Aktive Sicherheit

Gefährliche Situationen mit technischen Hilfsmitteln leichter überstehen. ABS wird zur Massenware.

Aktive Sicherheit

BMW und Honda waren jene Motorradhersteller welche das Thema ABS am Motorrad aktiv in die Breite getragen haben. BMW verbaute das ABS zuerst in den hochpreisigeren Motorräder, mit der CBF 600 von Honda wurde das ABS dann zur echten Massenware. Im Jahr 2007 werden in den wichtigsten Produktsegmenten sämtliche Motorräder mit ABS Angeboten. Bei diesen Modellen liegt der Anteil der dann auch tatsächlich mit ABS verkauften Motorräder bei 75%. Nur bei den Supersportlern hat das ABS zur Zeit noch nicht den breiten Einzug geschafft. Honda möchte jedenfalls bis spätestens 2010 ALLE Motorräder über 250 ccm mit Ausnahme der Offroad-Modelle mit ABS auf den Markt bringen.
Die Bremse und das Anti-Blockier-System rücken bei Thema Sicherheit in Gefahrensituationen klarerweise in den Mittelpunkt. Denn der Bremsvorgang bringt auch routinierte Piloten in Gefahrensituationen gehörig unter Druck. Beim Motorrad soll das ABS nicht nur den Bremsweg verkürzen, sondern vor allem die Stabilität des Fahrzeuges aufrecht erhalten. Blockiert ein Rad fehlen die Kreiselkräfte welche dieses Rad stabilisieren, und das Rad wird instabil.

Michael Thiem, Entwicklungsingenieur bei Honda spricht offen aus: "Das beste Bremssystem wäre ein perfekter Fahrer. Doch leider ist kein Fahrer perfekt und so müssen wir ihm technische Hilfsmittel zur Verfügung stellen".
Schon sehr lange in Verwendung hat Honda das System CBS (Combined Brake System). Einfach gesprochen bremst bei einem CBS System bei Betätigung der Fußbremse auch die Vorderbremse mit.
In der Version Dual CBS bremst auch umgekehrt bei der Verwendung der Vorderbremse die Hinterbremse mit.

Anders als ein ABS System soll das CBS System im täglichen Gebrauch für Komfort und Sicherheit sorgen. ABS verbaut Honda ganz klar mit folgender Aussage: "Wird für einen Ernstfall einmal in 10 Jahren als Lebensretter benötigt."

 
Erschreckende Unfallstudien zeigten, dass Motorradfahrer mit einer hundert Meter langen Bremsspur nur mit gezogener Hinterbremse in ein Hindernis rasten. Vor allem am amerikanischen Markt verwenden viele Motorradfahrer vorzugsweise die Fußbremse und greifen die Vorderbremse nur selten an.
 
Die letzte Evolutionsstufe in Sachen Bremstechnik lautet bei Honda CBS / ABS. Mit einem solchen System sorgt das CBS-System zum Einen für eine nahezu perfekte Bremslastverteilung zwischen Vorder- und Hinterbremse. Zum Anderen verhindert das ABS das Blockieren der Räder und das Motorrad bleibt so stabil. Im Fahrsicherheitszentrum in Teesdorf testeten wir in einer sicheren Umgebung die Vorteile der einzelnen Systeme.
 
Mein persönliches Ziel war natürlich klar: Die technischen Wunderwerke dürfen niemals kürzere Bremswege zusammenbringen als ich selbst. Doch leider gelang mir das nicht immer. Erst mit warmen Reifen auf perfektem Asphalt und nach mehreren Probebremsungen konnte ich mit der Bremse so sehr ans Limit gehen um die Vorgabe des gleichen Modells mit ABS zu erreichen. Mehr noch als auf den Motorrädern beeindruckten mich die Bremssysteme an den modernen Rollern. Im Sattel der SH300i und auch im neuen S-Wing 125 kommt bei den Bremsen Technik auf Motorrad-Niveau zum Einsatz. Wer mit dem Roller täglich im städtischen Bereich unterwegs weiß bestens bescheid: Man muss ständig auf der Hut sein, oftmals unvorhergesehen Bremsen und der Asphalt ändert sich auf jedem Meter. Offen gesagt empfinde ich das ABS für meine Bedürfnisse beim Roller noch viel hilfreicher als am Motorrad.


Doch auch auf anderen Gebieten wird fleißig geforscht. Motorradfahrer haben im täglichen Strassenverkehr das Problem, dass sie von anderen Verkehrsteilnehmer nicht richtig erkannt oder ihre Geschwindigkeit bzw. Entfernung nicht richtig eingeschätzt wird. Aktuelle Forschungsergebnisse zeigen, dass Zweiräder leichter als Verkehrsteilnehmer erkannt werden, wenn ihrer Vorderansicht einem menschlichen Gesicht ähnelt. Keine Sorge, wir bekommen jetzt keine gigantischen fahrenden Smileys serviert sondern zum Beispiel Lichter welche schlitzförmig zwei Augen darstellen sollen. Es geht hier in erster Linie immer um die Lichter und hier natürlich um die Proportionen und Formen.
Ebenfalls in Spiel kommen die Lichter wenn es um das Thema Entfernungseinschätzung geht. Motorräder haben ihre Lichter im Regelfall höher montiert als dies bei Autos der Fall ist. Kommen uns nun beide Fahrzeuge auf einer geraden Strecke frontal entgegen, erscheint für uns jenes Objekt weiter entfernt, welches sich näher am Horizont befindet. Da die Lichter des Motorrades höher montiert sind, kann es gerade bei schlechter Sicht zu Fehleinschätzungen führen. Man sieht dieses Phänomen auch bei der täglichen Wanderung des Mondes vom Zenit herunter zum Horizont. (Link Wikipedia Mondtäuschung).


Auch bei der Geschwindigkeitswahrnehmung schlägt uns unser Sinnesorgan ein Schnippchen. Bei größeren Objekten lässt sich die Geschwindigkeit bei frontaler Annäherung leichter abschätzen als bei kleineren Objekten. Honda arbeitet nun anhand dieser Erkenntnisse nun an neuen Konzepten beim Thema Licht. Zum Beispiel würden zusätzlich angebrachte kleine Leuchtkörper in der Höhe der Radachse bei frontaler Ansicht die Situation schon enorm verbessern. Sowohl Entfernungseinschätzung als auch Geschwindigkeitseinschätzung werden damit erleichtert.

Doch was wenn all diese Maßnahmen nicht greifen und es trotzdem zum Unfall kommt? Honda hat als derzeit einziger Motorradhersteller weltweit einen Airbag an einem Motorrad verbaut. Gründe, Wirkungsweise und Infos zu Alternativen morgen auf 1000PS.at.
 
Bisher in dieser Reihe erschienen:

Bericht vom 31.07.2007 | 47.960 Aufrufe

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