GET Traktionskontrolle

Traktionskontrolle im Gatsch. Was das System kann und was nicht.
 

GET Traktionskontrolle

Technische Fahrhilfen sind auf Road Racing Bikes schon lange nichts Neues mehr, im Offroad Bereich allerdings schon. Wir trafen uns mit GET Importeur Peter Bogoly und Enduro Master Herbert Lindtner zum Testride in Wimpassing.
 
Die technischen Innovationen im Enduro Sport halten sich sehr in Grenzen. Bis auf kleine Änderungen an Motorcharakteristik und Fahrwerk hat sich an den Bikes in den letzten Jahren sehr wenig getan. Hat vielleicht auch damit zu tun, dass Endurofahrer Neuem etwas skeptisch gegenüber stehen. Ich erinnere mich da an den Elektro- Starter, den KTM 2007 bei den 300er Modellen einführte. Abschätziges Lächeln und Missachtung erntete man damals im Fahrerlager, wenn man sich für diese Innovation aussprach. Heute, fünf Jahre später, ist das "Knopferl" bei fast allen KTM, Husaberg und GasGas 2-Taktern Serie und niemand zweifelt auch nur im Ansatz daran. Ähnlich verhält es sich zur Zeit auch bei der Traktionskontrolle. "Im Gespräch wird das GET System oft belächelt und für unnötig befunden. Die Meinungen ändern sich allerdings nach einem Testride sehr schnell" meint Herbert Lindtner mit einem breiten Grinser im Gesicht. Lindtner ist nicht nur amtierender Enduro Master, sondern tüftelt schon seit Jahresbeginn gemeinsam mit Importeur Peter Bogoly an dem System.
 

GET beim Bogy.


Wie das System funktioniert erklärt der Bogy so "Für das GET System sind zwei Werte relevant. Zum einen die Motordrehzahl, zum anderen die Drosselklappenstellung. Diese beiden Werte werden gegenübergestellt und müssen sich in einem bestimmten Verhältnis zueinander bewegen. Wenn die Motordrehzahl sprunghaft ansteigt, merkt die GET Steuerung, dass das Hinterrad durchdreht und regelt dann sofort die Motordrehzahl herunter." Somit sind keine anfälligen Sensoren an den Rädern oder sonstige aufwendig zu verbauenden Teile notwendig. Das ganze System besteht im Wesentlichen aus 2 Teilen, einer Steuereinheit, die mit der originalen einfach getauscht wird und einem Drehschalter, mit dem die Sensibilität des Systems geregelt wird. Die Einbauzeit des Systems beläuft sich unter einer Stunde und kann von jedem selbst bewerkstelligt werden.
 

Zur Zeit gibt es zwei verschiedene Varianten:
GET Power: Ist die Standardvariante, bei der die Traktionskontrolle in 10 Stufen regelbar ist und zwischen zwei verschiedenen Mappings auf der Steuereinheit gewählt werden kann:
GET GP1 Evo: Gleich wie bei der Power kann hier zwischen 10 Stufen gewählt werden, der Unterschied liegt in der Steuereinheit, die ist bei der Evo frei programmierbar - die echten Freaks können also Ansprechverhalten, Leistungsverlauf usw. auf ihre Bedürfnisse und Streckengegebenheiten anpassen.

Kostentechnisch liegen die beiden Systeme im humanen Bereich von 448 € für das Power und 850€ für das GP1 Evo.

 
Mit dem Drehschalter lässt sich die Intensität der Traktionskontrolle 10-stufig regeln. Mit dem Mappingschalter kann während der Fahrt zwischen 2 verschiedenen Mappings gewählt werden.

Um das GET System zu testen, wählen wir in der riesigen Schraufstädter Schottergrube fiese Schrägauffahrten, ewige Steilhänge und verwinkelte Schotterkurven. Das Feine an diesem System ist, dass es mittels GPA Schalter während der Fahrt zehnstufig verstellbar ist. Somit lässt sich das System innerhalb von wenigen Sekunden auch ein- oder ausschalten und man erkennt den direkten Unterschied.

Etwas verwundert hat, dass GET nur sehr sanft ins Geschehen eingreift - wer das GET System mit grob eingreifenden Systemen vom Auto vergleichen will, tut sich schwer. GET regelt bei durchdrehendem Hinterrad die Drehzahl nicht komplett runter, sondern geht mit der Drehzahl nur soweit runter wie notwendig. Somit läuft man nicht Gefahr, dass das Bike abstirbt und hat trotzdem optimalen Grip. Der Vorteil liegt darin, dass der Fahrer im Hang nicht mehr darauf achten muss, die Drehzahl so zu wählen, dass das Hinterrad nur sehr wenig durchdreht. Wer allerdings im Hang voll umdreht, dem wird das Hinterrad trotzdem durchgehen. "GET ist eine Fahrhilfe, die den Fahrer etwas entlastet, sie bügelt kleine Fahrfehler aus - schwerwiegende Fahrfehler kann das System nicht mehr beheben" so Lindtner.


Lindtner: GET macht dich nicht besser, aber es entlastet dich.


 
Eine spürbare Hilfe ist das System auch bei heiklen Schrägfahrten auf losem Untergrund. Ohne GET ist hier eine sehr sensible Gashand gefragt, die das Abrutschen des Hinterrades vermeidet. Bei eingeschaltetem System lassen sich die Schrägauffahrten deutliche leichter bewältigen. Ein weiterer Vorteil findet sich auch bei Kurvenfahrten, da am Kurvenausgang bereits voll eingeschenkt werden kann und das Hinterrad so viel Drehzahl bekommt, wie es benötigt.
 


Peter Bogoly erläutert die Vorteile, die während der Fahrt nicht auffallen: "Ein wichtiger Punkt ist der verminderte Spritverbrauch, Herbert kam mit einem Tank je nach Strecke knapp über 2 Stunden Fahrtzeit, durch das Traktionssystem in Verbindung mit einem optimierten Mapping, können wir nun mit der gleichen Spritmenge fast 40 Minuten länger fahren. Bei Ausdauerrennen wie sie Herbert fährt ein entscheidender Vorteil. Außerdem wird durch das System auch der Hinterreifen geschont.

Das GET System ist auf allen Motorrädern mit Einspritzung, sprich allen aktuell Verfügbaren Enduros und MX Modellen, einsetzbar. Bei einem Modellwechsel kann die Hardware mitgenommen werden, die Software muss dann auf das jeweilige Modell angepasst werden.

Wir ziehen Bilanz. Das GET System macht definitiv keinen besseren Fahrer aus dir, es unterstützt und entlastet, das aber in einer spürbaren Art und Weise. Da das System nicht nur aus der Traktionskontrolle besteht, sondern so wie bei der GP1 EVO eine frei programmierbare Steuereinheit beinhaltet, ist das System irrsinnig vielseitig. Das GET System können wir guten Gewissens jedem Offroader weiterempfehlen. Übrigens plant Peter Bogoly auch einen GET Testtag im September. Wann und wo der genau sein wird, erfahrt ihr hier!
 

Lindtner unterstreicht hiermit seine Aussage: Das System entlastet, bessert aber nicht deine Fehler aus.
 


Interessante Links:

Text: arlo
Fotos:
bogoly

Bericht vom 19.07.2012 | 7.667 Aufrufe

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