Retrobike 2018 Vergleich: Royal Enfield Himalayan

Frischer Wind im Gebirge

Der Retrobike Vergleich 2018: acht klassisch wirkende Motorräder treffen auf sechs unterschiedliche Testerinnen und Tester. Doch die Royal Enfield Himalayan sticht aus der Menge heraus und überrascht die Testcrew. Wie schlägt sich die ungewöhnliche Enduro?

Das war schon ein herrlicher Anblick. Acht wunderschöne Motorräder, die zusammen so viel wie ein gut ausgestatteter Mittelklassewagen kosten. Eines schöner als das andere und alle voll mit der modernsten Technologie. Bis auf eines. Ganz am Rand unseres Fuhrparks stand eine Maschine, die ein bisschen anders dastand, aber trotzdem ganz herrlich anzuschauen war: die Royal Enfield Himalayan.

Royal Enfield Himalayan Leistung & Verbrauch

Zunächst muss die Himalayan entschuldigt werden, denn eigentlich ist sie in diesem Vergleich etwas deplatziert. Ursprünglich hatten wir die Interceptor 650 eingeplant, diese ist aber erst ab Sommer 2018 lieferbar, weshalb uns der Importeur noch kein Exemplar zur Verfügung stellen konnte. Damit wir nicht mit leeren Händen dastanden, wurde uns eine Himalayan geborgt. Was leistet die kleine Enduro also? Ihr 411ccm großer Einzylinder produziert 24,5 PS bei 6.500 Umdrehungen und ein Drehmoment von 32 Nm bei 4.500 Umdrehungen. Laut offiziellen Angaben soll das Aggregat nur 3 Liter verbrauchen, was in Kombination mit dem 15 Liter Tank zu einer unglaublichen Reichweite von 500 Kilometer führen sollte.

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Himalayan Gewicht – so schwer wie ein Berg?

Nicht ganz. 185kg bringt die kleine Reiseenduro auf die Waage und auch wenn das für 411ccm nach viel Gewicht klingt, muss beachtet werden, dass die Royal Enfield mit viel echtem Metall und sowohl Bügel am Tank, als auch einer Topcaseplattenhalterung am Heck ausgeliefert wird. Leider bedeutet das aber, dass die Himalayan kein Tempowunder ist. Neben den anderen Retrobikes im Vergleich entschleunigt die Royal Enfield, wodurch man in Kombination mit der angenehmen Sitzposition deutlich mehr Zeit hat, die Umgebung zu genießen. Dabei muss man im Sattel nie befürchten, verloren zu gehen, denn im Cockpit der Himalayan sitzt ein digitaler Kompass, der die angefahrene Himmelsrichtung anzeigt. Ein Highlight, das die gesamte Crew begeistert hat.

An Bord der Royal Enfield - Fahrverhalten

Im Vergleich zu anderen Retrobikes in diesem Vergleich, bietet die Royal Enfield Himalayan königlichen Komfort. Die 800mm hohe Sitzbank lässt sich leicht erreichen und dank des schmalen Aufbaus hatte selbst ich mit meiner Körpergröße 175cm keinerlei Probleme den Boden zu erreichen. Hat die Himalayan einmal Fahrt aufgenommen, freut man sich über den breiten Lenker, der sich auf Brusthöhe befindet und die einfach abzulesenden Rundinstrumente. Auch die 41mm Teleskopgabel mit 200mm Federweg und das Monoshock Federbein bieten während der Fahrt auf Asphalt viel Komfort und sollten auch im Gelände einiger Belastung standhalten. Apropos Gelände: Enduristen wird es freuen, dass auf der Royal Enfield Himalayan in der Front ein 21 Zoll großes Vorderrad montiert ist, während im Heck ein 17 Zöller steht.

Retrobike Vergleich 2018 – die Testcrew

Für einen Retrobike Vergleich in der wunderschönen Steiermark braucht es selbstverständlich eine würdige Crew. Das Casting war hart, aber letztendlich wurde folgendes Team gebildet:

Royal Enfield Himalayan – was wir mögen

Die Royal Enfield Himalayan hatte es in unserem Test nicht leicht. Sechs verwöhnte westliche Motorradfahrerinnen und Motorradfahrer gegen ein Bike, das hauptsächlich im asiatischen Markt verkehrt. Trotzdem konnten wir der kleinen Reiseenduro einiges abgewinnen. Vor allem ihr uriges Gesamtkonzept und die Eigenständigkeit der Himalayan haben uns sehr gefallen. Im Reiseenduro-Dschungel voll mit BMWs und KTMs ist die Royal Enfield definitiv ein Hingucker. Auch der bereits erwähnte Sitzkomfort war eine willkommene Abwechslung zu tiefen Stummellenkern und harten Sitzbänken. Thomas Enders nennt als positiven Aspekt der Himalayan die einfache Technik, die sich selbst in den abgelegensten Orten dieser Welt reparieren lassen sollten. NastyNils (der überraschend häufig zur Royal Enfield gegriffen hat) lobt außerdem das durchschaubare Fahrverhalten und nennt die Himalayan sehr einsteigerfreundlich.

Royal Enfield Himalayan – was wir nicht mögen

Ein Kritikpunkt, den wir als schweren Mangel befunden haben, ist die Leistung der Bremsen. Schon klar, man darf die Himalayan nicht mit Sportgeräten wie der XSR 900 vergleichen, trotzdem war die Verzögerung auf der kleinen Reiseenduro alles andere als zufriedenstellend. Dabei verspricht das Datenblatt gute Werte: Stahlflex-Leitungen ab Werk und Dimensionen der Bremsscheiben von 300mm in der Front und 240mm im Heck. Trotz allem braucht es starke Finger, um die Royal Enfield Himalayan zum Stillstand zu bringen. Auch die fehlende Power wurde genannt, bei einer Leistung von 24,5 PS und einem Gewicht von 185kg trocken darf das aber nicht überraschen.

Retrobike 2018 Vergleich Preise

Fazit: Royal Enfield Himalayan 2018

Die Royal Enfield Himalayan ist eine echte Retro Reiseenduro. Außer ABS verzichtet das Bike auf jegliche Fahrhilfen - bei der geringen Leistung wird man aber nur selten Helferlein wie Traktionskontrolle brauchen. Ihr Auftritt ist definitiv einzigartig und bringt frischen Wind in das aktuelle Segment der Reiseenduros. Die Himalayan punktet neben ihrer Optik mit einfacher Fahrbarkeit und einer sehr bequemen Sitzposition. Einzig die Leistung der Bremse enttäuscht. Trotz guter Hardware braucht es viel Kraft, um die Royal Enfield zu stoppen. Deshalb kann man sie als echtes Retrobike bezeichnen - nicht nur die Optik, sondern auch ihre Technik steckt voller Retro-Charme.


  • einzigartiger Hingucker
  • uriges Konzept
  • robuster Gesamteindruck
  • bequeme Sitzposition
  • digitaler Kompass
  • einfache Technik
  • gut für den Einsatzbereich
  • viel zu schwache Bremsen
  • niedrige Leistung

Bericht vom 07.05.2018 | 78.175 Aufrufe

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