Aprilia Shiver/Mana GT

Aprilia rüstet Shiver und Mana mit einem Schild aus. Das heißt dann nicht 'S', sondern 'GT'.

Aprilia Mana / Shiver GT

Kleine Maske bringt Gran Turismo

Mit Klapphelm lächelt sich's leicht. Selbst, wenn man mit der Mana versehentlich nach Mordor abgebogen ist.

 
Aprilia und Moto Guzzi bündelten ihre Kräfte und schickten ihre neuen Modellvarianten gemeinsam zur Präsentation nach Cortina d'Ampezzo. Der Einsatzbericht der Moto Guzzi Stelvio NTX wurde bereits geliefert, nun folgen die Fahrberichte von Aprilia Mana und Shiver, die im GT Trimm an den Start gingen.

Zwecks Tauglichkeit zum Gran Turismo wurden beide Modelle mit Halbverkleidungen und ABS-Systemen ausgerüstet. Wer auf die optionalen Koffersets nicht verzichtet, der kann dann auch wirklich auf die große Reise gehen. Der zusätzliche Windschutz stört nicht die aggressive Linie der sportlichen Shiver, die Optik der Mana verliert etwas ihre klassische Form, mit einer MV Agusta wird sie jetzt niemand mehr in Verbindung bringen. Von der Seite sieht es gar aus, als würde Batman auf dem Scheinwerfer sitzen. Doch Windschutz geht vor Artenschutz und Mutationen müssen in erster Linie funktionieren, nicht imponieren.

 
Viel wichtiger ist, daß Sportlichkeit und Wendigkeit ordentlich Eindruck machen. In beiden Disziplinen ist die Shiver GT eine Meisterin, akustisch begleitet wird das schnell gespielte Kurvenkonzert vom hohlen, blechernen Klang der zwei scharf geformten Endrohre, die sich perfekt ins Heck integrieren. Die 95 PS einer Shiver sind natürlich nicht so aggressiv wie die 95 PS einer Ducati Hypermotard, dennoch sollte man ihre Leistung nicht unterschätzen.

Das Ride-by-Wire System, bei dem die Stellung des Gasgriffs vom Zentralrechner elektronisch in die optimale Drosselklappenstellung übersetzt wird, entschärft zwar die Aggressivität des V2, er bleibt aber dennoch ein ruppiger und direkt agierender Zeitgenosse, der nicht auf jede dumme Aktion mit Zurückhaltung reagiert. Es gibt aber auch gar keinen Grund, ungestüm zu werden. Mit 81 Nm bei 7000 U/min. schiebt man selbst dann als Erster aus der Ecke, wenn man beherrscht ans Werkt geht. Schließlich müssen japanische 600er und 750er Nakedbikes mit gerade mal 60 bis 77 Nm ihr Auskommen haben.

Unter der Maske steckt immer noch ein vollwertiges Mitglied der Spaßgesellschaft, darüber täuschen selbst die beiden Schminkkoffer aus Textil nicht hinweg, die an unseren Testbikes montiert waren. Den Sinn dieser habe ich übrigens nicht ganz verstanden, kann es sich doch nur um reine Schönwetterköfferchen gehandelt haben, die maximal ein kleines Getröpfel an einem warmen Frühlingstag aushalten können - Koffer für Frauen also. Für Reiseracer und Tourentiger empfiehlt sich daher unbedingt eine versperrbare Hartschalenvariante.
 

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Trägt wesentlich zur scharfen Optik der Shiver bei: Bugspoiler.


Spaßiger als mit der Shiver GT kann Gran Turismo kaum sein. Doch wie würde mein Körper auf die Mana GT reagieren? Als ich die Mana das erste Mal auf dem Papier sah und das Wort "Automatik" darunter las, dachte ich, das sei das Ende des Motorradfahrens. Nach der Testfahrt in den Dolomiten glaube ich, das ist seine Zukunft. Kann sein, daß ich in den letzten Jahren zu oft auf Rollern unterwegs war, die ja schon seit längerem größtenteils über eine stufenlose Keilriemenautomatik statt eines Schaltgetriebes verfügen. Was mich aber an der Mana am meisten begeisterte, war, daß ich nicht nur entspannt und ohne Anstrengung durch die Radien zog, sondern daß ich zudem gut im Rennen lag und es mir wahnsinnig viel Spaß machte.

Ebenso lustig war es, im manuellen Modus die Gänge mal mit dem linken Fuß, mal mit Daumen und Zeigefinger, durchzuschalten. Alles ohne Kuppeln, versteht sich, es ist ja nicht einmal ein Hebel dafür vorhanden. Möchte jedoch gleichzeitig von der von mir angewandten Mischtechnik im Gangwechsel abraten. Besser ist, sich vorher für ein Gliedmaß der linken Körperhälfte zu entscheiden, das diese Aufgabe zur Gänze übernimmt, sonst kann es leicht zu Abstimmungsschwierigkeiten kommen. Zwei Gänge rauf mit dem Daumen, einen rauf mit dem Fuß, dann noch zwei nach, den nächsten übernimmt wieder der Daumen und schon weiß man als außenstehender Dritter nicht mehr, in welchem Gang man sich befindet. Schließlich stehen dem Fahrer hier 7 Gänge zur Verfügung, da verzählt man sich schon das eine oder andere Mal.

 
Im Automatikbetrieb stehen dem Fahrer noch drei Fahrmodi zur Verfügung. Diese sind "Touring", "Sport" und "Rain". Wofür diese Modi gut sind, kann man sich vorstellen. Für nix. Nein, ganz so ist es nicht, man kommt zwar als halbwegs geübter Fahrer auch im "Sport"- Modus mit widrigen Wetterbedingungen und rutschigen Straßenbelägen zurecht, trotzdem ist es ganz angenehm, wenn die Automatik in einem der beiden sanfteren Modi weniger hochdreht. Das nimmt viel Spannung raus, wenn jede Spitzkehre zum Krimi an der Haftungsgrenze wird. Es gibt also nichts zu bekriteln an dieser Spielkonsole, mit elektronischer Einspritzung, elektronischem Gas, elektronischer Schaltung und elektronischer Elektronik. Ik find dat jut.

Das größte Kaufargument für die Mana aber ist: Der Kofferraum. Hinter dem, was aussieht wie der Tank und in dem sich selbiger normalerweise auch befindet, verbirgt sich ein Staufach, das einen ganzen Integralhelm schluckt, während das Handy in einer eigenen Ausnehmung Platz findet. Sollte Unordentlichkeit einmal zu einem Durcheinander wie in einer Damenhandtasche führen, hilft die Beleuchtung dabei, verloren geglaubte Teile wieder aufzuspüren. Und wenn das nichts hilft, verbindet man einen Staubsauger mit der 12V-Dose und saugt alles weg.

Mit einem zusätzlichen Kofferset ist die Mana so komplett, wie man für eine Reise nur sein kann. Sie ist sicher das bessere Motorrad für Touren und Reisen, vor allem zu zweit. Das Fahren mit ihr ist so entspannt, daß man nach vielen, vielen Kilometern noch wesentlich fitter im Sattel sitzt, als beispielsweise auf der Shiver. Dafür ist die Shiver sportlicher, echter und sicherlich cooler als die gutbürgerliche Mana. Tolle Motorräder sind sie beide.

Aprilia Mana GT. Oben als Vollkoffer, unten noch in Würde.


Technische Daten Aprilia Shiver GT

Motor 90° V2, 4-Takt, wassergekühlt, 4 Ventil Zylinderkopf, Doppelnockenwelle
Hubraum (cm³) 749,9
Leistung 95 PS bei 9.000 U/min
Drehmoment 81 Nm bei 7.000 U/min
Kupplung Mehrscheiben in Ölbad
Getriebe 6-Gang
Kraftstoffaufbereitung elektronische Einspritzung mit "Ride by Wire" Technik zur Steuerung der Drosselklappen
Bremsen vo. 2 ø 320 mm Stahlscheibenbremsen, schwimmend gelagert mit Vierkolben Radialbremszange
Bremsen hi. ø 245 mm Stahlscheibenbremse
Reifen vorne 120/70 ZR 17
Reifen hinten 180/55 ZR 17
Sitzhöhe 810 mm
Trockengewicht 189 kg
Tankinhalt 15 Liter

Technische Daten Aprilia Mana GT

Motor 90° V2, 4-Takt, wassergekühlt, 4 Ventil Zylinderkopf, SOHC
Hubraum (cm³) 839,3
Leistung 76,1 PS bei 8.000 U/min
Drehmoment 73 Nm bei 5.000 U/min
Kupplung Automatisch, elektronisch
Getriebe CVT, sequenziell, 7-Gang, Automatik- und Manuell-Modus
Kraftstoffaufbereitung elektronische Einspritzung, Weber Marelli, 38 mm
Rahmen Stahl-Gitterrohr
Vorderradaufhängung USD-Gabel, 43 mm
Hinterradaufhängung Alu-Zweiarmschwinge, seitlich montiertes Mono-Federbein
Bremsen vo. 2 ø 320 mm Stahlscheibenbremsen, schwimmend gelagert mit Vierkolben-Radialbremszange
Bremsen hi. ø 260 mm Stahlscheibenbremse
Reifen vorne 120/70 ZR 17
Reifen hinten 180/55 ZR 17
Radstand 1.463 mm
Sitzhöhe 800 mm
Trockengewicht ca. 200 kg
Tankinhalt 16 Liter

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos: Aprilia

Autor

Bericht vom 13.07.2009 | 13.151 Aufrufe

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