KTM Freeride E-XC

Kein Spielzeug

Mehrere Wochen schon verrichtet die Freeride E-XC ihren Dienst im Testfuhrpark. Es gab Überraschungen - in jeder Hinsicht.

Wo kein Kläger da kein Richter. So lautet das Motto beim täglichen Betrieb mit der E-XC Freeride. Denn man kann die leise Elektroenduro sehr intensiv direkt vor der Haustüre nutzen. Man kann mit ihr viele verbotene Sachen machen, aber angesichts der niedrigen Geräuschkulisse hat damit niemand ein Problem. Die Kids fahren mit den Fahrrädern am Vorplatz. Die Zeit als Aufsichtsperson nutzt man mit der Freeride gleich optimal um Wheelys zu oben. Mit einer herkömmlichen Enduro undenkbar. Die Nachbarn würden Jugendamt und Polizei im Duett herbeirufen.

Die Kids kriegen plötzlich Lust auf eine Endurorunde - ebenfalls kein Problem. Auch der 9-Jährige passt noch perfekt vor mir auf die E-XC und platziert seine Füße auf den Rasten. Meine Füße kriegen gerade noch einen Zentimeter Rasten ab und schon geht die kleine Runde los. Kein Verbrennen am Auspuff, keine kritischen Situationen bei einem absterbenden Motor. Man fühlt sich vom ersten Meter an sehr sicher.

Kein Spielzeug

Durch die einfache und unkomplizierte Handhabung ist die E-XC immer schnell zur Stelle und flink eim Einsatz. Eine böse Überraschung hat die Schneeschmelze aber im Garten offenbart. Das vermeintliche Spielzeug hat "leider" ein irres Drehmoment vom Stand weg und im Rasen sind ein paar heftige Furchen zum Vorschein gekommen. Die Erinnerung ist etwas trübe, doch da war doch die eine Ausfahrt im Schnee wo schon im Garten etwas Gas gegeben wurde. Siehe Videolink oben. Freeride Lektion 1: Unterschätze nicht das Drehmoment und vor allem nicht den Flurschaden den die Maschine anrichten kann. Wenn man so fährt wie mit einer normalen Enduro, reißt man auf den ersten Metern den Boden sogar noch intensiver auf als mit einem Benziner.

Ohne Lärm keine Probleme

Egal wann und egal wo. Spaziergänger lächelten immer freundlich und betrachteten die Freeride nicht als bedrohliches Monster sondern als witziges Spaßgerät. Solange sie ein Exote ist und nicht zu häufig gesichtet wird, wird es vermutlich auch dabei bleiben. Ein guter Begleiter ist die E-XC Freeride sicherlich auch als edles Zweitfahrzeug hinten oben am Wohnmobil. Flüsterleise kann man mit ihr schon um 6 Uhr morgens die Fahrt zum Bäcker oder zum Nudistenstrand antreten. Eine gute Figur wird sich auch dort machen, wo intensiver MTB und / oder Wandertourismus stattfindet. Dort ist sie ebenfalls ein leises und unkompliziertes Gerät für kurze bis mittlere Distanzen.

Was kann die Freeride E -XC?

Im direkten Vergleich mit der 450 EXC hatt die Freeride tatsächlich alle Hindernisse hier um Umfeld mindestens genauso gut gemeistert. Sogar lange und überraschend steile Hänge sind mit ihr kein Problem. Die Regelung des Motors ist wirklich perfekt gelungen und man kann das Fahrzeug exakt an der Traktionsgrenze steuern. Riesen Vorteil im kniffligen und engen Gelände: Die Freeride braucht keine Kupplung und lässt sich im Schrittempo durch das Unterholz zirkeln. Absterben kann sie auch nie und selbst im niedrigsten Geschwindigkeitsbereich ist das Fahren ein Genuß. Eher kein Genuß sind langweilige Verbindungsetappen. Irgendwie merkt man schon im Sattel, dass langes Geradeausfahren auf Feldwegen den Akku im Nu aussaugt und es kommt einfach keine Stimmung auf. Da ist eine EXC oder natürlich eine Benziner Freeride viel angenehmer.

Reichweite? Ladezeit?

Bei Diskussionen mit Menschen welche die Freeride E-XC noch nicht gefahren sind, taucht immer zuerst das Thema Reichweite und Ladezeit auf. Komischerweise hab ich mich im Betrieb damit überhaupt nicht beschäftigt. Der Akku war immer voll wenn ich fahren wollte und er hielt immer länger als gerade Zeit hatte. Die E-XC ist meine Maschine für die flinke Runde nach Feierabend. Für das harte Dreistunden Training in Nagycenk wird die EXC 450 eingeladen. Dort würde eine E-XC vermutlich nicht ganz so viel Freude machen. Für den Reserveakku braucht man ein Stromaggregat und aus dem unkomplizierten Motorrad wird plötzlich eine Spaßbremse.

Bei Gesprächen mit Händlern hört man die unterschiedlichsten Geschichten. Einige E-XCs wurden schon verkauft und die Anwendungsfälle erinnern alle ein wenig an die oben skizzierten Szenarien. Also niemand nimmt die Freeride E zum "normalen" Endurofahren. Sie ist immer das spaßige Zweitgerät für ganz besondere Fälle. Sie ermöglicht das Hobby Endurofahren auch in kleinsten Zeitfenstern zu genießen und ist technisch auf einem richtig hohen Niveau.

Wir bleiben dran und werden weiter von den Erlebnissen berichten.

Fazit: KTM Freeride E-XC 2015

Unkompliziertes und gut gelungendes Enduromotorrad. Technisch wirkt das gesamte Paket hochwertig und ausgereift. Man fährt plötzlich wieder viel öfters Enduro - die E-XC ist einfach immer zur Stelle. Bitte aber keinesfalls als klassische Enduro betrachten. Sie kann eine Benzinenduro nicht ersetzen, sondern ist eher ein zugegebenermaßen hochpreisiges Zweitgerät.


  • hohes Drehmoment vom Stand weg
  • unkompliziert in der Handhabung
  • flüsterleise
  • hohe Regelgüte - weit besser als bei Elektrorollern aus China
  • perfekt im engen Gelände bei niedrigen Geschwindkeiten
  • Hohe Traktion am Steilhang
  • schwache Hinterbremse
  • hoher Preis
  • lange Verbindungsetappen sind nicht ihre Stärke

Bericht vom 21.03.2015 | 97.507 Aufrufe

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