S1000R vs Superduke

BMW S 1000 R gegen KTM 1290 Super Duke R auf der Rennstrecke.
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Heavy chase.
 

BMW S 1000 R vs. KTM 1290 Super Duke R Rennstrecke

 

Die Unbesiegbare schwer getroffen? Die Bayern bombardieren die überirdische Allmachts-Aura der Super Duke R.

 

Sobald die ersten obskuren Videoaufnahmen und erschreckenden Tonspuren der neuen 1290 Super Duke R im Netz auftauchten, war uns klar, dass das 180 PS starke V2-Biest der Endgegner für alle 2014 existierenden Nakedbikes werden würde. KTM inszenierte seinen Frankenstein, aus Superbike-, Supermoto- und Nakedbike-Elementen zusammengesetzt, wie einen Hollywood-Blockbuster zum nicht totzukriegenden Weltuntergangsthema. Es wäre kein Fehler, Angst vor diesem Motorrad zu haben, schien die Botschaft dahinter zu sein. Nachdem sogar KTM in den letzten Jahren etwas an der selbst proklamierten Kompromisslosigkeit eingebüßt hat, erwarteten wir endlich wieder ein ausgezucktes Viech, das wenig Rücksicht auf seinen Fahrer nimmt, schließlich wurde er vorher gewarnt.

Doch auch ein Monster geht nicht mehr ohne Ride-by-Wire, Fahrmodi, ABS und Traktionskontrolle aus dem Haus und zeigt selbst im täglichen Umgang beste Manieren in Ansprechverhalten und Motorlauf. Und eine Wheelie-Control wäre in einer KTM vor ein paar Jahren noch so undenkbar gewesen wie Weihwasser und Spaghetti aglio e olio am Speiseplan von Graf D.

   


Duell der Fahrassistenzsysteme?



Doch Zeiten ändern sich und mit ihnen die Motorräder. Der von Politik, Versicherungen und deren Interessensvertretungen forcierte und kontrollierte Sicherheitsgedanke ist heute stärker ausgeprägt als das Vertrauen in uns und (vor allem) andere, die Grenzen selbst ausloten zu können und innerhalb dieser Grenzen aktiv und eigenverantwortlich unser Leben zu leben. So gesehen stellt sich die Frage, ob beim Vergleich von Super Duke und S 1000 R wirklich Fahrer und Mechanik, oder nur Fahrassistenzsysteme gegeneinander antreten.

Was bis vor Kurzem noch drohte, dem Spaß am (sportlichen) Motorradfahren endgültig den Gar aus zu machen, scheint jetzt der einzig sinnvolle Fortschritt der gegenwärtigen technischen Entwicklung zu sein. Die Sicherheitssysteme wurden gerade von Marken wie BMW und KTM intensiv auf das Ziel hin entwickelt, die Performance und Dynamik eines Motorrades zu verbessern und den Fahrer zu unterstützen statt zu entmündigen. In Brünn wurden im 1:1 Duell trotzdem große Unterschiede deutlich.

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Sieht komisch aus, fetzt aber so.


kotKots Meinung zur BMW S 1000 R: Was mir im Straßenvergleich noch unangenehm auffiel und mich daran zweifeln ließ, dass ich die S 1000 R länger als eine Testperiode (2 Wochen) aushalten würde, war auf der Rennstrecke kein Thema mehr. Der laute (Akrapovic) Auspuff, der raue Motorlauf in niedrigen Gängen und Drehzahlen und der supersportlich-spitze Kniewinkel fanden sich in jenem Umfeld wieder, aus dem heraus sie geboren wurden. Inmitten zusammengebastelter Rennstreckenumbauten und mittelalter(licher) Allerweltsmopetten stört man sich nicht einmal mehr an ihrem asymmetrischen Äußeren; in Comics werden so die hässlichen Bösewichte dargestellt, indem man ihnen unsympathisch-unnatürliche Proportionen verleiht. Die Performance der BMW entsprach aber eher der einer Superheldin, die mich vom sicheren Untergang rettete. Ich habe genug Erfahrung, um zu wissen, wann nicht ich, sondern das Motorrad einen Sturz verhindert. Und das war im Zweikampf mit NastyNils einige Male der Fall. Gut, so konnte ich wenigstens am eigenen Leib erfahren, was das Motorrad und seine Technik können. ABS und DDC fingen sogar eine heftige Schreckbremsung beim Einlenken in die 9er Kurve ab die R trat wie ein Rodeo-Stier hinten kurz aus - was mir die Möglichkeit gab, Nils auf der Super Duke und gleich ein paar andere Teilnehmer als Sicherheitspolster innen zu überholen.
Das elektronische Fahrwerk hat mir beim Test der HP4 in Jerez den Glauben an echten Fortschritt zurückgegeben. Seither bin ich der Überzeugung, dass die Elektronik Fahrer auf meinem Niveau um mehrere Sekunden schneller machen kann, je nach Rennstrecke. IDM Meister Markus Reiterberger sprach davon, die Traktionskontrolle möglichst zu reduzieren, um richtig schnell fahren zu können. Da ist halt viel im Fahrer, das nicht in mir ist. Aber es ist ja in der S 1000 R, vorausgesetzt entsprechend ausgestattet, und es fasziniert mich beim Schreiben dieser Zeilen immer noch wie das Wunder des Lebens selbst. Präzise, linientreu, stabil, sicher und sauschnell. Genau, was ein Motorrad auf der Rennstrecke braucht, da kann es noch so komisch aussehen. http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/010872/bmw_s1000r_kawasaki_z1000_action_14.jpg

Für faule Schrauber und 1000PSler.


Nils Meinung zur BMW S 1000 R: Die S1000R überraschte mich in Brünn nur auf den ersten Blick. Bei genauerem Nachdanken war klar, dass die nackte Bayrische hier super funktionieren MUSS. Das Chassis ist einem Supersportler näher als einem klassischen Nakedbike. Dadurch punktet sie vor allem in den weiten und schnellen Radien mit Stabilität, Präzision und hohem Kurvenspeed. Auf der Strecke konnte ich auch kaum glauben, dass hier tatsächlich nur 160 Pferde an der Kette ziehen. Die BMW fühlte sich unglaublich stark und schnell an. Die S1000R kann mit den elektronischen Features bei einem schlampigen Testaufbau bei 1000PS - schnell draufsetzen, losfahren, einschenken - ebenso punkten wie bei faulen Schraubern. Dank des dynamischen Fahrwerkes muss man sich über die Fahrwerksabstimmung bis zu einem gewissen Niveau erstmal keine Sorgen machen. Sie fährt sofort einfach und schnell.
Als Sahnehäubchen dann noch die tolle Getriebeabstimmung in Kombination mit dem perfekten Schaltassistenten und schon schafft es die S1000R ihre 160 Pferde punktgenau und zu 100% in Beschleunigung umzusetzen. Echte Schwächen hat sie keine. Hektische Linienkorrekturen beim Zweikampf sind aufgrund der integrierten Sitzposition nicht ganz ihre Stärke. Und je länger wir mit ihr zu tun haben, desto mehr sind wir der Meinung, dass ihre Optik schlicht und ergreifend um 200% zu zurückhaltend ist. Aber Bescheidenheit ist ja bekanntlich auch eine Stärke. http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/010873/bmw_s1000r_kawasaki_z1000_details_10.jpg

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Nicht nur wir fühlen uns auf der S 1000 R unstürzbar. Seit Jahrzehnten beschäftigt sich BMW mit dem Thema Sicherheit am Motorrad. Als man begann, das Thema mit Supersport-Performance zu verheiraten, setzte das die längst notwendige Evolution in Gang.

Unbequem und unruhig. Aber Tonnen an Druck.


kotKots Meinung zur KTM 1290 Super Duke R: Dass sie mir von Anfang an nicht sooo sympathisch war, habe ich so gut es ging versucht, zu ignorieren. Ich war immer ein Fan der großen Supermotos von KTM, die Super Duke war noch nie meine Favoritin. Allerdings gab es bis zum heutigen Tag kein Nakedbike, das mit 120 PS soviel Aufregung und Action erzeugen kann, wie die Super Herzogin aus Mattighofen. Mir war sie immer etwas zu unruhig und das ist bei der neuen nicht anders. Obwohl man im Klassenvergleich nicht am höchsten sitzt, fühlt man sich wie auf einer Enduro. Auch das Sitzpolster selbst ist sehr hart und an den Seiten beinahe scharfkantig abgeschrägt, was ich mir auf Dauer nicht besonders bequem vorstelle. Vor der Saison hieß es, die S 1000 R würde die Einzige sein, die der Super Duke die Stirn bieten kann. Ich würde das eher umgekehrt formulieren.

Der weite Kurs in Brünn kam sicher den Qualitäten der BMW entgegen, die KTM konnte den Drehmoment-Trumpf nicht spielentscheidend einsetzen und blieb in den schnellen Kurven nicht stabil genug. Die elektronischen Helferlein funktionierten in der deutschen Interpretation noch etwas präziser und entschärften die heiklen Momente am Kurvenein- und-ausgang.

Wieso die Super Duke trotz 20 PS mehr am Papier der S 1000 R auf den Geraden nicht davonziehen konnte, verraten die Leistungsdiagramme in der Zeitschrift Motorrad. Dort bleiben nur noch 4 PS Vorsprung übrig, dafür liegen zwischen den Drehmoment-Gebirgen Welten. Was der V2 an Nm-Massen auftürmt, ist unvorstellbar. Ich gehe deshalb davon aus, dass die Sache am Pannoniaring eine ganz andere sein wird. Denn Handling und Korrekturmöglichkeit sind die großen Stärken der Super Duke - neben ihrer Stärke.

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Näher am Supermoto als am Supersport.


Nils Meinung zur KTM 1290 Super Duke R: Es gibt kein Motorrad das für heuer so im Fokus steht wie die Super Duke. Sie legte die Latte hoch und war für uns die uneinholbare Referenz im Nakedbike Segment. Schön, dass sie nun einen würdigen Gegner gefunden hat. In Brünn konnte die Super Duke nicht alle Stärken perfekt in Szene setzen. Die Strecke dort ist ja flüssig und bietet eher weite Radien. Ihr wuchtiges Drehmoment genießt man aber vor allem dann, wenn die Schaltpunkte schlampig gesetzt wurden und man schlecht positioniert aus blinden Ecken feuern muss. Sie war immer dann unglaublich schnell, wenn wir beim Überholen oder Überrunden die Ideallinie verlassen mussten und von hoffnungsloser Position aus die 1.300 ccm in den Asphalt drückten. Auch die Linienkorrektur gelingt durch die aktive Sitzposition sehr gut. Sie ist in Wahrheit einer großen Supermoto näher als einem Supersportler. In den langen Kehren war das nicht immer von Vorteil. Dort wäre mehr Stabilität und Präzision von Vorteil gewesen.
Wir freuen uns auch schon auf eine funktionierende Lösung beim Schaltassistenten aus dem Powerparts Programm und auf sportlichere Pneus. Der Sportsmart2 von Dunlop ist gut auf der Straße, aber auf der Rennstrecke kommt man am Kurvenausgang viel zu schnell an seine Grenzen. Wunderbar aber die Beschleunigungsduelle aus den Kehren gegen die Supersportfraktion. Mit Blinker, Taferl und entspannter Sitzposition kann man mit diesem Motorrad die gebückte Fraktion zur Weißglut bringen. Für den nächsten Rennstreckeneinsatz wechseln wir die Reifen und montieren andere Fußrasten, denn die Schräglagenfreiheit war uns auch etwas zu knapp für Brünn. http://www.motorrad-bilder.at/slideshows/291/010872/bmw_s1000r_kawasaki_z1000_action_7.jpg

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Eigentlich müsste KTM auf möglichst viel Elektronik verzichten, stattdessen wird viel Entwicklungsarbeit investiert, um einen Vorsprung herauszufahren, siehe Kurven ABS (MSC). Die Option, alle Systeme abzuschalten, darf aber niemals sterben.

Interessante Links:

Text: kot / NastyNils
Fotos:
Fotorejda, 1000PS

Fazit: KTM 1290 Super Duke R 2014

Bei all der Power und den harten "Beast-Videos" von KTM ist dieses PS-Monster tatsächlich ein 100% alltagstaugliches Motorrad für Touren oder dem Weg zur Arbeit.


  • präzises Handling
  • Traktionskontrolle
  • mächtiger Motor
  • hoher Preis

Fazit: BMW S 1000 R 2014

Sterile Perfektion - zum Glück aber auch Charakter! Eine würdige S 1000 RR Schwester.


  • Top Fahrwerk
  • ABS / DTC / DDC arbeiten einwandfrei
  • Preis / Leistung unschlagbar
  • Nix

Bericht vom 18.04.2014 | 13.891 Aufrufe

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