ZX-6R 636 Sturzbericht

Erster Test und erster Sturz einer Kawasaki ZX-6R 636 in Österreich. Hin bei Kilometerstand 3.

Kawasaki ZX-6R 636 2013

"Der reiß i des Wüde owa!"
 

Kawasaki ZX-6R 636 - Testversuch

Der letzte Motorradtest der Saison. Der allerletzte für die Kawa.

Für manche ist die Saison erst dann vorbei, wenn sie am Boden liegen. Wer die Zeichen der (Jahres-)zeit nicht richtig zu deuten weiß, geht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in die Knie. Ob von einer Krankheit in die Windeln geprackt oder vom Schicksal ins Kies geworfen, man wird am Ende nie als Sieger dastehen.

Für den 22. November würde ich nördlich von Sizilien zwar keinen Motorradtest auf der Rennstrecke mehr ansetzen, aber persönliche Befindlichkeiten und Präferenzen sind im professionellen Einsatz beiseite zu stellen, um ein optimales und repräsentatives Ergebnis zu erzielen. Es galt also, die erste Kawasaki ZX-6R 636 Modell 2013 von der Moto GmbH abzuholen und zum Pannoniaring zu überführen, um sie dort in Ruhe und Frieden exklusiv probezufahren. Im Pflichtenheft war vor allem das mehrfache Beschleunigen bis 200 km/h aus dem Stand auf der Start-Ziel Geraden als Testszenario zur Bewertung der Traktionskontrolle als Hauptpunkt ausgewiesen. Dazu sollte es nicht mehr kommen, es sollte eigentlich zu gar nichts mehr kommen.

 
 
Wenn wir von der ersten ZX-6R 636 Modelljahr 2013 sprechen, dann sprechen wir von einem unter Hochdruck von Importeur Peter Huber in die Alpenrepublik befehligtes Motorrad, das nach einem kurzen, äußert vorsichtigen Besuch an der Tankstelle mit einer Kilometerlaufleistung von 1 leihweise an die 1000PS Internet GmbH übergeben wurde. Ich hatte die Worte von Werkstattleiter Magic Alois keineswegs ignoriert, ich hatte sie nur nicht ernst genug genommen. Der Asphalt in Vösendorf war sehr schmierig und kalt, die Reifen neu. Doch es würde nicht das erste Mal sein, einen positiven Kanal zwischen drei negativen Einflüssen finden zu müssen. Eigentlich lief dann auch alles glatt, nur leider zu glatt.

Kilometerstand: 1

Bis auf ein paar Regentropfen kurz vor der Rennstrecke nahe der ungarischen Stadt Sarvar war das Wetter für einen Tag im Spätherbst ganz passabel. Außer uns hatte sich natürlich niemand auf den Pannoniaring verirrt und so durften wir kostenlos die Strecke benützen; einfach Schranken wegziehen und los. Die ersten Szenen im Fahrerlager waren schnell abgedreht, nur ein Stativ konnte zitterfreie Aufnahmen sicherstellen. Bevor es dann raus auf die Strecke ging, montierten wir sicherheitshalber noch 4 Onboardkameras, um den maximalen Output mit minimalem Aufwand zu erzielen.

Im Nachhinein hat man mir Reifenwärmer empfohlen, allerdings war ich davon ausgegangen, dass die Pneus nach einer halben Runde sowieso wieder ausgekühlt gewesen wären und die Straßenreifen mit den niedrigen Temperaturen gut zurecht kommen würden. Ich beschleunigte bestimmt aber kontrolliert aus der Boxengasse. Wie ich es von der Autobahn gewohnt bin, drehte ich bei exakt 130 km/h ab. Dass die Traktionskontrolle untätig blieb, war für mich der Beweis für ausreichend Grip und ich hatte noch genügend Zeit, die erste Kurve gefahrlos anzubremsen. Ich dachte nicht im Entferntesten daran, dass ich mich bereits mitten in einer akuten Gefahrensituation befand, deren Folgen praktisch nicht mehr zu verhindern waren.

 

Kawasaki ZX-6R 636 2013
Absolutes Fehlverhalten bei unterirdischen Verhältnissen hebelt jedes ABS aus.
Kawasaki ZX-6R 636 2013
0 auf 130 auf 80 auf Sturz in 10 Sekunden.

Zwischen Zeitlupe und Zeitraffer.

Dann folgte die den meisten gefallenen Reitern bekannte Twilight Zone zwischen Zeitlupe und Zeitraffer. Besonders die Slide-Phase kam mir ziemlich lange und noch immer nicht wie der Point-of-no-Return vor. Wie mittels Videoanalyse leicht zu beweisen ist, dauerte es tatsächlich nur einen Moment, bis der Übergang vom Slide in den Rutsch abgeschlossen war. Und plötzlich lag alles nur mehr in den Händen Gottes bzw. im Kies verteilt. Aus. Man hat dann sofort ein repertierendes Déjà-vu, als würde eine DVD hängen bleiben und mehrmals die selbe Szene abspielen. Das führt einerseits dazu, dass man der traurigen Wahnvorstellung verfällt, den Lauf des Schicksals rückwirkend noch ändern zu können. Andererseits brennt sich das Ereignis in dein Gedächtnis ein. Das Hantieren mit der Leiche führt nach und nach dazu, die Realität wieder als solche zu begreifen. Im Grunde durchlebt man die 5 Phasen der Elimination im Schnelldurchlauf: Leugnen, Wut, Verhandeln, Depression und Akzeptanz. Ungewöhnlich war allerdings, dass bei der Moto GmbH nicht mit mir verhandelt wurde, ich wurde einfach ausgelacht.

Ich hätte so gerne gewusst, um wie viel besser 636 Kubik als 599 Kubik von unten und der Mitte heraus gehen. Ob die 3-stufige Traktionskontrolle bei einem Motorrad mit 131 PS (137 mit RAM-Air) Sinn macht und wenn ja, wo und wie es mich schneller macht. Und ob die ZX-6R in Kurven wirklich so viel Spaß bringt, wie Kawasaki behauptet. Ich bin nur leider keine einzige Kurve gefahren. Kilometerstand: 3.

 

Interessante Links:

Text: kot
Fotos:
1000PS

 

Fazit: Kawasaki Ninja ZX-6R 636 2012

Wenn wir von der ersten ZX-6R 636 Modelljahr 2013 sprechen, dann sprechen wir von einem unter Hochdruck von Importeur Peter Huber in die Alpenrepublik befehligtes Motorrad.


  • Hohe Geschwindigkeiten möglich
  • ausreichender Grip
  • Leicht kompliziertes Fahrwerk.

Bericht vom 04.12.2012 | 21.280 Aufrufe

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