Kymco G-Dink 300i

Noch nie war der Unterschied zwischen Optik und Obolus so groß. Geiles Dink!
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Kymco G-Dink 300i

Das Dink aus einer anderen Welt hat uns infiziert. Toproller aus Taiwan mit überirdischem Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

Zugegeben, ich hatte nicht allzu viel erwartet, ich wollte einfach nur heim. Nachdem mich meine Frau vier Mal versetzt hatte, um mir schließlich um 19:30 Uhr mitzuteilen, dass sie mich doch nicht vom Büro abholen könne, weil sie mit dem Chef noch auf ein Bier gehen müsse, durfte ich mich selbst um den Transport von Wiener Neustadt nach Eisenstadt kümmern. Ein eigenes Auto besitze ich zum Glück nicht. Nun darf man sich den Fuhrpark von 1000PS im Hinterhof eines Taxiunternehms nicht wie die geflieste Traumgarage des Schwultans von Brunei vorstellen. Hin und wieder findet zwar das eine oder andere Schmankerl seinen Weg in die Redaktion, aber der Durchschnitt über die gesamte Saison zeichnet ein eher bescheidenes Bild eines gewöhnlichen, trockenen Alltagsjobs.

Es boten sich mir folgende Möglichkeiten, in Attraktivität und Spaßfaktor irgendwo zwischen Busfahren und Zufußgehen einzuordnen. Kymco Like 125, Honda SH150i, Kymco G-Dink 300i und eine Royal Enfield Bullet 500. Normalerweise würde ich keine Sekunde überlegen und sofort zum Motorrad greifen, aber bei 28 PS auf 200 kg wäre wahrscheinlich sogar dem Uropa vor 80 Jahren das Gesicht eingeschlafen. Lieber wollte ich auf Leistung verzichten und den Komfort eines Rollers genießen.

Kymco G-Dink 300i
Kymco G-Dink 300i

Grand Dink wird G-Dink und völlig neu.

Da ich ein Mensch bin, der mit großen Assortiments ohnehin seine Probleme hat und sogar im Konsum der Deutschen Demokratischen Republik mit Entscheidungsschwierigkeiten zu kämpfen gehabt hätte, brauchte ich ein paar Minuten, in denen ich erstmals gespürt habe, was "Qual der Wahl" wirklich bedeutet. Da ich von oben herab auf das seltsame Quartett hinunter sah - bildlich wie auch wörtlich -, erkannte ich nicht sofort, welch feuriges Gestüt sich in seiner Reihe befand. Das wird doch nicht der G-Dink sein, vormals Grand Dink genannt, den ich bisher nicht nur ob seines seltsamen, etwas ulkigen Namens komisch fand. Vorne schwungvoll, hinten bieder und diese übergroßen Spiegelohren!

Als hätte er ein paar Generationen und Evolutionsstufen übersprungen, ist der G-Dink 300i plötzlich ein im Rollersegment außergewöhnlich modernes und scharfes Teil geworden, aggressiv gezeichnet und mit sehr sportlichem Anspruch in Form und Funktion. In rot/schwarz wirkt er natürlich am stärksten und erinnert in manchen Details sogar an italienische Sportwagen. Dieser Eindruck erhärtet sich, wenn man erstmal auf der dynamisch geschwungenen Sitzbank Platz genommen hat.

Galerie Kymco G-Dink 300i

Kymco G-Dink 300i
Zweckmäßige Tachoeinheit und ein extra dunkles Windschild.
Kymco G-Dink 300i
Die Sitzbank ist von der harten Sorte, das Fahrwerk von der noch härteren, also nichts für Weicheier, im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat nichts mit einem Raumgleiter wie einem Honda SW-T600 oder einem Suzuki Burgman 650 zu tun. Hier steht eindeutig die Performance im Vordergrund, obwohl man grundsätzlich nicht schlecht sitzt. Der Fahrer profitiert von der anatomischen Form, die der eines Sportsitzes ähnlich ist und der Beifahrer von einer Rückenlehne und massiven Haltegriffen. Unregelmäßigkeiten im Straßenbild werden allerdings weniger vom Fahrwerk, als von den Bandscheiben verarbeitet. Kymco G-Dink 300i
Handschuhfach, Tankklappe und Hakerl für's Sackerl.

23 PS, Topspeed 150 km/h.

Bei einem Roller vergehen zwischen dem Anstarten und dem ersten Vollgas ca. 1,1 Sekunden. Kein Auskuppeln, kein Gangeinlegen, kein Einkuppeln, kein Gasdosieren. Umdrehen und los. Solcherlei Kleinigkeiten machen diese Dinger so unkompliziert. Da der Fahrer keinerlei Einfluss auf die Beschleunigung eines Rollers mit CVT-Getriebe nehmen kann, außer durch sein Körpergewicht, lassen sich die Werte verschiedener Modelle sehr gut vergleichen. Die Referenz markiert der Honda SH300i, dessen 279 Kubik Einzylinder 27 PS und 26,5 Nm leistet. Als zweites Konkurrenzmodell möchte ich die Vespa GTS 300ie anführen, da ihr Test bei unseren Lesern und Sehern auf das bisher größte Interesse zum Thema Roller stieß. Vespa legt in oberflächlicher Tradition mehr Wert auf das Äußere, ist mit 21,5 PS und 22,3 Nm aber immer noch gut dabei.

Der G-Dink holt aus nur 270,6 Kubik glatte 23 PS und ein Drehmoment von 22,9 Nm. Leider ist er auch ein bisschen schwerer als die beiden anderen, sogar der Honda mit C-ABS ist noch um 3 Kilo leichter als der 173 Kilo Dink. Mit der Vespa dürfte er sich deshalb ein sehr enges Duell liefern, der SH bleibt weiter ungeschlagen. 150 km/h Topspeed mit etwas Rückenwind reichen aber für mittlere Überlandfahrten locker aus. Enttäuschend ist erneut der Druck aus dem Stand, es bleibt ein Rätsel wieso man hier soviel Energie ins Nichts fahren läßt.

Kymco G-Dink 300i
Massive Haltegriffe und eine Rückenlehne für den Beifahrer (oben). Helm passt nur einer und auch nur ein kleiner (unten).
Kymco G-Dink 300i
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Schuhe haben's schön. So ein sauber verarbeiteter Fußraum ist bei einem Roller selten.
Rutschfester Gummi hält die Füße am Platz.

Ein Roller, der alles hat. Nur keinen hohen Preis.

Erstmal in Fahrt bewegt sich der G-Dink leichtfüßig, beim Einlenken aber etwas kippelig. Dies dürfte auf die Reifen der Marke Maxxis zurückzuführen sein. Vielleicht ergibt sich für uns ja noch die Möglichkeit, diesen Roller mit einem gängigeren Reifen noch einmal probezufahren, um hierzu eine klare Aussage treffen zu können. Man gewöhnt sich natürlich auch daran, aber anfangs sorgt die Nervosität in Schräglage für etwas Unsicherheit beim Fahrer. Dessen Feingefühl ist auch beim Bremsen gefragt, denn der G-Dink muss ohne ABS auskommen, dafür sprechen die beiden Bremsen gut an und verzögern so, wie man es wünscht. Da kommt der Spaßfaktor nicht zu kurz.

Insgesamt ist der G-Dink 300i ein sauber verarbeiteter Roller mit hochwertiger Overflächenanmutung, modern in der Gestaltung und in einigen Details (so schnellen z.B. die Beifahrer-Fußrasten auf Knopfdruck heraus, siehe Video). Leistung und Bremsen sind auf dem Niveau der Konkurrenz, doch um seinen sensationellen Preis möglich zu machen, muss Kymco Abstriche beim Fahrwerk machen und verzichtet auf ein ABS. Und so sind wir beim stärksten Argument für den G-Dink angelangt. Für lächerliche 3.999 Euro wechselt er derzeit in Österreich den Besitzer. Das kann sich sogar ein 1000PS Mitarbeiter irgendwann leisten. Honda und Vespa verlangen empfindlich mehr, der SH300i hat derzeit durch den Aktionspreis von 4.990 € (statt 5.790!) einen kleinen Vorteil. Immer noch viel Holz. In Zukunft wird mir die Wahl nicht mehr schwer fallen.


Interessante Links:

Text: kot
Fotos:
KuK

Fazit: Kymco G-Dink 300i 2013

Insgesamt ist der G-Dink 300i ein sauber verarbeiteter Roller mit hochwertiger Oberflächenanmutung, modern in der Gestaltung und in einigen Details. Auch der Preis überzeugt.


  • Komfort geboten
  • modernes Konzept
  • gute Performance
  • kein ABS - aber optimale Bremsen
  • niedriger Preis.
  • Harter Sitz
  • Kompliziertes Fahrwerk
  • hohes Gewicht
  • Leistung auf dem Niveau der Konkurrenz.

Bericht vom 08.06.2013 | 22.629 Aufrufe

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