Pirelli Sportreifen

Pirelli Supercorsa SP, SC und Superbike im Vergleich. Wer braucht welchen Pneu?

 

Pirelli Diablo SP, SC und Superbike Vergleich

Von der Superbike WM bis aufs Stilfser Joch. Irre Palette.

 

Kürzlich schickte mich meine Frau in den Supermarkt. "Joghurt" stand am Einkaufszettel - neben den Klassikern Wurst, Käse und Brot. Doch die Sache mit dem Joghurt war gefinkelt. Mager oder Fett. Soja, Kuhmilch oder von der Ziege. Dann gab es noch diverse Geschmacksrichtungen sowie BIO und super Premium. Ich scheiterte kläglich und kaufte 3 Sorten - alle waren falsch. Ähnlich muss es dem nur oberflächlich informierten Reifenkunden bei der Pirelli Palette gehen. Denn alleine für sportliche Piloten welche gerne auch die Rennstrecke besuchen ist die Auswahl gigantisch. Zur Auswahl stehen grundsätzlich mal straßenzugelassen Reifen und Slicks. Jeweils natürlich unterschiedliche Versionen und Mischungen. Zum Einsatz kommen die Teile auf der Rennstrecke oder von qualitäts- und speedbewussten Verbrauchern am Stilfser Joch. Im 1000PS Vergleich probierten NastyNils und unser 1000PS Haus- und Hofstaatsmeister Klaus Gramer die Pirelli Diablo Palette aus.
Heißen wir sie also zuerst mal herzlich willkommen in der Welt von "Diablo". Diese Submarke von Pirelli profitiert enorm von der Entwicklung in der Superbike WM. Dort ist der Spielplatz der Pirelli Techniker, dort wird das gefahren was wir nächste Saison zu kaufen kriegen. Teilweise wirklich die gleichen Reifen, teilweise einzelne technologische Komponenten daraus.

  • Diablo Superbike - Hier im 1000PS Test. NHS (not for Highway service) also nur für die Rennstrecke. Der reinrassige Racingslick. Steht in mehreren Mischungen vom weichen "SC0" bis zum "SC2" zur Verfügung.
  • Diablo Superbike PRO - Ein Reifen mit Slickoptik aber mit pflegeleichten Charaktereigenschaften. Muss nicht mit Reifenwärmern verwendet werden. Vergleichbar mit dem Supercorsa SP - aber eben ohne Profil. NICHT im 1000PS Test.
  • Diablo Supercorsa SC - Hier im 1000PS Test. Straßenzugelassener Supersportreifen von der 600er bis zur 1000er. Offen gesagt aber ein reiner Racingpneu.
  • Diablo Supercorsa SP - Die sportliche Speerspitze der Straßenreifen von Pirelli. Ebenfalls hier im 1000PS Test.

Hier findest du Pirelli Reifen für deinen Supersportler

Testvideo zu den Pirelli Supersport Reifen mit Nasty Nils und Klaus Grammer

Pirelli Diablo Supercorsa SP
Der Pirelli Diablo Supercorsa SP ist der sportlichste Straßenreifen bzw. kann man fast schon sagen der mildeste Racingpneu aus dem Hause Pirelli. Serienmäßig montiert ist er zum Beispiel auf Edelrennern wie der Triumph Daytona 675 R und basiert auf dem beliebten Supercorsa Supersportreifen. Auf der Straße kann er alles, solange die Temperaturen nicht zu tief und das Wetter zu übel wird. Heftige Sommertouren nach Südtirol sind sein Heimrevier und da wird es vermutlich keinen besseren Pneu geben. Doch was kann er auf der Rennstrecke?
Ohne direkten Vergleich mit anderen Reifen hat Martin Bauer bei unserer letzten Gripparty am Pannoniaring schon gezeigt was möglich ist und fuhr mit der Öhlins ZX-10R 2:05er Zeiten - mit viel Show und einigen Wheelys.


Video zum Husarenritt hier: Kawasaki ZX-10R Öhlins Onboard @ Pannoniaring

Diesmal fuhren wir den Supercorsa SP im direkten Vergleich mit den Racingpneus von Pirelli. Der Straßenreifen kam auf unsere GSX-R 1000 Rennmaschine und unser Haus- und Hof Staatsmeister Grammer drehte am Gas.

Der SP bot ein erstaunliches Traktionslimit. Nur in Extremsituationen, also z.B. dort wo man im 2er aus der Kurve hämmert kann man als Hobbyfahrer das Limit erfahren. Bei den gemäßigten Temperaturen hielt der Reifen die halben Stunden-Turns locker durch.
Die Stabilität vom Pneu war top, die Eigendämpfung wie bei Pirelli üblich ebenfalls schwer in Ordnung und man begann sich die Frage zu stellen wie man diesen Reifen hier heute noch zwei mal toppen kann?

Zwei Stunden später war klar, mit den Supersportpneus Supercorsa fuhren sowohl Grammer als auch NastyNils je ca. 2 Sekunden schneller als mit dem SP. Das ist offen gesagt nicht viel Defizit für einen sportlichen Straßenreifen. Für Tagesgäste auf der Rennstrecke ist der SP somit eine grandiose Wahl. Die Laufleistung ist höher als bei den Racingpneus und erst ab einem Rundenzeitenniveau ab ca. 2:12 am Pannoniaring kann man die Vorteile der noch sportlicheren Pneus genießen.

Zur Ehrenrettung von der harten Racingware muss man jedoch sagen, dass dann im Juni, Juli und August bei 30 Grad Außentemperatur der "SP" früher an seine Grenzen kommen wird und man auch als Hobbyfahrer die Notwendigkeit hat zum "SC" oder zum Superbike zu greifen. Ein großes Plus jedoch für den "SP" - Reifenwärmer kann man, muss man jedoch im Gegensatz zu den Racingpneus nicht verwenden.

Luftdruck beim Test: 2.0 vorne, 1.6 hinten


Rauchende Köpfe beim Berichtschreiben. Grammer Klaus(li.) NastyNils(re.) (Foto links)

Pirelli Diablo Supercorsa SC

Die SC Profilreifen von Pirelli wurden für 2013 kräftig erneuert. Der Vorderreifen ist im Vergleich zum Vorjahr komplett neu. Das ist nun jenes Material mit dem im letzten Jahr die IDM Toppiloten Bestzeiten hingelegt haben.
Interessant waren für uns beim Pirelli nicht bloß die "Hard Facts", also die nackten Rundenzeiten. Denn bei den Pirellis war es bisher so, dass sie bei den Rundenzeiten mit den Dunlops mithalten konnten. Das Problem war bisher jedoch, dass man das Topniveau der Pneus nur für einen Turn genießen konnte.
Grammer: "Einen Turn mit einem SC1 vorne, SC1 hinten fuhren wir in Brünn mit Top Rundenzeiten. Einmal neu aufheizen, ein paar Tage später bei gleichen Aussenbedingungen war der Reifen eine Sekunde langsamer. In der Praxis also ein teurer Spaß - wir mussten ständig frische Reifen aufziehen."
Es war nicht so, dass die Traktion nachließ sondern das Handling vom Vorderrad war einfach nicht mehr so präzise. Das wurde nun deutlich besser. 300 km auf der Rennstrecke sind mit mehrmaligen aufheizen, ohne Performanceverlust möglich. Top ausgesehen hat das Reifenbild vom Pirelli vorne meist auch schon früher, nun passt jedoch auch die Leistungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum.
Bei den Vorderreifen aber auch Hinterreifen wurden die Temperaturfenster breiter. Der SC2 zum Beispiel kommt nun bei den Rundenzeiten deutlich näher an den SC1 ran. Beim Test funktionierte er trotz einem Streckentemperaturunterschied von 20 Grad (vormittag zu nachmittag) makellos. Er ist ein grandioser Tipp für Langstreckenrennen oder an kühleren Tagen auf Strecken wie dem Slovakiaring.

Der Pneu ist für Spitzenpiloten auch perfekt um an einem intensiven Setup-Tag mal eine neue Fahrwerkseinstellung auszutüfteln. Denn vom Charakter her ist er dem SC1, dem man dann beim harten Rennen einsetzt, sehr ähnlich und vom Rundenzeitenniveau nicht weit weg. Profis wissen es, Einsteigern sei es hier noch mal gesagt: Sportpneus wie den Supercorsa muss man unbedingt mit Reifenwärmer vorheizen. Nicht bloß aus Sicherheitsgründen, sondern auch um unnötigen Reifenverschleiß zu verhindern sind Reifenwärmer unbedingt nötig. Die schwarzen Teile sind mittlerweile pures Chemie-Hightech und müssen eben auch ein wenig wie eine Diva behandelt werden.

Luftdruck beim Test: 2,5 bar vorne (heiß). 1,7 bar hinten (heiß)

Grammer: Die Supersport-Profilreifen von Pirelli sind mit dem 2013er Update die Nummer 1 am Markt. Beeindruckend auch die Ergebnisse in der IDM wo in der 600er Klasse die Pirellis derzeit das Maß der Dinge sind.


Pirelli Diablo Superbike

Cool, cooler am coolsten! Schon alleine aus optischen Gründen machen sich Slicks am Rennstreckenmotorrad richtig gut. Wer Slicks fährt ist schnell - so das Urteil der Kumpels die Dein mit Slick bereiftes Bike umschwirren. Doch wie auch bei den SC Pirellis ist das Niveau der Reifen sehr hoch und der Umgang nicht mehr so unkompliziert wie früher mal. Reifenwärmer sind Pflicht, exakte Drücke (heiß gemessen) ebenso wie eine gründliche Aufwärmphase von 1 Stunde bei 80 Grad. Doch dann kann genossen werden.
 
Besonders erfreulich ist die - bereits beim Profilreifen erwähnte - Präzision und Linientreue des Vorderreifens. Gerade in diesem Punkt hatte der Pirelli-Slick Aufhohlbedarf gegenüber dem Mitbewerb.
Nun wird auch nach mehrmals aufgeheiztem Reifen der Kurvenradius nach dem Lösen der Vorderbremse nicht mehr größer und größer und dadurch der Platz am Kurvenausgang knapp.

Am heutigen sonnigen und trotzdem kühlen Testtag erweist sich der zu testende SC2 Hinterreifen als die richtige Wahl. Obwohl die GSX-R 1000 praktisch im Dauereinsatz war, hinterließ der Pirelli bei allen Fahrer einen sehr guten Eindruck. Grip und Fahrverhalten ließen keine Wünsche offen.
Achtung, der 200/60er ist ein mächtiges Trum - eventuell muss daher die Höhe des Fahrwerks angepasst werden um das vorhandene Potential vollständig zu nutzen.
Die gefahrene Rundenzeit war ca 1 Sekunde unter der des Profilreifens. Wobei dieser Zeitvorteil nur von den eher versierten Piloten zu generieren sein wird.
Den 1er Slick vorne kann man das ganze Jahr auf allen Sportmotorrädern verwenden - unabhängig von Temperatur und Strecken - nur auf der BMW S 1000RR ist der 2er, bedingt durch die steife Front, durchaus eine Option.

Der 0er Slick auf der anderen Seite hält mittlerweile auch die Sprintrennen von 8-12 Runden durch - wenn die Streckentemperatur über 30 Grad liegt. Danach hat er aber natürlich seine besten Zeiten hinter sich und ist nur noch im freien Fahren zu gebrauchen. Das Temperaturfenster wurde bei allen Mischungen breiter und das macht es natürlich für die Rennfahrer weniger komplex die richtigen Pneus zu bevorraten. Im Kombination mit der gesteigerten Ausdauer wird mit den neuen Pirellis sowohl das Montagewerkzeug als auch der Geldbeutel geschont.

Pirelli Road/Racing Reifendrucktabelle


Interessante Links:

Text: nastynils
Fotos:
1000ps, Pirelli

Bericht vom 05.06.2013 | 42.120 Aufrufe

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