Triumph Speed Triple RS - alt gegen neu 2021!

Kann die neue Speed Triple 1200 RS wirklich alles besser?

Die reine Papierform der neuen Triumph Speed Triple 1200 RS ist gegenüber der „alten“ Speed Triple RS erdrückend. 30 PS mehr Leistung, 8 Newtonmeter mehr Drehmoment und 10 Kilo weniger Gewicht. Da müssten die Briten schon alles andere falsch gemacht haben, damit die neue 1200er-Speedy schlechter geht als ihre Vorgängerin. Aber ist das wirklich alles? Gibt es vielleicht doch die eine oder andere Sache, die eine 1050er-Speed Triple RS besser kann?

In den letzten Jahren war es bei Neuauflagen der Speed Triple immer ein Ringen um Erklärungen und in gewisser Weise auch ein Schönreden, warum die neuere Version nach wie vor bei der Leistung hinterher hinkt und nicht ganz so spielerisch um die Ecken fetzt. Für wahre Fans des britischen Ur-Streetfighters (und derer gibt es ohnehin genug) war das natürlich kein Grund zum Verzweifeln, immerhin konnte der räudige Dreizylinder immer noch durch seine ganz persönliche Note überzeugen und das Chassis dieses letzten echten Naked Bikes wollte ja gar nicht so hyperagil sein. Am Stammtisch war es aber schon schwierig, gegen die vielen superquirligen und teilweise 30 PS stärkeren Power-Nakeds (zumindest am Papier) mitzuhalten.

Behält die neue Triumph Speed Triple 1200 RS ihren typischen Charakter?

vMittlerweile ist das Leistungsmanko der Speed Triple 1050 auf erschreckende 58 PS angewachsen. Wobei man sich schon eingestehen muss, dass solche Kraftprotze wie die Ducati Streetfighter V4 und MV Agusta Brutale 1000 RR mit jeweils 208 PS ihre Spitzenleistung erst in einem so hohen Drehzahlbereich servieren, dass sie für die Landstraße kaum noch nutzbar sind, sondern eher auf die Rennstrecke gehören. Da sind wir nun schon richtig gespannt, wie und ob Triumph es geschafft hat, dass die neuerdings argen 180 PS aus 1160 Kubik diese typische Souveränität von unten und diese bauchige Drehzahlmitte der Vorgängerin behält.

Triumph Speed Triple 1200 RS - ganz die Alte?
Viel moderner und trotzdem eine typische Speedy!

Das Drehmoment der neuen Triumph Speed Triple 1200 RS stampft die alte ein

Tja, schaut zumindest in diesem Kapitel schon mal schlecht aus für die Alte. Es lässt sich an der Drehmomentkurve jetzt schon erkennen, dass der neue Motor klarerweise durch seinen, um 110 Kubik vergrößerten Hubraum nicht nur mehr Leistung (180 statt 150 PS) sondern eben auch mehr Drehmoment generiert. Mag schon sein, dass der Dreiender auf eine spitzere Leistung ausgelegt ist, aber der Punch von unten und in der Mitte wird auch nicht von schlechten Eltern sein. Da hilft es wohl auch der alten Speed Triple RS nichts, dass sie zwischen 5000 und 6000 Touren ein minimal höheres Drehmoment generiert, denn über das gesamte restliche Drehzahlband hat die neue Speed Triple 1200 RS immer mehr, meistens sogar viel mehr Druck und Drehmoment. Damit relativiert sich auch die Tatsache, dass die neue Speed Triple 1200 RS das maximale Drehmoment von 125 Nm erst bei 9000 Umdrehungen hat, die alte 1050er-Speedy hingegen ihre 117 Nm schon bei 7150 Touren - die Neue hat bei 7150 Umdrehungen trotzdem mehr Punch.

Der Motor: Ein klares 1:0 für die neue Speed Triple 1200 RS!

Außerdem dreht die Neue dank der gewichtsreduzierten Innereien trotz größeren Hubraums agiler hoch und darf dadurch nun sogar 650 Touren mehr ausdrehen, bis der Begrenzer eingreift. Also 11.150 Touren Maximaldrehzahl statt 10.500 bei der Vorgängerin. Das kann sich zusammen mit 10 Kilo weniger Gewicht ja nur in eine bessere Performance ummünzen lassen. Falls nun jemand glaubt, den Braten wittern zu können und annimmt, dass unter anderem durch eine leichtere Schwungmasse der Antritt und die Souveränität aus niedrigeren Drehzahlen leiden müsste, so werden die Triumph-Techniker auch dies durch eine verbesserte Elektronik in den Griff bekommen haben. Man denke nur an den fetten 1290er-Zweizylindermotor von KTM, dem ja auch mit fortschrittlicher Elektronik urplötzlich Manieren beigebracht wurde oder viele Motorräder mit kleinen Hubräumen, die dank ausgeklügelter Einspritzanlagen im niedrigen Drehzahlband so kultiviert laufen wie doppelt so große Triebwerke.

Der Motor der beiden Speed Triple RS im Vergleich:

TriumphSpeed Triple 1200 RSSpeed Triple RS
Motor3-Zyl-Reihe, 1160 ccm3-Zyl-Reihe, 1050 ccm
Leistung180 PS bei 10.750 Umdrehungen150 PS bei 10.500 U/min.
Max. Drehzahl11.150 U/min.10.500 U/min.
Drehmoment125 Nm bei 9000 U/min.117 Nm bei 7150 U/min.
Gewicht fahrfertig198 Kilo208 Kilo
Tankinhalt15,5 Liter15,5 Liter

Alle Daten auf einen Blick bekommst Du in unserem Motorrad-Vergleich Triumph Speed Triple 1200 RS vs. Speed Triple RS!

Aber bleiben wir doch gleich bei der Elektronik, da hat Triumph nämlich schon bei der 1050er-Speedy RS mächtig aufgerüstet und sie auf den letzten Stand der Technik gebracht. Die neue 1200er-Speed Triple RS hat zwar zugegebenermaßen noch mehr Features und man könnte sagen, sie ist somit auf dem ALLERletzten Stand der Technik, ein wahrer Fortschritt oder gar eine Revolution ist das nicht.

Die alte Speed Triple RS war eigentlich höchst modern ausgestattet

Denn bereits die Speed Triple RS der vorigen Generation hatte eine elektronische sequenzielle Multipoint-Kraftstoffeinspritzung mit Sekundärluftsystem, Ride-by-Wire, eine Conti-IMU, fünf verschiedene Fahrmodi, einen Tempomat, Kurven-ABS, schräglagenabhängige Traktionskontrolle, hinterleuchtete Bedienelemente mit 5-Wege-Joystick, Laptimer und schlüssellose Zündung. Selbst das 5 Zoll große Farb-TFT-Display wurde zumindest von der Größe her bei der Neuen beibehalten, Triumph verweigert den Trend zu riesigen Tablets als Armaturen. Besonders da bin ich gespannt, ob die Programmierer es geschafft haben, auf dem (heutzutage) relativ kleinen Display die Flut an Informationen besser darzustellen als bei der Vorgängerin.

Triumph Speed Triple 1200 RS - zu farblos?
Der einzelne Auspuff entlarvt die neue Speed Triple. Peppigere Farben wären schön gewesen!

Die Elektronik der beiden Speed Triples: Lassen wir doch ein Unentschieden gelten…

Ansonsten gibt es keine großen Überraschungen, das Keyless System wird um einen per Funk öffnenden Tankdeckel erweitert (wow!), die neue Triumph Speed Triple 1200 RS besitzt LED-Beleuchtung rundum, das Connectivity-System My Triumph ist mit an Bord und der Quickshifter namens Triumph Shift Assist up-and-down ist in Serie dabei. Und natürlich wurden alle beibehaltenen Systeme wie Kurven-ABS, Fahrmodi und Traktionskontrolle verfeinert, wirklich Aufsehen erregend ist das alles aber im Vergleich zur Vorgängerin, die man ja vielerorts als völlig veraltet bezeichnet, nicht.

Die Elektronik-Features im Verlgeich:

TriumphSpeed Triple 1200 RSSpeed Triple RS
Ride-by-WireRide-by-Wire
IMUIMU
5 Fahrmodi5 Fahrmodi
TempomatTempomat
Kurven-ABSKurven-ABS
Kurven-TraktionskontrolleKurven-Traktionskontrolle
5-Wege-Joystick5-Wege-Joystick
LaptimerLaptimer
5 Zoll Farb-TFT-Display5 Zoll Farb-TFT-Display
schlüssellose Zündung inkl. Tankdeckelschlüssellose Zündung
Triumph Shift Assist up-and-down
My Triumph-Connectivity

Die Ergonomie der Triumph Speed Triple RS: Für alteingesessene Fans 1:0 für die Alte!

Sich ein Urteil über die Ergonomie zu erlauben, ohne tatsächlich aufgesessen zu sein, halte ich für vermessen. Falls sich Triumph aber an der gängigen, radikaleren und Vorderrad-orientierteren Geometrie der Konkurrenz orientiert, könnte die Stunde der Alten schlagen, viele wollen diese hyperagile, sportliche Haltung nämlich gar nicht, sondern lieber die klassische Naked Bike-Sitzposition, so wie sie eben die 1050er-Speed Triple RS zelebriert. Und mal ehrlich: Wirklich unsportlich und aufrecht wie ein Dressurreiter sitzt man auf der alten Speedy ohnehin nicht. Die Unterschiede am Papier sind jedenfalls erstaunlich gering, die Sitzhöhe wandert von 825 auf 830 Millimeter nach oben, der Lenkkopfwinkel wird sogar marginal flacher (66,1° statt 67,1°), der Nachlauf dafür länger (104,7 mm statt 91,3), was bei gleichbleibendem Radstand (1445 Millimeter) mehr Spurtreue bringen sollte. Die Handlichkeit wird da wohl über den, um 1,3 Zentimeter breiteren Lenker erfolgen. Außerdem rücken die Fußrasten der neuen 1200er-Speedy näher zusammen, der neue Motor und das völlig neu konstruierte Chassis erlaubt dies, was wiederum mehr Schräglagenfreiheit erlaubt.

Fahrwerk und Bremsen - erneut ein Unentschieden der beiden Speedys

Eine Triumph Speed Triple RS bleibt eine Triumph Speed Triple RS - und wird bei Fahrwerk und Bremsen mit dem Besten vom Besten ausgestattet, was man heutzutage auf ein Power-Naked Bike so draufschnallt. Es bleibt also auch mit der neuen RS beim goldenen Fahrwerk von Öhlins, vorne eine 43er-NIX30-Gabel, hinten ein TTX36-Federbein. Und auch bei den Bremsen vertrauen die Briten wieder auf Topware aus Italien, waren es bei der Speed Triple RS aber noch 320er-Doppelscheiben mit Brembo M4.34 4-Kolben-Monoblock-Bremssätteln, so sind es bei der Speed Triple 1200 RS nun State-of-the-Art 320er-Doppelscheiben mit Brembo Stylema 4-Kolben-Monoblock-Bremssätteln. Auf der Rennstrecke könnte das durchaus ein Thema sein, vor allem mit den 10 Kilo weniger bei der Neuen sollten die Stylemas noch brachialer zupacken. Auf der Landstraße war und ist schon die Alte eine Klasse für sich. Bei der Bereifung bleibt man dem Hersteller grundsätzlich treu, es wird lediglich die Marke gewechselt - statt Pirelli Diablo Supercorsa kommen scharfe Metzeler Racetec RR K3 zum Einsatz, die Dimensionen bleiben mit 120/70-17 vorne und 190/55-17 hinten gleich.

TriumphSpeed Triple 1200 RSSpeed Triple RS
Radstand1445 mm1445 mm
Lenkkopfwinkel66,1°67,1°
Nachlauf104,7 mm91,3 mm
Gabel vorneÖhlins NIX30Öhlins NIX30
Federbein hintenÖhlins TTX36Öhlins TTX36
Bremse vorneBrembo StylemaBrembo M4.34
Bremse hintenBrembo 220 mmNissin 255 mm
ReifenMetzeler Racetec RR K3Pirelli Diablo Supercorsa

Fahrwerk und Bremsen:

Das Design - die neue ist moderner, die alte Speed Triple RS daher klassischer

Obwohl die neue Triumph Speed Triple 1200 RS eindeutig als Speed Triple zu identifizieren ist, sieht sie doch ganz anders aus und hat einen gehörigen Schritt in Richtung Moderne gemacht. Hut ab vor dieser Leistung, die Neue könnte tatsächlich auch vielen Fans der zahlreichen Vorgängerinnen gefallen. Für mich persönlich war die Reduzierung der Front sehr wichtig, da sind nun die schmäleren LED-Scheinwerfer und nichts weiter. Sehr gelungen. Auch das Heck wirkt nun viel schlanker, was allerdings auch nicht verwundert: Die beiden hoch verlegten Auspuff-Endtöpfe werden zu einem einzelnen auf der rechten Seite unten reduziert.

Fazit Triumph Speed Triple 1200 RS vs. Speed Triple RS

Es ist wohl vorprogrammiert, die neue Triumph Speed Triple 1200 RS wird ihre Fans finden. Vor allem weil sie schon vorab ein ziemlich komplettes Paket zu sein scheint. Es ist absehbar, dass diese Höllen-Speedy um Welten besser marschieren wird, als es die alte Speed Triple RS getan hat. Fahrer der Alten, die mehr Power und Handling wollen, werden sich außerdem mit der Elektronik sofort gut zurecht finden. Lediglich all jene, die das bisherige Design partout nicht missen wollen oder können, sollten bei der alten Speed Triple RS bleiben. Für die wird es wohl auch passen, dass die Alte noch eher ein typisches Triumph-Naked Bike ist. Und eines muss man trotzdem festhalten: Wirklich schlecht oder langsam war man mit der nun plötzlich völlig veralteten 1050er-Speedy auch nicht unterwegs!

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Bericht vom 31.01.2021 | 42.380 Aufrufe

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