KTM 1190 RC8 – Ikone für die Ewigkeit?

Das österreichische V2-Superbike im Legenden-Check

Wenn ein Motorrad nach über 15 Jahren immer noch so scharf und modern aussieht wie am ersten Tag, darf man schon durchaus von einer Legende sprechen – die KTM 1190 RC8 ist eine dieser Maschinen, die unter anderem dadurch, dass sie keine direkte Nachfolgerin bekam, immer noch höchst begehrenswert und hübsch ist. Auch der Dampfhammer von einem Zweizylindermotor unter der kantigen Verkleidung trägt dazu bei, dass die RC8 auch heute noch frisch, potent und konkurrenzfähig ist.

Es gibt viele Gründe, warum die KTM 1190 RC8 bereits jetzt eine Legende und Stilikone ist. Vor allem ihr Design ist einzigartig, wurde seltsamer- und erfreulicherweise nie kopiert und es fand keine Weiterentwicklung statt es gab nämlich keine Nachfolgerin! Zwar steht eine käufliche Version der MotoGP-Waffe KTM RC16 im Raum, die würde aber ohnehin ganz anders aussehen. Die 1190 RC8 bleibt hingegen ein genialer Wurf, der eigentlich bereits seit 2003 bekannt ist. Denn da wurde der erste Prototyp einer KTM RC8, designed by KISKA, vorgestellt und es sollte fünf weitere Jahre dauern, bis die Serienversion endlich auf den Markt kam womit ich persönlich schon gar nicht mehr gerechnet hatte. Trotzdem oder vielleicht sogar wegen der langen Wartezeit war die RC8, die sich in der Serie nicht wesentlich vom Prototyp unterschied, immer noch sehr hübsch anzusehen und vor allem zeitlos. Und sie wurde in ihrer gesamten Bauzeit nicht wesentlich verändert, also sieht auch die letzte KTM 1190 RC8 R im Grunde aus wie der erste Prototyp.

Hier ein cooler Vergleich der nackten KTM 1190 RC8 R mit der verkleideten Version - bitte selbst an- und ausziehen!

Ein weiterer Grund, die Superbike-KTM als Ikone einzustufen, ist ihr Motor. Schon die erste Version hatte einen völlig neu konstruierten 1148 Kubik großen Motor, aus dem 155 PS und 120 Newtonmeter Drehmoment generiert wurden. Fix genug für die Landstraße, wie ich selbst bei unserem Gebrauchttest Supersportlegenden im 1000PS Test letztes Jahr bei Hess in der Schweiz feststellen durfte. Da war nicht einmal das angeblich so störende Geruckel in niedrigen Drehzahlen allzu schlimm, immerhin sind wir mittlerweile durch diverse Ride-by-Wire-Systeme mit ultrasanftem Ansprechverhalten verwöhnt. Auf der Rennstrecke war die Leistung aber tatsächlich schon damals nicht berauschend, die Konkurrenz hatte da schon mehr zu bieten.

Auszüge, wie NastyNils 2008 die erste KTM 1190 RC8 beurteilte:

Die Motorabstimmung an der KTM RC8 ist für einen Zweizylinder wirklich gut, kann aber mit den 4-Zylindern der Japaner nicht mithalten. Auch bei Hobbyrennen sind mittlerweile dutzende Piloten mit bärenstarken Tausendern und wenig Angst am Start. Der KTM fehlen auf der Start-Ziel-Gerade 20 PS. Hart gerechnet: Die Japaner kosten weniger und überholen dann am Ende der Runde doch wieder auf der Start-Ziel Geraden. Und auch im Stadtverkehr, in langen Ortschaften oder auch in engen Spitzkehren tut man sich mit einem makellos abgestimmten Motor wie bei einer Honda CBR 1000 RR einfach leichter. Niedrige Geschwindigkeiten sind kein Heimspiel für die KTM. Auf flotten Ausfahrten bietet die KTM hingegen das bessere Verhältnis von Komfort zu Fahrleistung. Denn auf der Strasse ist das Leistungsdefizit nicht wirklich ausschlaggebend und das einfachere Handling sorgt dann automatisch für höherenm Speed. Wer jedoch in der Stadt wohnt und mit seinem Supersportler nicht nur geschwungene Landstraßen fährt, sondern sich auch von Ampel zu Ampel quält, wird auf einem Japaner glücklicher.

KTM reagiert – Leistungsspritze für die KTM 1190 RC8 R

Deshalb wurde Seitens KTM auch schon sehr bald auf dieses Problem reagiert, in der 1190 RC8 R bekam der Motor eine Hubraumspritze auf 1195 Kubik und die Leistung stieg auf 170 PS (in der letzten Ausbaustufe, gebaut bis 2015, 175 PS), das Drehmoment kletterte auf 123 Newtonmeter.

1000PS testete 2011 natürlich auch die neue KTM 1190 RC8 R:

NastyNils: Die RC8 R hat die Aufgabe, die Ehre von KTM zu retten. Denn die normale RC8 war zwar ein tolles Superbike, hatte aber einfach zu wenig Power, um mit den japanischen 1000ern mithalten zu können. Die R-Variante kann den "Ready-to-Race"-Schriftzug nun mit stolzer Brust tragen, kostet aber leider auch eine schöne Stange Geld. Bei unseren Tests begeisterte immer der harte Punch vom Motor und das schier unverwindbare Chassis.

Klaus Grammer: Die von den Kunden am häufigsten kritisierte Eigenschaft der KTM, nämlich ein ruppiges Fahrverhalten bei niedriger Drehzahl, wurde beim neuen Modell beseitigt. Das konnte ich trotz dem miesen Wetter beim Test eindeutig feststellen. Sowohl bei der kurzen Ausfahrt durch die benachbarten Ortschaften, als auch bei den wenigen, sehr vorsichtig (nicht langsam) gefahrenen Runden auf der Rennstrecke legte der 75° V2 eine vorbildliche Laufkultur an den Tag. Die höhere Schwungmasse und die verbesserte Verbrennung ermöglichen es, rüttel- und schüttelfrei mit 2000 U/min um Spitzkehren und durch winkelige Gassen zu fahren. Insgesamt wurde der Motor sparsamer, emissionsärmer und durch die Verwendung von leistungsoptimierten Nockenwellen auch stärker.

Voll verstellbare Ergonomie der KTM 1190 RC8 – immer noch einzigartig bei Superbikes!

Letztlich ist es ihre einzigartige Ergonomie, die der KTM RC8 zum Legendenstatus verhilft. Weder vorher noch nachher gab es ein anderes Superbike, das sich ab Werk so vielfältig auf die persönlichen Wünsche in Sachen Ergonomie einstellen ließ. Durch den höhenverstellbaren Heckrahmen und die justierbaren Lenker sowie Fußrasten war es tatsächlich möglich, die KTM für kleine, große, dicke, dünne, sportliche oder gemütliche Fahrer bestmöglich abzustimmen.

Stimmen über die Ergonomie der KTM 1190 RC8 und RC8 R:

NastyNils: Die Einstellmöglichkeiten an der KTM überraschen zu Beginn etwas, wenn man sie jedoch nutzt, kann man sich das Motorrad besser als einen Japaner auf seinen Körper anpassen. Auf der KTM leidet man auch weniger, Windschutz, Sitzkomfort, Körperhaltung und Fahrkomfort sind besser als bei jedem Supersportler aus Japan. Liegt unserer Meinung schlicht und einfach daran, dass die KTM von Anfang bis zum Ende von Mitteleuropäern im typischen Motorradalter entwickelt wurde. Also ca. 1.80 groß, ein mehr oder weniger kleines Wamperl und schon ein paar Jahre auf dem nicht mehr ganz so biegsamen Buckel.

Klaus Grammer: Die ergonomische Auslegung der RC8 R kann getrost als europäisch bezeichnet werden. Der Abstand zwischen Tank und Sitzbank ist für Sportmotorräder eher großzügig bemessen. Zusätzlich sind die Lenker in Winkel und Höhe, die Fußrasten und die Sitzhöhe einstellbar. Die Grundeinstellung des Fahrwerks wurde von den Technikern so gewählt, dass sie sich sowohl an den forcierten Rennstreckenbetrieb als auch an die buckelige Landstraße anpassen lässt. Verantwortlich für diesen weiten Einstellbereich sind nicht nur die Verstellmöglichkeiten an den Federelementen sondern auch der Exzenter an der Federbeinanlenkung der eine schnelle Anpassung der Heckhöhe und somit der Geometrie erlaubt.

Die KTM 1190 RC8 im 50.000 KM-Test der Fachzeitschrift MOTORRAD

Beeindruckend auf der Rennstrecke, erlebnisstark auf der Landstraße und nervenaufreibend in der Werkstatt. Die 1190 RC8, das Superbike-Erstlingswerk von KTM, sorgte für große Gefühle - nicht nur beim Fahren. Hier geht´s zur Dauertest-Abschlussbilanz der KTM 1190 RC8 bei MOTORRAD.

Edle Replicas und Sondereditionen der KTM 1190 RC8 R:

KTM 1190 RC8 R Akrapovic Race-Replica

Die 1190 RC8 R Akrapovic Race Replica ist dank des mitgelieferten Club Race Kits mitsamt Akrapovic EVO4-Auspuffanlage, einer modifizierten Zylinderkopfdichtung sowie einem geänderten Einspritzmapping auf Wunsch 180 PS stark und zählt damit zu den potentesten Superbikes überhaupt. Wer sich nur selten auf abgesperrter Strecke austobt, der kann die edle Replika mit dem markanten Akrapovic-Skorpion auch lustvoll und legal mit der originalen Auspufffanlage im Straßenverkehr bewegen. Als rollendes Zeugnis der starken Kooperation mit Akrapovic als führendem Hersteller von High End-Auspuffanlagen, ist jedes einzelne der durchnummerierten 100 Motorräder ein rares wie pfeilschnelles Sammlerstück.

KTM 1190 RC8 R Red Bull Edition

Gemeinsam mit Red Bull trat KTM 2009 erstmals in der IDM Superbike-Klasse an. Grund genug für KTM, die edle 1190 RC8 R Red Bull Edition aufzulegen im Look des IDM-Bikes und mit Hightech-Features, die einer RC8 R würdig sind. Satte 170 PS leistet der Zweizylinder in homologierten Version, nach Einbau des beiliegenden Clubrace-Kits sogar noch 10 PS mehr. Die einstellbare Fahrzeug- und Sitzgeometrie, hochwertige, vollständig einstellbare WP Federelemente mit beschichteten Gleitflächen, geschmiedete Marchesini-Leichtmetallräder, Brembo Hochleistungsbremsen, gefräste Gabelbrücken und der Karbonkotflügel sprechen eine klare Sprache: Die Red Bull Edition der 1190 RC8 R ist Ready to Race.

KTM 1190 RC8 R Track

KTM kam engagierten Hobby-Racern entgegen und lancierte die RC8 R Track, die dank üppiger Renntechnik und FIM-Superstock-Homologation sogar in offiziellen Meisterschaften eingesetzt werden durfte. Zur Ausstattung gehören eine Akrapovic Racinganlage, Race-Mapping, ein voll einstellbares WP Fahrwerk, ein Schaltautomat sowie diverse PowerParts aus dem original KTM Zubehör. Der V2 leistet in der Track 180 PS.

Tolle Angebote für die KTM 1190 RC8 findet Ihr in unserem Marktplatz!

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Bericht vom 01.09.2019 | 106.622 Aufrufe

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