MotoGP Honda Test 2003

ZONKOs Corner: Tagebuch des Amtlichen Herbrenners.
Repsol
 

Repsol Honda MotoGP-Test 2004 - oder doch 2003?

 

Heute beim Frühstück erinnerte ich mich an meinen Test der Valentino-Repsol -Honda und musste augenblicklich den Kaffee zur Seite stellen, weil mein Puls mörderisch in die Höhe fuhr. Es war wirklich mörder damals. Quasi Himmel und Hölle zugleich. Der Doktor hatte mit der konkurrenzlos guten RC211V soeben den Weltmeistertitel in der Königsklasse fixiert, und ein paar auserwählte Journalisten und Rennfahrer durften seine 240 PS starke und 145 kg leichte Wahnsinnsmaschine mit dem V5 testfahren. Mental war ich perfekt vorbereitet und hatte einen klaren Plan: In den fünf Runden, die mir zur Verfügung stehen, lege ich um wie noch nie in meinem Leben zuvor. Der Gedanke dahinter war einfach und klar: Wenn eine Maschine die irren Manöver und Schräglagen der echten Helden locker wegsteckt, kann ein Nudel wie ich sie niemals in Bedrängnis bringen. Aufgeregt, aber auch mit einer großen Portion Zuversicht näherte ich mich der Box. Alles war im Rahmen, bis die Mechaniker des Doktors den V5 anwarfen. Der Motor startete mit einem derben Knall und brodelte unfassbar laut, wild und ungestüm vor sich hin. Was für ein markerschütternder Sound! Ich stand da wie angewurzelt. Stocksteif. Das änderte sich erst, als der Mechaniker den Gasgriff mit zwei Fingern berührte und kurze Zupfer in den Motor schickte. Das klang so unglaublich scharf und aggressiv, dass sich meine Stocksteife übergangslos in einen Fluchtreflex verwandelte. Ja, ich wollte mich wirklich auf der Stelle aus dem Staub machen. Die brüllende Repsol erschien mir wie ein wildes Tier, das mich augenblicklich fressen würde, wenn ich es wagte, sie zu besteigen. Ich hatte Angst, mörderische Angst. Und dann der Supergau: Zonko, are you ready? And dont forget: First gear up.

Sorry, Freunde, ich muss Katzenfutter kaufen. Morgen schildere ich euch die fünf Runden auf der Repsol. Die fünf besten Runden meines Lebens.
Bis bald! Lg Zonko


Repsol Honda MotoGP-Test 2003 - Teil 2

Heute hat mich Rudolph, der Barmherzige angerufen, und mich daran erinnert, dass der Test im November 2003 in Barcelona stattgefunden hat. Durchaus möglich, dass mir der große Lichtbild-Meister noch Fotos von damals liefern kann. Herrlich. Wird dann im dritten und letzten Teil dieser kleinen Serie kommen. Danke, Barmherziger!

Aber jetzt zu Rossis Weltmeistereisen:
So. „First gear up.“ Natürlich hatte ich Panik. Es gab ja vielerlei, das richtig daneben gehen konnte. Im umgekehrten Renngetriebe einmal bei ernsthafter Drehzahl einen Gang runter statt rauf schalten, hätte das göttliche V5-Triebwerk, das souverän die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, abstechen können. Da würde einem dann - sofern man den folgenden Sturz gehfähig überstand - nur mehr die Flucht über die Begrenzungszäune der Rennstrecke bleiben. Zurück in die Box wäre keine Option. Das war mir alles bewusst. Ungut war auch, dass ich keine Ahnung hatte, mit wie viel Drehzahl ich jetzt starten sollte. Ein Abwürgen des Motors beim Losfahren wäre eine unendliche Niederlage gewesen, ein Überschlag nach hinten aber auch. Also entschied ich mich, einfach ganz normal loszufahren. Als ob ich gerade in der Kalten Kuchl einen Topfenstrudel eingeworfen hätte. Und das funktionierte prächtig! Ich fuhr. Als ich dann aber in der Boxengasse etwas das Gas öffnete, erntete ich einen Druck, den ich bisher nur bei einer Tausender nahe des Vollgases kannte. Die fürchterlich brüllende, zornig heiser brodelnde Maschine stieg vorne auf. Vom Halbgas noch weit entfernt. Habedehre! Aber es gab kein Zurück mehr. Mit sehr sensibler, betont langsam agierender Gashand feuerte ich die Weltmeistermaschine vom Doktor hinaus auf die Gerade, schaltete im mittleren Drehzahlbereich und hatte trotz des unfassbar schnell aufgebauten Speeds kurz das Gefühl, dass eh alles leinwand wäre. Dann war plötzlich die erste scharfe Rechts da und damit mein erstes ernsthaftes Problem. Als ich nämlich den Carbon-Anker warf, von dem ich glaubte, dass er mich bei unsachgemäßer Bedienung augenblicklich köpfeln lassen würde, passierte nicht viel. Das bremste einfach nicht gut. Bei jeder serienmäßigen Tausender hätte man die Bremskraft bemängelt. Darum ging es jetzt aber nicht. Im Nachhinein ist mir klar, dass Carbon-Bremsen nur richtig funktionieren, wenn sie auf Temperatur gebracht werden, aber im Moment war ich einfach nur entsetzt. Verdammt, der Radius! Mir war der Eingangsspeed viel zu hoch, aber das Kiesbett war ein absolutes No-go. Blitzartig wurden die Ohren wahnsinnig heiß. Und dann passierte etwas Wunderbares: Ich hatte im Vorfeld ja sowieso den Plan gefasst, voll umzulegen, und tat das dann auch mit dem Mut der Verzweiflung. Eigentlich tat ich es nicht, sondern ich dachte es nur. Und augenblicklich fiel die Honda in eine mördertiefe Schräglage wie ein Fallbeil. Wahnsinn, unvorstellbar gut!

Teil 3 (der letzte) folgt dann am Montag. Wünsche euch allen ein mörderisches Wochenende.
Bis bald! Lg Zonko


http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/009472/honda_rc211v_23003_rossi.jpg

 

Text: Zonko
Foto:
Honda

Bericht vom 03.07.2014 | 15.996 Aufrufe

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