KTM Freeride 250 F 2018

Offroad-Freiheit auf zwei Rädern

Die neue Evolutionsstufe des Trial / Enduro Brückenschlages wird nun mit dem Modelljahr 2018 präsentiert. Wir testen die Neue und sagen euch, ob ein Wechsel Sinn macht.

2012 wurde die erste Freeride der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Dieser Präsentation gingen jahrelange Entwicklung und zahlreiche Tests voraus. Mit Erfolg, denn mittlerweile hat die Freeride eine große Fanbase. Wobei sich der typische Freeride Fahrer nur schwer definieren lässt. Das ist der Enduroeinsteiger, der zum ersten Mal Offroadluft schnuppern will, das ist der Wiedereinsteiger, der keinen Rennstress mehr nötig hat, das ist der Rennfahrer, dem eine EXC zu schwer und zu groß ist - diese Liste ließe sich nun ewig so weiterführen. Allesamt nutzen aber die Vorteile der Freeride, die da sind:

  • Leichter
  • Leiser
  • Kompakter
  • Entspannter

als eine Wettbewerbsenduro. Diese Attribute haben sich auch mit dem Modelljahr 2018 nicht geändert, sondern wurden nochmals verbessert.

Bis dato gab es die Freeride in zwei Varianten, als Zweitakt mit 250 Kubik und als Viertakt mit 350 Kubik. Ab 2018 gibt es nur mehr die Freeride 250 F, also mit 250 Kubik Viertaktmotor. Wer nun mit Leistungsverlust rechnet, kann aufatmen - das Aggregat der Freeride stammt aus der neuen EXC Reihe und liefert in der Freeride 21 PS und 18 NM in der homologierten Version und 26 PS sowie 22 NM in der offenen Version. Das sind so ziemlich die gleichen Leistungsangaben wie man sie von dem alten Modell der 350er kannte.

99 kg. Riesenunterschied zur Freeride 350

Wer die Evolution der EXC Motoren mitverfolgt hat, weiß, dass diese nicht nur deutlich stärker wurden, sondern auch um einiges leichter. So wiegt der neue Motor um exakt 2,7 kg weniger als noch der 350er Motor. Zusammen mit anderen Gewichtseinsparungen, wie etwa einer deutlich leichteren Li-Ion Batterie, erreicht man ein Gewicht von unter 99 Kg (ohne Benzin). Addiert man zu dieser Gewichtsersparnis noch das Thema der Massenzentralisierung, erhält man ein Handling, das seinesgleichen sucht. Bei der Präsentation im Irschner Drautal hatten wir die Möglichkeit auch die Freeride 350 zu fahren, der Umstieg von 350 auf 250 ähnelt dem Umstieg von einer Goldwing auf ein Fahrrad. Das Motorrad lässt sich deutlich einfacher und präziser fahren als sein Vorgänger.

Beim Umstieg fällt auch der neue Lenker sofort auf; während der alte noch etwas schmäler war und eine andere Kröpfung aufwies, nähert man sich mit dem neuen Lenker jenen der Wettbewerbsenduros. Insgesamt wirkt die Sitz- und Lenkerposition nun erwachsener und vollwertiger. Wie auch bei der EXC Serie findet man auf den Freerides die verschraubten ODI Lock-On Griffe, die sich mit einem Inbusschlüssel blitzschnell und problemlos wechseln lassen.

Freeride mit WP Xplor Fahrwerk

Ganz neu ist auch das Fahrwerk der Freeride 250 F. Hier spendierte man das WP Xplor System, welches wir bereits aus der aktuellen EXC Serie kennen. Das adaptierte System leistet in der Freeride nun vorne 250 mm Federweg und am Hinterreifen 260 mm. Das Fahrwerk wirkt zwar etwas straffer, aber auch deutlich ausgegorener und bringt mehr Reserven mit auf den Weg. Das kommt etwas schnelleren Fahrern zugute. Insbesondere für Fahrer(innen), die mit der Freeride im Wettbewerb unterwegs waren, ist das ein großer Pluspunkt. Wie auch bei den neuen EXCs lassen sich nun Zug- und Druckstufe bequem an den oberen Gabelenden anpassen.

Zündschloss an der Freeride 250 F

Nicht so Racing-like, allerdings sehr praktikabel für Schwammerlsucher und Eisdielenfahrer ist das neue Zündschloss an der Freeride. Hier zollt man dem Thema Diebstahlsicherheit Tribut, indem man das Motorrad nun nicht mehr ganz so einfach entwenden kann. Doch wo Licht ist, findet man auch Schatten - gerne vergisst man dann auf das Zündschloss und lässt die Zündung aufgedreht, nach ein paar Stunden entleert sich dann die Batterie und dank des nicht vorhandenen Kickstarters könnte es dann problematisch werden.

Apropos Batterie, die ist dank Lithium-Ionen Technologie nun nicht nur deutlich leichter und leistungsfähiger, sondern dank eines neuen Batteriefachs auch deutlich einfacher zu wechseln. Brauchte man beim alten Modell noch zierliche Finger sowie Engelsgeduld, sollte bei der neuen die Batterie auch von Grobmotorikern leicht gewechselt werden können.

Eine der wenigen Komponenten, die gleich geblieben sind, sind die Bremsen. Hier setzt man nach wie vor auf 4- bzw. 2-Kolben Bremsen von Formula. Die ewigen Gerüchte von schwammigen oder schlecht funktionierenden Bremsen können wir hier nicht bestätigen. Auch bei längeren Bergabpassagen blieb der Druckpunkt stets gleich und die Bremsen waren immer gut zu dosieren und leichtgängig.

Was noch immer schwer begeistert, ist der niedrige Geräuschpegel der Freeride, bereits ein paar Sekunden nachdem man mit dem Motorrad im Wald verschwunden ist, hört man nahezu nichts mehr. Bei einem Halt im Wald standen wir neben einem kleinen Bach und warteten auf den Rest der Partie, erst als die letzten zwei Fahrer bis auf 20 Meter an uns herankamen, übertönte das Motorengeräusch jenes des Baches. Laut den KTM Entwicklern soll man so emissionsfrei und schonend wie möglich durch Wälder heizen können. Dazu tragen auch die neuen Maxxis Reifen bei, die durch ihre extrem weichen Stoppeln auch in schwierigen Passagen nahezu keine Spuren hinterlassen. Das bestätigt auch der Betreiber des Landhofes Irschen, der uns als Tourguide zur Seite steht: Mit keinem anderen Bike als der Freeride wäre es denkbar, solche ausgedehnten Touren in so einer Umgebung dauerhaft zu betreiben. Markus bietet schon seit Jahren Freeride Touren im malerischen Drautal an, bis dato hatte er weder mit den Grundstücksbesitzern noch mit den Anrainern Probleme.

Macht der Wechsel von alt auf neu Sinn?

Auch wenn sich am Bodywork der Freeride nur die Front geändert hat und das Bike somit eh fast gleich aussieht, hat sich einiges getan. Der neue leichtere Motor verbessert das Handling spürbar, das neue Fahrwerk hat mehr Reserven, durch den neuen Lenker fühlt sich das Bike nun vollwertiger an. Außerdem: rüstet man den Map-Select Schalter nach, hat man nicht nur die Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Mappings zu wählen, sondern verpasst der Freeride zusätzlich noch eine Traktionskontrolle. In Summe wurde die neue KTM Freeride 250 F deutlich besser als ihre Vorgängerin, allerdings wirkt sich das nicht auf den Preis aus, in Österreich kostet sie nämlich nach wie vor 7898 €.

Fazit: KTM Freeride 250 F 2017

Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht die 2018er KTM Freeride wurde stark überarbeitet und wurde nochmals leichter und wendiger. Insgesamt wirkt die neue deutlich ausgereifter und macht einfach alles besser als ihre Vorgängerin


  • Handling
  • leiser Sound
  • niedrige Sitzhöhe
  • einfach zu fahren
  • Zündschloss: eingeschaltete Zündung kann Batterie leer saugen

Bericht vom 26.09.2017 | 103.500 Aufrufe

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