V-Strom Test in Kroatien

Total leiwand war es mit der Suzuki V-Strom DL 1000 durch Kroatien zu reisen. Viele Kurven, viele Urlauberkäfige und leider auch viel Regen...
Suzuki V-Strom Kroatien Tour

Das Motorrad:

Suzuki DL 1000 V-Strom

Die Fahrer:

NastyNils
Riddler

Die Beifahrerin:

Mopedmädl

Die Ausrüstung:

Garmin Streetpilot III  auf www.garmin.at
Bagster Tankrucksacksystem
Bagster Whoopa Bag

 

Chapter 1: Die Anreise

Frühmorgens am Donnerstag starteten wir mit den beiden V-Stroms von Wr. Neustadt Richtung Süden. Eine lange Autobahnorgie stand uns bevor. Doch zum Glück saßen wir auf dem richten Radl. Schon nach den ersten Kilometern war klar - dieses Motorrad ist DAS Reisegerät. Super gemütliche Sitzposition, klasser Windschutz und der bärenstarke Motor der TL1000 ließen Freude aufkommen. Die Federvorspannung des hinteren Federbeins habe ich schon mal zur Sicherheit fast ganz zu geknallt. Geht ja ganz einfach ohne Werkzeug über das Handrad. Diese Reiseenduros haben immer viel zu weiche Fahrwerke - dachte ich - doch mit der V-Strom gab es da keine Probleme. Auch zu 2. und mit viel Gepäck waren noch Reserven vorhanden. Ganz viel Spaß machte die Fahrt über den Wechsel. Wie von selbst gleitet man von einer Kurve in die nächste. Da haben einige Bürgerkäfig-Treiber die Augen aufgerissen als die dicke V-Strom sehr schnell im Rückspiegel auftauchte und genauso rasch um die nächste Kurve bog.

Slowenien war über die Autobahn relativ schnell erreicht. Wesentlich langsamer ging es dann bis zum Ziel - Baska auf der Insel Krk - weiter. Sehr viel Verkehr, schlechte Straßen und dann auch noch Regen machten uns zu schaffen. Ganz besonders selektiv wird der kroatische Schmierseifen-Asphalt ja erst wenn er nass wird. Sowohl beim Beschleunigen als auch beim Zurückschalten war Vorsicht angesagt. Es war teilweise sehr erniedrigend. Die 4-Rädrigen Genossen saßen kopfschüttelnd in den Käfigen während wir bei strömenden Regen unseren Weg machten. Doch die Rache wird bitter sein...(siehe weiter unten). Am Ziel angelangt galt es noch ein Quartier mit Meeresblick zu erlangen - kein leichtes Unterfangen. Beim nächsten Mal: Vorreservieren. Durch Glück kamen wir dann noch zu 2 Zimmern direkt am Strand von Baska.

 

Chapter 2: Kroatien & V-Strom

Ich bin mir nicht sicher ob die V-Strom für die kroatischen Straßen gebaut wurde oder umgekehrt. Aber bei den Touren in den kommenden Tagen stellte ich immer wieder fest - diese Beiden passen zusammen. Viele Kuppen, viele Kurven, teilweise schlechter Asphalt, wenig Platz zum überholen...Da ist ein gut funktionierendes Fahrwerk und ein deftiger Motor notwendig um rasch voranzukommen. Bei einer Tour von Krk nach Triest hatte ich gut und gern 20km Urlauberstau zu überwinden. Ausscheren - Vollgas bis jemand entgegenkommt - In die Eisen greifen - Einordnen. Sperrlinien und Sperrflächen können getrost ignoriert werden. Zumindest hatte ich den Eindruck, dass diese Dinge für Motorräder nicht wirklich gültig sind. Einige Male bin ich so bei kroatischen Polizisten vorbeigedonnert - Kein Problem. Trotz fulminanten Urlauberstaus schaffte ich die ca. 130km von Baska nach Triest in 2,5h. Es war einfach herrlich entspannt an den vollbesetzten Käfigen vorbeizugleiten. Ich war mir sicher - Jeder der Typen am Steuer würde seinen Kombi samt plärrender Biester am Rücksitz und keifender Frau am Beifahrersitz sofort gegen die V-Strom tauschen.

Auch in den engen Gassen von Triest konnte man die mächtig wirkende V-Strom wieselflink bewegen. Laut Werk hat die V-Strom ja nur knapp über 200 Kilo. Einmal in Fahrt wirkt sie tatsächlich äußerst leicht und handlich.

Absolut empfehlenswert war die Tour von Baska - Krk - Küstenstraße runter bis nach Senj und rein ins Landesinnere bis zu den Plitvicka Seen (Plitvicka Jezera ist laufend angeschrieben und kann nicht verfehlt werden). Sowohl der Weg dorthin ist (zumindest mit der V-Strom) ein tolles Erlebnis. Auf Straßensportlern wird der Asphalt vermutlich etwas zu schlecht sein. Viele Kuppen welche noch mit einzelnen kleinen Schlaglöchern verziert sind, sind sicherlich kein Genuss auf R1, GSXR und Co. Die Seen selbst sind einen mindestens 3 Stündigen Aufenthalt wert. Auf insgesamt 16 verschiedenen Ebenen sind mehrere Seen verteilt welche durch duzende Wasserfälle verbunden sind.

Die Küstenstrasse Richtung Süden ist zwar landschaftlich sehr schön, aber in der Hauptsaison für flottere Fahrweise nur bedingt zu gebrauchen. Es ist einfach viel zu viel Verkehr. Das Überholen macht mit der V-Strom ja mächtig Spaß. Dabei erinnert die V-Strom an einen trampelnden und schnaufenden Büffel der immer weiter vorwärts drängt. Der kräftige aber nicht nervende Sound der Doppelauspuffanlage sorgt für akustische Untermalung des Überholvorganges.- Gaaaas 3. Gang, Klack, 4. Gang, Klack,  5. Gang - Schon wieder sind 5 Käfige vorbei und auf die Nadel steht auf 180.  Motor und Getriebe passen perfekt. Relativ kurzer 1. Gang, enge Abstufung zwischen 2. und 5. Gang und einen sehr langen 6. Gang für die Autobahn.

 

 

Chapter 3: Die Heimreise

Die Rache der Bürgerkäfige ist gekommen. Von Rijeka bis zur österreichischen Grenze nichts als Regen. In jedem Tunnel lebte die Hoffnung nach eine paar Sonnenstrahlen und wurde grausam und brutal von einem Schwall Wasser ertränkt. Sehr gemein war, dass bei der Abreise in Baska noch die Sonne glühte...So wählten wir alle nur ein leichtes T-Shirt unterm Kombi und verstauten die warmen Sachen ganz weit unten im Rucksack. Sehr leiwand waren dann noch der in einen LKW verkeilte Urlauberkombi - 50km Umweg wegen Straßensperre in die slowenische Pampa. Für etwas Aufmunterung sorgte der Typ an der Mautstelle. "Suzuki Gut?" und deutete dabei auf die V-Strom. "Na sicher. Sehr gut", meine Antwort. Plötzlich Sorgenfalten am Gesicht des slowenischen 2-Rad Kenners - "Will Varadero kaufen!". Ich riet ihm dann die V-Strom noch in die engere Auswahl zu nehmen. Überhaupt ist das allen Kilometerfressern zu empfehlen welche ein wirklich gut motorisiertes Reisegerät suchen. BMW-Fahrer werden vermutlich wegen dem Kettenantrieb meckern und dann wieder zu einer Bayrischen greifen. Mein Tipp: Vorher auf alle Fälle mal die V-Strom testen. Die Suzuki Händler haben sicher noch V-Stroms als Vorführer angemeldet.

 

Technische Daten zur V-Strom

  • 90°-V2-Zylinder, 4-Takt

  • wassergekühlt, 996 cm3

  • ca.72 kW bei 7.500 min-1, ca.100 Nm bei 6.000 min-1

  • DOHC, SDTV-Benzineinspritzung

  • Abgasreinigung G-Kat und SUZUKI PAIR-System

  • Höchstgeschwindigkeit ca. Tacho 230 km/h und echte 208 km/h wurden gemessen. Mit etwas Geduld wäre evtl. noch mehr drinnen gewesen.

  • 6 Gänge, Elektro-Starter

  • Sitzhöhe 830 mm

  • Trockengewicht 207 kg

  • Tankinhalt inkl. Reserve 22 Liter

  • Listenpreis: EUR 12.299 (Stand Juli 2002)

Suzuki hat die V-Strom ganz richtig nicht bei den Enduros sondern bei den Sporttourern im Katalog eingeordnet. Geometrie, Motor und Fahrwerk kommen einem Sporttourer sicherlich näher als einer Enduro. Am ehesten vergleichbar ist die V-Strom meiner Meinung nach mit der neuen TDM 900 von Yamaha.

Kritik:

  • Anlässe zur Kritik konnte ich persönlich keine Entdecken. Der nörgelnde Reisebegleiter Riddler meinte bei voller Beladung zu 2. und mit Gepäck würde er sich eine größer dimensionierte Bremse wünschen. Für seinen Geschmack ist zu viel Handkraft notwendig.

  • Treue BMW-Fans werden an so einem Reisemotorrad vermutlich den Kardan Antrieb vermissen.

 

Tipps für Kroatien Urlauber:

  • Der Tourismus läuft spätestens seit letzter Saison wieder auf Hochtouren in Kroatien. Dementsprechend eng wird es bei der Quartiersuche und bei der Suche nach preiswerten und guten Lokalen. Die Preise beim Essen liegen großteils mindestens auf österreichischem Niveau.

  • Die Hauptverkehrsrouten sind sehr stark befahren. Sehr empfehlenswert sind jedoch Touren ins Landesinnere (Plitvicka Seen = PFLICHT!!). Im Landesinneren zeugen noch einige zerstörte Gebäude, Einschusslöcher in Häuserwänden und Minenfeldhinweisschilder vom Krieg im Nachbarland.

  • An den Tankstellen werden selbst in der tiefsten Pampa Kreditkarten akzeptiert.

  • In den Touristengebieten wurden einige Ordnungshüter mit Laserpistolen gesichtet. Wir hatten trotz strenger Gashand jedoch ständig Glück und wurden nicht mal angehalten.

  • Bei längeren Touren sollte man einen Schnitt von ca. 70km/h einkalkulieren. Also mehr als 500km am Tag sind wirklich sehr anstrengend. Eventuell ist es im Herbst / Frühjahr bei weniger Verkehr etwas leichter.

Bei Fragen könnt ihr gerne hier Posten. Wir helfen gerne weiter.

Bericht vom 23.07.2002 | 6.678 Aufrufe

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