European Bike Week

European Bike Week: Bikes, Bier, Bäuche und Brüste. Unfassbare Menge an Tätowierungen, fetten Harleys und viel Lärm. Leider auch viel Regen und ein ultimativer Autobahnhärtetest mit der XB12S.
European Bike Week: Bikes, Bier, Bäuche und Brüste. Unfassbare Menge an Tätowierungen, fetten Harleys, viel Lärm. Leider auch viel Regen und ein ultimativer Autobahnhärtetest mit der XB12S.

Seit Jahren ist der kleine Ort Faak das Paradies für alle Harley Fans, nicht umsonst stehen die Buchstaben Harleywood dort. Laut den Veranstaltern gab es diesmal 60.000 Besucher und 50.000 Harleys sind bei der Parade mitgefahren. 

Als Randsportberichterstatter und Freund der Zweizylinder musste ich mich unbedingt selbst davon überzeugen und hinfahren. Als passendes Fahrzeug hatte ich mir eine Buell XB12 S organisiert und beim Fischer Ferdl abgeholt. Die Jungs vom Fischer haben noch gelacht, als ich ihnen sagte, daß ich auf der Autobahn bis Salzburg fahren würde und von dort nach Faak. Offensichtlich dachten sie, ich wäre ein Warmduscher und würde mir das Gnack abreißen. Mir war klar, daß die ultrakurze Lightning kein typisches Kilometerfresser Gerät ist, aber ein paar hundert Kilometer auf der Autobahn sollten zu packen sein.

Die Buell überrascht durch extreme Laufruhe in bestimmten Tourenbereichen
Nachdem ich die Buell extrem professionell bepackt hatte - Packtasche Modell Novgorod - konnte es schon losgehen.  Die erste Überraschung der Buell: Die extreme Laufruhe auf der Autobahn. Im Stand rüttelt und schüttelt es die Buell, daß sich die Plomben in den Zähnen lösen. Doch kaum kommt sie in Fahrt sind die Vibrationen verschwunden, ab 4000 Umdrehungen fühlt es sich an, als würde ein Kreisel in der Buell stecken. Die außergewöhnliche Bremse am Felgenrand greift kräftig zu, allerdings ein wenig zu radikal. Vorsicht ist geboten beim harten Reingreifen. Die Sitzposition ist bei meiner Größe ungewöhnlich, ich hatte das Gefühl der Lenker wäre ein wenig zu nahe. Ich brauchte einige Kilometer um mich daran zu gewöhnen. Ansonsten war die Sitzposition erträglich, und auch eine lange Fahrt ist keine Tortur. Von wegen Warmduscher!  So fuhr ich gemütlich mit Tempo 140 bis nach Salzburg, wo ich mir ein Quartier gesucht hatte und nächtigte.

 

Original Zubehör von Buell: Die Packtasche "Novgorod" nur in Verbindung mit den Original Spanngurten "Tschernobyl". Sieht Scheiße aus aber bewährt sich seit Jahren, der billigsdorfer Plastik Seesack. Allerdings sollte man den Regenkombi in einen Rucksack packen, sonst darf man, so wie ich, das gesamte Kunstwerk im Regen abmontieren.

 

 

Lightning unter mir und Lightning über mir. Dort wo ich bin, ist auch der Regen.
Der Wetterbericht versprach wechselhaftes Wetter, wechselhaft kann es ja sein, aber bitte kein Regen. Ich hatte zwar eine Regenkombi mit, aber was ist beschissener, als eine lange Fahrt im Regen? Bei meiner Abfahrt in Salzburg sah ich  bereits dicke schwarze Wolken in der Ferne, aber ich dachte mir, es würde sich ausgehen. Ich wollte ein Stückchen auf der A 10 fahren und dann abfahren und mir die herrlichen Bergstrassen im Grenzgebiet geben.  Doch ich hatte mich verspekuliert, genau nach dem Tauerntunnel fing es an zu regnen, aber richtig. Die Landstrassen Tour war damit gestrichen, ich blieb bei einer Rast Station stehen und quetschte mich in die Regenhaut. Neben mir mindestens 10 andere Biker die genau dasselbe taten und fluchten. Trotz Regenkombi wurde ich nass, vor allem meine supercoolen Racing Boots waren bis zum Knöchel voll mit Wasser. Egal, ich erreichte Faak am See und was ich sah war beeindruckend.

 

Ein Ort in der Hand von Harley Fans aus aller Welt. Blubbernde 2 Zylinder, Chrom und Tattoos.
Freitag, 14 Uhr durchfuhr ich das Ortsschild von Faak und blieb bei der Einfahrt zur Seestrasse stehen, um die Bikes zu betrachten, die vorbeifuhren. Was da auf den Strassen bewegt wurde, lässt das Herz der Chopperfans höher schlagen. Customisierte Fahrzeuge ohne Ende. Egal ob Starr Rahmen mit Ape Hanger oder futuristische Lowrider, Millionen Euros auf 2 Rädern. Die meisten mit Auspuffanlagen, die jeden Dorfgendarmen in den Wahnsinn treiben müssten. Doch die Bike Week ist neutraler Boden und die Herren der Rennleitung regelten den Verkehr und hielten sich ansonsten im Hintergrund.


Die European Bike Week teilt sich in zwei Areale. Das Free Biker Village und den Bereich von Harley Davidson. Es war möglich mit dem Motorrad direkt  auf das Gelände zu fahren, oder sich auf einem der Parkplätzen ein Plätzchen zu suchen. In beiden Arealen konnte man herrlichst Geld ausgeben, vielleicht ein Original Harley Lederjopperl um günstige 1000 Euronen, oder ein paar glänzende Teile, oder vielleicht eine ganze Harley? Natürlich gab es auch Fress und Saufstände, egal ob ganze Sau oder Kebap - alles da. Ich musste mich wieder mal schwer zusammenreißen, um nicht meine ganze Kohle in schwer verdaubare Fettbomben und Bier zu investieren. Auf Bier musste ich überhaupt verzichten, der Tagesbefehl vom Nasty: "Wennst dich ansaufst, kannst beim AMS anfangen!" ist nach wie vor aufrecht.

Fahrende Juwelen. In Faak sah ich Bikes im Gegenwert von drei Jahresgehältern einer Billa Kassiererin. Die offizielle DB Grenze lag an diesem Wochenende bei 120. Alles egal, Faak rockt!
Die Applauskurve am Eingang nach Faak. Hier wird ausgerichtet wie bei der Muppet Show.
 
So sah es den ganzen Tag aus, sogar im Regen flanierten die Biker auf der Seestrasse.

 

Sehr grimmig aussehende Biker und beeindruckende Tätowierungen, aber alles ganz friedlich
Ich trottete auf dem Gelände umher und sah mich ein wenig um. Eigentlich erinnert die Bike Week an einen riesigen Kirtag, nur eben mit Motorrädern. Indische Ramschhändler und eine lustige Truppe, die einen auf Indianer Folklore Band machte. Ich war mir sicher, daß ich die Typen kannte, aber als Panflötenspieler in der Kärntner Strasse. Aber je nach Festivität konnten die zwischen peruanischen Indios und nordamerikanischen Cheyenne wechseln.

In einem Moment der Unaufmerksamkeit rammte ich einen Mann, der ungefähr 2,10m groß und ebenso breit war. Auf seinen Armen prangten riesige Tattoos und auch sonst wirkte er Respekt einflössend. Er sah aus wie ein Wikinger und ich dachte mir "so, jetzt gibt es eine aufs  Dach". Ich stammelte ein paar internationale Entschuldigungen vor mich hin und wartete auf den Einschlag der Topfengolatschenhand in meinem Gesicht. Der Typ grinste mich nur an und sagte "No problem, too much people here". Das alte Vorurteil der gutbürgerlichen Gesellschaft wurde hiermit wieder mal widerlegt, nicht jeder, der wild aussieht, ist zwangsläufig ein geisteskranker Schläger. Überhaupt sah ich keinen einzigen völlig betrunkenen oder randalierenden Besucher. Leider fing es wieder an zu pissen und ich musste endgültig aufbrechen, da ich die Befürchtung hatte, daß mein Gewand gar nicht mehr trocknen würde. Auf meinem Weg zum Hotel blieb ich noch beim Freaky Moto stehen und besuchte das 1000PS Cafe. Erst kürzlich hat Freakymoto ein neues Geschäft aufgebaut und bietet neben Ducati, Kawa, Husqi oder der Exotenmarke Moto Morini auch wirklich feine Umbauten im Bereich Streetfighter und Chopper.
 

Verschwende deine Jugend und customisiere deine Harley!

   
   
Sehr sympathische Bedienung im 1000PS Cafe. Wer in der Gegend ist, sollte beim Freaky Moto vorbei schauen auf einen Saft. Im 1000PS Cafe gibt es auch Live Gigs und ordentlich Party. Wer auf der Suche nach einem scharfen Streetfighter ist, empfiehlt sich ein Beratungsgespräch bei den Jungs. Neuestes Projekt: Eine Z 1000, die gewaltig aussieht.
 

Buell XB 12S Lightning
 

Motor:   Viertakt-2 Zylinder mit 2 Ventilen pro Zylinder mit Luft Kühlung
Hubraum:   1203 ccm
Leistung:   101 PS [ 73 KW] bei 6600 U/min
Drehmoment:   110 Nm bei 6000 U/min
Gewicht:   179 kg
Sitzhöhe:   765 mm
Rahmen:   Leichtmetall-Rahmen
Radstand:   1320 mm
Zuladung:   180 kg
Tankinhalt:   14 l
Getriebe:   Fnfgang
Antrieb:   Zahnriemen
Starter:   Elektrostarter
Gemisch:   DDFI Kraftstoffeinspritzung

Design:
Genau wie ein Naked Bike sein sollte, fetter Rahmen, kurzes Heck und nur das notwendigste angeschraubt. Nicht zu vergessen ein mächtiger Zweizylinder der auch zu sehen ist. Wie bei allen Produkten von HD sind die Möglichkeiten der Kostumisierung mehr oder weniger unendlich, voraus gesetzt die Marie ist vorhanden.
Fahrwerk:
Durch den sehr kurzen Randstand klappt die Büell um wie ein Kinderfahrrad. Die  Nähe zum Lenker fand nicht sehr angenehm, ich brauchte einige Zeit um mich daran zu gewöhnen. Die Abstimmung ist hart aber die Bandscheiben zerbröseln nicht auf Unebenheiten.
Bremsen:
Die Scheibe am Felgenrand sieht nicht nur gut aus sondern verzögert auch tadellos. Einzig das heftige Verhalten bei hartem rein greifen ist unangenehm. Aber auch hier lässt sich mit Zubehör Teilen tricksen.
Sitzposition:
Sportlich aber durch den fetten Rahmen und einen Tank ohne Ausbuchtungen bleibt auch für große Menschen genug Platz. Lange Fahrten sind möglich aber nicht das Revier der Buell.
Motor:
Das volle Drehmoment des 1200er Motors ist bei 6000 min erreicht aber schon ab 3000 geht ein Ruck durch die Fuhre. Für ein leichtes Naked Bike ist die Leistung vollkommen ausreichend. Es würde aber nicht schaden dem Motor mehr Luft zu gönnen, sowohl Ein als auch Auslass seitig. Die Übersetzung könnte ein wenig kürzer sei da in Kehren die Wahl des richtigen Gangs ein Ratespiel ist.
Preis/Leistung:
Der Preis von 14.220 Euronen ist kein Pappenstiel. Aber vergleichbare Modelle der europäischen Konkurrenz sind auch nicht billiger. Wer ein Bike sucht das sowohl vom Konzept als auch vom Design außergewöhnlich ist liegt bei der Lightning richtig. Erik Buell wollte ein Bike bauen das Indivdualisten anspricht die aber trotzdem flott um die Kurve wollen.
Links: 1000PS Buell Händler, Buell Katalog, andere Buell Stories auf 1000PS, Buell
Autor
DerAbgelederte

DERABGELEDERTE

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Bericht vom 14.09.2005 | 4.028 Aufrufe

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