Suzuki GSX-R 1000 K9

Langes Warten steigert die Erwartungen. Hat sie die neue GSX-R 1000 erfüllt?

Suzuki GSX-R 1000 K9

 
Endlich ist sie da! Nur in den Anfängen von 1000PS, als wir die ersten 1,5 Jahre praktisch kein Testfahrzeug zur Verfügung gestellt bekamen, mußten wir länger auf ein neues Motorrad warten, als bei der Suzuki GSX-R 1000 K9. Von Herbst 2008 bis weit ins Frühjahr 2009 durften wir sie ausschließlich in unbewegtem Zustand auf diversen Motorradmessen rund um den Globus - also in Deutschland, Italien und Österreich - bewundern und begrapschen. Wann würden wir sie endlich wieder böse röcheln und infernalisch schreien hören, während wir uns auf ihr fürchteten wie Klaustrophobe im überfüllten Aufzug? Wie sie sich fährt, sollten wir erst viel später erfahren. Nach Monaten voller sehnsüchtiger Erwartung, Spekulationen und Befürchtungen stellen wir nun erleichtert fest: Sie ist ganz die alte - und kann trotzdem vieles besser.
 
Die Änderungen im Bereich der Geometrie sind nichts Neues. Der neue Rahmen wurde kürzer, der Radstand kleiner und die Schwinge länger als beim Vorgängermodell. Erreicht wurde dies durch die kompaktere Bauweise des Motors bei dem die Getriebewellen übereinander gelegt wurden. Die neuen Maße wirken nur deshalb nicht so extrem wie bei anderen Supersportlern, weil das Heck immer noch sehr weit nach hinten raussteht. Die Sitzposition ist sehr entspannt und schon fast als langstreckentauglich zu bezeichnen. Man sitzt eher tief im Fahrzeug integriert.  Die Fußrastenanlage ist für den Rennstreckenbetrieb etwas zu tief angebracht. Hier kann jedoch mit wenigen Handgriffen Abhilfe geschaffen werden. Die Anlage ist mehrfach höhenverstellbar, was sowohl großen als auch kleineren Fahrern zu Gute kommt.
 
Als negativ ist die Zugänglichkeit der Druckstufeneinstellung zu erwähnen.
Um die Low- und Highspeed Dämpfung einzustellen muss zuerst eine Plastikabdeckung entfernt werden. Das sollte bei einem Supersportler eigentlich nicht notwendig sein. Am Fahrverhalten gibt es jedenfalls nichts auszusetzen. Die Suzuki fährt dorthin wo man glaubt hin zu müssen und fühlt sich bei aller notwendigen Stabilität nie unhandlich an. Das sitzt und passt. An der Bremse gibt es als Neuheit eine Monoblockzange zu vermelden. Die Bremswirkung und das ist nicht neu ist wie gewohnt Spitze sowohl in Bezug auf Dosierbarkeit als auch auf Leistung.

Erwähnenswert ist als wirkliche Neuheit die Big Piston Fork.
Die meisten Sportmotorräder sind ausgestattet mit Cartridge Gabeln. Hier bewegt dich der Kolben durch das Öl in einem Rohr, das separat in der Gabel verbaut ist. Der Durchmesser dieses Rohres ist naturgemäß kleiner als das Tauchrohr das bei der BPF als Cartridge dient. Das vergrößert die Dämpferfläche erheblich und das Öl erreicht bei weitem nicht die hohen Flussgeschwindigkeiten wie bei dem herkömmlichen System.
Dadurch soll ein besseres Ansprechverhalten erzeugt und das gefürchtete Durchschlagen beim Anbremsen verhindert werden.


SHOWA Big Piston Fork


Video by Showa / Kawasaki uploaded by MOTELevision


 
Im Fahrbetrieb funktioniert die Gabel sehr gut. Denn speziell die Original-Gabeln stoßen auf der Rennstrecke meist schnell an ihre Grenzen. Die BPF taucht beim harten Anbremsen sehr gut gedämpft ein. Die Gefahr des Durchschlagens ist im Wesentlichen nicht vorhanden und das Einlenken in die Kurve wird dadurch zum Kinderspiel.
Als besonderes Zuckerl ist die Gabel um 720 g leichter als eine herkömmlich aufgebaute.
 
Als wirklich völlig überflüssiger Marketingscherz muss der Suzuki Drive Mode Selector bezeichnet werden. Die mit Zeigefinger und Daumen auf der linken Seite wählbaren Mappings A-B-C reagieren zwar spürbar, aber wozu die B oder C Einstellung gut sein soll, blieb mir verborgen. Der Standardmodus (A) funktioniert derartig gut, dass das Motorrad mit Sicherheit selbst bei widrigsten Bedingungen hervorragend zu kontrollieren sein wird. Hingegen fühlen sich die Drossel-Maps irgendwie krank an. Der Motor dreht nicht, geht nicht und will einfach nicht. Wer noch nicht über die Erfahrung oder die Eier verfügt, in kontrollierter Weise mit einer GSX-R 1000 umzugehen, der sollte weiter unten in der Modellpalette anfangen und nicht im C-Modus herumstottern.
 
Die Leistungskurve verläuft sehr geradlinig, das Ansprechverhalten ist vorbildlich.
Allerdings fühlt sich der Motor im unteren Drehzahlbereich eher schwach an. Eigentlich nicht das, was man im Allgemeinen von einer 1000er erwartet. Wobei die elendig lange Originalübersetzung sicher ihren Beitrag leistet. Ich weiß auch nicht warum der 3. Gang bis ca. 220 km/h übersetzt sein muss. Ich jedenfalls konnte am Pann nicht einmal den 4. Gang vollständig nutzen.

Gerade für die enorme Durchzugsstärke war die Suzuki in den letzten Jahren bekannt. Einen nicht unwesentlichen Beitrag zur zumindest gefühlsmäßig geänderten Leistungsentfaltung kann das neue Bohrung-Hub-Verhältnis leisten. Die Bohrung vergrößerte sich um 1,1 mm auf 74,5 mm. Der Hub verringerte sich von 59 auf 57,3 mm. Der Zylinderkopf verfügt über neu gestaltete Einlasskanäle und über 1 mm vergrößerte Ein- und Auslassventile. Diese Änderungen werden ebenfalls dazu beitragen, die Leistung etwas nach oben zu verschieben und auch dazu geeignet sein, das Tuningpotential zu heben. Ins Gesamtbild passt dann auch, dass der Motor in den fünfstelligen Drehzahlregionen sehr willig in Richtung Begrenzer dreht.

Als besonderes Highlight kann die Antihopping-Kupplung bezeichnet werden. So viel Blödsinn kann man gar nicht machen, dass das Hinterrad zu springen beginnt. Ich glaube nicht, dass das noch besser gelöst werden kann. Der trapezförmige Wasserkühler, der, obwohl er kleiner geworden ist, mehr Kühlleistung haben soll, sorgt in Verbindung mit dem Ölkühler für stabile thermische Verhältnisse. Das ist für ein langes gesundes Motorleben nicht unwesentlich. Nachdem bekanntermaßen Legionen von GSX-Rs in die Schlacht um Ruhm und Ehre auf die Strecke geschickt werden, ist eine ordentliche Kühlung kein zu vernachlässigender Vorteil. Speziell bei Hobby- oder Stocksportrennen, bei denen keine größeren Kühler montiert werden oder montiert werden dürfen.

Die GSX-R 1000 bleibt trotz präziser wie ausgeglichener Fahrbarkeit und beherrschbarer Leistungsentfaltung etwas für den erfahrenen Piloten. Suzuki weiß, daß eine Tausender eine Tausender bleiben muß und hält sich strikt daran. Hoffen wir, daß sie es auch noch lange dürfen.

 

Details Suzuki GSX-R 1000 K9

Sportlich-schlichtes Cockpit, der Drehzahlmesser
gibt den Ton an.

Gasgriff nach den Sternen.  Wer ihn dreht, wird Sturm ernten.

Vorne Adlerkopf, hinten Eule mit Sonnenbrille.

Ab ca. 10000 U/min machen sich Vibrationen in den Fußrasten bemerkbar, obwohl auch die K9 über eine Ausgleichswelle verfügt.



Farben Suzuki GSX-R 1000 K9

Metallic Triton Blue / Glass Splash White

Glass Splash White / Metallic Mystic Silver

Candy Dark Cherry Red / Solid Black

Solid Black / Metallic Mat Black No. 2


Technische Daten Suzuki GSX-R 1000 K9

Motor 4-Zylinder Reihenmotor, 4-Takt, 16V, DOHC, wassergekühlt
Hubraum 999 ccm
Bohrung x Hub 74.5 mm x 57.3 mm
Leistung 136 kW (185 PS) bei 12.000 U/Min
Drehmoment 116,7 Nm bei 10.000 U/Min
Verdichtung 12.8:1
Gemischaufb. Elektron. Einspritzung
Antrieb 6-Gang, Kette
Rahmen Twin-Spar, Aluminium
Gabel SHOWA Upside Down Gabel. Zug- und Druckstufe sowie Vorspannung voll einstellbar
Federbein Zug- und Druckstufe sowie Vorspannung einstellbar
Reifen vo. Bridgestone BT016 120/70ZR17
Reifen hi. Bridgestone BT016 190/50ZR17
Bremsen vo. 2 Scheibenbremsen 310 mm, 4-Kolben-Bremssattel. Radial verschraubt.
Bremsen hi. 1 Scheibenbremse 220 mm, 2-Kolben-Bremssattel
Länge 2.045 mm
Breite 710 mm
Höhe 1.130 mm
Radstand 1.405 mm
Bodenfreiheit 130 mm
Sitzhöhe 810 mm
Gewicht fahrfertig: 208 kg vollgetankt - gewogen von MOTORRAD
Topspeed ca. 295 km/h
Tankinhalt ca. 17.5 Liter
Leistung 185 PS bei 12.000 U/min
Preis Österreich: 16.499 Euro
 

Interessante Links:

Text: Grammer, kot
Fotos: NastyNils

 

Fazit: Suzuki GSX-R 1000 2009

Die GSX-R 1000 bleibt trotz präziser wie ausgeglichener Fahrbarkeit und beherrschbarer Leistungsentfaltung etwas für den erfahrenen Piloten. Suzuki weiß, dass eine Tausender eine Tausender bleiben muss und hält sich strikt daran. Hoffen wir, dass sie es auch noch lange dürfen.


  • Verbesserte Geometrie
  • kompakte Bauweise des Motors
  • entspannte Sitzposition
  • Anlage mehrfach höhenverstellbar
  • Antihopping-Kupplung.
  • Zugänglichkeit der Druckstufeneinstellung suboptimal
  • schwach im unteren Drehzahlbereich
  • nichts für Einsteiger

Bericht vom 23.05.2009 | 38.099 Aufrufe

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