Big-Enduro Melken 2016: BMW R 1200 GS

Die BMW R 1200 GS auf der Rennstrecke

10 Motorräder an einem Tag bei der 1000PS Bridgestone Gripparty am Wachauring 2016. K.OT und Vauli melken die Big-Enduros von Aprilia, BMW, Honda, Kawasaki, Suzuki und Triumph.

K.OTs Meinung zur BMW R 1200 GS

Paradox, oder doch logisch? Nachdem ich die GS dieses Jahr so oft und viel gefahren bin wie nie zuvor, fällt mir fast nichts mehr dazu ein. Sicher deshalb, weil ich das Gefühl habe, schon alles gesagt und geschrieben zu haben. Auf der Rennstrecke bin ich sie aber nur sehr selten also doch noch ein paar unbekannte Eindrücke. Nach über 30 Jahren in Entwicklung und Produktion hat die GS ein Stadium erreicht, das seit Jahren als Benchmark für alle anderen Bigenduros gilt, auch was die Verkaufszahlen betrifft.

So wie die GSX-R als stärkste Supersport-Marke gilt (Umfrage 1000PS), kommt kein anderer Name an GS ran, nichtmal die großartige Africa Twin. GS ist überall und immer, egal wohin man fährt, wobei die Dichte auf den Passstraßen in Österreich, Südtirol und der Schweiz wohl die weltweit höchste sein dürfte. Die GS gibt es so zahlreich, dass man sie sogar auf der Rennstrecke oft antrifft, zumal wir bei den 1000PS Bridgestone Grippartys die Teilnahme mit derlei Motorrädern explizit anbieten.

Über 30 Jahre Entwicklung

Der Termin am Wachauring war fast ausschließlich mit Bigenduros besetzt und wir nutzten diese Tatsache für einen 10er-Test, und das zu zweit und bei 30 Grad im Schatten. Die GS folgte dabei unmittelbar auf die Tiger Explorer Xrx, die ihre Inspirationsquelle nicht leugnen kann. In der GS steckt stecken eben über drei Jahrzehnte Entwicklungsarbeit und die Verkaufszahlen bestätigen die Richtigkeit und Richtung dieser Arbeit. Wenn man dem Reiseenduro-Original auf der Rennstrecke etwas vorwerfen kann, dann, dass es zu bequem ist.

Zu gut und zu vielseitig

Man fühlt sich geborgen, umsorgt und vermisst die Nüchternheit, die ein Motorrad für den sportlichen Einsatz braucht. Man könnte sagen, sie ist zu gut und vielseitig, um sich auf einer schnöden Rennstrecke beweisen zu müssen. Mit dem Telelever hatte ich jedenfalls kein Problem, sondern fühlte mich mit der stabilen Front am Kurveneingang sehr wohl, die Bremsen waren sowieso eine Wucht. Der breite Lenker und der tiefe Schwerpunkt ermöglichen schnelle, wirkungsvolle Impulse, im Hang-Off wie im Supermoto-Stil. Trotzdem hat man schnell den Wunsch, den Rundkurs zu verlassen und das Weite zu suchen, denn die GS ist für die Freiheit gemacht.

Vaulis Meinung zur BMW R 1200 GS:

Die Entwicklung der Motorräder in den letzten Jahren ist erschreckend - erschreckend gut! Denn wer hätte noch vor 10 Jahren gedacht, dass es einmal ganz normal sein wird, Reiseenduros mit 160 PS und vollgestopft mit Elektronik-Features an (fast) jeder Straßenecke zu sehen. Hiermit möchte ich mal ein großes Lob an die Hersteller aussprechen, die offensichtlich noch immer oder sogar mehr denn je Spaß daran haben, immer bessere Motorräder zu konstruieren. Denn nur wer mit Freude und Eifer an diese Sache heran gehr, kann solche Innovationen zustande bringen. In diesem Fall ist die Überleitung zur BMW R 1200 GS nicht allzu schwierig, der Bestseller in der Reiseenduro-Liga kann nahezu alles und vieles sogar am besten. Zwar ist die große GS mit 125 PS nicht das zuvor angesprochene PS-Monster, allerdings versammeln sich schon ganz früh alle Pferde zu einer schlagkräftigen Einheit und machen die R 1200 GS in diesem Kapitel äußerst souverän.

Auch das Handling kann dank niedrigem Schwerpunkt durch das Boxer-Konzept im Klassenvergleich durchaus brillieren, da wären wir allerdings auch schon bei dem Punkt, der die R 1200 GS für die, verzeiht mir den Ausdruck, kleine Micky Maus-Rennstrecke in Melk ungeeignet macht: Sie ist einfach sehr groß und mit 238 Kilo inklusive 20 Liter Sprit doch ziemlich schwer. Natürlich macht es Spaß, diese Langstrecken-Referenz auch durch enge Wechselkurven zu scheuchen und sich über die brachialen Bremsen und das stabile Fahrwerk zu freuen. Mit kleineren, handlicheren und vor allem leichteren Maschinen macht es aber eben noch mehr Spaß. Es ist tatsächlich möglich, eine BMW R 1200 GS über die Rennstrecke zu prügeln und man kann damit sogar vermeintlich sportlichere Maschinen versägen, die wahre Spielwiese der R 1200 GS ist aber ohnehin riesig: Landstraßen, Autobahnen, Feldwege, Schotterpassagen, Waldpfade, Alpenpässe,...

Fazit: BMW R 1200 GS 2016

Eine GS ist nahezu überall daheim - auf der Rennstrecke aber nur bedingt. Es ist schon ein Vergnügen, die Kraft des teilweise wassergekühlten Boxer-Zweizylinders am Kurvenausgang zu spüren - 125 PS wirken nur am Papier viel schwächer als 150 oder gar 160 PS bei der Konkurrenz. Mit 125 Newtonmeter Drehmpment ist der Antritt von unten ohnehin herrlich und die GS schleppt mit 238 Kilo fahrbereit trotz ihres wuchtigen Auftritts nicht allzu viel Speck mit sich herum. In ganz engen Kurven wirkt sich zusätzlich der tiefe Schwerpunkt positiv aus - die BMW R 1200 GS ist ganz schwer zu knacken! Sogar die vordere Telelever-Aufhängung, die das Einnicken des Vorderrads beim Bremsen unterdrückt, passt auf der GS ausgezeichnet zum Gesamtpaket und kann den sportlcihen Charakter nur leicht schmälern.


  • kräftiger Motor
  • niedriger Verbrauch
  • bequeme Sitzposition
  • auch im Gelände nutzbar
  • hohes Ansehen
  • lange und teure Aufpreislsite
  • Telelever-Vorderradaufhängung gewöhnungsbedürftig
  • Bremse sehr scharf

Bericht vom 13.09.2016 | 25.731 Aufrufe

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