KTM RC390 Cup

Test der KTM RC 390 Cup Edition. Großer Motorsport!
 

Verkehrte Welt. Diesmal testen wir die Special Edition vor dem eigentlichen Serienmodell. Mit der RC 390 Cup von KTM wird der ADAC Junior Cup bestritten. NastyNils durfte das Motorrad bei einem exklusiven Test in Brünn mit ein paar Journalistenkollegen testen. Herrliche Duelle!


Eigentlich bin ich ein großer Freund von technischer Überlegenheit, wenn ich mit einem Motorrad auf der Rennstrecke unterwegs bin. Letzte Saison bestritt ich mit einer makellos aufgebauten und präzise frisierten 1000er Gixxer von Martin Bauer. Jedes Nudelauge könnte damit schnell fahren. Heuer warf ich eine 1290er Super Duke in den Ring. DER Henker am Kurvenausgang. Ausgerechnet meinen Lieblingsgegnern vom Reitwagen sollte ich nun auf ausgeglichenem Material gegenübertreten.



Serienmodell + Powerparts = Cup Edition

Die Cup Edition der KTM RC390 ist schnell erklärt. Man nehme ein Serienmotorrad eines relativ günstigen Motorrades für Nachwuchsfahrer in Stadt und Überland. Man demontiere unnützen Ballast wie ABS, Licht und Blinker sowie legaler Auspuffanlage. Am Ende spart man 9 Kilo und im Sturzfall ein paar Tausender. Zum Zug kommen auch ein einstellbares Fahrwerk und High-Grip Fußrasten. Das Fahrwerk wird zum einen aus Qualitätsgründen montiert, zum anderen aber auch aus Übungsgründen. Das Serienmodell hat kein voll einstellbares Fahrwerk, was aber für die feine Rennfahrerschule im ADAC Cup unbedingt nötig ist.


Kurveneingang: Arsch oder Held

Die Cup Edition wurde uns von KTM auch nicht irgendwo zur Verfügung gestellt, sondern ausgerechnet in Brünn während einer KTM TNT Veranstaltung. Man stieß uns in einen Käfig hungriger RC8 und SuperDuke Piloten und wünschte uns viel Spaß mit der 390er. Und schon nach wenigen Kurven war klar - am Kurveneingang entscheidet sich, ob Du zum Arsch oder Helden wirst.

Die RC390 definiert sich natürlich über Präzision und Leichtigkeit. Neben einer aktuellen Kollektion von 1000ern verkommt sie zum Boxengassenmoperl und kann am Kurvenausgang nicht viel ausrichten. Am Kurveneingang darfst Du mit der 390er keine Furcht und noch viel weniger Respekt zeigen. Voll übers Häfen musst Du die Innenlinie der großen Jungs kreuzen. Geht es gut - bist Du der Hero, räumst Du ab - bist Du der Arsch im Fahrerlager.


Die Duelle beginnen im Fahrerlage

Bei uns ging zum Glück alles gut. Berzerk vom Reitwagen eröffnete das Duell bereits vor dem Aufsteigen aufs Motorrad. "Vorsicht auf die Reifen, die gehen vorne ansatzlos weg", war nur ein kleiner Auszug aus einem 1x1 der psychologischen Kriegsführung. Ähnlich gnadenlos ging es schon an der Boxengassenausfahrt weiter. Die Metzeler Sportec M5 hatten an diesem Tag nicht wirklich Bedarf nach "Warmfahren" - der Asphalt hatte über 50 Grad. Also wurde ab der ersten Kurven mächtig eingeschenkt. Minimum 100 Kilo auf 1,90 Meter vor Dir auf der 390er im radikalen knocking-on-heavens-door Modus sind schwer zu verkraften - vor allem für die Lachmuskeln. Doch ich lauerte auf meine Chance.


Alltagsbike um wenig Geld? Rennmaschine!

Im Sattel der 390er genoss ich die Vorzüge von dem beeindruckenden Motorrad. Es war klarerweise unglaublich handlich, aber auf der anderen Seite auch präzise und sehr stabil. Der anvisierte Radius wurde wie mit dem Zirkel gezogen ausgefahren und der Speed in feinsten Schritten mit dem Gasgriff eingestellt. Direkter und ehrlicher bin ich noch nie Motorrad gefahren. Jeder Fehler wurde gnadenlos mit Durchreichungen abgestraft, jeder Geniestreich brachte einige Meter. Man kämpft intensiver in jeder Kurve, im Wissen, dass verlorene Zeit kaum wieder gutzumachen ist. Sensationell auch das Gefühl für das Traktionsniveau und den Grip am Hinterrad. Durch das beherrschbare Drehmoment kann man das Komplettpaket ungefährlich ans Limit tasten. Rutscher kündigten sich mit einem sanften Rubbeln an und wurden leicht wieder eingefangen.



Geschmeidig wie eine Wildkatze

Wobei die Rutscher am Hinterrad vor allem dann für Angstschweiß sorgten, wenn der Pilot sich einen herben Schnitzer erlaubte. Anders als bei dicken 1000ern oder auch der SuperDuke spielt der Pilot hier im Gesamtgewicht DIE wesentliche Rolle. In der Wechselkurve vor Start-Ziel wuchtete ich mich zu impulsiv vom linken in den rechten Hangoff und entlastete durch diese rasche Gewichtsverlagerung das Hinterrad zu stark. Doch ich lernte schnell und glitt danach wie eine geschmeidige Wildkatze über Sattel und Tank der RC390. Sehr positiv viel dabei auch der perfekte Druck auf den Fußrasten auf. Ich hatte quasi nie nennenswerten Druck am Sitzpolster sondern war ständig auf den Rasten unterwegs. Kauernd hinter der Verkleidung fühlte ich mich wie ein Moto3 Racer und zirkelte um die weniger Geübten Fahrer auf ihren Superbikes. 


Volle Überwindung am Kurveneingang 

Mir war nach 3 Runden auch klar, wo ich mir den geschätzten Berzerk greifen werde. Der starke Mann hat schätzungweise 30 Kilo mehr am Buckel und hat den CW-Wert eines LKWs. Auf der Zielgeraden wird er zum Opfer werden, rechnete ich und hängte mich in den Windschatten. Doch das Duell in die schnelle Kurve nach der Zielgeraden wird erbarmungslos werden. Ich scherte aus, ging vorbei und musste mich am Kurveneingang dann ärger überwinden als zuletzt vor knapp 25 Jahren. Damals als ich die ultrascharfe Jasmin am Campingplatz fragte ob sie mit mir gehen wollte. Sie sagte "JA", servierte mich aber 2 Wochen später wegen eines Typen ab der bereits ein Moped hatte. Damals wurde natürlich auch der Grundstein für meine Zweiradkarriere gelegt. Auch jetzt war die Überwindung irre doch mit Happy-End für mich. Der Speed wirkte geradezu infernalisch, das zierliche Wesen von Motorrad bog in den Radius, zog tapfer seine Spur am Asphalt und ich weniger tapfer eine Spur ins Lederkombi. Doch die Sache ging gut und ich ließ die kleine Kante hinauf auf den Berg schreien. Mir war klar, dass ich auch hier am Bergaufstück einen großen Vorteil genieße und nur noch diese eine Kurve hier als erstes abbiegen muss. Dann ist sein Windschatten dahin und der Triumph ist mein. "Einmal noch Überwindung am Kurveneingang", dachte ich und legte wieder überaus furchtlos um. Die folgende Rechtskurve gelingt mit der präzisen Rennmaschine ohnehin makellos. Ich könnte gefühlt auf einer 50cm breiten Strecke unterwegs sein, ohne beim Speed zurückstecken zu müssen. Diese Präzision und diesen Kurvenspeed ums kleine Geld - großartig!



Für Kenner der wahren Linie

Die anschließenden Verbalduelle im Fahrerlager waren natürlich von ebensolcher Euphorie gezeichnet. Pläne für den Kauf einer solchen Spaßmaschine wurden geschmiedet und man war sich einig: So machen Rennstreckenduelle einfach richtig Spaß. Aus irgendeinem Grund fühlt man sich auf diesen leichten Motorrädern unverwundbar und immer Herr der Lage, auch wenn sie optisch und technisch richtige und vollwertige Rennmaschinen waren. Das Fahrwerk ist in der Cup-Edition voll einstellbar, die Verkleidung, das Chassis und die Fußrasten wirken hochwertig der Motor und das Getriebe ertragen die Peinigung in Brünn problemlos. Für mich, aber bestimmt für viele andere Bürosesselfurzer auch, eine wesentlich bessere Lösung als irgendeine spaßige aber anfällige 2-Takt-Rakete. Die 390er von KTM ist ein ganz normales Motorrad mit normalen Serviceintervallen, Einspritzung und bekannter Technik aber mit einer Extraportion Euphorie und Fahrspaß. Kaufen werden sie jene Motorradfahrer die streng rechnen und wissen dass hier das Motorrad, die Reifen, das Service und das Stürzen billiger sind als sonst wo. Oder jene Piloten mit Geld wie Heu die in der Garage bereits alle Statussymbole platziert haben und die RC390 als Ritterschlag fürs Fahrerlager benötigen. Wer sie fährt gilt als Kenner der wahren Linie, als Meister des späten Bremspunktes und als ehrlicher und begnadeter Motorsportler. Meine Frau wird bestimmt Verständnis dafür haben. 







Text:NastyNils
Fotos:fotorejda.com

 

Fazit: KTM RC 390 2014

Das KTM RC390 Cup Modell ist eine wahrer Spielspaß für jedermann. Das Motorrad reagiert äußerst sensibel auf jegliches Fahrverhalten des Fahrers, ermöglicht ihm Herr der Lage zu sein und lässt ihn effizient seine Rennskills unter Beweis stellen.


  • Unglaublich handlich
  • präzise
  • sehr stabil
  • Fahrwerk bei der Cup-Edition voll einstellbar
  • starker Motor.
  • Serienmodell hat kein voll einstellbares Fahrwerk.

Bericht vom 14.06.2014 | 14.490 Aufrufe

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