Husqvarna 701 Enduro im Test

Unnötig und überdimensioniert. Aber leiwand.

Die Husqvarna 701 Enduro kann viel mehr als man sich eigentlich traut. Fährt hartes Gelände, marschiert mächtig und ist unverwüstlich. Eine echte Enduro. Doch wir Fahrer sind zu weich für sie. Nur für echte Abenteurer!

In unserer 1000PS Marktplatz App (www.1000ps.at/app) stehen alltagstaugliche Enduros hoch im Kurs. Unverwüstlich müssen sie sein, einfach in der Handhabung und Spaß müssen sie machen. Auch das große Abenteuer soll mit ihnen möglich sein. Früher mal gab es da eine tolle Auswahl, mittlerweile decken die meisten Anforderungen die dicken Reiseenduros ab. Doch es gibt sie noch: Die feine Edelware!

Husqvarna 701 Enduro - Die Edelware

Nach vielen Tests mit vielen Reiseenduros ist man eigentlich sehr zufrieden. Erstaunlich wie viel Gelände zum Beispiel eine Honda Africatwin oder auch eine KTM 1090 Adventure R vertragen (Siehe Vergleichstest: https://www.youtube.com/watch?v=Z51ZSDsapDY). Man ist damit zufrieden solange man ein Motorrad nicht probiert hat: Die Husqvarna 701 Enduro. Sie ist die feinste Ware und quasi der Olymp für alle Enduropiloten. Auf der Habenseite hat sie einen alltagstauglichen und bewährten Einzylindermotor mit 67 PS und 158 kg vollgetankt. Das in Kombination mit einem Monument von einem Chassis. Der Gitterrohrrahmen und die Federelemente sind geradezu dekadent überdimensioniert. Doch das schafft Vertrauen und macht auch in der Garage viel Freude. Oft bekommen wir Anfragen von jungen Piloten: Ist die KTM EXC eine gute Wahl für den Alltag? Nein ist sie nicht! Es gibt keine alltagstauglichen Hardenduros - weder von KTM noch von anderen Hersteller. Denn sie wurden weder für Asphalt noch für Langstreckenbelastung gebaut. Aber es gibt ein Motorrad welches den Hardenduros so nahe wie derzeit möglich ist kommt: Die Husqvarna 701 Enduro.

Kein Pragmatismus: Die Husqvarna 701 Enduro

Schön dass es so etwas noch gibt! Bei all dem Pragmatismus im Modellprogramm vieler Hersteller sticht so eine 701er richtig raus. Sie wheelt vom 1. bis zum 3. Gang bitterböse unvernünftig. So heftig, dass ich unfreiwillig meinen ersten 12h Wheelie fabriziere. Ohne Sturz, aber mit einem mächtig abgeschliffenen Kennzeichen samt ramponierter Kennzeichenbeleuchtung. So viel Unvernunft ist man einfach nicht mehr gewohnt.

Absolviert Hardenduro Sektionen - Husqvarna 701 Enduro

Die nächste Sensation dann auf der heimischen Enduroteststrecke. Klassische Baumstammhindernisse schnupft die 701er wie eine Hardenduro. Der Motor dirigiert das Vorderrad präzise auf den Baumstamm und das robuste Chassis steckt auch schlampige Anfahrten locker weg. Beim Wiesenslalom ist auch alles OK, beginnt man die Enduro mit einer Hardenduro zu vergleichen, fällt das Untersteuern am Kurveneingang auf. Das Gewicht und auch die Kompromissreifen (Conti TKC 80) fordern ihren Tribut.

Die Conti Pneus: Können viel, sind aber ein Kompromiss

Die Reifen sind grundsätzlich OK. Sie bieten eine lange Laufleistung, sind auf trockenem Asphalt nett und auf Schotter und im trockenem Gelände auch in Ordnung. Grausam wird es auf nasser Strasse - da gibt es wohl wenig miesere Pneus. Am Ende ist der Reifen eben ein tolles Universaltalent für jedes Terrain. OK für eine Erstausstattung. Danach muss man eben für die persönlichen Einsatzgebiete den jeweiligen Spezialpneu wählen.

Husqvarna 701 nicht makellos

Beim Test begeisterte das Fahrzeug in jeder Hinsicht. Am Ende bleiben nur 3 Aber übrig. Preis, Sitzhöhe und Stabilität. Da draussen gibt es viele Leute die gerne ein solches Motorrad fahren würden - aber viele von ihnen haben nicht genug Kohle oder zu kurze Beine. Mindestens 175, besser noch 180 sollte man schon sein. Hat man die Husqvarna 701 dann erstanden, genießt man im Sattel die hohe Qualität und das starke Leistungsvermögen. Doch sie ist kein Motorrad welches eine ganze Motorradgarage ersetzt. Denn auf langen Etappen nervt die Instabilität bei hoher Geschwindigkeit. Denn der Motor kann 140-160 km/h Reisetempo locker servieren, das pendelnde Vorderrad erfordert aber ein kräftiges Nervenkostüm.

Husqvarna 701 Enduro oder Supermoto?

Die Supermoto sieht natürlich deutlich cooler aus und begeistert das junge Publikum. Je reifer man ist, desto mehr schätzt man aber die großen Räder und die vielseitigen Möglichkeiten die sich daraus ergeben. Mit soliden Pneus fährt die Enduro auch auf Asphalt herrlichen Kurvenspeed und kann andererseits jede Schotterreise nach Kroatien problemlos inhalieren. Rudi Pöschl zum Beispiel gewann auf der 701 Enduro im Jahr 2016 ganz normal das KRKA Enduro Raid - vor hunderten Hardenduros. Somit kann die 701 Enduro dass, was viele Reiseenduros versprechen. SIE ist bereit für das richtig große Abenteuer und kann mehr als der Fahrer. Ein beruhigendes Gefühl im Sattel.

Husqvarna 701 Enduro und Alternativen im Preisvergleich

Alltagstaugliche Enduros mit langen Wartungsintervallen, akzeptablem Gewicht und hoher Leistung sind leider Mangelware. Doch eine Handvoll Angebote und auch Alternativen zur 710er gibt es. Hier die Auswahl.

Fazit: Husqvarna 701 Enduro 2017

Die Husqvarna 701 Enduro kann wirklich viel. Sie fährt Hardenduro Sektionen und ist ein treuer Begleiter im Alltag. Sie ist auf der einen Seite zwar zuverlässig und alltagstauglich, aber doch deutlich radikaler als „normale“ Motorräder. Bei schnellen Passagen vermisst man so ein wenig Stabilität und Windschutz / Fahrkomfort. In Summe kann sie aber mehr als das Prospekt verspricht.


  • Bärenstarker und faszinierender Einzylinder Motor
  • Unzerstörbares und hochwertiges Chassis
  • harter Enduroeinsatz möglich
  • Geile Wheeliemaschine
  • hohe Sitzhöhe, Vorderbremse im harten Straßeneinsatz etwas zu schwach dimensioniert
  • Instabil bei hohen Geschwindigkeiten

Bericht vom 25.09.2017 | 129.725 Aufrufe

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