Aprilia Caponord 1200

Die Elektronik übernimmt auch bei den Reiseenduros die Kontrolle. Aprilia Caponord 1200.

aprilia caponord

Aprilia Caponord 1200 da schneit´s Bits und Bytes!

ABS, Ride by Wire, ACC, ATC, ADD die Caponord 1200 wird von einem ganzen Haufen an Kürzeln garniert, die es elektronisch in sich haben. Die Helferlein kommen aber nicht nur der Sicherheit, sondern auch der besseren Fahrbarkeit zugute.

Dass Aprilia nicht nur mit kleinen Hubräumen erfolgreich umgehen kann, beweisen die Italiener seit der RSV Mille eindrucksvoll bereits der erste 1000er-V2-Motor der Firmengeschichte war nicht nur potent und überwältigte mit einem betörenden Sound, er war auch erstaunlich zuverlässig. Dass Modelle der ersten Serie mit über 50.000 Kilometern immer noch anstandslos laufen, ist keine Seltenheit. Seit einigen Jahren vertraut man bei Aprilia bei den Superbikes zwar auf noch extravagantere V4-Motoren, der gute, alte V2 wurde trotzdem nicht vergessen.

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Der Name Caponord ist kein Zufall
In der Dorsoduro 1200 debütierte vor wenigen Jahren ein neuer V2-Motor mit ordentlichen 1200 Kubik wenn schon, denn schon! 130 PS wuchtet das Triebwerk in der Dorsoduro auf die Kurbelwelle, für eine potente Supermoto wohl mehr als genug. Nun besinnen sich die Italiener aber endlich wieder auf die langjährige Tradition im Grossenduro-Segment, der Name Aprilia Caponord ist schliesslich nicht neu, sondern war bereits vor über 10 Jahren ein fester Bestandteil des Aprilia-Sortiments. Interessanterweise dachte ich bereits im letzten Jahr, als ich die Dorsoduro 1200 einem Vergleich mit anderen potenten Zweizylinder-Supermotos unterzog, dass sie sich eigentlich viel besser als zwar sehr sportliche aber auch gemütliche Reiseenduro eignen würde nur fehlte der grossen Dorso dafür eben eine höhere Scheibe.



Der Motor muss sich nicht verstecken
Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis sowohl Techniker als auch Marketingexperten bei Aprilia das überaus beliebte Segment der Grossenduros anvisieren. Der Motor der neuen Caponord 1200 stammt also aus der Dorsoduro 1200, verliert durch eine geänderte Auspuffführung fünf läppische Pferdestärken und hält nun bei 125 PS bei 8250 Touren. Das Drehmoment von 117 Newtonmeter bei 6800 Umdrehungen kann sich ebenfalls sehen lassen und muss sich vor der Konkurrenz keinesfalls verstecken. Der Motor zieht damit bereits ab rund 2000 Touren souverän hoch und dreht bis knapp über 9000 Touren - man kommt aber dank der schmalzigen Mitte nicht wirklich in Versuchung, den Drehzahlbegrenzer zu bemühen. Insgesamt behält das Triebwerk also weitestgehend den herrlichen Charakter, den es auch auf der Dorsoduro an den Tag legt.

Die Caponord 1200 ist keine Kostverächterin
Einziger Wermutstropfen ist, dass die Caponord 1200 ebenso wie ihre Schwester keine Kostverächterin ist. Trotz zuvor vollem 24 Liter-Tank war die Aprilia nach knapp 200 Kilometern am letzten Balken der Anzeige. Mit üppig angenommener Reserve für 50 Kilometer bleibt also dennoch ein Verbrauch von fast 10 Litern. Als würdige Entschuldigung bringt die grosse Capo neben den guten Fahrleistungen auch diesen typischen Zweizylinder-Sound ins Spiel, klingt dabei sehr kernig und bollert dahin, dass es bestimmt jedem Zweizylinder-Fan unter die Haut geht. Sie wird dabei aber nie unangenehm laut was auf einer Reiseenduro auf Dauer ja auch stören würde.

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Elektronik beherrscht das Geschehen
Die wahre Revolution an der neuen Caponord 1200 ist hingegen ganz stumm, die Abermillionen Bits und Bites surren geräuschlos durch die Kabelstränge - die neue Caponord 1200 strotzt nur so vor Elektronik: ABS, RbW, ACC, ATC und ADD sind die Zauber-Kürzel von denen der Fahrer auf all seinen Wegen unterstützt wird. Ich beginne bei dem Kürzel, das mittlerweile auch aus der Motorradwelt nicht mehr wegzudenken ist das ABS ist dreifach verstellbar oder überhaupt deaktiverbar und verzögert die Capo 1200 in Verbindung mit den beiden 320er-Scheiben und den radial montierten Brembo-Vierkolbenbremszangen solide. Praktisch ist auch, dass man bei Montage anderer Reifen das System auf den neuen Umfang des Reifens kalibrieren kann.

Für jede Stiuation ein eigener Modus
Das Kürzel RbW ist hingegen noch nicht allen Motorradfahrern geläufig, wird wohl aber auf Dauer in allen Klassen Einzug halten. Ride by Wire bedeutet nichts anderes, als dass die Caponord 1200 auf das gute alte Gasseil verzichtet, somit auch der Gasgriff von der Elektronik gelesen und die Einspritzanlage per Computer gesteuert wird. Resultat ist nicht nur ein ebenso sanftes als auch direktes Ansprechverhalten sondern drei, ganz einfach vom Lenker aus bedienbare Leistungsmodi - Touring mit voller Leistung und sanftem Ansprechen, Sport mit voller Leistung und schärferem Ansprechen, Regen mit 100 PS und sanftem Ansprechen.

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Der Tempomat funktioniert ganz einfach
Der Tempomat ACC (Aprilia Cruise Control) funktioniert ebenfalls watscheneinfach, indem er einfach bei der gewünschten Geschwindigkeit aktiviert wird. Beschleunigt man, macht das die Maschine ohne Mucken mit, beim Gaswegnehmen pendelt sich die Maschine wieder bei der vorher gewählten Geschwindigkeit ein. Zum Deaktivieren muss man nur kurz die Bremse antippen. Die Traktionskontrolle ATC (Aprilia Traction Control) ist zumindest bei Aprilia nichts Neues, dementsprechend ausgereift funktioniert das dreifach verstellbare oder ganz abschaltbare System.

Das Fahrwerk übernimmt die Elektronik
Besonders stolz sind die Italiener auf das elektronisch verstellbare Fahrwerk ADD (Aprilia Dynamic Damping), das anders als bei den meisten Konkurrenten mit Druck- anstatt Beschleunigungssensoren arbeitet, weil laut Techniker auf einem Motorrad mehr Vibrationen das System beeinflussen als im PKW. Die Hardware, also die vordere USD-Telegabel mit 43 Millimeter Durchmesser und das hintere Monofederbein - beide voll verstellbar - stammen von Sachs. Die Elektronik wiederum lässt dem Fahrer erstaunlich wenig Einstellmöglichkeiten, stattdessen wird vom Computer automatisch die richtige Abstimmung ausgesucht. Das ganze funktioniert natürlich blitzschnell und im Grossen und Ganzen sehr gut. Ergebnis ist nämlich ein stabiles Fahrverhalten, das dennoch eher auf der sanfteren Seite angesiedelt ist, als sportliche Naturen zu begeistern.

Die Fussrasten sind schnell weggefräst
Weniger gut ist dabei das spürbare Aufstellmoment beim Bremsen in Kurven das vermiest ein wenig die ansonsten sehr klare Linie, die mit der Caponord 1200 gezogen werden kann. Für eine gemässigte Fahrweise spricht auch, dass die Fussrasten recht flott den Asphalt busseln was zwar auf Dauer nicht nur die Angstnippel sondern die ganzen Rasten wegfräst, das Fahrvergnügen aber grundsätzlich nicht stört. Ich fasste jedenfalls trotz dieser Tatsache sofort Vertrauen zu der souveränen Italienerin mit ihrem stabilen Fahrwerk.

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Ergonomie und Optik stimmen
Die Ergonomie entspricht wiederum ganz dem gemütlichen Reisen, der Abstand zum breiten Lenker ist langstreckentauglich, durch das verstellbare Windschild werden die Verwirbelungen am Helm erst ab knapp 160 km/h deutlich spürbar und der Kniewinkel ist ebenfalls angenehm und daher für die weite Reise akzeptabel. Der Sattel ist sehr bequem, gut konturiert und sieht auch noch gut aus - überhaupt kommt die neue Caponord 1200 nicht mehr ganz so kantig wie die Vorgängerin daher, sondern mit vielen angenehmen und eigenständigen Rundungen. Dass an der Front nun nach dem Riesen-Roller SRV 850 auch bei der Grossenduro das Superbike-Gesicht der RSV4 Einzug hält, sieht nicht nur gut aus, sondern ist vermutlich auch gut fürs Image.

Ein kleiner Trick für ein besseres Aussehen
Die beiden Koffer sind ebenfalls sehr dynamisch gestaltet und passen daher bestens zur Caponord 1200. Ein Vollvisierhelm findet zwar keinen Platz darin, dafür bieten sie das gleiche Volumen und erleichtern somit das Beladen. Erreicht wird die gleiche Grösse durch den weit unten montierten Endtopf, der bei abgenommenem rechten Koffer nach Lösen zweier Schrauben sogar um einige Grad nach oben gekippt werden kann was sich natürlich wiederum positiv auf die sportlichere Optik auswirkt.

Fazit
Die Aprilia Caponord 1200 ist also ein durchaus modernes und praktisches Motorrad, das mit zahlreichen (ausgereiften) Elektronikfeatures das Reisen auf der Grossenduro erleichtert, verbessert und sicherer macht. Das aufwändige Fahrwerk schafft einen gelungenen Kompromiss zwischen sportlicher Fahrweise und Langstreckenkomfort, wenn auch durch die früh aufsetzenden Fussrasten eine supersportliche Gangart eingeschränkt wird. Bei gemütlicherer Fahrweise lässt sich dafür wiederum der höhere Verbrauch in den Griff bekommen und man kann die bequeme Ergonomie geniessen. Wer im Übrigen keinen Wert auf so viel Elektronik legt, kann seine Caponord 1200 auch in einer abgespeckten Version bestellen, die lediglich mit ABS und Traktionskontrolle ATC aufwartet. Allerdings müssen dann auch die beiden Seitenkoffer extra geordert werden.

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Interessante Links:

Text: 1000ps
Fotos:
1000PS, Aprilia

Fazit: Aprilia Caponord 1200 ABS 2013

Die Aprilia Caponord 1200 ist also ein durchaus modernes und praktisches Motorrad, das mit zahlreichen (ausgereiften) Elektronikfeatures das Reisen auf der Großenduro erleichtert, verbessert und sicherer macht.


  • Herrlich charakteristisches Triebwerk
  • ABS dreifach verstellbar
  • simpler Tempomat
  • elektronisches Fahrwerk
  • Ergonomie und Optik stimmen.
  • Rascher Treibstoffkonsum
  • spürbares Aufstellmoment beim Bremsen in Kurven.

Bericht vom 10.04.2013 | 28.457 Aufrufe

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