Bridgestone T32 - Hypersportlicher Touringreifen Langzeit Test

All-Out-Test der Sporttouringpneus auf Ducati Hypermotard 950 SP

Wie weit kommt man mit Bridgstones neuer Touring-Wunderwaffe wirklich? NoPain hat es auf seiner Ducati Hypermotard 950 SP herausgefunden. Test bis an die Grenze der Legalität!

Auf einer BMW S 1000 XR und R 1250 GS und einer Distanz von rund 1000 km haben wir die neuen Bridgestone T32 Sporttouringpneus bereits im Frühjahr intensiv in Andalusien getestet. Doch wir wollten mehr und andere Eindrücke, daher testete NoPain bis an die Belastungsgrenze auf seiner Hypermotard 950 SP.

Technische Innovationen im Vergleich zum T31

Augenscheinlichste Änderung zum Vorgänger ist wohl das futuristische Profildesign des T32 mit patentierter "Pulse Groove"-Technologie. Dabei wird das Wasser dank eigens dafür gestalteter Drainagerillen in Kombination mit den Walkbewegungen des Reifens pulsierend beschleunigt und effektiv nach außen geleitet. Das Ergebnis ist mehr Grip auf nasser Straße sowie eine bessere Traktion. Nebenbei wurde auch der Profilanteil an Vorder- und Hinterrad erhöht und die Profilrillen in ihrem Winkel und der Position optimiert.

Nach eingehender Studie des Kontakt- bzw. Walkverhaltens des T31 unter verschiedenen Geschwindigkeiten und Schräglagen per "Ultimate EYE", einer von Bridgestone selbst entwickelten Testmethodik, erfuhr auch die Hinterradkontur des T32 ein entscheidendes Upgrade. Bridgestones "U-Eye" visualisiert die Kontaktfläche des Reifens unter verschiedenen Umständen, analysiert den Anpressdruck und hilft, die optimale Kombination aus Gummimischung, Profildesign, Konstruktion und Radius zu finden. Beim der neu designten T32 Hinterradkontur resultiert die um 13% vergrößerte Kontaktfläche am Hinterrad in höherer Haftung in Schräglage und einer Verbesserung des Handlings.

Last but not least optimierten Bridgestones Ingenieure auch die Mischung und Konstruktion des Reifens. Das Vorderrad erhielt eine High Performance Gummimischung mit Silica RICH Technologie. Am Hinterrad arbeitet ab sofort eine 3LC Mischung mit Cap + Base Konfiguration und Silica RICH EX. Selbstverständlich wurden Vorder- und Hinterreifen mit einer MS-Belt Konstruktion, der RC Polymer, Nano Pro und HTSPC Cord Technologie ausgestattet. Für eine Preisübersicht zum Bridgestone T32 besucht ihr am besten die Hompage der Firma Zweiradprofi.

Wer jetzt ob der vielen technischen und proprietären Abkürzungen ins Rätseln oder gar Schmunzeln gerät, dem sei gesagt, dass es sich unterm Strich immer um den gleichen Spagat zwischen Laufleistung, Komfort, Trockengrip und Nassgrip dreht: Eine weichere Gummimischung (Cap) außen verleiht dem Reifen hohe Haftung, während die mittlere und untere Mischung (Base) für Steifigkeit und Laufleistung sorgt. Wer mehr über die technischen Details wissen möchte, dem sei an dieser Stelle nochmals NastyNils Video vom T32 Sporttouring Reifentest in Andalusien empfohlen.

T32 Langzeittest auf NoPains Ducati Hypersport 950 SP

Bloß was passiert, wenn man den für tendenziell schwere Sporttourer bzw. Reisemotorräder, wie beispielsweise eine BMW R 1250 GS mit Beifahrer und Gepäck, entwickelten Hightech-Reifen an einen quirligen und verhältnismäßig leichten Hypersportler schnallt? Wir wollten es genau wissen und wuchteten die frischen T32 in 120/70 ZR 17 und 180/55 ZR 17 an NoPains Hypermotard 950 SP. Ursprünglich wollten wir ja im Frühjahr herausfinden, wie sich der neue T32 im Trockenen und bei ambitionierter Fahrweise gegenüber Bridgestones sportlicher Speerspitze, dem S22 schlägt, doch es kam anders. Nämlich: kalt, nass und salzig.

Mit 75kg Kampfgewicht und der 205kg schweren Hypermotard pumpte ich 2.4 Bar vorne und 2.6 Bar hinten in die Reifen - exakt den gleichen Druck, welchen ich auch mit den S22 bei kühlen Temperaturen fahre.

Nässe Test Bridgestone T32

Die ersten paar hundert Meter legte ich naturgemäß wie auf rohen Eiern zurück, denn die Japaner flutschen, wie auch die Franzosen, nach dem Vulkanisieren aufgrund des Trennmittels eher schmierig aus der Reifenform. Danach begann das Einfahrprozedere, bei welchem ich die Reifen auf kurvigen Strecken und griffigem Asphalt kontrolliert und gleichmäßig bis zum Rand fahre - hinten zumindest; vorne gelingt mir das maximal auf der Rennstrecke. Dabei kam der Reifen verhältnismäßig rasch auf Temperatur und baute seine Haftung ebenso schnell über seine gesamte Breite auf. Ich fuhr dennoch eine Tankfüllung "piano", bis ich es krachen ließ... oder zumindest lassen wollte. Denn das TFT-Display zeigte 10 Grad Außentemperatur und das Wasser ergoss sich von allen Seiten auf mich und meine frisch geputzte Maschine. Aber immerhin konnte ich schon am Tag Eins der "Pulse Groove"-Technologie so richtig auf den Zahl fühlen und die Nassgrip-Fähigkeiten des T32 ausgiebig testen. Check. Der Reifen fuhr sich hervorragend auf den nassen Straßen und mein Vertrauen stieg von Kurve zu Kurve - ein gutes Gefühl. Obwohl ich es gar nicht so genau wissen wollte, durfte ich in den darauffolgenden Tagen und Wochen die verbesserte Wasserdrainage noch mehrere Mal testen und schlussendlich hielt mich nur mehr der Kopf vor gewagten Kurvenschräglagen im Nassen ab, denn der Reifen setzte in dieser Hinsicht sprichwörtlich neue Maßstäbe in der Sport Touring-Kategorie.

Sporttouring.Pneu bei Kälte: Wie verhält sich der T32?

Als die Temperaturen Ende April sogar wiederholt auf 5 Grad Celsius hinunterpurzelten, erhöhte ich den Druck auf 2.5 Bar vorne und 2.7 Bar hinten, was sich positiv - je kälter, umso besser - auf Haftung und Handling auswirkte. Mit fortschreitender Laufleistung wurde mir allerdings immer mehr bewusst, dass ich bei derart miserablen Bedingungen und den Wetterkapriolen mit meiner Fahrweise und Risikobereitschaft den T32 niemals an seine Haftungsgrenzen bringen würde. Aber besser zu viel Grip im Gepäck, als zu wenig. Glücklicherweise beruhigte sich das durchwachsene Frühjahrswetter zur Halbzeit des Langzeittests und auch der Streusplitt wurde von den verwinkeltsten Bergstraßen zur Gänze weggefegt. Rock'n'Roll. Wie erhofft bot der T32 auch bei härterer Gangart auf trockener Straße sensationellen Grip mit exzellenter Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven. Je wärmer es wurde, umso mehr Spaß machte der Reifen, denn selbst plötzlich auftauchende nasse Stellen in schattigen Waldpassagen verloren ihren Schrecken.

Bridgestone T32: Reifendruck als Zünglein an der Waage

Überraschenderweise machte das Hinterrad bei Temperaturen über 20 Grad Celsius erstmals auch ungut auf sich aufmerksam. Denn in besonders engen Kehren, bzw. bei extremer Schräglage aufgrund meiner - teils übertriebenen - Drücktechnik, begann der Hinterradpneu beim beherzten Herausbeschleunigen regelmäßig zu stempeln. Anfangs dachte ich, er würde wegschmieren, aber tatsächlich war es kein Problem des Kurvengrips, sondern ausschließlich der Traktion. In weiterer Folge konnte ich das Phänomen nach Belieben reproduzieren bzw. auch vermeiden - die Ursache blieb aber lange Zeit unklar. Die Lösung des Problems fand ich dann zufällig, als ich zum verspäteten Sommerbeginn den Reifendruck auf 2.3 Bar vorne und 2.5 Bar hinten absenkte. Plötzlich war das Stempeln beim Herausbeschleunigen zur Gänze weg und der T32 fuhr sich fast annähernd so sportlich und sicher wie der S22. Die letzten 1.000 Kilometer waren dann ein echter Genuss ohne Wenn und Aber. Eintrag ins Tagebuch: "Schenke dem Reifendruck von Touringreifen an einem leichten Bike und bei sportlicher Fahrweise besondere Aufmerksamkeit. Sogar zwei Zehntel mehr oder weniger machen einen gewaltigen Unterschied."

Laufleistung Bridgestone T32

Insgesamt fuhr sich der T32 für einen Tourenreifen erstaunlich agil und präzise und ließ auch in puncto Grip und Traktion keine Wünsche offen. Selbst bei höherem Risiko gelang es mir nicht, den Reifen bei Hitze aus seinem Temperaturfenster zu fahren; genauso wenig brachte ich ihn auf nasser Straße und bei Kälte zum Rutschen.

Was die tatsächliche Laufleistung betrifft, so schaffte der T32 hinten knapp 4.000 Kilometer bis die magische, von der StVO vorgeschriebene Mindestprofiltiefe von 1,6 mm erreicht war. Obwohl dies im konkreten Fall einem Plus von rund 500 Kilometern gegenüber meinen auf der Hypermotard vernichteten S22 Hinterreifen entsprach, war die Kilometerleistung für einen Touringpneu nur mittelmäßig. Selbst bei besserem Wetter und einer gleichmäßigeren Schräglagenverteilung hätte ich dem T32 an meinem Bike nur maximal 4.500 bis 5.000 Kilometer zugetraut. Glaubt man jedoch den persönlichen Erfahrungen im Netz, so schafft mancher GS-Pilot mit dem T32 sogar 8.000 Kilometer und mehr. Aber wie so oft ist eine allgemeine Aussage über die Laufleistung eines Reifens schwierig, da diese von sehr vielen, teils gegensätzlichen Faktoren (Fahrzeugtyp, Gewicht, Art der befahrenen Straße, Fahrtechnik, Asphaltoberfläche, etc.) abhängt.

NoPains hypersportliches Fazit zum Bridgestone T32

Dank seiner sportlichen Gene ist der neue T32 nicht nur eine echte Empfehlung für ambitionierte Tourenfahrer sondern auch ein Geheimtipp für hypersportliche Ganzjahresfahrer. Denn neben seinen ausgezeichneten Qualitäten auf trockener Straße bei hohen Geschwindigkeiten und in Kurven, liegt seine wahre Stärke in der Bewältigung schwieriger, nass-kalter Bedingungen. Wer allerdings in Extremsituationen nicht die Grenzen des Machbaren, wie ein NastyNils oder ein Vara-Hannes ausloten möchte, auf das Laufleistungsplus verzichten kann und in der kühlen Übergangszeit angemessen ans Gas geht, der wird auch mit dem sportlicheren S22 anstandslos das ganze Jahr über die Runden kommen.

Bericht vom 13.07.2021 | 46.404 Aufrufe

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