Werden Versicherungen wegen der neuen Typenklassen teurer?
Beeinflusst die Typenklasse den Preis der Versicherung?
Jedes Jahr genau am 1. Oktober beginnt das große Zittern aller motorisierten Verkehrsteilnehmer in Deutschland. Denn zu dieser Zeit des Jahres stuft der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedes Auto und Motorrad neu in Typenklassen ein. Auch wenn die Versicherungsbeiträge jährlich aufgrund der Indexanpassung durchschnittlich generell steigen, heißt das jedoch nicht automatisch, dass es gleichzeitig auch für Dich teurer wird. Die Umstufung der Typenklassen bei den Auto- und Motorradversicherungen sorgt jedes Jahr für unterschiedliche Emotionen. Wer Pech hat, zahlt bis zu 30 Prozent mehr als im Vorjahr, die glücklichen Gewinner entsprechend weniger.
Wie funktioniert die Einstufung in Typenklassen?
Die Einstufung funktioniert bei Autos und Motorrädern ein wenig unterschiedlich. Da viele hier jedoch nicht nur auf zwei Rädern unterwegs sind und deshalb auch Versicherungsprämien für ihr Auto zahlen müssen, erklären wir Dir auch die Vorgehensweise beim Auto.
Ausgangsbasis bei der Einstufung, die der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) vornimmt, ist die jeweilige Typenklasse. Derzeit sind mehr als 30.000 unterschiedliche Automodelle in verschiedene Typenklassen eingestuft. Diese Typenklassen spiegeln die Unfall- und Schadensbilanz eines Fahrzeuges wider. Dabei gilt: Je weniger Schäden für einen bestimmten Typ gemeldet und von den Versicherungen reguliert wurden, desto niedriger ist auch die Typklasse.
Zur Ermittlung werden vom GDV dabei die polizeilich registrierten Verkehrsunfälle der letzten drei Kalenderjahre in Deutschland herangezogen. Für die Haftpflichtversicherung sind dabei nur die Verkehrsunfälle relevant. Bei der Kaskoversicherung spielen zusätzlich auch noch Faktoren wie Fahrzeugbrände, Autodiebstähle, Glasschäden sowie Teilentwendungen (zum Beispiel Diebstahl des Radios) eine Rolle.
Darüber hinaus sind folgende Faktoren für die Bewertung relevant: * Motorleistung * Versicherungsart * Anzahl der in einem Zulassungsbezirk gemeldeten Fahrzeugtypen * Ergebnisse von Crashtests (nur bei neuen Automodellen) Genauso wie bei der Autoversicherung fallen auch die Gebühren für deine Motorradversicherung abhängig vom Fahrzeug und vom jeweiligen Wohnort unterschiedlich aus. Der große Unterschied zu der Bewertung der Autos ist jedoch, dass es bei den Motorrädern kein allgemeines Typklassenverzeichnis gibt, in dem alle gängigen Modelle eingestuft sind.
Die Versicherer unterscheiden hier vielmehr nach der Art des Motorrades. Es macht also bei der Versicherungsprämie einen entscheidenden Unterschied, ob es sich bei deinem Bike um eine Enduro wie etwa die Husqvarna TE 300i, eine Rennmaschine oder einen Chopper handelt. Darüber hinaus fließt aber auch die allgemeine Leistung mit ein. Maßstab ist bei den Motorrädern in diesem Fall der Hubraum.
Welche Typenklassen gibt es?
Auch hier unterscheiden sich die Klassen wieder bei Autos und Motorrädern. Für Autos gibt es die folgenden Typenklassen: * Kfz-Haftpflichtversicherung: Typklasse 10 bis 25 * Teilkasko: Typklasse 10 bis 33 * Vollkasko: Typklasse 10 bis 34
Bei Motorrädern wird die Einstufung anhand des jeweiligen Motorradtyps von der Versicherung selbst vorgenommen. Das ist auch der Grund, warum es hier zu erheblichen Abweichungen kommen kann.
Grundsätzlich lohnt es sich immer, bei der Kfz-Versicherung Preise zu vergleichen und den aktuellen Anbieter durchaus auch immer mal zu wechseln. Versicherungen wie die DA Direkt haben gerade für Autos häufig lukrative Prämien im Angebot, durch die sich ein Versicherungswechsel sehr lohnen kann.
Wie wirkt sich die Typenklasse auf die Kfz-Versicherung aus?
Grundsätzlich zwingten die Versicherungen in Deutschland gesetzlich niemand dazu, die Typklassen für die Bewertung der Versicherungsprämie heranzuziehen. Dennoch orientieren sich fast alle Versicherungen an den unverbindlichen GDV-Typklassen.
Je niedriger die Typklasse ist, desto günstiger fällt auch die Versicherungsprämie aus. Wenn sich die Einstufung der Typklasse ändert, ist das aber nicht zwingend gleichbedeutend damit, dass auch die Versicherung insgesamt teurer oder billiger wird. Denn das ist darüber hinaus noch von ein paar weiteren Faktoren abhängig:
- Schadenfreiheitsklasse: Sowohl bei der Haftpflicht- als auch bei den Kaskoversicherungen gibt es die sogenannten SF-Klassen in den Stufen von 0 bis 50. Je länger Du als Fahrer ohne Schaden unterwegs bist, desto günstiger wird auch die Versicherungsprämie.
- Regionalklasse: Leider kommt es aber nicht nur auf Dich an. Wenn in Deinem Zulassungsbezirk genau mit jenem Typ von Auto, mit dem Du unterwegs bist, mehr Schäden auftreten, erhöht sich die Regionalklasse und damit auch Deine Versicherungsprämie.
- Individuelle Vereinbarungen: Auch Faktoren wie die Bindung an eine bestimmte Werkstätte, eine vereinbarte Selbstbeteiligung im Schadensfall oder eine limitierte Kilometerleistung pro Jahr beeinflussen die Prämie.
Die Gewinner und Verlierer 2021
Zu den größten Verlierern der neuen Typenklassen zählt unter anderem Tesla mit seinem Model S. Durch die Umstufung zahlen die Besitzer des Elektroflitzers im Schnitt etwa 30 bis 35 Prozent mehr als im Vorjahr.
Ähnlich schlimm erging es Fahrern des Mitsubishi Outlander. Nicht, dass die Versicherung dafür im Jahr 2020 noch besonders günstig gewesen wäre, doch im Jahr 2021 konnten sich die Fahrer auf eine Steigerung von etwa 20 bis 25 Prozent freuen.
Auch für den Ford Focus 1.5 werden bei Haftpflicht und Vollkasko durchschnittlich Mehrkosten von etwa 90 bis 100 Euro fällig. Das entspricht einer Steigerung von etwa 10 bis 15 Prozent.
Die genauen Steigerungsraten sind dabei jeweils vom Autohalter und seinen persönlichen Rahmenbedingungen abhängig.
Selbstverständlich gibt es bei der Neueinstufung der Typenklassen aber nicht nur Verlierer. Zu den Gewinnern 2021 zählt unter anderem der Suzuki Jimny 1.5. Die Besitzer konnten sich hier über eine Einsparung von etwa 30 Prozent freuen.
Ähnlicher Jubel brach wohl bei den BMW-Fahrern aus, die sich beim Kauf für einen 640I Coupe Xdrive entschieden. Auch hier lag die Einsparung im Schnitt bei rund 25 bis 30 Prozent. Das ist erstaunlich, denn BMW ist in den Top Ten der Fahrzeuge mit den höchsten Prämien für die Haftpflichtversicherung gleich sechs Mal vertreten.
Der Seat Arona 1.6 TDI zählte schon bisher zu den Fahrzeugen, die sich recht günstig in Deutschland versichern lassen. Durch die neue Typenklasse können die Besitzer im Jahr 2021 noch einmal rund 20 bis 25 Prozent an Prämien einsparen.
Wichtig zu wissen: Falls sich die Prämie bei Dir durch die Neueinstufung verteuert, hast Du dadurch ein Sonderkündigungsrecht. Das ist eine gute Gelegenheit, um auf einen anderen Anbieter umzusteigen, der möglicherweise bessere Konditionen in Deinem Fall anzubieten hat.
Bericht vom 05.05.2021 | 3.014 Aufrufe