Motorrad Zulassungszahlen Österreich 2020

Starkes Ergebnis

Die ersten 9 Monate des Jahres 2020 sind vorüber. In einem normalen Jahr wäre die Saison aus kaufmännischer Sicht eigentlich schon gelaufen. Doch 2020 ist alles anders +60% im September 2020 machen klar, dass die Saison deutlich besser zu Ende geht als sie begonnen hat.

Klares Voting für einspurige Kraftfahrzeuge

In Zeiten des Social Distancing und der wirtschaftlichen Unsicherheit geben die ÖsterreicherInnen ein ganz klares Bekenntnis zu den einspurigen Kraftfahrzeugen ab. Was vor 6 Monaten noch nicht vorstellbar war, ist nun Realität geworden, so Mag. Hubert Trunkenpolz, Obmann der Arge 2Rad, dem Dachverband der österreichischen Zweiradindustrie und Zweiradimporteure. Alle sogenannten PTWs (Powered Two Wheelers) haben in den letzten Monaten eine ganz besondere Rolle in der Gesellschaft eingenommen und sich als wichtiges, unverzichtbares, leistbares und individuelles Fortbewegungsmittel endgültig etabliert, so Trunkenpolz weiter. Während die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel dramatisch zurückgegangen ist, Hand in Hand mit den Verlusten der Automobilindustrie, konnten die Einspurigen mit bis zu 68% im September zum Vergleichsmonat 2019 zulegen.

Plus 4.7% im Jahr 2020 bis Ende September!

Die Zahl der zugelassenen Motorräder ist im September um 60% gestiegen, kumuliert schlägt sich das mit 4,7% nieder. Von den 11.537 neu zugelassenen Mopeds besaßen 1.497 einen Elektroantrieb (13,3%). Von den 27.509 zugelassenen Motorrädern besaßen 609 Fahrzeuge (2,2%) einen Elektroantrieb.

Wir freuen uns, dass die Gesamtmarktzahlen, die uns nun vorliegen, das Niveau des Vorjahres bereits um 2,4% überschritten hat, so Mag. Karin Munk, Generalsekretärin der Arge 2Rad, umso erfreulicher sind die Steigerungen im September, die sich explosionsartig entwickelt haben. Die Branche hofft auf ein stabiles Jahr 2021 auf Niveau 2020.

Die Herausforderungen für die Branche in Österreich

Hersteller und Vertriebsorganisationen waren 2020 mit unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. Einerseits gab es Unternehmen, welche in den Monaten Februar - Mai mit Versorgungsproblemen zu kämpfen hatten. Hier waren einzelne oder mehrere Lieferanten in der Lieferkette nicht in der Lage die entsprechenden Mengen zu liefern. Die grundsätzlich sehr düstere Stimmung in der Autobranche hat auf der anderen Seite jenen Unternehmen zu schaffen gemacht, welche Autos und Motorräder produzieren und verkaufen. Der Lockdown der Fachhändler im Frühjahr war zwar eine stressige Herausforderung, doch der Großteil der Händler konnte diese Herausforderung gut meistern. Die magere Entwicklung bei einzelnen Marken hat insgesamt wenig mit Corona zu tun. Teilweise sind es Lücken im Modellprogramm oder schwache Management Leistungen die zu einem schlechten Ergebnis geführt haben.

Yamaha zum Beispiel hat einen Rückgang von 2320 auf 2036 Einheiten zu verzeichnen. Eine Nachfolgelösung für den im Jahr 2020 verantwortlichen Manager Richard De Jongh wird bereits gesucht. Die Yamaha Händler und Kunden in Österreich haben sich eine stabile und tragfähige Lösung bei der Vertriebsorganisation verdient. Im Moment ist man jedenfalls auf der Suche nach neuem Führungspersonal.

Überflieger Kawasaki +43%!

Wie simpel es ist Erfolg in der von Emotion getriebenen Branche zu haben zeigte Kawasaki. Ein neues Team übernahm die Agenden vom bisherigen Privatimporteur. Mit unfassbarem Feuer, Fairness gegenüber den Geschäftspartnern und Händlern sowie einer guten Modellpalette mit attraktiven Preisen kommt der Erfolg quasi von alleine. Mit extrem dünner Personaldecke schafft der Verantwortliche Country Manager Tom Zeller mit seinem Team ein fettes Plus in den Zulassungszahlen. Kawasaki steigerte von 1040 Motorrädern im Jahr 2019 (Jan - Sept) auf 1485 Bikes im Jahr 2020. Es ist schön zu sehen, dass genau jene Marke kräftig zulegt welche gute Produkte bringt und ihre Händler wertschätzend behandelt.

Zulassungszahlen Zweirad in Österreich - Jan bis Sept 2020 - Die Highlights

  • Motorrad September: + 60% (+ 4,7%)
  • Segment 125: + 68% (kumuliert + 8,2%)
  • Segment Roller 125: +62% (kumuliert + 3,9%)
  • Moped: +53% (kumuliert 2,8%)

Die Motorradzulassungszahlen in Österreich von Januar bis September 2020 im Überblick

Die Top 10 Zweiräder in Österreich in den ersten 9 Monaten

Motorrad und RollerRangJan-Sep 2020 Stk.
Vespa GTS 300 ABS EURO412573
Vespa GTS 125 ABS EURO421475
Vespa PRIMAVERA 125 ABS3792
Piagggio MEDLEY 125 ABS4581
KTM 390 DUKE5577
BMW R 1250 GS6566
KTM 125 DUKE7511
Brixton BX 1258440
Vespa GTS 300 SUPERTECH ABS9421
KTM 790 DUKE10390

Top 10 der Roller und Motorräder

Die Top 20 Motorradmodelle in Österreich in den ersten 9 Monaten

MotorradRangJan-Sep 2020 Stk.
KTM 390 DUKE1577
BMW R 1250 GS2566
KTM 125 DUKE3511
Brixton BX 1254440
KTM 790 DUKE5390
Yamaha MT-076337
Kawasaki Z 6507323
KTM 690 SMC R8303
Kawasaki Z 900 ABS9302
KTM 790 ADVENTURE10243
KTM 1290 SUPER DUKE R11232
KTM 890 DUKE R12231
KTM 1290 SUPER ADVENTURE S13227
Yamaha Tenere 70014220
BMW R 1250 GS ADVENTURE15215
Honda CMX 500 REBEL16209
Honda CB 650 RA17191
Honda Monkey18183
Yamaha MT-09 und Tracer 90019181
Suzuki GSX-S 75020177

Top 20 der Roller und Motorräder

Gesamtmarkt Zweirad Jan - Sept 2020

Gesamtmarkt20202019Dif.
Vespa7213635913%
KTM37513852-3%
Honda30613153-3%
Yamaha20362320-12%
Derbi194919231%
BMW17951885-5%
Aprilia16261723-6%
Piaggio1606119135%
Kawasaki1485104043%
Rieju12511494-16%
Generic9901838-46%
Suzuki945971-3%
Sanyang-Sym8718621%
Beta80765523%
Husqvarna7847672%
HARLEY DAVIDSON710807-12%
Online603297103%
Brixton59336065%
Kymco562618-9%
Ducati527678-22%
Triumph4794575%
Niu393551-29%
Peugeot3853549%
Super Soco26519337%
Um24217439%
Andere235267-12%
Zuendapp234101132%
Gilera22319316%
Moto Guzzi213240-11%
Royal Enfield18412646%
Lambretta17713630%
Benelli1641528%
Wangye15912329%
Fantic-Motor15457170%
Efun14011027%
Indian1388857%
Explorer136150-9%
DOC GREEN13000%
Sky Team1179622%
Askoll10644141%
E.F.O1017535%
Malaguti10047113%
KSR Moto100293-66%
Mash88109-19%
Sherco746416%

Zulassungszahlen Januar bis September Motorrad und Roller gesamt im Vergleich 2020 vs 2019

Statement KTM Österreich

KTM musste im Frühjahr 2020 das Werk schließen, nun werden neue Mitarbeiter gesucht. Wie hat KTM diese erfreuliche Trendwende so schnell geschafft?

"Grund für diese Entwicklung ist die klar messbare, erfreuliche Nachfrage nach Zweirädern auf allen Internationalen Märkten. Alle sogenannten PTWs (Powered Two Wheelers) haben in den letzten Monaten eine ganz besondere Rolle in der Gesellschaft eingenommen und sich als wichtiges, unverzichtbares, leistbares und individuelles Fortbewegungsmittel endgültig etabliert, so Mag. Hubert Trunkenpolz, Obmann der Arge 2Rad und Vorstand der KTM AG. Wir haben unsere Prognosen für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres erhöht und suchen aktuell 200 neue Mitarbeiter im Bereich der Entwicklung, sowie im Vertrieb und Marketing.

KTM hat 2019 in den ersten 9 Monaten in Österreich 3852 Motorräder zugelassen. Im Jahr 2020 waren es rund 100 Stück weniger. In welchen Segmenten lief aus für euch gut, wo lief es schlecht?

Die 100 Stück weniger sind in Österreich sehr leicht ausfindig zu machen. Wir haben heuer so gut wie keine internationalen Pressvorstellungen und Events durchführen können. Daher entfielen ca. 300 Firmenzulassungen, die KTM am Standort Mattighofen auf sich als Firma anmeldet. Defacto sind wir also sogar schon um ca. 200 Stück vorne und dies quer über alle Segmente. Es ist jedoch ein klarer Trend zum Einsteiger- und Mittelklassemodell zu erkennen, also Motorräder bis zu einem Hubraum von 900ccm, so Chris Schipper, Geschäftsführer der KTM Österreich GmbH

Schlimm getroffen hat es 2020 die Veranstalter von Enduro- und MX Events. Viele Events mussten abgesagt werden. Wie stark hat dies das Geschäft eurer KTM, Husqvarna und Gas Gas Fachhändler beeinträchtigt?

Chris Schipper: Glücklicherweise kam es hier im Großen und Ganzen nur zu geringen Beeinträchtigungen. Unser Händlernetze hatten sogar mit einer sehr arbeitsintensiven Saison zu kämpfen und waren ebenfalls auf der Suche nach Personal, speziell im Werkstättenbereich. Unsere Street-Kunden spulten heuer so viele Kilometer ab wie selten zuvor, was die wegfallenden Offroad Events mehr als kompensierte. Für 2021 rechnen wir hier nur wieder mit einer vollwertigen Saison und haben schon einige Ideen wie wir unsere Offroad Racer unterstützen.

Statement Suzuki Österreich

Die Rahmenbedinungen waren für Suzuki in Österreich bestimmt nicht leicht. Covid-19 sorgte für logistische Herausforderungen und im Modellprogramm klaffen Lücken. Die Zulassungszahlen offenbaren ein Minus von vergleichsweise milde stimmenden 3%. Wie ist euch das gelungen?

Wolfgang Brunner, Suzuki Österreich: Durch eine attraktive Preispolitik und eine faire Zusammenarbeit mit unseren motivierten Händlern ist es uns gelungen ein durchaus respektables Ergebnis in den ersten 3 Quartalen zu erzielen.

Erfolgsgeschichte Vespa in Österreich - Statement Piaggio Importeur Firma Faber

Die Marke Vespa ist in Österreich eine unglaubliche Erfolgsgeschichte welche auch 2020 fortgesetzt wird. Die 4 beliebtesten 2-Räder über 125ccm in Österreich (Jan-Sept) kommen aus dem Hause Faber, dem Importeur der Marken Vespa, Piaggio und Moto Guzzi. Bei den Marktanteilen von Vespa in Österreich werden Vespa Manager aus ganz Europa neidisch und hinterfragen in Gesprächen mit mir immer nach dem Grund für den Erfolg. Einerseits sind Österreicher sehr große Fans von italienischen Produkten. Sie werden mit den schönen Dingen im Leben in Verbindung gebracht. Auf der anderen Seite versteht die Firma Faber das Import-Handwerk sehr gut. Die Fachhändler werden gut versorgt und betreut und können sich auf ihre Arbeit konzentrieren.

Nach einem Schock im Frühjahr hat sich die Branche im Jahr 2020 dann doch überraschend gut entwickelt. Wie ist es euch gelungen, die ohnehin schon beeindruckenden Zahlen bei Vespa nochmal zu steigern?

Josef Faber: Wir und natürlich auch die rund 120 österreichischen Fachhändler, die von uns als Generalimporteur beliefert und betreut werden, erlebten 2020 eine harte Saison. Der Zweiradhandel ist mit dem Lockdown Mitte März völlig zum Erliegen gekommen. Wir konnten die Zeit jedoch gut nutzen, bereits Mitte April den ersten Onlineshop www.MOTO4you.world für Zweiräder in Österreich präsentieren und die Wiedereröffnungen unserer Händlerpartner vorbereiten. Während des Lockdowns mussten wir, wie viele andere Branchen auch, befürchten, dass unser Geschäft heuer einfach nicht mehr stattfinden wird. Das hat sich glücklicherweise nicht bewahrheitet und wir sind mit der Handels-Öffnung etwas verspätet in eine schlussendlich doch sehr positive Saison gestartet. Ich bin vor diesem Hintergrund sehr demütig und bedanke mich bei allen Österreicherinnen und Österreichern, die sich für traditionelle italienische Zweiräder aus dem Hause Piaggio entschieden haben. Das erfreuliche Plus der Marke Vespa führe ich darauf zurück, dass Vespa punktgenau jene Wünsche erfüllt, die in dieser Zeit noch stärker in den Vordergrund gerückt sind: individuelle, sichere und inspirierende Mobilität mit einem großen Schuss Dolce Vita auf zwei Rädern. Für viele war eine Vespa wohl auch das ersehnte Plus an Freiheit und Urlaubsfeeling im eigenen Land.

Noch dramatischer fällt das Plus bei eurer Marke Piaggio aus! Plus 35%! Ist diese Marke die pragmatische Alternative zu Bus und U-Bahn?

Josef Faber: Mit unserer Piaggio-Großradroller-Palette - Liberty, Medley und Beverly hatten wir die perfekte Lösung für all jene, die prinzipiell damit geliebäugelt haben, von anderen Fortbewegungsmitteln auf einen Roller umzusteigen. Die Phase des Um- und Aufsteigens wurde nun durch die Rahmenbedingungen in der Corona-Pandemie noch beschleunigt. Durch das Erleben der Vorteile wie den einfachen Gebrauch, den hohen Komfort und die Vielseitigkeit der Einsatzmöglichkeiten fühlen sich viele in ihrer Entscheidung bestätigt, was für mich einen sehr positiven Ausblick auf 2021 prognostiziert. Die Piaggio-Modellpalette hat die Qualitäts- und Sicherheits-Standards im Segment neu definiert und kommt sehr gut an.

Leider nicht so gut lief es für Moto Guzzi. Die charismatische Marke hat eine treue Fangemeinde, aber mit 213 verkauften Einheiten von Januar - September 2020 und einem Minus von 11% ein vergleichsweise bescheidenes Ergebnis. Was muss Moto Guzzi in Österreich besser machen um mehr Erfolg zu haben?

Josef Faber: Das Minus bei Moto Guzzi freut mich nicht, aber es macht uns auch keine großen Sorgen. Im Motorrad-Segment war 2020 für viele spitzer positionierte Marken kein einfaches Jahr. Die Investitionsfreudigkeit in Produkte im Genießer- und Individualismus-Segment war durch die weltweite Situation darüber hinaus generell eher zurückhaltend. Betrachtet man die Gesamt-Stückzahlen, so sprechen wir hier über einen Rückstand von rund 25 Fahrzeugen gegenüber dem Vorjahr, was nicht gut ist, aber auch kein Beinbruch für die Marke. Ich glaube, dass wir mit Moto Guzzi vieles richtig machen und die Marke auch optimal positionieren. Wo es noch Luft nach oben gibt, ist die Abdeckung Österreichs mit einem dichteren Händlernetzwerk. Daran arbeite ich mit meinem Team intensiv.

Das Statement von Kawasaki Österreich zum beeindruckenden Ergebnis

Thomas Zeller, General Manager Austria Branch:

  • Kawasaki hat 2020 ein Feuerwerk an neuen Modellen abgefeuert. Z H2, Ninja 1000SX, Z900, Z650, Ninja 650 und W800. Da war eine Steigerung vorprogrammiert. Unser Ziel war sehr ambitioniert mit +25%, am Ende des Jahres werden es über +40% sein. Das unterstreicht das Image von Kawasaki und das rege Interesse der Kunden an unserer Marke.
  • Durch den Strukturwechsel vom Privatimporteur zur Niederlassung hat Kawasaki die Handelskette optimiert und konnte somit attraktivere Verkaufspreise für die Saison 2020 anbieten. Das haben die Kunden sehr wohl registriert und beim Neufahrzeug Kauf vermehrt auf Kawasaki zurückgegriffen.
  • Last but not least: das österreichische Kawasaki Netzwerk. Trotz Strukturwechsels haben uns unsere Händler von Anfang an unterstützt, sind bei all unseren Promotions mitgezogen und haben vor allem während und nach der Lockdown Zeit mit uns die richtigen Entscheidungen getroffen. Solch eine Partnerschaft kann nur erfolgreich sein!

Trotz allem hatten auch wir mit Produktionskürzungen und daraus resultierenden Lieferschwierigkeiten zu kämpfen. Am Ende des Tages hätten es gut und gerne weitere 150 glückliche Kawasaki Kunden mehr sein können. Speziell Modelle wie Z900, Vulcan S und ZX-10R waren bereits im Juni so gut wie ausverkauft. Dafür freuen sich unsere Kunden aber bereits auf die 2021 Modelle und die ersten Kaufverträge sind auch schon unter Dach und Fach.

Statement von Honda zu den Quartalszahlen Q1-Q3 für das Jahr 2020

Das Zweiradgeschäft lief 2020 in Österreich insgesamt überraschend gut. Honda konnte 3061 Zweiräder in den Markt bringen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Minus von 3%. Warum war in eurem Fall kein besseres Ergebnis drinnen? Inwieweit hat Covid-19 euer Geschäft in Österreich beeinflusst?

Philipp Kornfeld, Regional Manager Motorcycle Division: Zum Saisonstart 2020 in Österreich waren unsere Werke und dementsprechend unser verfügbares Volumen durch die COVID-19 Pandemie eingeschränkt. In den Folgemonaten verzeichneten wir in allen Segmenten eine deutliche Steigerung, insgesamt bedeutet das für Honda jedoch per Ende September noch ein Minus von 3 %.

Im Frühjahr überschlugen sich die Medien mit Horrormeldungen über eine dramatische Pleitewelle. Nun sieht es offenbar doch recht positiv aus. Wie könnt ihr die Situation eurer Honda Händler grob skizzieren? Besteht vor Ort ein großer Druck durch Lagerfahrzeuge?

Philipp Kornfeld, Regional Manager Motorcycle Division: Generell zeigten die Honda Händler in dieser schwierigen Phase großes Engagement und meldeten insgesamt gute Verkaufszahlen in der Saison 2020. Später verfügbare Volumenmodelle waren rasch verkauft und der Lagerstand ist somit niedrig. Dadurch wurde auch der Verkauf der EURO4-konformen Modelle vor dem Umstieg auf EURO5 begünstigt.

DUCATI fällt in Österreich zurück

Betrachtet man die Titelblätter der Motorradzeitschriften aber auch unsere 1000PS Medien könnte man meinen, für DUCATI muss die Saison 2020 großartig gelaufen sein. Die Streetfighter V4 und die Panigale V4 standen ständig im Rampenlicht. Doch auf der anderen Seite wurden vom Importeur offenbar zu wenig Initiativen ergriffen, um auch jene Produkte in Szene zu setzen welche nicht so stark im Focus stehen. Jene Motorräder mit denen man Stückzahlen machen könnte fristen neben den Highlights offenbar ein Schattendasein. Ducati Österreich hatte 2019 im Vergleichszeitraum 678 Fahrzeuge in den Markt gebracht. 2020 waren es bloß 527 - bei einem insgesamt steigenden Markt. Eine Stellungnahme vom verantwortlichen Markenleiter Didi Brandl erreichte uns bis zum Redaktionsschluß leider nicht.

BMW Motorrad in Österreich

Auf den ersten Blick lief es für die ehrgeizigen Branchenkollegen von BMW Motorrad auch nicht so gut. Auch ihre Zulassungszahlen haben sich gegen den Trend entwickelt. Das Erfolgsmodell BMW R 1250GS liegt nur auf Rang 6. Würde man die lange Liste der Zulassungen der einzelnen Modelle jedoch rechts noch mit einer Spalte "Fahrzeugpreis" erweitern, dann eine Multiplikation durchführen und am Ende unten aufsummieren wäre BMW Motorrad vermutlich die umsatzstärkste Marke im Markt. BMW Motorrad ist immer noch jenes Unternehmen, welches die meisten hochpreisigen Motorräder in den Markt bringen kann. Das liegt an den Modellen aber auch am finanzkräftigeren Händlernetz.

Das Zweiradgeschäft lief 2020 in Österreich insgesamt überraschend gut. Die Arge2Rad vermeldete ein Plus von 4.7% in den Zulassungszahlen. BMW Motorrad Österreich hatte 2019 im Vergleichszeitraum 1885 Fahrzeuge in den Markt gebracht. 2020 waren es 1795. Warum hat sich die Marke hier in Österreich gegen den Trend entwickelt?

Michael Ebner, Head of Communications Central and Southeastern Europe: 2020 war aus bekannten Gründen für die gesamte Industrie ob Automobil oder Zweirad ein sehr herausforderndes Jahr. Trotzdem ist es BMW Motorrad in Österreich gelungen, in dem für uns sehr wichtigen Segment über 500ccm, mit 1.657 Neuzulassungen per September sogar über dem Vorjahreszeitraum zu liegen. Im Juli, August und September konnten wir sogar drei neue Rekordmonate in der Geschichte von BMW Motorrad in Österreich erzielen. Die absatzstärksten Modelle dabei waren die BMW F 900 XR, die BMW R 1250 GS Adventure und BMW R 1250 GS.

In den Medien ist immer wieder von der schlechten finanziellen Lage der Automobilhändler in Österreich zu hören. Corona hat diese Situation für viele Betriebe offenbar verschärft. Wie nehmt ihr die Situation in eurer Händlerstruktur wahr? Wie geht es den reinen 2-Rad Betrieben, wie geht es den BMW Betrieben welche Motorrad und Auto vertreiben?

Michael Ebner: Die Corona Krise war und ist für viele unserer Händlerpartner eine große Herausforderung, deren Auswirkungen noch lange spürbar sein werden. Unsere BMW Partner haben sich in dieser Zeit aber als enorm flexibel und innovativ gezeigt. Es deutet momentan nichts auf eine Veränderung in unserem Händlernetz hin.

KSR Group - Big Player aus Krems

Als Motorradproduzent hat man es in Österreich neben KTM natürlich etwas schwer. Die Firma KSR in Krems steht trotz der beeindruckenden Entwicklung natürlich immer im Schatten vom dominanten Player aus Mattighofen. Doch in dem umfangreichen Portfolio an Marken stochen 2 besonders sympathische Marken aus der KSR Group ins Auge. Die Marke Brixton (+65%) und Royal Enfield (+46%) konnten kräftig zulegen. Ein Statement dazu von KSR:

Christian Wolf, Vertriebsleitung KSR: In Anbetracht der äußerst schwierigen Umstände während der Pandemie, sind wir mehr als glücklich über das positive Ergebnis unserer Marken in Österreich. Dass der österreichische Motorradmarkt generell ein Plus verzeichnen konnte, ist herausragend und man muss an dieser Stelle auch die gute Koordination zwischen Politik, Motorrad-Interessensvertretung und den Zulassungsstellen hervorheben hier hat sehr vieles sehr gut funktioniert. Tatsache ist aber, dass wir, so wie die meisten Hersteller in der Branche, produktionsseitig sowie im Bereich der Teileverfügbarkeit temporär stark eingeschränkt waren, was zu vielen Lieferverzögerungen führte und ein noch besseres Ergebnis verhindert hat. Wir denken in dieser Zeit aber nicht daran, was hätte sein können sondern sind dankbar, dass wir die Saison 2020, gemeinsam mit unseren Händlern, mit einem Plus bilanzieren konnten und blicken mit vollem Fokus auf die Motorradsaison 2021.

Bereit für die Motorradsaison 2021

Insgesamt dürfte die Saison 2020 auch noch sehr positiv weiter gehen. Denn im 4. Quartal werden einige Hersteller ihre Euro-4 Fahrzeuge zu attraktiven Preisen in den Markt bringen. Gut möglich dass die verrückte Coronasaison dann mit einem richtig guten Ergebnis zu Ende geht. Für die Fachhändler sind dies erstmal gute Nachrichten. Sie können dann mit etwas Rückenwind in eine bestimmt wieder mal herausfordernde Saison 2021 starten. Mit welchen neuen Produkten die Branche ins Rennen geht, haben wir hier für euch zusammengestellt.

Bericht vom 16.10.2020 | 29.967 Aufrufe

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