Honda CBR500R 2016 Test

Trotz bösem Blick ganz harmlos

Für alle, die sich wie der zweifache Weltmeister der MotoGP Marc Márquez fühlen wollen, aber auf Komfort und einfaches Fahrverhalten nicht verzichten möchten, bietet Honda mit seiner neuen CBR500R den wahrscheinlich besten Kompromiss.

Seit der 2013 eingeführten Führerscheinklasse A2 herrscht zwischen den Herstellern ein Kampf um die Herzen der Motorradneulinge und Wiedereinsteiger und Honda ist mit seiner Familie an 500-Kubik-Zweizylindern ganz stark vertreten. Mit weltweit 90.000 verkauften Einheiten (CB500F, CBR500R und CB500X kombiniert) sind die Halbliter-Maschinen ein voller Erfolg. Vor allem nach der positiven Resonanz aus den USA, wo der Hauptabsatzmarkt der CBR liegt, hat Honda ihrem alltagstauglichen Supersportler ein grundlegendes Facelift gegeben und nach Spanien geladen, damit wir uns einen ersten Eindruck von der brandheißen CBR machen können.

Ein kräftiger Motor, der nicht einschüchtert

Der 471ccm große DOHC-Parallel-Twin mit 48PS passt genau in die Regulierungen des A2 Führerscheins und wird direkt von der Vorgängerin übernommen. Verändert wurde jedoch die Beatmung des Motors, wodurch die Gasannahme direkter ist. Folgend ist der Durchzug aus unteren und mittleren Drehzahlen merkbar stärker, bis das maximale Drehmoment von 43Nm bei 7000 U/min anliegt. Somit lässt sich der Motor fast schon schaltfaul fahren, da die Leistung selbst aus dem Drehzahlkeller passt, was sowohl im Stadtverkehr als auch während dem Wochenendausflug das Fahren deutlich erleichtern kann. Die Beschleunigung lässt sich allgemein als sehr linear bezeichnen, was aber nicht bedeutet, dass 48PS langweilig ans Werk gehen. Die Leistung ist lediglich berechenbar, wodurch niemand Angst haben muss, das Motorrad würde einen überfordern.

Ebenfalls übernommen wird das Sechsgang-Schaltgetriebe, welches für noch leichtere Gangwechsel überarbeitet wurde. Die Option des Doppelkupplungsgetriebes DCT (Dual-Clutch-Transmission) gibt es nicht, was nicht sonderlich stört, da es eine reine Freude ist, die Gänge mit solch einer Leichtigkeit durchzuschalten.

Form folgt Funktion? Nicht unbedingt!

Beim ersten Blick auf die neue CBR500R sticht sofort die aggressive Front ins Auge. Mit dem Ziel, das Motorrad noch flacher und sportlicher wirken zu lassen, wurde die Front weiter nach unten gezogen und die Scheinwerfer durch LED Einheiten ersetzt. Ein schönes Detail hierbei ist, dass statt nur einem Scheinwerfer, beide für das Abblendlicht zuständig sind und der Front somit ein böser Blick gegeben wird. Beim Fernlicht werden dann einfach LEDs in der inneren Sektion des Scheinwerfers zugeschalten. Das Heck präsentiert sich ebenfalls kantiger als zuvor, womit auch der unattraktive Kennzeichenhalter weicht und durch eine deutlich schlankere Variante ersetzt wird. Auch hier findet der Umstieg auf LED statt, wodurch man, neben dem Sicherheitsaspekt, dem Motorrad auch gerne folgt, um die schöne Heckpartie zu betrachten.

Langstreckentauglichkeit durch funktionale Verkleidung

Längere Autobahnetappen sollten für die CBR500R keine Herausforderung darstellen. Durch die neu konzipierte Verschalung fühlt sich das Motorrad selbst bei höheren Geschwindigkeiten sehr stabil an und man sitzt auch recht entspannt. Der Druck auf den Schultern und am Helm ist halb so wild und dank der im Vergleich zum Naked Bike CB500F um nur ein paar Millimeter niedriger befestigten Lenkerstummeln, die für einen Supersportler immer noch hoch liegen, sind sowohl Rücken als auch Handgelenke selbst nach langer Fahrt noch schmerzbefreit. Trotzdem verlangt die CBR durch die Auslegung des Lenkers, im direkten Vergleich zur unverkleideten Schwester, den fahraktiveren Fahrer. Neben der hervorragenden Alltagstauglichkeit finden sich auch für den sportlich ambitionierten Fahrer Möglichkeiten, die neue CBR auf seine Bedürfnisse abzustimmen. Der 5-fach verstellbare Bremshebel und die ebenfalls verstellbare Vorstufe der Gabel laden zum Rennstreckenbetrieb ein, jedoch ist die Serienabstimmung für sowohl dichten Stadtverkehr als auch für die Zeitenjagd auf der Hausstrecke mehr als adäquat. Auch durch die Bereifung von 120/70-17 vorne und 160/60-17 hinten fällt das Motorrad sprichwörtlich in die Kurven und man kann selbst mit wenig Übung eine gute Figur im Winkelwerk ablegen.

Mit dem Supersportler durch den Alltag

Für Leute, die ein Motorrad mit Vollverkleidung bevorzugen, mag es aus optischen oder fahrdynamischen Gründen sein, bietet die neue CBR500R ein sehr solides und vor allem gut ausgestattetes Allroundpaket. Vor den Augen des Fahrers sitzt ein gut ablesbares LC-Display, das ihn neben der Uhrzeit mit zwei Tripzählern und je einer Anzeige für Momentanverbrauch, Durchschnittsverbrauch und bereits verbrauchte Liter versorgt. Nur die für das Einsteigersegment untypisch fehlende Ganganzeige stört, besonders da noch genug Platz am Bildschirm wäre und man doch mal gerne vergisst, in welchem Gang man sich befindet.

Fahrdynamisch hat Honda Änderungen am Endtopf vorgenommen, indem dieser kürzer und leichter wurde. Diese Maßnahme zentralisiert die Masse des Fahrzeugs, während gleichzeitig der Klang des Motors deutlich schöner wurde und man von richtig sattem Zweizylindersound reden kann. Durch die Gewichtsreduktion am Auspuff, ist nun sogar der Tank um einen Liter, auf eine Größe von 16,7 Liter gewachsen, ohne das Gesamtgewicht gegenüber der Vorgängerin zu steigern. Damit ist laut Honda eine Reichweite von knapp 490km möglich, was für die Alltagstauglichkeit der CBR500R spricht. In Österreich bekommt man für den Preis von 6.990€ eine Honda CBR500R inkl. serienmäßigen ABS. Aufpreis zahlt man nur für optionale Extras wie z.B. einer Soziusabdeckung oder Heizgriffe.

Der Vortrieb wird zwar ab 130 km/h etwas mau, sobald die Straßen aber kurviger werden oder man sich auf der richtigen Rennstrecke befindet, die nicht auf Höchstgeschwindigkeiten basiert, ist die neue CBR500R genau in ihrem Element. Durch den durchzugsstarken Motor und das spielerische Handling könnte es gut sein, dass man sich in Zukunft als Besitzer von deutlich stärkeren Maschinen vor dem bösen LED Blick im Rückspiegel in Acht nehmen muss.

Fazit: Honda CBR500R 2016

Die neue CBR500R reiht sich im Modellsegment der Honda CBR-Familie zumindest in Sachen Hubraum direkt unter dem beliebten Supersportler CBR600RR ein und hat somit hohe Erwartungen zu erfüllen. Diese Aufgabe löst sie jedoch mit Bravur und trägt die Modellbezeichnung würdig in das Einsteigersegment. Besonders durch die bestechende Optik, die durch den Einsatz von LED-Technik definiert wird, braucht man sich mit diesem Motorrad nicht verstecken. Der verbesserte Motor macht jetzt noch mehr Spaß, denn auch der Sound ist durch den neuen Endtopf deutlich besser geworden. Beim Rennstreckeneinsatz sollte man sich auf Grund der begrenzten Höchstgeschwindigkeit die richtige Strecke aussuchen, aber dennoch bleibt sie in jeder Lage sehr stabil.


  • Scharfe Optik durch LED-Lichttechnik
  • stabil bei hohen Geschwindigkeiten
  • kräftiger, elastischer Motor
  • schöner Sound
  • geringer Verbrauch
  • Fehlende Ganganzeige

Bericht vom 04.03.2016 | 61.570 Aufrufe

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