Yamaha YZF-R1

Gut auf der Landstraße, nicht vorne mit dabei am Ring. 2012 mit Traktionskontrolle.

Superbike Test 2012 - Yamaha YZF-R1

9 aktuelle Superbikes im großen Vergleichstest im spanischen Alcarraz.
Europas führende Motorradzeitschrift MOTORRAD veranstaltete mit Partnerzeitschriften und Websites aus Europa einen großen 1000er Vergleichstest. Austragungsort war die spanische Rennstrecke Alcarraz. 1000PS war mit dabei und bringt euch die Eindrücke der Testpiloten, die Rundenzeiten und alle Infos vom Event online. Im Sattel saßen unter anderem Redakteure, aktive und ehemalige Rennfahrer. Allesamt erfahrene Sportler-Piloten mit zwei Zielen: Schnelle Rundenzeiten und keinesfalls stürzen.


Die Yamaha YZF-R1 kam für diese Saison unter anderem in einem besonders scharfen "50 Jahre GP Sport" Design an den Start. Zusätzlich dazu wurde sie modellgepflegt und mit einer Traktionskontrolle ausgestattet. Beim Test fuhren wir sie auf der Straße und auf der Rennstrecke.

Es gibt sie immer noch, die Landstraßenracer, die nicht auf 12er GS und Co. umgestiegen sind und weiterhin mit ihren Nipponracern am Pass volles Feuer geben. Man hat teilweise wenig Verständnis für diese gebückte Fraktion, doch im Sattel der R1 beginnt man zu verstehen. Ein Tourenmotor mag zwar vernünftig und angenehm sein, wenn der R1-Vierer anschiebt steigt das Adrenalinniveau jedoch in andere Höhen. Das liegt möglicherweise auch an der geilen Soundkulisse mit der man unterhalten wird. Die Zündfolge des Motors macht aus dem Motor zumindest soundmäßig irgendwas zwischen R4, V2 und V4. Kalt lässt das niemanden! Angenehm ist das Vibrationsniveau, welches nicht zuletzt wegen der Zündfolge sehr niedrig ist und daher auch längere Touren zulässt.


Der Sound lässt niemanden kalt


Der Drehmomentverlauf macht einen geschmeidigen Antritt aus den Kehren ab 4000 U/min möglich. So geil die Panigale daneben auch aussieht, am Pass kommt man mit der R1 ganz klar stressfreier voran. Der Motor hängt drehwillig am Gas, das Getriebe ist präzise und das Motorrad macht insgesamt einen sehr hochwertigen Eindruck. Alles perfekt könnte man meinen, bis dann die Rundenzeiten auf der Rennstrecke genommen werden.

Die andere Seite der R1 sind das hohe Gewicht und das Komfortplus auf der Straße, das sich auf der Strecke dann teigig anfühlt sowie der fehlende Zunder im oberen Drehzahlbereich. Man muss den Drehzahlmesser konzentriert im Blick halten, denn die "merkwürdige" Soundkulisse aber auch die Leistungsabgabe kündigen das Ende des Zenits zu wenig an. Wer meint, in der Praxis wäre der Unterschied zwischen 173 oder 200 PS recht klein, hat nur bedingt recht. Denn das stimmt nur auf der Straße, aber eben nicht auf der Rennstrecke. Eine Zielgerade gibt es überall und selbst auf einer kurzen Geraden wie hier, fehlen dann nicht bloß wenige Zehntel auf der Stoppuhr.


173 oder 200 PS - Der Unterschied wird auf der Geraden klar


Auf der Landstraße fährt sie kräfteschonend, hier auf der Rennstrecke muss man jedoch ordentlich am Lenker ziehen, um die, im Vergleich behäbig wirkende Yamaha in die Ecke zu drücken oder von einem Radius in den anderen zu wuchten. Die Ex-Rennfahrer kritisierten auch die "nicht sportive" Sitzposition an der R1. Was ich bei einem Durchschnittsalter der Zielgruppe von ca. 40 Jahren und einem Durchschnittsgewicht von mindestens des Doppelten nicht als Nachteil werten würde. Die kleinen Jockeys jedoch fühlten sich im Sattel von Aprilia und Ducati besser aufgehoben.

Für die Strecke sind die Federelemente auch etwas zu weich abgestimmt. Doch bei den Diskussionen in der Boxengasse musste ich mich dann doch auf die Seite der R1 schlagen. Die Lobhudelei über die Aprilia war ja nicht mehr zu ertragen. Haben die Burschen vergessen, dass sie in der getesteten Factory Variante zig Tausender mehr kostet als die R1? Es wäre vermutlich mal ein guter Test, das gesparte Geld zu nehmen und in Zubehör zu investieren. Die Rundenzeiten würden sehr deutlich zueinander rücken. Kritik gefallen lassen muss sich Yamaha dann aber auch wegen der Bremse. Eigentlich monströs ausgestattet, beisst sie einfach nicht energisch genug zu. Das verwunderte, denn die 6-Kolben Anlage mit Einzelbelägen müsste eigentlich die Wirkung einer quer aufgebauten Stahlbetonmauer auf der Zielgeraden haben. Möglicherweise kann man mit aggressiveren Bremsbelägen Abhilfe schaffen.


Gute Traktionskontrolle


Gut geklappt hat aber der Einstieg in die Welt der Traktionskontrolle. Zum einen bietet das Teil von Yamaha einen brauchbaren Einstellbereich für Straße, Rennstrecke und Rennsport. Zum anderen funktioniert das Teil auch richtig gut und ist sowohl Sicherheits- als auch Speedfeature zugleich.
Insgesamt kriegt die R1 im Modelljahr 2012 die undankbare Rolle des komfortablen, einfach zu fahrenden Sportmotorrades verliehen. Was pragmatisch betrachtet nicht schlecht sein muss, doch versucht das mal euren Kumpels am Stammtisch klar zu machen.
 

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Video Test Yamaha R1 auf der Rennstrecke Alcarraz


 

Video: Eine Runde Onboard auf der Rennstrecke Alcarraz


 
Die Rundenzeiten

Die schnellste Rundenzeit im Sattel der Yamaha war eine 1:41,94, die BMW kam als Spitzenreiter auf 1:39,63. Der Durchschnittswert der Rundenzeiten der drei Fahrer war bei der Yamaha eine 1:43,37. Da hat die Yamaha diesmal die rote Laterne ausgefasst.

Die Leistung (gemessen von MOTORRAD, Leistungsangabe an der Kurbelwelle)

173 PS bei 12.300 U/min, 112 Nm bei 10.000 U/min

Das Gewicht (gewogen von MOTORRAD, vollgetankt)

214 kg

Der Speed (gemessen von MOTORRAD)

0-200 km/h: 7,8 Sekunden
 

Der Preis: (mit ABS)
 

Die Reifen:

9 Motorräder im Megatest sind eine mörder Hacken. Zum Beispiel beim Reifenwechsel. Alle Motorräder wurden für den Test mit Pirelli Supercorsa SC2 ausgerüstet. Die unkomplizierten Reifen eignen sich gut für einen Vergleichstest. Sie bieten gute Eigendämpfung, ein hohes Gripniveau und die Testpiloten erhalten ausreichend Rückmeldung.

Bild links: Rainer Froberg, Mitarbeiter bei MOTORRAD, hat genug zu tun. Denn ganz nebenbei macht beim Superbike Test auch die Truppe von den Verschleißfahrten vom aktuellen Reifentest Station...

 

Das glamouröse Leben des Motorradjournalisten in der Hotelsuite im sonnigen Süden (Bild links). Deutlich härter jedoch das Leben des Fotografen, der frühmorgens sein Fotomoped für die Strecke erst mal ausgraben muss. Die grüne Kiste am Reifengipfel macht auch klar, wie dieser Streich zustande kam.
 

Superbike Vergleich 2012: alle Bikes Im Überblick

Links

Fotos: Markus Jahn

Fazit: Yamaha R1 2012

Insgesamt kriegt die R1 im Modelljahr 2012 die undankbare Rolle des komfortablen, einfach zu fahrenden Sportmotorrades verliehen. Was pragmatisch betrachtet nicht schlecht sein muss, doch versucht das mal euren Kumpels am Stammtisch klar zu machen.


  • Angenehmes Vibrationsniveau
  • starker Motor
  • präzises Getriebe
  • hochwertiger Eindruck
  • Gute Traktionskontrolle.
  • Hohes Gewicht
  • Federelemente etwas zu weich abgestimmt
  • relativ schwache Bremsanlage.

Bericht vom 07.06.2012 | 14.038 Aufrufe

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