GSX-R1000 im Alltag

Manche sind schon mit einem Hund überfordert, wir müssen mit 185 Pferden zurecht kommen.

Suzuki GSX-R1000
 

Suzuki GSX-R 1000 im Alltag

Als einziges Superbike pfeift die Kilogixxer auf elektronische Helferlein á la Traktionskontrolle, ABS, Wheelie Control, Launch Control, etc. Kann das scharfe Eisen trotzdem voll punkten oder fehlen ihr zu viele Bits und Bytes?
 

Wir schreiben das Jahr 2001, die brandneue Suzuki GSX-R 1000 erblickt das Licht der Welt und ist mit ihren 160 PS bei 9500 Umdrehungen das schärfste käufliche Superbike, das es je auf diesem Planeten gab! Tja, das ist mittlerweile über ein Jahrzehnt her und vor 160 PS machen wir uns schon lange nicht mehr ins Hoserl. Die technische Entwicklung ist gottlob nicht stehen geblieben und selbst 167 PS auf einem Naked Bike sind heutzutage schon ganz normal, erst recht 185 PS auf einem potenten Superbike. Allerdings kommt es ja immer darauf an, wie sich diese 185 Pferde gemeinsam benehmen sind sie etwa störrisch, macht das ganze Bike keinen rechten Spaß, sondern nur Arbeit. Sind die Pferde aber zahm und lassen nur auf Bestellung die Sau raus, ist das Ganze ein absoluter Hochgenuss! Eine von diesen herrlich zu fahrenden Maschinen ist eben die Suzuki GSX-R 1000 des heurigen Jahrgangs, der sich optisch nur geringfügig vom Modell des Vorjahres unterscheidet.

Suzuki GSX-R1000

Ein Schalldämpfer fehlt.


Ein paar Retuschen bei der Lackierung, andere Pickerln und fertig ist das neue Modell. Die größte Neuerung befindet sich links hinten, wobei sie sich ja eigentlich nicht links hinten befindet fehlt dort nämlich der Endschalldämpfer, ist es das Modell 2012, das nun mit nur einem Topf auf der rechten Seite auskommen muss. Fürs erste egal, der Motor kann auch durch ein einzelnes Röhrl gut ausatmen und präsentiert sich ab dem ersten gefahrenen Meter total angenehm und gutmütig. Wobei gutmütig auch immer gerne mit verweichlicht gleichgesetzt wird, die GSX-R 1000 kann aber auch anders. Wer es unbedingt wissen möchte, erlebt beim ungenierten Gasaufreißen sein blaues Wunder. Dann zeigt die Suzuki ihre Zähne und katapultiert die Maschine samt Fahrer vorwärts, dass dieser hoffentlich vorher schon einmal ein ähnlich starkes Motorrad ausgewunden hat.

Besonders eindrucksvoll ist die Kraft von weit unten, die GSX-R 1000 kann selbst bei niedrigsten Touren nicht aus der Fassung gebracht werden. Sogar im sechsten Gang kann von knapp über 1000 Umdrehungen ohne Ruckeln und Stampfen hochgedreht werden. Perfekt zu dieser stoischen Ruhe passend sitzt man auf der Suzi zwar sportlich aber für ein Superbike fast schon bequem. Der Pilot wird herrlich in der Maschine integriert, die Last auf den Armen ist aufgrund der gestreckten Haltung natürlich schon spürbar, im Klassenvergleich aber durchaus schmerzfreier als auf anderen Fabrikaten.

Suzuki GSX-R1000

Die GSX-R wird zum Rechtsträger. Auch die Farbauswahl, blau-weiß oder schwarz, gibt sich reduziert.

Suzuki GSX-R1000


203 Kilo fahrbereit.


Es gibt sicher einige, die sich an dieser kuscheligen Einbettung des Fahrers auf der Rennstrecke stoßen und der Trend geht ja immer mehr zu radikal eng geschnittenen Geometrien. Für den Landstraßen- und Stadtbetrieb ist es aber sehr fein, dass man ein verhältnismäßig großzügiges Platzangebot geboten bekommt. Dementsprechend unkompliziert und vergleichsweise leichtfüßig benimmt sich die große Gixxer in Sachen Handling. Natürlich ist ein 1000er-Superbike kein 600er-Supersportler, die Ingenieure haben aber nicht zu viel versprochen, die Abmagerungskur hat durchaus gefruchtet. 203 Kilo fahrbereit sind ein guter Wert, die Massen sind ordentlich zentralisiert und das Benehmen dadurch selbst in engen Kurven anständig handlich und agil. Die GSX-R 1000 ist damit auch ein richtiges Superbike der alten Schule: Draufsetzen, wohl fühlen, schnell sein.

Lediglich in Sachen High-Tech muss die Suzuki passen, da haben alle anderen Konkurrentinnen mehr zu bieten. Ob man es braucht, sei dahin gestellt, ABS auf der Rennstrecke etwa ist ja so eine Sache: Manche finden es gut, andere wiederum vertrauen lieber sich selbst, als einer unscheinbaren Elektronik-Einheit. Fest steht jedenfalls, dass sich die Mehrinvestition schon nach einer einzigen brenzligen Situation amortisiert wem auch nur ein noch so kleines Hoppala auf öffentlicher Straße oder Rennstrecke passiert, zahlt meist schon für die kleinen Blessuren an der Maschine mehr, als das ABS gekostet hätte. Bei der Suzuki GSX-R 1000 stellt sich diese Frage aber erst gar nicht. Auch eine Traktionskontrolle sucht man vergebens, mit der GSX-R 1000 dürfen noch fette, schwarze Striche gezogen werden absichtlich oder nicht, der Pilot hat es in der Hand.


Vorbildlicher Drehzahlmesser. Bitte weiter so.


Das Fehlen der Elektronik-Features, die bei anderen Herstellern schon serienmäßig geboten werden, ist dennoch erstaunlich leicht zu verkraften. Die Suzuki GSX-R 1000 hat ein sehr gut abgestimmtes Fahrwerk, angemessene Bremsen und einen Motor, der auch ohne Regelelektronik sehr kräftig aber ebenso sanft zu Werke geht. Auch bei den Armaturen gibt es keine Sensationen, Suzuki vertraut nach wie vor auf die Kombination analoge Drehzahl, digitale Geschwindigkeit. Vor allem der große Drehzahlmesser ist bestens ablesbar, weshalb wir schon jetzt die Ingenieure bitten, beim Nachfolgemodell nicht blindlings auf den digitalen Zug aufzuspringen und wie schon viele andere Hersteller ein unübersichtliches und schlecht ablesbares Riesendisplay zu verbauen, bei dem die Drehzahl so schlecht zu erkennen ist, dass man sich lieber auf sein Gehör als auf die Anzeige verlässt.

Suzuki GSX-R1000

Für den Alltagsbetrieb ist ein stimmiges Gesamtpaket besonders wichtig. Das hat Suzuki in 11 Jahren Bauzeit sehr gut hinbekommen.


Vergleichsweise günstig.


Insgesamt ist die Suzuki GSX-R 1000 vielleicht technisch nicht der letzte Schrei, die universelle Auslegung hat aber auch ihren Charme. Mag schon sein, dass der Markt für 1000er-Superbikes immer weiter schrumpft und es mag auch stimmen, dass die derzeitige Preisgestaltung diese Motorradgattung einer sehr elitären Schicht vorbehält. Wer aber Wert auf größtmögliche Beschleunigung und höchsten Spaßfaktor legt, bekommt mit der Suzi ein vergleichsweise günstiges Angebot.

 
Suzuki GSX-R1000

 

Text: Vauli
Fotos:
1000ps

   

Fazit: Suzuki GSX-R 1000 2012

Mag schon sein, dass der Markt für 1000er-Superbikes immer weiter schrumpft und es mag auch stimmen, dass die derzeitige Preisgestaltung diese Motorradgattung einer sehr elitären Schicht vorbehält. Wer aber Wert auf größtmögliche Beschleunigung und höchsten Spaßfaktor legt, bekommt mit der Suzi ein vergleichsweise günstiges Angebot.


  • Angenehmer, gemütiger Motor
  • kräftiges Getriebe
  • sportliches, bequemes Sitzen
  • leichtfüßiges Handling
  • gut abgestimmtes Fahrwerk
  • Radikal eng geschnittene Geometrien
  • technisch etwas verbesserbar.

Bericht vom 25.07.2012 | 9.786 Aufrufe

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