseinanderdrücken. Beim Positionieren des Rads nicht auf die Distanzhülsen vergessen und die auch wieder richtig herum einsetzen. Dieses Einfädeln des Rads kann etwas fummelig sein, weshalb man gerade als unerfahrener Schrauber Geduld braucht. Ein paar zusätzliche Hände können die Sache auch erleichtern. Sobald das Rad mit der Schwinge in einer Linie ist, wird die Achse durchgeschoben. Um es sich leichter zu machen, kann man auch zuerst die Hülse und das Rad von der einen Seite mit der Achse fixieren, die Achse aber nicht ganz durch das Rad stecken, und dann erst mit halb fixierten Rad die zweite Hülse in Position bringen und die Achse ganz durchstecken. Ist das Rad und die Achse in Position, gehört noch die Kette gespannt. Wie man die Motorrad-Kette am besten spannt und was es noch dazu zu wissen gibt, erfährst du hier in einem eigenen Bericht zum Thema Kette und Antrieb. Ist die Kette gespannt noch die Achse mit dem Drehmomentschlüssel festziehen und fertig!

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Bericht vom 02.01.2024 | 16.106 Aufrufe

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